Geldanlage: Die inneren Werte von Fonds

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Geldanlage: Die inneren Werte von Fonds

 
04.03.01 18:00
Aus der FTD vom 4.3.2001  
Geldanlage: Die inneren Werte von Fonds
Von Heinz-Josef Simons

Euroland-Aktienfonds weisen eine robuste Entwicklung aus. Value-Aktien werden weiter favorisiert.

Endlich mal wieder Fondsergebnisse, die deutlich im Plus liegen. Das Führungstrio der auf die Euroländer spezialisierten Aktienfonds bescherte seinen Anlegern Wertzuwächse von mindestens 20 Prozent. Unter den mehr als 50 in Deutschland angebotenen Fonds dieses Sektors gibt es aber auch einige Minusbringer, die zum Teil zweistellige Verluste einfuhren. Die rote Laterne hält der Orbitex EuroEquity mit einem Rückgang um mehr als 22 Prozent in zwölf Monaten.

Der Erfolg der Erstplazierten basiert vor allem auf einer Entwicklung, die vor ziemlich genau einem Jahr ihren Anfang nahm: Die mit dem Absturz der Technologiewerte beginnende Abkehr von Titeln des TMT-Sektors und die Wiederentdeckung der so genannten Value-Aktien.


Auch Berndt Maisch sieht darin einen Hauptgrund dafür, dass der BWK-Dividenden-Strategie Euro mit einem Einjahres-Plus von sage und schreibe 28 Prozent die Hitliste der Euroland-Aktienfonds anführt. Als Mitarbeiter der BW Asset Consult, einer Tochter der Stuttgarter BW-Bank, berät Maisch das Fondsmanagement der Baden Württembergischen Kapitalanlagegesellschaft (KAG). "Die Entwicklung hat uns sehr gut ins Konzept gepasst", so Maisch. "Denn der Fonds war seit seiner Auflegung auf eine wertorientierte Strategie ausgerichtet." Maisch sucht nämlich für den BWK-Fonds in erster Linie nach substanzstarken Werten, die eine überdurchschnittliche Dividendenrendite aufweisen. "Da sollte schon eine kontinuierliche Entwicklung erkennbar sein", so Maisch, "nicht nur, was die Dividendenpolitik der Unternehmen angeht, sondern auch, was deren tatsächliche Höhe betrifft."


Fündig wird Maisch derzeit bei Unternehmen wie Unilever. Die Aktie ist mit rund 3,5 Prozent im BWK-Fonds gewichtet. Dabei überzeugt ihn nicht nur die hohe Dividendenstabilität. "Es fehlen gerade in diesem Sektor auch die Alternativen für unseren Fonds", so Maisch. Nestlé scheide als Schweizer Wert aus, bei der französischen Danone sei ihm die Dividende zu bescheiden. Auch an RWE will Maisch weiter festhalten. "Das Unternehmen ist insgesamt deutlich besser positioniert, was die Strategie anbelangt, als die meisten seiner Konkurrenten", erklärt Maisch.


Besonders gut gefällt dem Schwaben auch Hugo Boss. "Der Wert hat sich zuletzt nahezu verdreifacht", weiß Maisch, "im Grunde kein Wunder, denn das Unternehmen weist seit zehn Jahren fast ohne Unterbrechung ein Gewinnwachstum von 17 Prozent jährlich auf." Zudem sei die Dividende fast stetig erhöht worden, ein Kriterium, das Maisch besonders hoch schätzt.


Der Aktienexperte scheut auch nicht vor kleineren Unternehmen zurück, wenn sie in sein Konzept passen. "Aber die Liquidität muss stimmen", sagt Maisch, "ich will nicht zwei Wochen benötigen, um eine Position in einer Aktie auf- oder abzubauen."


Von der Value-Orientierung der Anleger hat auch der MEAG EuroInvest profitiert. Holger Kerzel, Leiter des Aktienfondsmanagements bei der MEAG KAG, freut sich über einen Wertzuwachs von 16,3 Prozent in einem Jahr. Als besonderen Vorteil eines Investments in Euroland-Aktien führt Kerzel vor allem zwei Punkte an: Zum einen sei der Anleger so wesentlich breiter aufgestellt als mit einer rein deutschen Aktienanlage. Allein bei dem in letzter Zeit besonders interessanten Bereich der Konsumwerte, oder spezieller noch der Lebensmittelwerte, sehe es in Deutschland ja doch recht dünn aus. Andererseits begrenze die Beschränkung auf die Euroländer gegenüber einer gesamteuropäischen oder weltweiten Anlage die damit stets verbundenen Währungsrisiken.


