Leichte Entspannung
4. Dez. 2001 Dax gibt sich entspannt
Ob die Enron-Pleite noch weitere Kreise zieht, fällt den Experten noch immer schwer zu sagen. Anscheinend ist der Schaden in Europa aber auf rund eine Milliarde Euro, verteilt auf viele Institute, begrenzt. Dass der deutsche Markt aber die Schwäche der Wall Street nicht nachvollzogen, sondern auf den besser als erwarteten Einkaufsmanagerindex positiv reagiert hat, deutet aber auf eine Entspannung zumindest bei diesem Thema hin.
Dennoch ist die laufende Konsolidierung noch nicht ausgestanden. Die Eskalation in Nahost dürfte kaum Einfluss haben, ist aber sicher nicht dazu angetan, die Konsolidierung abzukürzen.
Bund-Future dürfte etwas nachgeben
Nach den Zuwächsen der beiden Vortage dürfte der Bund-Future heute Gewinne abgeben. Zwar hielt sich die Konjunktureuphorie nach dem besser als erwarteten NAPM-Einkaufsmanagerindex in Amerika in Grenzen, aber dem Rentenmarkt bekommen solche Überraschungen nicht.
Auf der EZB-Ratssitzung am Donnerstag erwarten Marktteilnehmer noch keine weitere Zinssenkung. Am Montag hatte der Bund-Future 20 Ticks auf 110,59 Prozent gewonnen.
Euro in Asien knapp behauptet
Knapp behauptet präsentiert sich der Euro am Dienstag im ostasiatischen Geschäft. Um 6.45 Uhr MEZ geht die europäische Einheitswährung mit 0,8907 Dollar nach 0,8915 Dollar im späten US-Handel am Montag um.
Aktien Tokio schließen uneinheitlich
Uneinheitlich sind die Notierungen am Dienstag in Tokio aus dem Handel gegangen. Der Nikkei-225-Index gewann 0,8 Prozent auf 10.452,65 Yen, nachdem er während des Vormittags zwischenzeitlich ins Negative gedreht war. Vor der Nachmittagssitzung wurde die Herabstufung Japans durch Moody's bekannt gegeben, die den Markt bislang jedoch wenig beeindruckt hat. Die festen Kurse sind nach Angaben von Teilnehmern in erster Linie auf eine Rally bei einigen High-Tech-Werten zurückzuführen, die nach den deutlichen Rückgängen am Montag zu beobachten sei. Überdies zeigten sich Pharmazietitel befestigt, heißt es.
Aktien Hongkong mittags sehr fest
Sehr fest ist die Tendenz an der Börse in Hongkong am Dienstagmittag. Der Hang-Seng-Index (HSI) gewinnt zum Ende der ersten Sitzungshälfte 1,8 Prozent auf 11.358,64 Punkte. Den nächsten Widerstand sehen Händler bei 11.500 Zählern. Teilnehmer sprechen von einer Rally, die von den Telekommunikationswerten angeführt werde. So gewinnen China Mobile 2,8 Prozent, China Unicom 3,5 Prozent und Hutchison 3,2 Prozent.Nach der leichten Korrektur am Montag legen auch Immobilienwerte zu. SHK Properties verteuern sich um 3,4 Prozent, und Henderson Land steigen um 1,6 Prozent. CNOOC gewinnen 2,7 Prozent, da sie von den höheren Rohölpreisen profitieren.
Lateinamerikas Börsen begrüßen argentinische Notmaßnahmen
Die südamerikanischen Finanzmärkte haben positiv auf die am Wochenende verkündeten jüngsten Notmaßnahmen zur Rettung Argentiniens vor dem finanziellen Zusammenbruch reagiert. Nachdem Wirtschaftsminister Domingo Cavallo am Samstag die Teilsperrung der Sparkonten bekannt gegebenhatte, stieg der Merval-Index an der Börse von Buenos Aires am Montag um 6,07 Prozent auf 214,75 Punkte.
Neuigkeiten und Kursbewegungen nach US-Börsenschluss
Nachbörslich profitierte die Aktie des Chipdesign- Sofwareherstellers Avanti von der geplanten Übernahme durch Synopsys. Während Avanti um 59 Prozent auf 17,46 Dollar nach oben schoss, gab Synopsys deutlich auf 44,50 Dollar nach, nachdem die Aktie die reguläre Sitzung mit 55,39 Dollar beendet hatte.
John Malone's Liberty Media stockte ihren Anteil an UnitedGlobalCom, dem zweitgrößten Kabelnetzbetreiber Europas, auf 76 Prozent auf. UnitedGlobalCom gewann 22 Cents auf 3,24 Dollar, Liberty Media hatten in der regulären Sitzung fünf Cents höher auf 13,20 Dollar geschlossen. Der Nasdaq 100 After Hours Indicator gab 0,16 Punkte auf 1.567,38 Zähler ab.
