Netzbetreiber klagt auf eine Milliarde US-Dollar Schadensersatz
Die Gangart unter den Betreibern und Herstellern globaler Netzinfrastruktur für die Telekommunikationsindustrie wird schärfer. Global Crossing, Betreiber eines globalen Glasfasernetzes und Anbieter von Infrastrukturdiensten für Telekom-Carrier, beschuldigt Tyco International, durch den Diebstahl von Geschäftsgeheimnissen einen Schaden von mehr als einer Milliarde US-Dollar verursacht zu haben und hat Tyco auf einen entsprechenden Schadensersatz verklagt.
Global Crossing betreibt ein globales Glasfasernetz, zu dem unter anderem Transatlantik-Verbindungen zwischen Europa und den USA sowie Netze in einzelnen Ländern und Kontinenten gehören. Bis zum Ende des Jahres will die Firma den weltweiten Ausbau abgeschlossen haben. Global Crossing machte mit seinen Netzen im letzten Geschäftsjahr einen Umsatz von rund 1,7 Milliarden US-Dollar. Tyco ist Hersteller von elektronischen und optischen Komponenten sowie Kabeln für Untersee-Verbindungen; bislang war die Firma einer der größten Zulieferer für die weltweiten Projekte von Global Crossing.
Harte Bandagen
Auch für ein unterseeisches Glasfasernetz rund um Südamerika waren die beiden Unternehmen Partner – Global Crossing beschuldigt Tyco nun, die Firma habe ihr Wissen über die Pläne missbraucht, um sich an einem konkurrierenden Projekt für dieses Netz zu beteiligen. Am 28. April 1999 hatte Global Crossing den Vertrag mit Tyco geschlossen, nachdem das Unternehmen das Netz in Südamerika bauen sollte. Zuvor habe man Monate über die Bedingungen verhandelt; im Zuge dieser Verhandlungen habe Tyco sehr viele vertrauliche Informationen von Global Crossing erhalten. Knapp zwei Wochen nach Vertragsabschluss und nur fünf Tage nach einer ersten Zahlung von 40,8 Millionen US-Dollar von Global Crossing habe Tyco dann bekannt gegeben, dass man für den spanische Telekom-Riesen Telefonica ein anderes Untersee-Kabelnetz rund um Südamerika bauen wolle. Gleichzeitig beteiligte sich Tyco mit 25 Prozent an der Telefonica-Tochter, die für dieses Projekt zuständig ist. Dadurch sei Tyco vom Zulieferer zum Konkurrenten geworden, erklärte Global Crossing; außerdem glaube man, dass Tyco mit Telefonica und Global Crossing gleichzeitig verhandelt habe und dieselben Mitarbeiter an beiden Projekten beteiligt gewesen seien. Man sei daher auch nicht verwundert, dass das Telefonica-Projekt "bemerkenswerte Ähnlichkeiten" mit den eigenen Plänen habe.
Die Anschuldigungen von Global Crossing gehen aber noch weiter: Tyco habe darüber hinaus während des Baus eines anderen Glasfasernetzes rund 110 Millionen US-Dollar über Scheinbelege abgerechnet und versucht, mehr Geld aus Global Crossing "herauszupressen", indem Tyco die Einstellung wichtiger Arbeiten an dem Projekt androhte. "Wir bedauern zutiefst, zu einem Rechtsstreit mit Tyco, unserem Zulieferer für einige unserer früheren Systeme, Zuflucht nehmen zu müssen. Aber nachdem wir fast ein Jahr erfolglos versucht haben, unsere Differenzen beizulegen, blieb uns zu juristischen Schritten keine Alternative, um unsere Rechte zu sichern und unsere Anteilseigner zu schützen", erklärte Leo Hindery, Chef von Global Crossing.
