Freiheit für die Märkte 

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9745400lopi:

Freiheit für die Märkte 

 
11.09.01 09:28
In Tokio fällt die Börse auf den tiefsten Stand seit 17 Jahren, in Deutschland stürzen die T-Aktie unter den Emissionskurs und der Neue Markt unter die 900-Punkte-Marke. Kein Zweifel, an der Börse ist die Hoffnung auf eine rasche Erholung der Weltkonjunktur zerplatzt. Die "Wachstumsdelle" ist viel breiter, als die meisten Experten befürchtet haben. Die weltweiten Kurseinbrüche zeichnen vor, wie es mit der Konjunktur weitergeht: abwärts.
Bedrohlich ist, dass die drei größten Wachstumsmotoren der Weltwirtschaft - USA, Europa und Japan - nahezu zeitgleich ausfallen. Während sich Europa und die USA noch gegen die Rezession stemmen, rutscht Japan immer tiefer in die Krise. Die Kritik an der Globalisierung, an der internationalen Verflechtung über Handels- und Finanzströme, bekommt damit neue Dynamik: Eine Krise an einem Ende der Welt kann sich in Windeseile an das andere Ende ausbreiten.
Schon liebäugeln Europas Finanzminister mit Spekulationssteuern oder Kapitalverkehrskontrollen, um die Märkte zur Räson zu bringen. Selbst Bundesfinanzminister Hans Eichel mag sich solchen Ideen nicht verschließen und übernimmt die Rhetorik der Globalisierungsgegner.
Dabei müsste er es eigentlich besser wissen. Schließlich ist der Exportvizeweltmeister Deutschland einer der Hauptgewinner der internationalen Arbeitsteilung und des Welthandels. Als Buhmann für die weltweite Konjunkturabschwächung ist die Globalisierung denkbar ungeeignet.
Gruß Kostolmoney
9745400lopi:

Der Aufschwung steht erst Ende 2002 an"  

 
11.09.01 09:44
New York - An Wall Street schwindet allmählich die Zuversicht der Berufsoptimisten, dass es an der Börse und mit der Wirtschaft in den kommenden Monaten wieder bergauf gehen könnte. Besonders verzweifelte Ökonomen legen mittlerweile den Zeitpunkt eines möglichen Aufschwungs in das dritte oder vierte Quartal 2002. Noch im Juli war allerorts von einer Sommerrallye die Rede mit steigenden Unternehmensgewinnen - Schnee von gestern.
Nun überstürzen sich die düsteren Prognosen vom Zustand der Gesamtwirtschaft und die tristen Voraussagen über die Gewinne der Firmen. Am Freitag etwa sorgte die Veröffentlichung der Arbeitslosenquote dafür, dass der Dow Jones um 234 Punkte in die Knie ging - die Rate war überraschend stark auf 4,9 Prozent gestiegen, den höchsten Stand seit vier Jahren.
Die Börsen-Info-Agentur First Call schätzt, dass die Unternehmensgewinne im dritten Quartal um 14,4 Prozent sinken werden, nachdem sie im zweiten Vierteljahr schon um 17 Prozent zurückgegangen waren. Im vierten Quartal soll sich der Wert dann wieder auf minus 2,4 Prozent "erholen"; doch sicher sei auch dies nicht, glaubt First-Call-Ökonom Chuck Hill.
"Es gibt keinerlei Zeichen am Ende des Tunnels namens Gewinnrezession", sagt Hugh Johnson, Chef-Investment-Officer bei First Albany. Die Sichtweite sei wie "in dickem Nebel". Sein Kollege Phil Orlando von Value Line Asset Management glaubt: "Die Investoren sind zu Tode erschrocken. Sie sagen: ,Ich kaufe nicht eine einzige Aktie, bis ich eine Rückkehr zu Unternehmensgewinnen sehe'."

Weitaus frohgemuter lautet dagegen der regierungsamtliche Blick in die Zukunft. Finanzminister Paul O'Neill erneuerte seine Ansicht, dass die USA auf dem Wege der Genesung seien. "Die Korrektur geht weiter, und wir sehen schon bald eine Verbesserung"; das Land werde schon bald wieder an Wachstumswerte in der Größenordnung von drei Prozent anknüpfen. Offiziell geht die Regierung Bush von einem Plus des Bruttoinlandsprodukts von 3,2 Prozent im Jahr 2002 aus.
Bis dahin - so heißt es an Wall Street - werde die Federal Reserve (Fed) aber weiter die Zinsschraube lockern müssen. Bislang hatte der Offenmarktausschuss der Fed in diesem Jahr die Kurzfristzinsen bereits von 6,5 auf 3,5 Prozent gesenkt - dennoch geht es mit der Wirtschaft weiter in den Keller. Deshalb würden Alan Greenspan & Co. am 2. Oktober ein weiteres Mal die Zinsen sinken, lautet die Erwartung; und am 6. November, vielleicht auch am 11. Dezember könnten die Währungshüter wieder für Erleichterung sorgen. "Die Fed hat eine Menge zu tun", sagt Peter Hooper, Chefökonom bei Deutsche Bank Alex. Brown.
Die Sorgen über eine anhaltende Talfahrt haben die Aktien auch in der vergangenen Woche purzeln lassen. Der Dow Jones, der schon in der Vorwoche 4,5 Prozent an Boden verloren hatte, ging weitere 3,5 Prozent nach unten - und steht nun bei 9605,85 Punkten. Die Nasdaq, die vor einer Woche bereits 5,8 Prozent nachgegeben hatte, ging weitere 6,5 Prozent auf jetzt 1687,70 Stellen zurück. Und der S&P 500 verlor 4,2 Prozent auf nun 1085,78 - der niedrigste Stand seit Oktober 1998.
In dieser Woche wird Wall Street wieder gespannt in Richtung Washington blicken, wo mehrere Konjunkturbarometer veröffentlicht werden: Am Mittwoch stehen die Konsumentenkredite an, am Donnerstag der Index für die Produzentenpreise und am Freitag die Industrieproduktion. Zudem stehen zahlreiche Reden von Mitgliedern der Federal Reserve auf der Tagesordnung; am Donnerstag wird Alan Greenspan in Atlanta vor einem Forum von Bankern ein paar Bemerkungen machen - vielleicht auch einige in Richtung Zinsen.
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