Dax im Zeichen der Telekom-Zahlen
21. Aug. 2002
Deutsche Aktien auf Richtungssuche
Die Nachrichtenlage ist relativ dünn besetzt und bei den Vorgaben von der Wall Street hat sich verglichen mit dem Stand zum hiesigen Börsenschluss am Dienstag nicht mehr viel getan. Händler stellen sich daher auf eine Seitwärtsbewegung ein. Am ehesten könnten noch die Halbjahreszahlen der Deutschen Telekom die Kurse in Bewegung setzen. Großen Hoffnungen geben sich Marktteilnehmer diesbezüglich wegen des erwarteten Rekordverlustes aber nicht hin.
Anleihen seitwärts erwartet
Nachdem die jüngste Korrektur bei den Anleihen zwar ausgestanden scheint, bezeichnen Marktteilnehmer aber auch das weitere Potenzial nach oben als begrenzt. Auf dem derzeitigen Niveau bedürfe es erst neuer Erkenntnisse über die weitere konjunkturelle Entwicklung, bevor sich der Markt wieder nachhaltig in die eine oder andere Richtung in Bewegung setzen könne. Der Bund-Future wird deshalb in einer Seitwärtsrange gesehen.
Euro etwas fester
Der Euro zeigt sich am Mittwochmorgen gegenüber dem Dollar etwas fester. Gegen 7.25 Uhr werden 0,9835 Dollar gezahlt, nach 0,9792 Dollar im späten Geschäft am Dienstag in New York. Zum Yen notiert der Dollar bei 118,06 Yen nach zuletzt 118,70 Yen. Belastet werde die Stimmung mit Blick auf den Dollar durch Meldungen, wonach Anleger aus Saudi-Arabien nach dem 11. September hohe Summen in Dollar-Anlagen abgezogen haben sollen. Damit bleiben die zuletzt gültige Seitwärtsrange bis auf weiteres zementiert, heißt es.
Börse Japan gut behauptet
Gut behauptet zeigen sich die japanischen Aktienkurse am Dienstag in Tokio. Der Nikkei-225-Index steigt gegen 7.25 Uhr um 0,2 Prozent auf 9.642 Yen. Der Topix-Index legt um 0,2 Prozent auf 947 Zähler zu. Die leichten Aufschläge erklären Marktteilnehmer mit Gelegenheitskäufen, nachdem der Index nach der Eröffnung bis auf rund 9.500 Yen zurückgefallen war. Die weitere Entwicklung des Marktes bleibe unklar, da jeder Anstieg in Richtung auf die Marke von 10.000 Yen von Banken und Finanzinstituten als Gelegenheit zur Auflösung von Überkreuzbeteiligungen genutzt werde, so ein Händler.
Aktien Hongkong zeigen sich am Mittag knapp behauptet
Knapp behauptet präsentieren sich die Aktienkurse am Mittwochmittag (Ortszeit) in Hongkong. Bis zum Ende der ersten Sitzungshälfte büßt der Hang-Seng-Index 0,2 Prozent auf 10.390 Punkte ein. Händler berichten von einem ruhigen Geschäftsverlauf in einer engen Bandbreite zwischen 10.360 und 10.400 Punkten. Die Werte tendieren uneinheitlich: Telekom- und Immobilientitel liegen etwas fester im Markt, Banken etwas schwächer. Größter Verlierer sind CNOOC, die 4,2 Prozent auf 11,15 Hongkong-Dollar abgeben, nach der positiven Tendenz in den vergangenen zwei Wochen. Das Interesse richte sich auf die Zwischenberichte von Cheung Kong, Hutchison und Wharf, die am Donnerstag erwartet werden.
Neuigkeiten und Kursbewegungen nach US-Börsenschluss
Der Nasdaq 100 After Hours Indicator zeigte sich am Mittwoch mit einem Plus von 0,23 Prozent auf 1.010,38 Punkten. Nach Angaben von Händlern waren im nachbörslichen Handel am Dienstag Newport und Gymboree die entscheidenden Themen. Newport ermäßigten sich um 9,9 Prozent auf 16,62 Dollar, nachdem sie in der regulären Session um neun Prozent auf 18,25 Dollar zulegen konnten. Nach Börsenschluss hatte das Unternehmen angekündigt, dass sich die Aufwendungen vor Steuern für eine geplante Restrukturierung im dritten Quartal auf 30 bis 40 Millionen Dollar belaufen werden. Gymboree erhöhten sich um 0,3 Prozent auf 15,25 Dollar, nachdem das Unternehmen mit 0,04 Dollar einen geringer als erwartet ausgefallenen Verlust je Aktie ausgewiesen hatte. Zudem bekräftigte der Einzelhändler für Kinderkleidung die Planungen für das dritte und vierte Quartal und hob die Schätzung für das Gesamtjahr an. Animal Supplies zogen im nachbörslichen Handel ebenfalls um 0,3 Prozent auf 21,15 Dollar an. Im zweiten Quartal hatte die Gesellschaft mit einem Gewinn je Anteilsschein von 0,17 Dollar die Analystenerwartungen um 0,02 Dollar übertroffen.
