28. Januar 2003 Die Unsicherheit über die weitere Entwicklung im Irak hält an, die konjunkturelle Entwicklung gibt nur geringe Fantasie und die technische Lage der verschiedenen Indizes sieht verheerend aus. Das stimmt nicht gerade optimistisch. Allerdings ist die Stimmung an den Finanzmärkten mittlerweile so schlecht, dass nur wenige Impulse nötig sein dürften, um einmal eine positive Gegenreaktion auszulösen. Dazu könnte beispielsweise schon ein leicht besser als erwartetet ifo-Index oder ermutigende Zeichen von den US-Auftragseingängen dienen.
Konsolidierung am Rentenmarkt
Auf Grund der anhaltenden Unsicherheit um den Irakkonflikt und die kojunkturelle Entwicklung dürften die Rentenmärkte weiterhin ein gutes Fundament haben. Allerdings ist der Markt schon weit gelaufen, so dass eine Konsolidierung kaum überraschen dürfte.
Dollar in Fernost leicht erholt
Der Dollar hat sich am Dienstag im fernöstlichen Devisenhandel etwas erholt gezeigt. Die Gefahren einer unmittelbaren US-Militäraktion in Irak schienen etwas geringer geworden zu sein, sagten Händler. Im Tokioter Nachmittagshandel (Ortszeit) verlor der Euro auf 1,0833/36 Dollar nach Kursen um 1,0853 Dollar im späten New Yorker Handel. Zudem gewann der Dollar leicht auf 118,56/61 Yen nach einem New Yorker Niveau von 118,45 Yen. Anleger warteten nun auf die für kommende Nacht (MEZ) anstehende Rede von US-Präsident George W. Bush zur Lage der Nation, sagten Händler. Im Blickpunkt des Marktes stehe auch die Anhörung des designierten US-Finanzministers John Snow am Dienstagvormittag im Kongress. Zudem blickten die Investoren auf wichtige US-Konjunkturdaten wie den für 16.00 Uhr MEZ anstehendem Conference-Board-Index des US-Verbrauchervertrauens für Januar, um mehr Aufschluss über die Erholung der weltweit größten Volkswirtschaft zu bekommen, hieß es weiter.
Tokio schließt etwas schwächer
Schwächer haben die Aktienkurse am Dienstag in Tokio den Handel beendet. Der Nikkei-225-Index verlor ein Prozent oder 84 Yen auf 8.525. Der Topix-Index reduzierte sich um 1,1 Prozent oder neun Zähler auf 841. Unter Verkaufsdruck gerieten in erster Linie Exportwerte wie Matsushita Electric, die unter der von der Irakkrise ausgehenden Unsicherheit leiden. Keiner kann richtig einschätzen, wie sich ein Konflikt auf die Weltwirtschaft auswirken würde.
Aktien Hongkong am Mittag gut behauptet
Mit gut behaupteten Kursen zeigt sich die Börse in Hongkong am Dienstag. Zum Ende der ersten Sitzungshälfte verzeichnet der Hang-Seng-Index (HSI) ein Plus von 0,1 Prozent oder fünf Punkten auf 9.304. Die nächste Unterstützung machen Teilnehmer bei 9.300 Stellen aus. Im Vorfeld des Verfallstags am Mittwoch seien einige Käufe zu beobachten, sagen Händler. Fester zeigen sich in erster Linie Exportwerte. Johnson Electric verbuchen Aufschläge von 3,5 Prozent, und Li & Fung verbessern sich um zwei Prozent.
Nachbörsliche Entwicklungen am US-Aktienmarkt
Im nachbörslichen Geschäft zeigten sich die US-Aktienkurse freundlicher als im regulären Handel. Der Nasdaq-100 After Hours Indicator legte 1,33 auf 992,00 Punkte zu.
Vitesse Semiconductor verbuchten nachbörslich einen leichten Aufschlag von 0,5 Prozent auf 2,09 Dollar. Das Unternehmen hat mit einem Quartalsverlust von 0,06 Dollar je Aktie die Erwartungen der Analysten getroffen. Der Ausverkauf bei Biopure setzte sich auch nachbörslich fort. Die Aktien, die im regulären Geschäft bereits 15 Prozent verloren hatten, sanken auf Island.com bis kurz nach 22.00 Uhr MEZ um weitere 16,4 Prozent auf 2,30 Dollar. Das Unternehmen hatte vor dem Wochenende mitgeteilt, dass sein Wirtschaftsprüfer Ernst & Young Zweifel an den Überlebenschancen von Biopure geäußert habe.
Microtune erholten sich nach Börsenschluss um 4,3 Prozent auf 2,18 Dollar, nachdem der Hifi-Hersteller zuvor 20 Prozent auf 2,09 Dollar verloren hatte. Broadcom hat eine zweite Klage wegen Patentrechtsverletzung gegen Microtune eingereicht. Kronos kletterten im außerbörslichen Handel auf Island.com bis etwa 0.30 Uhr MEZ um 1,2 Prozent auf 39,25 Dollar. Der Produzent von Zeiterfassungssystemen hatte im ersten Quartal mit einem Nettogewinn von 0,35 Dollar je Aktie die Analystenerwartungen um 0,02 Dollar geschlagen.
