11.08.2014 19:17
Rotes Kreuz hat Leitung, USA stimmen zu
Russland startet humanitäre Hilfe für Ukraine
Russland will in der Ostukraine humanitäre Hilfe leisten. Ein echtes Anliegen? Oder geriert sich Putin in Wahrheit als Wolf im Schafspelz? Nato und EU fürchten eine Invasion, denn im Grenzgebiet marschieren Zehntausende Soldaten auf.
Russland will im Osten der Ukraine humanitäre Hilfe leisten. Das versuchten bereits ukrainische Soldaten etwa in Popasna (Bild), nachdem sie die Stadt von den prorussischen Separatisten zurückerobert hatten.
(Foto: REUTERS)
Russland liefert in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Roten Kreuz (IRK) humanitäre Hilfe in die von blutigen Kämpfen erschütterte Ostukraine. Darüber informierte Kremlchef Wladimir Putin den EU-Kommissionspräsidenten José Manuel Barroso bei einem Telefonat, wie der Kreml in Moskau mitteilte. US-Präsident Barack Obama hat nach Angaben aus Kiew einer humanitären Hilfsaktion unter Leitung des Internationalen Roten Kreuzes zugestimmt. Daran sollen sich die EU, Russland, Deutschland und andere Partner beteiligen, wie der ukrainische Präsident Petro Poroschenko mitteilte.
Barroso warnte Putin nach Angaben der EU-Kommission vor "einseitigen militärischen Aktionen, unter egal welchem Vorwand, inklusive humanitärer Einsätze". Barroso habe Russland in dem Telefonat dazu aufgerufen, sicherzustellen, dass die Zivilbevölkerung sicher und frei die Konfliktregionen verlassen könne, erklärte die EU-Kommission in Brüssel. Der Kommissionspräsident habe auch mit dem ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko telefoniert und erneut betont, dass die EU an der Souveränität der Ukraine festhalte. Barroso sagte Poroschenko 2,5 Millionen Euro für Hilfseinsätze zu. Putin wies nach Angaben des Kreml in dem Gespräch mit Barroso auf die "katastrophalen Folgen" der ukrainischen Militäroperation in den südöstlichen Regionen des Landes hin.
In dem Konflikt werde dringend humanitäre Hilfe gebraucht, hieß es in Moskau. Putin und Barroso hätten zudem über die Lage in der Ex-Sowjetrepublik gesprochen sowie über das russische Importverbot für Lebensmittel aus der EU. Details des Gesprächs nannte der Kreml nicht. Russland hat nach Darstellung der ukrainischen Regierung 45.000 Soldaten an der gemeinsamen Grenze aufmarschieren lassen. Die Streitkräfte hätten auch schweres Kriegsgerät wie 160 Panzer, bis zu 150 Raketenwerfer, 192 Kampfflugzeuge und 137 Hubschrauber aufgefahren, sagte der Sprecher der ukrainischen Streitkräfte, Andrej Lisenko.
Hilfe oder verdeckte Invasion?
Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen hält eine russische Invasion in der Ostukraine für sehr wahrscheinlich. Es gebe keine Hinweise, dass Russland seine Truppen im Grenzgebiet zur Ukraine verringere, sagte Rasmussen in Brüssel. Russland entwickle derzeit den Kontext für einen solchen Einsatz unter dem Deckmantel einer humanitären Hilfsaktion. Ein Sprecher Putins hatte dagegen erklärt, dass Russland keinen Alleingang für Hilfe an die Menschen in den umkämpften Gebieten in der Ostukraine plane. Hilfsgüter würden nur bei Zustimmung aller beteiligten Parteien geliefert.
Wegen der blutigen Kämpfe in der Ostukraine riet die Regierung in Kiew den Bewohnern der umkämpften Regionen zur Flucht. "Für Zivilisten ist es besser, Donezk und Lugansk zu verlassen", sagte Lyssenko vom ukrainischen Sicherheitsrat. Die "Anti-Terror-Operation" werde fortgesetzt, in jeder Stadt gebe es Fluchtkorridore. Die Armee müsse schnell handeln, damit die prorussischen Separatisten sich nicht neu formieren und mit Nachschub ausrüsten könnten. Separatisten-Anführer Alexander Sachartschenko teilte mit, seine Kämpfer seien für einen Gegenangriff bereit. Sie seien ausreichend dafür bewaffnet, sagte er.