Von einem "Einwährungsgebiet" spricht in diesem Zusammenhang Hans-Peter Schupp von Julius Bär Kapitalanlage AG. Dabei ergebe sich die Länderaufteilung seines Fonds aus dem mittlerweile von den meisten Managern gepflegten Bottom-up-Ansatz fast von selbst. Bei dieser Strategie steht die Auswahl interessanter Einzelwerte im Vordergrund und drängt die Orientierung an einer Branchen- oder Länderaufteilung in den Hintergrund. "Wenn ich einen Deutschland-Fonds managen würde, wäre mein Auswahlkriterium ja auch nicht die Frage, ob ein Unternehmen in Bayern oder Baden-Württemberg ansässig ist." Was Schupp damit meint, ist die immer stärkere Angleichung der Wirtschaftszyklen im Eurolandgebiet - einmal abgesehen von Ländern wie Griechenland, das in dieser Hinsicht sicher noch ein gutes Stück vor sich hat.


Der Julius-Bär-Mann setzt dabei auf Aktien wie die aus seiner Sicht günstig bewertete holländische Fluglinie KLM. In den Niederlanden wird Schupp mit seinem Konzept auch bei dem Chemiewert DSM fündig, der zurzeit bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von acht steht. Unter Bewertungsaspekten steht auch der spanische Bauwert Obrascon Huarte Lain bei dem Zweitplazierten unter den Euroland-Fonds hoch im Kurs. In der Aktie stecke mit einem langfristigen Gewinnwachstum von 30 Prozent und einem KGV von unter sechs viel Fantasie.


In dem nun schon seit rund einem Jahr stark untergewichteten TMT-Bereich hat Schupp begonnen, nach und nach erneut Positionen aufzubauen. Einige Werte seien bereits wieder mit fundamental abgesicherten Bewertungskennziffern zu erfassen. "Und eine Nokia ist bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 25 sicher wieder kaufenswert", so Schupp. Das gelte auch für Alcatel. Insgesamt aber hat er die Branche noch deutlich untergewichtet.


Das gilt auch für Zafar Ahmadullah, Fondsmanager des Schroder ISF Euro Equity. "Angesichts der angeschlagenen Finanzlage und der eher trüben Wachstumsaussichten meiden wir derzeit vor allem die Schwergewichte wie Telecom Italia Mobile und France Telecom", so Ahmadullah. Aber auch vom französich-deutschen Pharmakonzern Aventis lässt der Schroders-Mann derzeit die Finger. "Wir halten die Aktie für leicht überbewertet", so Ahmadullah.


Dagegen hält sich der niederländische Finanzdienstleister ING schon seit längerem als eine der größten Positionen in seinem Portfolio. "Die anhaltende Neuausrichtung von ING, zuletzt der Rückzug aus dem Geschäftsbereich Investmentbanking und der erfolgreiche Start von ING Direct rechtfertigen auch weiter eine merkliche Übergewichtung", glaubt der Aktienexperte.


Daneben setzt Ahmadullah einen Schwerpunkt bei überwiegend konjunktursensitiven Titeln. Zu seinen Favoriten zählt beispielsweise Peugeot. An dem Autohersteller gefällt ihm vor allem die überzeugende Kostensenkungsstrategie, die auf eine weiterhin feste Konsumnachfrage in Frankreich trifft.


Zwei weitere Franzosen finden sich noch auf der Liste seiner Top-Werte: Das ist zum einen Lafarge, die Impulse aus der geglückten Übernahme des britischen Zementkonkurrenten Blue Circle schöpft. Und auch Usinor steht bei dem Fondsmanager hoch im Kurs, seitdem feststeht, dass das Unternehmen nach dem Zusammenschluss mit Arbed und Aceleria zum weltgrößten Stahlhersteller aufsteigt.


Was die weitere Entwicklung der Euroland-Aktien angeht, sind sich die Fondsmanager nahezu einig. Im ersten Halbjahr noch relativ schwankungsanfällig, während im zweiten Halbjahr die Bedingungen für einen spürbaren Kursanstieg deutlich besser aussehen sollten - so lassen sich die Erwartungen auf einen Punkt bringen. Eine schnelle Rückkehr zur überschwänglichen Begeisterung für die TMT-Werte sieht dabei kaum einer der Experten. Eher werde die Value-Orientierung weitere Siege davontragen.


Allzu hoch wollen die Fondsmanager die Erwartungen dann aber auch nicht schrauben. Von einem langfristigen Plus von etwa zehn Prozent jährlich mit Euroland-Aktien geht beispielsweise Holger Kerzel von der MEAG aus. Und ohne eine genaue Zahl zu nennen, ist das in etwa auch die Messlatte, die seine Konkurrenten an ihre Produkte anlegen. Selbstverständlich immer mit dem Anspruch, den Index zu übertreffen.



© 2001 Financial Times Deutschland

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