Die „Financial Times Deutschland“ hat einmalig in der Pressegeschichte der Bundesrepublik eine Wahlempfehlung ausgesprochen – für Edmund Stoiber. „Trotz aller Bedenken bietet die Union die besten Aussichten für eine Politik, die Wachstum und internationale Integration in den Mittelpunkt stellt“, schrieb die „FTD“ am Montag in einem Leitartikel mit dem Titel „Zeit zum Wechsel“.
Eine direkte Wahlempfehlung ist in Deutschland eigentlich nicht üblich. Offiziell sind die Tageszeitungen im Land um Objektivität bemüht, in den Zeitungköpfen steht „unabhängig“ oder „überparteilich“. Die „FTD“ orientiert sich mit ihrer ungewöhnlichen Aktion an Traditionen aus dem Ausland und ihres britischen Mutterblattes.
Viele Redakteure der Zeitung sind offenbar mit der Entscheidung für die CDU/CSU nicht glücklich. Sechs Stunden ist am Freitag laut Medienberichten diskutiert worden. Wie aus Redaktionskreisen verlautete, wollten die meisten Redakteure die Grünen empfehlen. Daraufhin habe die Chefredaktion einen „Riesenschreck“ bekommen und die Richtung festgelegt.
„Zeit für einen Wechsel“
„Trotz aller Bedenken bietet die Union die besten Aussichten für eine Politik, die Wachstum und internationale Integration in den Mittelpunkt stellt“, heißt es. „Weil auf dem Wahlzettel nur eine Zweitstimme gegeben werden kann, gilt unsere Stimme der Union.“ „Was Edmund Stoiber nach unserem Eindruck verstanden hat, ist, dass Stillstand Rückschritt bedeutet und Wachstum ohne Wandel kaum zu erreichen ist. Mit einem Kanzler, der einen Krach riskiert, um Reformern zu helfen, wäre schon viel gewonnen.“ Außerdem hätte die Union in den ersten beiden Jahren einer Stoiber-Regierung voraussichtlich eine Mehrheit im Bundesrat. „Das würde ihr ermöglichen, ihr Reformprogramm zügig zu verwirklichen“, so das Blatt.
Die SPD habe zwar „manches geleistet, bei den Politikfeldern, die für uns im Vordergrund stehen, aber eklatant versagt“, so das Blatt. Der Kardinalfehler sei der „mangelnde politische Mut, den im Ziel richtigen, in der Konstruktion aber fehlerhaften europäischen Stabilitätspakt zu reformieren“.
Die Beurteilung der PDS sei nicht schwer gewesen, hieß es. „Wir halten fast alles, was diese Partei vorschlägt, für falsch“, so der Kommentar.
Die Grünen kommen dagegen bei der „FTD“ gut weg. Sie seien „gesellschaftspolitisch und innenpolitisch inzwischen die modernste Kraft in Deutschland“. Der kleine Koalitionspartner habe allerdings die „falschen Prioritäten gesetzt“. Außerdem sei mit ihm ein Regierungswechsel nicht möglich, also gebe es keine Empfehlung, die Grünen zu wählen.
Nach dem Parteiprogramm wäre die FDP der Favorit der Zeitung, hieß es. Aber das Personal der Liberalen bereite Kopfschmerzen. Käme Jürgen Möllemann ins Kabinett, würde das den außenpolitischen Interessen Deutschlands schaden.
16.09.02, 13:50 Uhr
Gruss TK
Eine direkte Wahlempfehlung ist in Deutschland eigentlich nicht üblich. Offiziell sind die Tageszeitungen im Land um Objektivität bemüht, in den Zeitungköpfen steht „unabhängig“ oder „überparteilich“. Die „FTD“ orientiert sich mit ihrer ungewöhnlichen Aktion an Traditionen aus dem Ausland und ihres britischen Mutterblattes.
Viele Redakteure der Zeitung sind offenbar mit der Entscheidung für die CDU/CSU nicht glücklich. Sechs Stunden ist am Freitag laut Medienberichten diskutiert worden. Wie aus Redaktionskreisen verlautete, wollten die meisten Redakteure die Grünen empfehlen. Daraufhin habe die Chefredaktion einen „Riesenschreck“ bekommen und die Richtung festgelegt.
„Zeit für einen Wechsel“
„Trotz aller Bedenken bietet die Union die besten Aussichten für eine Politik, die Wachstum und internationale Integration in den Mittelpunkt stellt“, heißt es. „Weil auf dem Wahlzettel nur eine Zweitstimme gegeben werden kann, gilt unsere Stimme der Union.“ „Was Edmund Stoiber nach unserem Eindruck verstanden hat, ist, dass Stillstand Rückschritt bedeutet und Wachstum ohne Wandel kaum zu erreichen ist. Mit einem Kanzler, der einen Krach riskiert, um Reformern zu helfen, wäre schon viel gewonnen.“ Außerdem hätte die Union in den ersten beiden Jahren einer Stoiber-Regierung voraussichtlich eine Mehrheit im Bundesrat. „Das würde ihr ermöglichen, ihr Reformprogramm zügig zu verwirklichen“, so das Blatt.
Die SPD habe zwar „manches geleistet, bei den Politikfeldern, die für uns im Vordergrund stehen, aber eklatant versagt“, so das Blatt. Der Kardinalfehler sei der „mangelnde politische Mut, den im Ziel richtigen, in der Konstruktion aber fehlerhaften europäischen Stabilitätspakt zu reformieren“.
Die Beurteilung der PDS sei nicht schwer gewesen, hieß es. „Wir halten fast alles, was diese Partei vorschlägt, für falsch“, so der Kommentar.
Die Grünen kommen dagegen bei der „FTD“ gut weg. Sie seien „gesellschaftspolitisch und innenpolitisch inzwischen die modernste Kraft in Deutschland“. Der kleine Koalitionspartner habe allerdings die „falschen Prioritäten gesetzt“. Außerdem sei mit ihm ein Regierungswechsel nicht möglich, also gebe es keine Empfehlung, die Grünen zu wählen.
Nach dem Parteiprogramm wäre die FDP der Favorit der Zeitung, hieß es. Aber das Personal der Liberalen bereite Kopfschmerzen. Käme Jürgen Möllemann ins Kabinett, würde das den außenpolitischen Interessen Deutschlands schaden.
16.09.02, 13:50 Uhr
Gruss TK