26. November 2002 Nach einer richtungslosen Entwicklung zum Wochenauftakt sehen Händler den deutschen Aktienmarkt auch am Dienstag zunächst noch auf Richtungssuche. Wie am Renten- und am Devisenmarkt werde viel davon abhängen, wie die am Berichtstag erwarteten Konjunkturdaten ausfallen werden. Abhängig davon, ob die Zahlen überzeugen, dürften sich die Kurse entweder nach unten oder nach oben entwickeln, heißt es. Was Unternehmensnachrichten angehe, gebe es bisher keine gravierenden Neuigkeiten. Am Montag hatte der Dax 0,65 Prozent auf 3.299,24 Punkte verloren. Die Wall Street hat nach dem hießigen Börsenschluss aber noch einmal zugelegt.
Anleihemarkt abwartend gesehen
Am Rentenmarkt wird den Angaben von Marktteilnehmern zufolge alles davon abhängen, wie der Ifo-Index und die US-Konjunkturdaten ausfallen werden. Der Bund-Future, der zuletzt auf Konsolidierungskurs einschwenkte, wird von Händlern vorbehaltlich gravierenden Überraschungen bei der Bekanntgabe der Zahlen mittelfristig weiterhin in der zuletzt gültigen Spanne zwischen rund 110,00 und 112,75 Prozent gesehen.
Euro wenig bewegt
Kaum verändert präsentiert sich der Euro am Dienstag im asiatischen Handel. Gegen 7.25 Uhr kostet ein Euro 0,9921 Dollar nach 0,9906 Dollar am Montagabend in New York. Zum Yen notiert die US-Währung mit 121,87 Yen nach 121,95 Yen. Händlern zufolge hängt die weitere Kursentwicklung davon ab, wie am Dienstag der Ifo-Index ausfällt sowie der am Nachmittag erwartete Index des US-Verbrauchervertrauens und das US-Bruttoinlandsprodukt. Die Vorzeichen deuteten aber darauf hin, dass die Daten eher zu Ungunsten des Euro ausfallen würden, heißt es in Händlerkreisen.
Japanische Aktien schließen schwach
Mit einer schwachen Tendenz haben die Kurse am Dienstag am japanischen Aktienmarkt den Handel beendet. Der Nikkei-225-Index verlor 1,4 Prozent auf 8.824 Yen. Der Topix-Index ermäßigte sich um 1,2 Prozent auf 864 Punkte. Verursacht wurde das erste Minus in den vergangenen sechs Handelstagen durch einen zuletzt festeren Yen, da dies als Belastung für die Exportwerte gesehen wird.
Aktien Hongkong am Mittag etwas leichter
Mit einer etwas leichteren Tendenz präsentierten sich die Kurse an der Börse in Hongkong am Dienstagmittag (Ortszeit). Zum Ende der ersten Sitzungshälfte verliert der Hang-Seng-Index (HSI) 0,6 Prozent auf 10.042 Punkte. Nach den Kursgewinnen in den vergangenen zehn Tagen komme der Markt nun wieder etwas zurück, erklärt ein Händler. Allerdings beschreibt er den Handel als relativ ruhig, das Volumen halte sich in Grenzen. Bisher habe sich der Index in einer engen Spanne von 40 Stellen bewegt. Die meisten Werte notieren im Minus, und für den Verlauf rechnen Marktbeobachter mit keiner grundlegenden Änderung. Der Index dürfte sich aber über der Unterstützung von 10.000 Punkten halten können, heißt es.
USA: Neuigkeiten und Kursbewegungen nach Börsenschluss
Im nachbörslichen US-Handel am Montag zeigten sich die US-Aktien weitgehend unverändert. Der Nasdaq-100 After Hours Indicator verlor 0,22 Prozent auf 1.124,59 Punkten. Ein negativer Analystenkommentar brachte die Aktie von Cisco Systems etwas unter Druck. Die Analysten von UBS Warburg hatten die Aktie auf “Hold“ von “Buy“ heruntergestuft. Cisco verloren auf der Handelsplattform Island ECN ein Prozent auf 14,76 Dollar. Semtech verbilligten sich nach Börsenschluss um 15 Prozent auf 15,40 Dollar. Das Unternehmen hatte mit seinen Zahlen zum dritten Quartal zwar die Prognosen der Analysten übertroffen, gleichzeitig jedoch einen düsteren Ausblick gegeben. Semtech berichtete für das dritte Quartal einen Gewinn je Aktie von 0,17 Dollar, während Analysten im Schnitt mit einem Gewinn je Aktie von 0,14 Dollar gerechnet hatten. Alloy profitierten dagegen von unerwartet guten Quartalszahlen. Die Titel stiegen um neun Prozent auf 14,42 Dollar. Im regulären Handel hatten sie schon ein Plus von fünf Prozent verbucht. Alloy hatte für das dritte Quartal einen Gewinn je Aktie von 0,28 Dollar ausgewiesen. Analysten hatten mit Schnitt mit 0,18 Dollar gerechnet.