Wall Street schließt schwächer - Blick auf Enron
Mit schwächeren Kursen haben die Aktien an Wall Street am Montag den Handel beendet. Der Dow Jones verlor 0,9 Prozent auf 9.763,96 Punkte. Die Nasdaq büßte 1,3 Prozent auf 1.904,90 Stellen ein. Die Konjunkturdaten hätten keinen deutlichen Einfluss auf die Kurse gehabt, hieß es im Markt. Vielmehr hätten die Anleger vor allem auf die politische Situation im Nahen Osten und auf die Geschehnisse um Enron geblickt. Vor allem die Aktien der Finanzbranche standen zum Wochenauftakt auf der Verliererseite.
Die Anleger seien besorgt über die weitere Entwicklung bei Enron und die möglichen Auswirkungen auf die Kreditgeber. So reduzierten sich J.P. Morgan um 3,1 Prozent auf 36,55 Dollar, Citigroup verbilligten sich um 2,1 Prozent auf 46,91 Dollar. Zudem hätten Aussagen verschiedener Analysten die Stimmung für die Branche eingetrübt. Morgan Stanley verloren 5,7 Prozent auf 52,33 Dollar, nachdem Goldman Sachs ihre Prognosen für den Wert gesenkt hatte. Auch die Titel von Goldman Sachs standen mit einem Abschlag von 3,4 Prozent auf 86,01 Dollar auf der Verliererseite. Lehman Brothers sackten um 4,2 Prozent auf 63,40 Dollar ab, nachdem CS First Boston die Prognosen für den Broker nach unten revidierte.
“Die Geschehnisse bei Enron schockierten manche Anleger und brachten sie dazu, Gewinne zu realisieren. Ich denke aber nicht, dass mehr dahinter steht“, sagte ein Marktteilnehmer. Enron hatte am Wochenende nach Chapter 11 Gläubigerschutz beantragt. Die Aktien von Enron stiegen am Montag um 54 Prozent auf 0,40 Dollar.
Der Kurs von Dynegy, die sich aus der geplanten Fusion mit Enron zurückgezogen hatte, fiel um 10,5 Prozent auf 27,17 Dollar. Enron hatte gegen das Unternehmen mit der Begründung Klage eingereicht, Dynegy habe keinerlei Anlass für einen Rückzug des Übernahmegebotes für Enron gehabt. Auch bei El Paso führte Unsicherheit zu Verkäufen. Die Aktien gingen mit einem Abschlag von 5,1 Prozent auf 42,24 Dollar aus der Sitzung.
Zentrales Thema an der Nasdaq war die Übernahme von Aviron durch Medimmune. Im Rahmen der Transaktion sollen 1,075 Medimmune- je Aviron-Aktie geboten werden. Das Volumen der Transaktion beläuft sich somit auf 1,5 Milliarden Dollar. Für Analysten ist der Kaufpreis zu hoch. Schließlich habe Aviron nur ein einziges fertig entwickeltes Präparat und von dessen Zulassung hänge der Erfolg der Übernahme ab. Die Medimmune-Aktie verlor 11,9 Prozent auf 38,83 Dollar. Auch die Ankündigung von Cephalon, das französische Pharmaunternehmen Lafon zu kaufen, wurde am Markt negativ aufgenommen. Die Aktie verlor knapp vier Prozent auf 69,85 Dollar.
US-Anleihen schließen bei ruhigem Handel fester
Mit festeren Notierungen haben sich die US-Anleihen am Montag im späten Geschäft in New York präsentiert. Zehnjährige Papiere mit einer Zinsausstattung von fünf Prozent stiegen um 12/32 auf 102-9/32. Die Rendite fiel von 4,732 auf 4,699 Prozent. Der Longbond mit einem Kupon von 5-3/8 Prozent erhöhte sich um 17/32 auf 101-26/32 und rentierte mit 5,250 Prozent, nach 5,261 am Freitag. Die Marktteilnehmer auf dem Anleihemarkt hätten sich in einem Zwiespalt befunden, resümierten Marktteilnehmer. Einerseits hätten die schwachen Aktienmärkte den Anleihemarkt positiv beeinflusst, andererseits jedoch hätten die positiven US-Daten des NAPM-Index den Anleihemarkt belastet.
