Gesunde Vermögenslage der US-Haushalte?
Untersuchung widerspricht dominierenden Vorstellungen
Eine unlängst veröffentlichte Untersuchung über die Nettovermögens-Situation der amerikanischen Privathaushalte räumt über weite Strecken mit der in breiten Expertenkreisen vorherrschenden Meinung auf, diese befinde sich in einem besorgniserregenden Zustand, was sich wiederum negativ auf den nach wie vor konjunkturstützenden Verlauf der Konsumausgaben auswirken könnte.
Sna. Washington, 26. Juli
Während die ungebrochene Ausgabefreudigkeit der amerikanischen Verbraucher die US-Wirtschaft bisher erfolgreich vor einem drastischeren Konjunkturabschwung abzuschirmen vermocht hat, machen sich Experten seit längerem schon Sorgen über die Dauerhaftigkeit dieses Konsumbooms. Grund dafür sind nicht nur die in letzter Zeit spürbar verdüsterten Beschäftigungsaussichten auf dem amerikanischen Arbeitsmarkt. Angesichts des im ersten Quartal verzeichneten Rückgangs der Nettovermögen privater Haushalte um rekordhohe 8% als Folge der Preisbaisse an den Börsen fragen sich nicht wenige Ökonomen, woher denn das Geld für Amerikas beliebteste Freizeitbeschäftigung - das Einkaufen - künftig kommen soll. Dies umso mehr, als die Gesamtsumme der ausstehenden Konsumkredite bereits heute um ebenfalls rekordhohe 22% über dem Total des verfügbaren Einkommens amerikanischer Haushalte liegt, was eine Fortsetzung des zuletzt weitgehend kreditfinanzierten «Kaufrauschs» als eher unratsam erscheinen lässt.
Unzutreffendes Bild
Doch wie zutreffend ist das von diesen Zahlen gezeichnete Bild bezüglich der effektiven Vermögenssituation eines Grossteils der hiesigen Privathaushalte? Eine von der Consumer Federation of America (CFA) sowie einer privaten Sparkasse gesponserte Studie der Ohio State University kommt etwa zum Schluss, dass entgegen weitverbreiteter Meinung eine beachtliche Zahl der amerikanischen Haushalte über ein zwar bescheidenes, gleichwohl aber bemerkenswertes Nettovermögen - d. h. Aktiva nach Abzug allfälliger Schulden - verfügen. Basierend auf Angaben des Federal Reserve für das Jahr 1998, stellt die Studie fest, dass 42% aller US-Privathaushalte Nettoaktiva im Wert von 100 000 $ oder mehr hielten. Betrachtet man lediglich jene Haushalte, in denen der Vorstand mindestens 45 Jahre alt ist, steigt dieser Prozentsatz gar auf über die Hälfte und erreicht die Marke von 56%.
Interessanterweise kommt dabei das Äufnen eines kleineren Vermögenspolsters selbst in unteren Einkommensschichten weitaus häufiger vor als vermutet. Laut der Untersuchung wiesen mehr als ein Viertel der amerikanische Haushalte (26%) mit einem Jahreseinkommen von zwischen 10 000 $ und 25 000 $ ein Nettovermögen von 100 000 $ oder mehr aus. Betrachtet man in Ergänzung hierzu jene, welche jährlich zwischen 25 000 $ und 50 000 $ verdienten, so steigt der entsprechende Anteil bereits auf knapp 40% an.
Unterschätzte Sparanstrengungen
Für die Autoren der Studie hängen diese überraschenden Ergebnisse damit zusammen, dass man beim Definieren dessen, was eine Mehrheit der Leute als wohlhabend oder reich bezeichnet, oftmals der jeweiligen Einkommenssituation ein grösseres Gewicht beizumessen pflegt als der Vermögenslage. Darüber hinaus unterschätzten selbst Experten nicht selten die Wirkung, die auch eine mengenmässig bescheidene, im Zeitablauf jedoch stetige Ersparnisbildung auf die spätere Vermögenssituation zeitigen kann.
In der Tat habe die Mehrzahl der Haushalte, welche die von der Untersuchung ans Tageslicht geförderten Nettovermögen nicht selten still und ohne viel Aufsehens geäufnet hätten, dieses Kunststück vielfach auf zumeist althergebrachte Weise vollbracht. Als der mit Abstand erfolgreichste Weg für viele Haushalte zur Akkumulierung von Vermögenswerten entpuppte sich etwa der Besitz eines sogenannten Bausparplans, der regelmässige Einlagen im Hinblick auf den späteren Erwerb eines Eigenheims vorsieht. Andere traditionelle Sparinstrumente wie Vorsorgepläne fürs Alter oder das berühmte Sparbüchlein hätten jedoch ebenfalls massgeblich zu den in der Untersuchung sichtbar gewordenen Ergebnissen beigetragen. Das zuletzt so in Mode geratene Agieren an den Aktienmärkten empfiehlt die Studie schliesslich nur jenen Sparern, die über ausreichend strapazierfähige Nerven verfügten, um die damit verknüpften (Kurs-)Risiken zu ertragen.