Wall Street atmet durch
Die US-Börsen haben am Dienstag nach dem jüngsten Aufwärtstrend eine Verschnaufpause eingelegt und nach Gewinnmitnahmen schwächer geschlossen. Die Technologiebörse Nasdaq wurde vor allem durch Einbußen bei den Chipwerten belastet. Der Dow Jones verlor 1,32 Prozent auf 8.872,07 Punkte. Der Nasdaq-Composite gab 1,29 Prozent auf 1.376,57 Zähler nach. Auch der breiter gefasste S&P-500-Index büßte 1,40 Prozent auf 937,43 Punkte ein.
„Der Markt ist in kurzer Zeit 1.500 Punkte nach oben gegangen, also legen wir eine Atempause ein", sagte Alan Ackerman, Marktstratege bei dem Brokerhaus Fahnestock & Co. „Die Tech- und Telekom-Werte und die Finanzaktien sind alle durch Gewinnmitnahmen unter Druck, aber insgesamt zeigt sich der Markt beachtlich widerstandsfähig.“ Die US-Börsen hatten sich in den vergangenen Tagen kontinuierlich von ihren jüngsten Tiefständen erholt. Der Dow-Jones-Index hatte am Vorabend bei einem Stand von 8.990 Punkten auf seinem höchsten Niveau seit fünf Wochen geschlossen.
Die Titel der Telefongesellschaft SBC gaben rund 7,3 Prozent auf 27,68 Dollar nach und drückten damit die Standardwerte insgesamt. Die Investmentbank UBS Warburg hatte die Titel von drei großen regionalen US-Telefongesellschaften auf „halten“ von zuvor „kaufen“ heruntergestuft und die Gewinnprognosen sowie die Kursziele für zwölf Monate gesenkt. Den Unternehmen dürfte es schwer fallen, ihre Ziele für 2003 zu erreichen, hieß es zur Begründung. Die Aktien der BellSouth Corp büßten rund 4,5 Prozent auf 25,50 Dollar ein. Die Titel von Verizon Communications verloren rund 5,3 Prozent auf 31,80 Dollar.
Die Titel des finanziell angeschlagenen US-Telekommunikationsunternehmens Qwest Communications International legten dagegen um rund 32 Prozent auf 2,95 Dollar zu. Das Unternehmen hatte zuvor mitgeteilt, seine Telefonverzeichnis-Sparte für rund sieben Milliarden Dollar an zwei private Investmentfonds verkauft zu haben. Die Aktien der Telefongesellschaft AT&T Corp stiegen um rund 3,9 Prozent auf 11,18 Dollar. Die Investmentbank J.P. Morgan hatte ihre Bewertung für die Aktien des größten Anbieters von Ferngesprächen in den USA angehoben und dies mit einer höheren Nachfrage der Geschäftskunden begründet.
An der Nasdaq verloren nach dem jüngsten kräftigen Anstieg vor allem die Werte von Chipunternehmen und deren Zulieferern. Der Halbleiterindex der Philadelphia Stock Exchange büßte rund 4,8 Prozent ein. Die Aktien der Chipausrüster Novellus Systems und KLA Tencor verloren jeweils rund fünf Prozent auf 29,27 Dollar beziehungsweise 38,74 Dollar.
Die Titel des Netzwerkausrüsters Cisco Systems notierten kaum verändert mit plus 0,07 Prozent auf 14,73 Dollar. Das Unternehmen wird durch die angekündigte Übernahme von Andiamo Systems in einem Teilbereich zu einem direkten Konkurrenten von Brocade Communications und McData. Brocade-Aktien verloren rund 2,7 Prozent auf 15,74 Dollar, die Titel von McData gaben rund zwei Prozent auf 10,14 Dollar nach.
Die Quartalsbilanz der weltgrößten Baumarkt-Kette Home Depot sei von den Anlegern positiv aufgenommen worden, sagten Händler. Die Titel stiegen um rund 4,2 Prozent auf 30,25 Dollar. Home Depot hatte zuvor mitgeteilt, der Gewinn im abgelaufenen Quartal sei wegen Kosteneinsparungen und niedriger Bauzinsen überraschend stark gestiegen.
US-Anleihen schließen wegen Aktienschwäche fester
Die US-Anleihen haben sich am Dienstag in New York fester gezeigt. Händler erklärten die Aufschläge vor allen mit den schwachen Aktienkursen und technisch bedingten Faktoren. Zehnjährige Titel mit einem Kupon von 4,375 Prozent gewannen 1-1/32 auf 101-24/32 die Rendite fiel von 4,28 auf 4,16 Prozent. Der Longbond mit einer Zinsausstattung von 5,375 Prozent stieg um 1-6/32 auf 106-1/32. Daraus ergab sich eine Rendite von 4,98 Prozent, nach 5,05 Prozent am Montag.
In einer Sitzung in der die einzigen möglichen impulsgebenden Konjunkturdaten mit einem Handelsbilanzdefizit von vorläufig 37,16 Milliarden Dollar “in line“ ausfielen und sonstige marktbewegenden Nachrichten weitgehend ausblieben, hätten sich die Investoren vor allem auf die Aktienmärkte konzentriert, sagte ein Händler. Zusätzlich habe die Nervosität wegen weltweiter politischer Spannungen inklusive der Gerüchte über einen möglichen Angriff der USA auf den Irak die Anleihen gestützt.
Quellen: FAZ.NET, vwd, dpa, AP, AFP, Bloomberg, Reuters.
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Text: @cri