Mentor Graphics stiegen nachbörslich auf Island.com um 7,2 Prozent auf 8,64 Dollar. Auch hier übertrafen die Quartalszahlen die Analystenschätzungen. First Citizens Banc litten hingegen unter dem Quartalsausweis. Das Institut hatte im vierten Quartal mit einem Gewinn je Aktie von 1,85 Dollar nicht an den Vorjahreswert von 2,03 Dollar anknüpfen können. Die Papiere verloren zwei Prozent auf 93,14 Dollar.
Wall Street: Dow schließt unter 8.000 Punkten
Die US-Börsen haben am Montag mit deutlichen Kursverlusten auf den Bericht des UNO-Waffeninspekteurs Hans Blix reagiert. Der Dow-Jones-Index schloss erstmals seit Mitte Oktober unter 8.000 Punkten. Händler sagten, der Bericht habe die Unsicherheit der Anleger verstärkt. Dieses Klima schwäche die Investitionsbereitschaft, was sich in den Bilanzen der US-Firmen niederschlagen dürfe. Der Dow-Jones-Index fiel zum Handelsschluss um 1,74 Prozent auf rund 7.990 Punkte, der technologielastige Nasdaq rutschte 1,26 Prozent auf rund 1.325 Zähler ab, und der marktbreite S&P-500-Index gab 1,62 Prozent auf rund 847 Punkte nach.
Peter Cardillo, Chefstratege bei Global Partners Securities, sagte zu den Kursverlusten: „Die Blix-Rede vor den Vereinten Nationen stärkt die Position der US-Regierung. Er war kritischer (gegenüber Irak) als der Markt erwartet haben mag.“ "Das Thema Irak ist allgegenwärtig", sagte Richard Cripps, Chefmarktstratege bei Legg Mason Wood Walker. „Es sieht nicht nach einer Lösung aus, und diese Unsicherheit beeinflusst die Investitionsentscheidungen der Unternehmen. In diesem Vakuum entsteht Verkaufsdruck.“ Die Märkte warteten jetzt darauf, wie US-Präsident George W. Bush in seiner Rede in der Nacht zum Mittwoch die Worte von Blix interpretiere, sagte ein Händler.
Stephen Massocca von der Investmentbank Pacific Growth Equities in San Francisco sagte, die Kriegsängste seien offenbar auch ein Vorwand für die Verkäufe der Marktteilnehmer. Es gebe ein tiefer liegendes Problem für die Kursverluste. „Viele Firmen haben im vierten Quartal ordentliche Zahlen vorgelegt, aber im Großen und Ganzen bereiten die Firmen die Anleger auf einen schwächeren Geschäftsverlauf für den Rest des Jahres vor.“
Die Titel des zweitgrößten US-Hypothekenfinanzierers Freddie Mac verloren rund 4,3 Prozent auf 56,60 Dollar. Das Unternehmen will nach eigenen Angaben auf Grund des trüben Geschäftsumfelds keinen Ausblick für 2003 vorlegen. Die Aktien des weltgrößten Fleischkonzerns Tyson Foods verloren rund elf Prozent auf 10,24 Dollar, nachdem das Unternehmen einen deutlichen Gewinnrückgang im abgelaufenen ersten Geschäftsquartal ausgewiesen und die Prognosen für das laufende Quartal zurückgenommen hatte.
Bei den Standardwerten büßten die Titel des US-Finanz- und Touristikkonzerns American Express trotz eines über den Erwartungen ausgefallenen Quartalsgewinns rund 0,8 Prozent auf 33,42 Dollar ein. Die Aktien des US-Pharmakonzerns Johnson & Johnson verloren rund 2,7 Prozent auf 52,18 Dollar. Das Unternehmen hatte am Freitag mitgeteilt, im vierten Quartal würden Sonderbelastungen erwartet.
US-Anleihen schließen leichter - Fehlendes Kaufinteresse
Die Kurse der US-Treasuries zeigten sich am Montag leichter. So ermäßigten sich zehnjährige Titel mit einem Kupon von vier Prozent um 9/32 auf 100-10/32 und rentieren mit 3,958 Prozent nach 3,923 Prozent am Freitag. Der 30-jährige Longbond mit einer Zinsausstattung von 5,375 Prozent verlor 9/32 auf 107-17/32 und bot eine Rendite von 4,877 Prozent nach 4,858 Prozent.
Einige Investoren hätten ihre Positionen glattgestellt, erklärte ein Marktteilnehmer. Die fallenden Aktienkurse hätten die Anleihen nicht weiter stützen können, hieß es im Handel. “Gewinnmitnahmen prägten den Handel angesichts des hohen Kursniveaus, das wir in der Vorwoche erreicht haben“, sagte Kurt Harrison, Direktor des Anleihe-Handels der Banc of America in New York.
Allerdings werde die weitere Entwicklung von Fundamentaldaten der Konjunktur noch so lange abgekoppelt bleiben, bis die Irak-Krise gelöst sei, erklärte Harrison. Die Rally der Vorwoche habe eine Short-Squeeze ausgelöst, nun seien keine weiteren Deckungskäufe, aber auch keine neuen strategischen Käufe zu beobachten gewesen. Daher sei es bei den Anleihen abwärts gegangen.
Quellen: FAZ.NET, vwd, dpa, AP, AFP, Bloomberg, Reuters.
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Text: @cri