US-Börsen schließen freundlich
Die US-Börsen haben am Montag von überraschend positiv ausgefallenen US-Konjunkturdaten profitiert und freundlich geschlossen. Händler sagten, die Anleger hätten sich jedoch vorsichtig verhalten, da im Laufe der Woche weitere Konjunkturdaten erwartet würden, die Aufschlüsse über das Erholungstempo der US-Wirtschaft geben könnten.
Der Dow-Jones-Index notierte zum Handelsschluss 0,51 Prozent höher auf rund 8.849,4 Punkten. Der technologielastige Nasdaq-Index stieg um 0,90 Prozent auf rund 1.481,90 Zähler. Der S&P-500-Index schloss mit plus 0,25 Prozent auf rund 932,87 Punkten wenig verändert.
Händler sagten, die Kurse hätten von den besser als erwartet ausgefallenen Daten zur Entwicklung der Eigenheimverkäufe in den USA profitiert. Der Verkauf bestehender Eigenheime in den USA wurde nach Angaben des Maklerverbandes National Association of Realtors durch niedrige Zinsen beflügelt und stieg im Oktober um kräftige 6,1 Prozent. Volkswirte sagten, die Zahlen seien ermutigend und gäben zusammen mit den jüngsten positiven Verbraucher- und Arbeitsmarktdaten ein günstigeres Bild der Konjunkturentwicklung in den USA ab.
„Die Konjunkturdaten scheinen sich stabilisiert zu haben und besser zu werden, und die Anleger sind ziemlich optimistisch", sagte Barry Berman, Leiter Aktienhandel bei Robert W. Baird & Co. Am Dienstag werden die revidierten Wachstumszahlen für das dritte Quartal und der Verbrauchervertrauens-Index für November erwartet. In den vergangenen Wochen hatten einige überraschend positiv ausgefallene Indikatoren die Stimmung an den Börsen deutlich aufgehellt. Händler rechnen für die kommenden Tage mit eher dünnem Handel, da am Donnerstag die Märkte wegen des „Thanksgiving"-Feiertags geschlossen bleiben. Am Freitag schließt die New Yorker Börse bereits um 19.00 Uhr MEZ.
Händler sagten, auch die Aktien des Automobilsektors hätten den Markt gestützt. Die Anleger hofften offenbar, dass die Verkaufszahlen der Branche im November besser ausfallen würden als die pessimistischen Prognosen. Die Aktien des Autoherstellers Ford stiegen rund 6,6 Prozent auf 10,88 Dollar, die Titel des weltweit größten Auto-Produzenten General Motors um rund drei Prozent auf 38,70 Dollar. „Die Nachfrage nach Autos sollte sich in den kommenden Monaten beleben und helfen, das Vertrauen in die Prognosen für 2003 zu stärken", schrieb Deutsche-Bank-Analyst Rod Lache. Er hielt jedoch seine „vorsichtige Einschätzung“ für die US-Autokonzerne weiter aufrecht.
Die Aktien von Unternehmen des Gesundheitssektors gerieten nach Händlerangaben durch eine negative Einschätzung der Branche durch Analysten von SG Cowen unter Druck. SG Cowen hatte die Bewertung für den Sektor zurückgenommen und dies mit der Erwartung fallender Preise im kommenden Jahr begründet. Die Titel von UnitedHealth Group rutschten rund 9,7 Prozent auf 76,45 Dollar ab, die Aktien von WellPoint Health Networks fielen um rund zehn Prozent auf 62,49 Dollar. Dagegen legten die Aktien von Chip-Herstellern zu, nachdem National Semiconductor eine Erholung der Branche bis Juni 2003 prognostiziert hatte. Die Titel des Unternehmens gewannen rund 4,4 Prozent auf 19,64 Dollar. Die Titel des Konkurrenten AMD zogen um rund 16,6 Prozent auf 8,00 Dollar an und waren der am meisten gehandelte Wert an der Wall Street.
US-Anleihen schließen kaum verändert
Mit kaum veränderten Kursen habe sich die US-Anleihen am Montag im späten Geschäft gezeigt. Zehnjährige Titel mit einem Kupon von 4,0 Prozent verloren 1/32 auf 98-17/32. Die Rendite lag unverändert bei 4,183 Prozent. Der mit 4,375 Prozent verzinste Longbond büßte 4/32 auf 105-5/32 ein und rentierte mit 5,031 Prozent, nach 5,024 Prozent am Freitag. Die Anleihen hätten zunächst von den Kursverlusten am Aktienmarkt profitiert, sagten Händler. Mit der Erholung der Aktienkurse hätten die Staatspapiere ihre Gewinne jedoch wieder abgegeben. Die überraschend guten Oktober-Daten zu den Verkäufen bestehender Häuser in den USA hätten kaum Einfluss auf den Markt gehabt. Insgesamt hätten sich die Anleger wegen des Feiertags “Thanksgiving“ am Donnerstag zurückgehalten. Am Feiertag selbst bleiben die Wertpapiermärkte in den USA geschlossen, am Mittwoch und Freitag findet ein verkürzter Handel statt.
Quellen: FAZ.NET, vwd, dpa, AP, AFP, Bloomberg, Reuters.
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Text: @cri