ifo: Deutsche Industrie will Investitionen in 2002 erstmals seit 94 kürzen
MÜNCHEN (dpa-AFX) - Mit Blick auf die düsteren Konjunkturprognosen wollen die Unternehmen in Deutschland ihre Investitionen in diesem Jahr zum ersten Mal seit 1994 zurück fahren. Die westdeutsche Industrie plane eine Kürzung der Ausgaben für neue Bauten und Ausrüstung um rund zwei Prozent, berichtet das Münchner ifo Institut für Wirtschaftsforschung in seinem aktuellen Investitionstest. Wenn überhaupt, wollen die Unternehmen vorrangig für Ersatzbeschaffungen Geld ausgaben. Hingegen würden Ausgaben für den Ausbau der Kapazitäten im Laufe des Jahres spürbar an Bedeutung verlieren.
Für den Investitionstest hatte das ifo Institut im Herbst vergangenen Jahres 1800 westdeutsche Unternehmen befragt, die rund die Hälfte des verarbeitenden Gewerbes repräsentieren. Da ein Teil der Antworten bereits vor den Terroranschlägen am 11. September eingegangen war, könnte der Investitionsrückgang nach Einschätzung der Wirtschaftsforscher sogar noch höher ausfallen als zwei Prozent.
Im vergangenen Jahr hatten die Unternehmen mit rund 47,5 Milliarden Euro noch rund drei Prozent mehr investiert als im Jahr 2000. Im Frühjahr 2001 hatten sie sogar eine Erhöhung der Ausgaben um sechs Prozent geplant, sich dann aber in der zweiten Jahreshälfte stärker als erwartet eingeschränkt.
KLEINE UNTERNEHMEN WOLLEN SOCH MIT AUSGABEN ZURÜCKHALTEN
Besonders kleinere Unternehmen mit weniger als 1.000 Beschäftigten wollen sich der Umfrage zufolge in diesem Jahr mit Ausgaben für neue Bauten und Ausrüstungsgüter zurück halten. "Je kleiner das Unternehmen desto größer die Budgeteinschränkung", heißt es in dem ifo Bericht. Abgebremst werde der Rückgang lediglich durch die rege Investitionstätigkeit einiger großer Unternehmen. Insbesondere im Straßenfahrzeugbau und im Luft- und Raumfahrzeugbau seien umfangreiche Investitionen geplant.
Ansonsten seien aber fast alle Branchen von der Investitionszurückhaltung betroffen. Am stärksten wollen die Unternehmen in der Mineralölverarbeitung ihre Investitionen mit 10 bis 15 Prozent zusammen streichen. Das Nahrungs- und Genussmittelgewerbe will sein Budget um rund acht Prozent einschränken. Die Betriebe der chemischen Industrie, der Holzverarbeitung und Gießereien kalkulieren mit einem Rückgang von bis zu zehn Prozent. Unternehmen, die Verbrauchsgüter produzieren, planen im Schnitt eine Kürzung der Investitionen um fünf Prozent. Dies gelte unter anderem für die Hersteller von Kunststoffwaren, Spielwaren, Schmuck und Holzwaren.
Ein weiterer Indikator für die nachlassende Investitionsbereitschaft der Unternehmen ist nach Einschätzung des ifo Instituts auch der Auftragseingang bei den Industrieausrüstern in der Maschinenbau-Branche, der bereits seit Anfang vergangenen Jahres rückläufig ist./DP/fn
03.01.2002, 15:22 Uhr