INTERSHOP / fundamentale Skepsis versus Markttechnik
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Unter hohen Umsaetzen legte Intershop in der zweiten Wochen-
haelfte deutlich zu. Ausloesender Faktor war ein am Markt nach-
haltig kolportiertes Geruecht, wonach der ERP-Softwarekonzern
SAP an einer Uebernahme von Intershop interessiert sei. Unter-
nehmenssprecher beider Parteien dementierten diese Geruechte
umgehend. Dennoch scheint die Phantasie vieler Marktteilnehmer
ungetruebt zu sein - und tatsaechlich waere fuer SAP eine Ueber-
nahme durchaus sinnvoll und wuerde etliche Synergien freisetzen.
Zudem betraegt die Marktkapitalisierung von Intershop auf dem
aktuell ermaessigten Kursniveau nur noch etwas mehr als der
dreifache Jahresumsatz. Davon abgesehen stehen wir dem Unterneh-
men weiterhin skeptisch gegenueber. Bereits am 19.11. empfahlen
wir den Titel bei 40 Euro umgehend zum Verkauf. 6 Wochen spaeter
veroeffentlichte Intershop eine drakonische Gewinnwarnung und
notiert derzeit bei 14 Euro, wobei sich der Titel von den zuvor
markierten Tiefststaenden bei 7 Euro bereits deutlich erholen
konnte.
Unsere negative Performance-Erwartung begruendete sich damals
auf der irrational hohen Fundamentalbewertung, auf der fragwuer-
digen Breakeven-Prognose sowie auf das defizitaere und von
vielfaeltigen Problemen gekennzeichnete US-Engagement. Fuer uns
aus fundamentaler Sicht schwer verstaendlich sind die juengsten
Zugewinne von Intershop. So gab man zu Beginn der letzten Woche
bekannt, in den USA 80 Stellen zu streichen. Wurde diese Absicht
von den Investoren mit Kursaufschlaegen honoriert, sehen wir
diese Massnahme mit einem hohen Mass an Skepsis, da die USA auch
fuer Intershop zukuenftig der entscheidende Markt sein wird.
Kurzfristig wird man durch das nunmehr minimalistische US-
Engagement zwar etwas geringere Verluste verbuchen, langfristig
ist dies in Anbetracht der entscheidenden und uebergreifenden
Wettbewerbsbedeutung des US-Marktes unzweifelhaft eine strategi-
sche Fehlentscheidung.
Unsere vorerst weiterhin negative Einschaetzung des Titels
begruendet sich NICHT auf die Produkt- und Servicequalitaet des
Unternehmens, welche aufgrund vielfacher Expertisen allgemein
als eine der branchenweit besten gilt, sondern vielmehr auf die
ungeachtet des deutlichen Kursrutsches immer noch irrational
hohe Fundamentalbewertung und auf das defizitaere US-Engagement.
Im Best-Case-Szenario wird Intershop unserer Einschaetzung nach
im Jahr 2002 ein EPS von 0,17 Euro erzielen. Dies entspraeche
einem KGV auf Basis des kommenden Geschaeftsjahres von ueber 80,
wobei von uns bereits die denkbar positivste Geschaeftsent-
wicklung vorausgesetzt wurde. Derzeit sehen wir jedoch keine An-
zeichen, die auf ein baldiges Erreichen des Breakevens hindeu-
ten. Deshalb lautet unser Rating weiterhin auf "untergewichten".
Zumindest gilt dies fuer fundamental ausgerichtete Investoren.
In chart- und markttechnischer Hinsicht beurteilen wir die
Performancechancen des Titels besser. So will die Aktie derzeit
deutlich nach oben. Negative Nachrichten werden vom Markt posi-
tiv aufgefasst und Komplementaer-Phantasien werden gleich als
handfestes Uebernahmegeruecht gehandelt - deutliche Anzeichen,
dass die Aktie zumindest kurzfristig nach oben will. Der Titel
gab in der letzten Phase der Korrektur ueberproportional ab, was
in einem verbesserten Marktumfeld zunaechst weiteres Erholungs-
potential bis auf 20 Euro erkennen laesst. Tradingorientierte
Anleger sollten das Papier daher weiterhin im Auge behalten,
fuer strategisch und fundamental ausgerichtete Investoren hinge-
gen kommt das Papier unserer Meinung nach derzeit nicht in
Betracht.
KENNZAHLEN
INTERSHOP (WKN: 622 700)
Empf. Stop-Loss: 11 Euro
12-Monats-Range: 135,00-7,83 Euro