Dennoch bleibt eine eindeutige Richtung für den Freenet-Kurs ungewiss - meine Meinung.
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11.07.2008 16:46
Drillisch und UI haben Oberwasser
Die Telekommunikationsunternehmen Drillisch und United Internet haben ihre Anteile an Freenet aufgestockt und sind wieder größter Aktionär. Damit dürfte es wieder spannend werden auf der anstehenden Hauptversammlung.
Freenet ist nicht gut zu sprechen auf die rebellischen Aktionäre. Schließlich versuchten United Internet und die verbündete Mobilfunkfirma Drillisch monatelang, Freenet zu übernehmen. Die beiden wollen das DSL- und Mobilfunkgeschäft unter sich aufteilen. Ein Schachzug auf dem Weg dahin ist, das Freenet-Management auf dem Jahrestreffen der Aktionäre am 8. August zu stürzen.
Nach ihren Aktienzukäufen besitzen die beiden Unternehmen, die über die Holding MSP an Freenet beteiligt sind, nun wieder eine Sperrminorität. Sie verfügen über 25,91 Prozent der Stimmrechte. Doch ob die beiden ihr Vorhaben durchsetzen können, hängt von den Mehrheitsverhältnissen auf dem Aktionärstreffen ab, die sich bis dahin noch ändern können.
Freenets Taktik
Freenet hatte sich vehement gegen eine Übernahme gestemmt und will die neue Struktur des Konzerns selbst gestalten. Nachdem sich Freenet-Chef Eckhard Spoerr lange Zeit gegen eine Aufspaltung des Konzerns gewehrt hatte, leitete er sie selbst ein. Er will sich vom DSL-Geschäft trennen, um sich künftig auf den Mobilfunk zu konzentrieren. Teil dieser Strategie war die Übernahme des größeren Mobilfunk-Rivalen Debitel.
Von der Übernahme verspricht sich Freenet einiges: Gemeinsam mit Debitel ist das Unternehmen zum drittgrößten Mobilfunkanbieter in Deutschland aufgestiegen hinter der Telekom-Tochter T-Mobile und Vodafone. Von der Fusion erhoffen sich die Partner mehr Einkaufsmacht gegenüber Netzbetreibern und Geräteherstellern.
Der Zukauf hatte außerdem einen - denkbar beabsichtigten - Nebeneffekt: Freenet bezahlte den Debitel-Verkäufer Permira mit neuen Aktien aus einer Kapitalerhöhung und verwässerte so den Stimmrechtsanteil von United Internet und Drillisch. Die Sperrminorität der übernahmewilligen Rivalen war damit dahin. Ihr Anteil sank von zuletzt 25,2 Prozent auf 18,9 Prozent.
Kräftemessen auf der Hauptversammlung
Mit ihrer nun verkündeten Anteilsaufstockung stellten United Internet und Drillisch die alten Kräfteverhältnisse wieder her. In Finanzkreisen wird davon ausgegangen, dass sie bis zur Freenet-Hauptversammlung ihren Anteil noch auf 29 Prozent aufstocken werden. Je nach der Präsenz auf dem Aktionärstreffen könnte das reichen, um den geforderten Neuanfang bei Freenet herbeizuführen. Sicher ist das aber nicht.
Freenet-Chef Spoerr versucht, möglichst viele Aktionäre zur Hauptversammlung zu bringen und auf seine Seite zu ziehen. "Wir haben mit allen institutionellen Investoren gesprochen. Alle sind von der Debitel-Transaktion überzeugt", sagte Spoerr kürzlich. Laut Angaben aus Finanzkreisen hat Spoerr den bisherigen Debitel-Eigentümer Permira auf seiner Seite. Und der hält etwa 24,99 Prozent der Aktien von Freenet.
bs boerse.ard.de/content.jsp?key=dokument_300726