Der Einkaufsmanager-Index war nach dem starken Rückgang im Vormonat überraschend deutlich auf 44,5 Punkte gestiegen. Analysten hatten mit einem Wert von nur 42 Stellen gerechnet. Eine Meldung, die normalerweise deutlichere Reaktionen hervorgerufen hätte, sagte ein Analyst. “Wir sollten uns vor Augen halten, dass die NAPM-Daten besser als erwartet ausgefallen sind. Die Meinung mancher Anleger auf dem Rentenmarkt, dass sich die US-Wirtschaft nicht erhole, wird dadurch zunehmend entkräftet.“
Medienschau
4. Dez. 2001
Unternehmensnachrichten
Synopsys kauft Avanti
Synopsys, der zweitgrößte Halbleiterdesign- Sofwarehersteller, will den in Schwierigkeiten geratenen Wettbewerber Avanti per Aktientausch für 776,8 Millionen Dollar übernehmen. (Bloomberg)
Liberty Media verstärkt Kabelnetz-Präsenz in Europa - ohne Deutsche Telekom
John Malone's Liberty Media stockte ihren Anteil an UnitedGlobalCom, dem zweitgrößten Kabelnetzbetreiber Europas, auf 76 Prozent auf. Im Mai war ein Anteil von 44 Prozent vereinbart worden. (Bloomberg)
Enron entlässt 4.000 Mitarbeiter mit sofortiger Wirkung
Enron wird 4.000 Mitarbeiter mit sofortiger Wirkung entlassen. Damit bestätigte der angeschlagene US-Energiekonzern Berichte vom Montag, denen zufolge Enron 7.500 Mitarbeiter nach Hause geschickt habe, von denen 4.000 nicht mehr weiter beschäftigt würden. Insgesamt beschäftigt Enron weltweit rund 21.000 Mitarbeiter. (vwd)
Bilfinger will operatives Ergebnis verdoppeln
Die Bilfinger & Berger AG, Mannheim, erwartet für das Geschäftsjahr 2001 einen Jahresüberschuss in der Größenordnung von 50 Millionen Euro sowie eine Leistung von voraussichtlich 4,6 Milliarden Euro. Vorstandsvorsitzender Herbert Bodner geht davon aus, dass sich das operative Ergebnis im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. Die Unternehmensgruppe werde in diesem Jahr in allen Geschäftsfeldern die prognostizierten Planzahlen erreichen. (vwd)
Bridgestone gibt Gewinnwarnung für 2001 ab
Die Bridgestone Corp, Tokio, erwartet für das Geschäftsjahr 2001 einen niedrigeren Umsatz und Gewinn vor Steuern. Die Gesellschaft begründete ihre Abwärtsrevision der bisherigen August-Schätzung am Dienstag mit einem schwächeren Absatz bei der US-Tochter Bridgestone/Firestone. Der japanische Reifenhersteller geht nun von einem Gewinn vor Steuern in der Gruppe von 76 Milliarden Yen aus bei einem Umsatz von 2,10 Billionen Yen. Im August waren 105 Milliarden bzw. 2,12 Billionen Yen in Aussicht gestellt worden. (vwd)
BHP Billiton stößt auf Öl
Die Aktie von BHP Billiton stieg auf ihr höchstes Niveau seit zwei Wochen, nachdem der Minen- und Ölkonzern vor Trinidad auf ein Ölfeld gestoßen ist, das Investoren auf etwa 1,2 Milliarden Dollar schätzen. (Bloomberg)
Deutsche Bank will mit fremden Fondsgesellschaften kooperieren
Die herausragende Stellung der DWS in der deutschen Fonds-Landschaft ist offenbar bedroht. Die Muttergesellschaft Deutsche Bank führt derzeit intensive Gespräche mit anderen Fondsanbietern, um auch deren Produkte aktiv zu vermarkten. Eine grundsätzliche Übereinkunft, die Möglichkeiten einer engen Zusammenarbeit auszuloten, ist nach Informationen des “F.A.Z. Business-Radios“ bereits mit der Investmentgesellschaft Amvescap erzielt worden. (FAZ.NET)
Wirtschaftsnachrichten
Enron-Pleite kostet europäische Banken über eine Milliarde Euro
Der Schaden der Enron-Insolvenz für die europäischen Banken dürfte über einer Milliarde Euro liegen. Allerdings verteilt sich die Summe auf eine größere Zahl von Instituten. (WSJE S. 1)
Regierung will für raschere Aktionärsabfindungen sorgen
Das Bundesjustizministerium will für eine schnellere Klärung der Abfindungsansprüche sorgen, die Minderheitsaktionäre nach Fusionen und anderen gesellschaftsrechtlichen Umwandlungen geltend machen können. Dazu soll das Spruchverfahren neu geordnet werden, mit dem die Kleinaktionäre ihre Abfindung für den Verlust ihrer Anteile vor Gericht überprüfen lassen können. (Handelsblatt S. 4)