Falscher Zeitpunkt
Tyco weist die Vorwürfe von Global Crossing natürlich weit von sich. "Wir haben die Klageschrift bislang noch nicht zu Gesicht bekommen. Wir glauben jedoch, die Ankündigung ist ein weiterer Schritt im Bestreben von Global Crossing, die Zahlung von ausstehenden Beträgen zu vermeiden, die auf Grund von Arbeiten, die Tyco Submarine Systems durchgeführt hat, entstanden sind", heißt es in einer Erklärung des Unternehmens: "Unsere Anteilseigner können sicher sein, dass wir uns auf das Entschiedenste gegen die Vorwürfe zur Wehr setzen werden."
Der Rechtsstreit kommt für Tyco allerdings auch recht ungelegen. Das Unternehmen plant, in nächster Zeit seine Abteilung für Unterseekabel an die Börse zu bringen. Tyco hofft, daraus eine Kapitalspritze von rund 1,5 Milliarden US-Dollar zu erhalten; die Tochter hätte dann einen Börsenwert von unsgesamt 15 Milliarden US-Dollar. Die Pläne für diesen Börsengang führten schon zu einer massiven Erholung des Kurses der Tyco-Aktien – das Papier war letztes Jahr nach vergleichbaren Diskussionen über die Praxis der Rechnungsstellung der Firma eingebrochen. Der Gesamtkonzern Tyco konnte im letzten Geschäftsjahr einen Umsatz von 22,5 Milliarden US-Dollar erzielen, die Sparte für Unterseekabel trug dazu 1,64 Milliarden US-Dollar bei. Global Crossing war bislang der größte Kunde von Tyco: mehr als 2,2 Milliarden US-Dollar an Umsätzen soll die Tyco-Kabelsparte seit 1997 mit dem Netzbetreiber erzielt haben.
Die Branche für globale Telekommunikationsnetze, die Unterseekabel und die gesamte Infrastruktur für Telefon und Internet wird als der eigentliche Profiteure des Internet- und E-Commerce-Booms betrachtet – mehr als die Hälfte der erwarteten Umsätze von rund 2,6 Billionen US-Dollar im Jahr 2004 in diesem Bereich sollen allein von Infrastruktur-Anbietern erwirtschaftet werden. Kaum verwunderlich also, dass in der Branche mit harten Bandagen gekämpft wird.
Die Gangart unter den Betreibern und Herstellern globaler Netzinfrastruktur für die Telekommunikationsindustrie wird schärfer. Global Crossing, Betreiber eines globalen Glasfasernetzes und Anbieter von Infrastrukturdiensten für Telekom-Carrier, beschuldigt Tyco International, durch den Diebstahl von Geschäftsgeheimnissen einen Schaden von mehr als einer Milliarde US-Dollar verursacht zu haben und hat Tyco auf einen entsprechenden Schadensersatz verklagt.
Global Crossing betreibt ein globales Glasfasernetz, zu dem unter anderem Transatlantik-Verbindungen zwischen Europa und den USA sowie Netze in einzelnen Ländern und Kontinenten gehören. Bis zum Ende des Jahres will die Firma den weltweiten Ausbau abgeschlossen haben. Global Crossing machte mit seinen Netzen im letzten Geschäftsjahr einen Umsatz von rund 1,7 Milliarden US-Dollar. Tyco ist Hersteller von elektronischen und optischen Komponenten sowie Kabeln für Untersee-Verbindungen; bislang war die Firma einer der größten Zulieferer für die weltweiten Projekte von Global Crossing.
