Fusionswelle heizt die Gerüchteküche an

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EinsamerSam.:

Fusionswelle heizt die Gerüchteküche an

 
13.08.05 19:17
Anlegerverhalten

Fusionswelle heizt die Gerüchteküche an

Fusionswelle heizt die Gerüchteküche an 2055502

12. August 2005 Die Euphorie an den Kapitalmärkten und der wiederbelebte Übernahmeeifer der Unternehmen verleitet die Anleger zunehmend dazu, sich von Gerüchten zum Aktienkauf leiten zu lassen. In dieser Woche sorgten unbestätigte und teils vage Übernahmegerüchte vermehrt dafür, daß die Aktien von Unternehmen wie Commerzbank oder Hochtief in die Höhe schossen.

„Der Markt ist derzeit sehr empfänglich dafür”, sagt ein Aktienhändler. „Nicht nur Meier, Müller und Schulz handeln darauf, sondern die ganze Finanzgemeinschaft, weil man Angst hat, das Nachsehen zu haben.” Experten warnen jedoch vor dem Spiel mit dem Gerüchtefeuer.

Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag

Für den Auftakt in der Gerüchteküche sorgten am Montag die Nokia-Aktien. Nach einem Zeitungsbericht, der ohne Quellen von einer möglichen Übernahme durch den Netzwerkhersteller Cisco berichtete, waren die Aktien des Handyherstellers um mehr als drei Prozent in die Höhe geschossen - auch nach einem umgehenden Dementi aus der finnischen Nokia-Zentrale.

Am Dienstag folgte dann Hochtief, als eine später von einem Analysten später als „recht abenteuerlich” bezeichneten Spekulation, der britische Konkurrent Wimpey interessiere sich für den Konzern, einen Kursanstieg von mehr als sieben Prozent auslöste.

Am Mittwoch war dann die Commerzbank an der Reihe, deren Kurs dank verschiedener Übernahmephantasien ebenfalls um mehr als sieben Prozent in die Höhe sprang. Das Unternehmen gilt schon seit längerer Zeit als Kandidat für eine Übernahme.

Am Donnerstag folgte schließlich Schering, deren Aktien sich an die Spitze der Dax-Gewinner setzte, nachdem Vermutungen über ein Interesse von Novartis an dem Pharmakonzern aufgekommen waren.

Besser, wenn keiner etwas weiß

Angesichts der nicht gerade nachrichtenarmen Zeit sei diese Häufung der Übernahmegerüchte schon ungewöhnlich, sagt Henning Gebhardt, Leiter deutsche Aktien der Fondsgesellschaft DWS. Das Spiel sei aber riskant, weil Unternehmen, die als Übernahmekandidaten gehandelt werden, oft im operativen Geschäft nicht gut dastünden. Die Gerüchte lösen dann mitunter ihren eigenen Untergang aus, weil das Unternehmen dank der Spekulationen zu teuer für eine Übernahme geworden ist. „Die Luft kann dann ganz schnell wieder rausgehen.” Zudem seien viele Gerüchte eher fragwürdig, denn „die besten Transaktionen sind die, von denen niemand die leiseste Ahnung hatte.”

Fondsgesellschaften wie die DWS setzen denn in ihrer Anlagestrategie zumeist nicht auf Gerüchte. Darauf reagierten eher kurzfristig orientierte Anleger wie Maklerhäuser und Handelsabteilungen von Banken, meint Wolfgang Gerke, Banken- und Börsenexperte der Universität Erlangen-Nürnberg. Mitunter seien auch Hedge-Fonds aktiv, diese gingen aber oft gezielter vor. Privatanlegern rät er, sich die Plausibilität der Spekulationen genauestens zu überlegen. Um die Transparenz zu verbessern, fordert Gebhardt, die Veröffentlichungspflichten für Übernahmeangebote ähnlich wie in Großbritannien auszuweiten.

Die Sensibilität für den Gerüchte-Wildwuchs macht die Aktienmärkte für Manipulationen anfällig. Es gebe Marktteilnehmer, die darauf spezialisiert seien, Gerüchte in die Welt zu setzen, sagt ein Aktienhändler. Zwar ist die "Kurs- und Marktpreismanipulation" nach dem Paragraph 20a des Wertpapiergesetzes (WpHG) strafbar, doch häufig schwer nachzuweisen.

Vor allem bei kleinen, kaum gehandelten Werten sei die Gefahr der Manipulation groß, sagte Anja Neukötter von der Aufsichtsbehörde Bafin. „Wir forschen da sehr genau nach.” Zum Teil mit Erfolg: Ende 2004 verurteilte das Amtsgericht München einen Anleger zu einer Geldstrafe, der 2002 in ein Internetforum eine fingierte Meldung der frei erfundenen Nachrichtenagentur „apx” eingestellt hatte. Darin stand, der Softwarehersteller SAP wolle die Mehrheit an Intershop erwerben. Die Aktie stieg in 30 Minuten um 16 Prozent, bis der Schwindel aufflog.

Quelle: F.A.Z., 13.08.2005, Nr. 187 / Seite 17

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Der Einsame Samariter

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EinsamerSam.:

Fusionsfieber grassiert unter Konzernen

 
15.08.05 08:34
In Deutschland nehmen Fusionen und Übernahmen um 80 Prozent zu

Fusionsfieber grassiert unter Konzernen

Der Markt mit Fusionen und Übernahmen (M&A) steht nach Jahren der Krise vor einer beeindruckenden Renaissance. Dies zeigt eine Umfrage des Handelsblatts unter sieben führenden Investmentbanken. „Wenn der Trend anhält, wird 2005 das drittbeste Jahr überhaupt“, sagt der Leiter des europäischen M&A-Geschäfts von Morgan Stanley, Paulo Pereira. Die beiden Rekordjahre waren 1999 und 2000, als Technologie-, Medien- und Telekomfirmen eine Spekulationsblase nährten.