27. Juli 2001
Quelle: Neue Zürcher Zeitung
Untersuchung widerspricht dominierenden Vorstellungen
Eine unlängst veröffentlichte Untersuchung über die Nettovermögens-Situation der amerikanischen Privathaushalte räumt über weite Strecken mit der in breiten Expertenkreisen vorherrschenden Meinung auf, diese befinde sich in einem besorgniserregenden Zustand, was sich wiederum negativ auf den nach wie vor konjunkturstützenden Verlauf der Konsumausgaben auswirken könnte.
Sna. Washington, 26. Juli
Während die ungebrochene Ausgabefreudigkeit der amerikanischen Verbraucher die US-Wirtschaft bisher erfolgreich vor einem drastischeren Konjunkturabschwung abzuschirmen vermocht hat, machen sich Experten seit längerem schon Sorgen über die Dauerhaftigkeit dieses Konsumbooms. Grund dafür sind nicht nur die in letzter Zeit spürbar verdüsterten Beschäftigungsaussichten auf dem amerikanischen Arbeitsmarkt. Angesichts des im ersten Quartal verzeichneten Rückgangs der Nettovermögen privater Haushalte um rekordhohe 8% als Folge der Preisbaisse an den Börsen fragen sich nicht wenige Ökonomen, woher denn das Geld für Amerikas beliebteste Freizeitbeschäftigung - das Einkaufen - künftig kommen soll. Dies umso mehr, als die Gesamtsumme der ausstehenden Konsumkredite bereits heute um ebenfalls rekordhohe 22% über dem Total des verfügbaren Einkommens amerikanischer Haushalte liegt, was eine Fortsetzung des zuletzt weitgehend kreditfinanzierten «Kaufrauschs» als eher unratsam erscheinen lässt.
Unzutreffendes Bild
Doch wie zutreffend ist das von diesen Zahlen gezeichnete Bild bezüglich der effektiven Vermögenssituation eines Grossteils der hiesigen Privathaushalte? Eine von der Consumer Federation of America (CFA) sowie einer privaten Sparkasse gesponserte Studie der Ohio State University kommt etwa zum Schluss, dass entgegen weitverbreiteter Meinung eine beachtliche Zahl der amerikanischen Haushalte über ein zwar bescheidenes, gleichwohl aber bemerkenswertes Nettovermögen - d. h. Aktiva nach Abzug allfälliger Schulden - verfügen. Basierend auf Angaben des Federal Reserve für das Jahr 1998, stellt die Studie fest, dass 42% aller US-Privathaushalte Nettoaktiva im Wert von 100 000 $ oder mehr hielten. Betrachtet man lediglich jene Haushalte, in denen der Vorstand mindestens 45 Jahre alt ist, steigt dieser Prozentsatz gar auf über die Hälfte und erreicht die Marke von 56%.
Interessanterweise kommt dabei das Äufnen eines kleineren Vermögenspolsters selbst in unteren Einkommensschichten weitaus häufiger vor als vermutet. Laut der Untersuchung wiesen mehr als ein Viertel der amerikanische Haushalte (26%) mit einem Jahreseinkommen von zwischen 10 000 $ und 25 000 $ ein Nettovermögen von 100 000 $ oder mehr aus. Betrachtet man in Ergänzung hierzu jene, welche jährlich zwischen 25 000 $ und 50 000 $ verdienten, so steigt der entsprechende Anteil bereits auf knapp 40% an.
Unterschätzte Sparanstrengungen
Für die Autoren der Studie hängen diese überraschenden Ergebnisse damit zusammen, dass man beim Definieren dessen, was eine Mehrheit der Leute als wohlhabend oder reich bezeichnet, oftmals der jeweiligen Einkommenssituation ein grösseres Gewicht beizumessen pflegt als der Vermögenslage. Darüber hinaus unterschätzten selbst Experten nicht selten die Wirkung, die auch eine mengenmässig bescheidene, im Zeitablauf jedoch stetige Ersparnisbildung auf die spätere Vermögenssituation zeitigen kann.
In der Tat habe die Mehrzahl der Haushalte, welche die von der Untersuchung ans Tageslicht geförderten Nettovermögen nicht selten still und ohne viel Aufsehens geäufnet hätten, dieses Kunststück vielfach auf zumeist althergebrachte Weise vollbracht. Als der mit Abstand erfolgreichste Weg für viele Haushalte zur Akkumulierung von Vermögenswerten entpuppte sich etwa der Besitz eines sogenannten Bausparplans, der regelmässige Einlagen im Hinblick auf den späteren Erwerb eines Eigenheims vorsieht. Andere traditionelle Sparinstrumente wie Vorsorgepläne fürs Alter oder das berühmte Sparbüchlein hätten jedoch ebenfalls massgeblich zu den in der Untersuchung sichtbar gewordenen Ergebnissen beigetragen. Das zuletzt so in Mode geratene Agieren an den Aktienmärkten empfiehlt die Studie schliesslich nur jenen Sparern, die über ausreichend strapazierfähige Nerven verfügten, um die damit verknüpften (Kurs-)Risiken zu ertragen.
27. Juli 2001
Quelle: Neue Zürcher Zeitung