Harte Bandagen
Auch für ein unterseeisches Glasfasernetz rund um Südamerika waren die beiden Unternehmen Partner – Global Crossing beschuldigt Tyco nun, die Firma habe ihr Wissen über die Pläne missbraucht, um sich an einem konkurrierenden Projekt für dieses Netz zu beteiligen. Am 28. April 1999 hatte Global Crossing den Vertrag mit Tyco geschlossen, nachdem das Unternehmen das Netz in Südamerika bauen sollte. Zuvor habe man Monate über die Bedingungen verhandelt; im Zuge dieser Verhandlungen habe Tyco sehr viele vertrauliche Informationen von Global Crossing erhalten. Knapp zwei Wochen nach Vertragsabschluss und nur fünf Tage nach einer ersten Zahlung von 40,8 Millionen US-Dollar von Global Crossing habe Tyco dann bekannt gegeben, dass man für den spanische Telekom-Riesen Telefonica ein anderes Untersee-Kabelnetz rund um Südamerika bauen wolle. Gleichzeitig beteiligte sich Tyco mit 25 Prozent an der Telefonica-Tochter, die für dieses Projekt zuständig ist. Dadurch sei Tyco vom Zulieferer zum Konkurrenten geworden, erklärte Global Crossing; außerdem glaube man, dass Tyco mit Telefonica und Global Crossing gleichzeitig verhandelt habe und dieselben Mitarbeiter an beiden Projekten beteiligt gewesen seien. Man sei daher auch nicht verwundert, dass das Telefonica-Projekt "bemerkenswerte Ähnlichkeiten" mit den eigenen Plänen habe.
Die Anschuldigungen von Global Crossing gehen aber noch weiter: Tyco habe darüber hinaus während des Baus eines anderen Glasfasernetzes rund 110 Millionen US-Dollar über Scheinbelege abgerechnet und versucht, mehr Geld aus Global Crossing "herauszupressen", indem Tyco die Einstellung wichtiger Arbeiten an dem Projekt androhte. "Wir bedauern zutiefst, zu einem Rechtsstreit mit Tyco, unserem Zulieferer für einige unserer früheren Systeme, Zuflucht nehmen zu müssen. Aber nachdem wir fast ein Jahr erfolglos versucht haben, unsere Differenzen beizulegen, blieb uns zu juristischen Schritten keine Alternative, um unsere Rechte zu sichern und unsere Anteilseigner zu schützen", erklärte Leo Hindery, Chef von Global Crossing.
Falscher Zeitpunkt
Tyco weist die Vorwürfe von Global Crossing natürlich weit von sich. "Wir haben die Klageschrift bislang noch nicht zu Gesicht bekommen. Wir glauben jedoch, die Ankündigung ist ein weiterer Schritt im Bestreben von Global Crossing, die Zahlung von ausstehenden Beträgen zu vermeiden, die auf Grund von Arbeiten, die Tyco Submarine Systems durchgeführt hat, entstanden sind", heißt es in einer Erklärung des Unternehmens: "Unsere Anteilseigner können sicher sein, dass wir uns auf das Entschiedenste gegen die Vorwürfe zur Wehr setzen werden."
Der Rechtsstreit kommt für Tyco allerdings auch recht ungelegen. Das Unternehmen plant, in nächster Zeit seine Abteilung für Unterseekabel an die Börse zu bringen. Tyco hofft, daraus eine Kapitalspritze von rund 1,5 Milliarden US-Dollar zu erhalten; die Tochter hätte dann einen Börsenwert von unsgesamt 15 Milliarden US-Dollar. Die Pläne für diesen Börsengang führten schon zu einer massiven Erholung des Kurses der Tyco-Aktien – das Papier war letztes Jahr nach vergleichbaren Diskussionen über die Praxis der Rechnungsstellung der Firma eingebrochen. Der Gesamtkonzern Tyco konnte im letzten Geschäftsjahr einen Umsatz von 22,5 Milliarden US-Dollar erzielen, die Sparte für Unterseekabel trug dazu 1,64 Milliarden US-Dollar bei. Global Crossing war bislang der größte Kunde von Tyco: mehr als 2,2 Milliarden US-Dollar an Umsätzen soll die Tyco-Kabelsparte seit 1997 mit dem Netzbetreiber erzielt haben.
Die Branche für globale Telekommunikationsnetze, die Unterseekabel und die gesamte Infrastruktur für Telefon und Internet wird als der eigentliche Profiteure des Internet- und E-Commerce-Booms betrachtet – mehr als die Hälfte der erwarteten Umsätze von rund 2,6 Billionen US-Dollar im Jahr 2004 in diesem Bereich sollen allein von Infrastruktur-Anbietern erwirtschaftet werden. Kaum verwunderlich also, dass in der Branche mit harten Bandagen gekämpft wird.