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Die großen Übernahmen deutscher Konzerne

FRANKFURT/LONDON. „Wir erleben einen stabilen Aufschwung, der von neuem Mut, aber auch von mehr Vernunft getrieben wird“, bestätigt Hermann Prelle von der Schweizer Großbank UBS. Vor allem die Rückkehr der großen Übernahmen mit einem Wert von mehreren Milliarden Euro stimme die Branche zuversichtlich.

Insgesamt rechnen alle vom Handelsblatt befragten Banken mit einer Fortsetzung der Erholung und weiteren Großfusionen. „Die meisten Häuser haben noch große Deals in der Pipeline“, fasst Thomas Schwingeler von der Deutschen Bank das Meinungsbild zusammen. Ein Banker, der namentlich nicht zitiert werden will, schätzt, dass in Europa derzeit an 150 bis 200 Jumbo-Übernahmen mit einem Wert von mehr als einer Milliarde Euro gearbeitet wird.

Auch für Deutschland rechnen die Experten nach der Sommerpause mit reichlich Bewegung. Erst in der vergangenen Woche trieben erneute Übernahmegerüchte unter anderem den Aktienkurs der Commerzbank und des Pharmakonzerns Schering in die Höhe. Nach Einschätzung von Morgan Stanley war Deutschland „allein von seinem wirtschaftlichen Gewicht her im ersten Halbjahr unterrepräsentiert“. Die Erholung belebt auch den Stellenmarkt der Investmentbanker. „In der Krise haben viele Banken ihre M&A-Abteilungen drastisch verkleinert, jetzt wird wieder kräftig eingestellt“, berichtet der Frankfurter Headhunter Claes Smith-Solbakken. Spektakulärstes Beispiel der vergangenen Monate: Die Frankfurter Dependance von Lehman Brothers warb gleich sieben M&A-Spezialisten von der Deutschen Bank ab.

Bis Anfang August lag das Volumen angekündigter Übernahmen in Europa bei rund 460 Mrd. Euro, ein Plus von knapp 30 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. In Deutschland zog der M&A-Markt sogar um 80 Prozent auf 94 Mrd. Euro an. „Angetrieben wird die Erholung durch die weltweit niedrigen Zinsen und die robusten Aktienmärkte“, erläutert Christian Stroop von JP Morgan. Als weiteren Schlüsselfaktor sieht Marcus Schenck von Goldman Sachs die Rückkehr strategischer Investoren an den M&A-Markt. In den vergangenen Jahren hatten zunehmend Beteiligungsfonds das Übernahmegeschäft geprägt, die Konzerne hielten sich zurück.

„Jetzt haben viele Unternehmen die Konsolidierung hinter sich und entwickeln wieder mehr Mut zu Übernahmen“, sagt Paul Lerbinger von der Citigroup. Umgekehrt reagieren die Anleger deutlich toleranter auf Zukäufe als in den Jahren nach der Börsenkrise. Das zeige etwa die Reaktion auf den Kauf des US-Sportartikelherstellers Reebok durch Adidas, sagt Holger Bross von Merrill Lynch. Der Börsenkurs des deutschen Konzerns gewann an dem Tag, als die Übernahme bekannt wurde, 7,5 Prozent. Neben Adidas ging auch der Pharmakonzern Fresenius Medical Care in den USA auf Einkaufstour und erwarb den Konkurrenten Renal für 3,5 Mrd. Euro. Springer kaufte Pro Sieben Sat 1 kürzlich für rund 4,2 Mrd. Euro. Noch größeres Aufsehen hatte zuvor die etwa 18 Mrd. Euro teure Übernahme der Hypo-Vereinsbank durch die italienische Unicredito erregt – die bislang größte internationale Übernahme im Finanzsektor der Euro-Zone.

Das wieder erwachte Interesse der Unternehmen wirkt als zusätzlicher Wachstumsimpuls für den M&A-Markt. Denn die Investmentbanker erwarten, dass auch die Nachfrage der Finanzinvestoren hoch bleiben wird. „Die Beteiligungsfonds haben in den vergangenen Monaten viel Geld eingesammelt und suchen nach attraktiven Anlagemöglichkeiten“, betont Goldman-Banker Schenck. Die meisten Banker erwarten künftig auch mehr feindliche Übernahmen. Zurzeit versucht der französische Baustoffhersteller Saint Gobain, nach drei abgelehnten freundlichen Offerten den britischen Konkurrenten BPB für 5,3 Mrd. Euro zu kaufen.

Übernahmeziele sind vor allem unterbewertete Unternehmen und Konglomerate. Dabei fallen in Deutschland häufig Namen wie Heidelberger Druck, MAN und Linde. Auf der Käuferseite sehen die Investmentbanker Unternehmen aus dem Telekommunikations-, Medien- und Technologiesektor. Tatsächlich will die Deutsche Telekom gerade für 1,3 Mrd. Euro die österreichische Telering schlucken.

Quelle: HANDELSBLATT, Montag, 15. August 2005, 07:00 Uhr

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