"Formel-1-Autos sind zu schnell geworden"
Max Mosley will die Formel 1 mit allen Mitteln ausbremsen. Jetzt spricht er sogar von Dieselmotoren
München - FIA-Präsident Max Mosley wurde im Oktober wiedergewählt. Für seine nächste Amtsperiode hat er sich vor allem die Verbesserung der Sicherheit in der Formel 1 auf die Fahnen geschrieben.
Im Interview mit der Fachzeitschrift "auto motor und sport" äußert der 61-Jährige konkrete Vorstellungen, wie er die Boliden in der Königsklasse besser einbremsen kann.
"Dieselmotoren wären sehr schön"
Dabei setzt der Engländer aber nicht auf Altbewährtes, sondern will ganz neue Wege gehen. "Man kann relativ schnell über die Aerodynamik eingreifen. Besser wäre es, die Motorleistung zu reduzieren", schlägt Mosley vor, um der Entwicklung zu immer stärkeren Aggregaten entgegenzuwirken.
"Als wir Ende 1994 den Hubraum von 3,5 auf drei Liter reduzierten, haben uns die Konstrukteure 600 PS als absolute Grenze versprochen. Jetzt liegen wir knapp an 900 PS. Uns schwebt eine Leistung von rund 700 PS vor", so der FIA-Chef.
Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, ist Mosley sogar bereit, revolutionäre Wege bei den Motorenkonzepten zu gehen. "Dieselmotoren wären sehr schön", schlägt Mosley überraschender Weise vor. "Das Problem ist, dass der Motor dann nur 7000 Umdrehungen hat. Das wäre nicht Formel-1-like."
Limitierte Motorenzahl
Im Moment ist eine maximale Drehzehl von bis zu 18.000 U./min. in der Königsklasse Usus. Da Mosley sich aber gegen künstliche Begrenzungen der Motorleistung wehrt, richtet er sein Augenmerk auch auf andere Möglichkeiten, den "Entwicklungswahn" im Motorensektor einzubremsen.
"Es gäbe noch einen anderen Vorschlag: Wenn man vorschreibt, dass pro GP-Wochenende und Auto nur ein Motor verwendet werden darf. Wem im Training der Motor platzt, der muss sich beim Start hinten anstellen", so der Engländer.
Mosley: "Es geht um die Geschwindigkeit"
Eine solche Regelung hätte zur Folge, dass die Teams bei der Motorenentwicklung noch stärker auf Zuverlässigkeit achten müssten und deshalb nicht in die extremen Leistungsbereiche vordringen könnten. Die Rundenzeit sollte laut Mosley dadurch um zwei bis drei Sekunden langsamer werden. Das ist aber nicht der wesentliche Vorteil.
"Es geht weniger um die Rundenzeit als vielmehr um die Geschwindigkeiten in den kritischen Streckenpassagen. In gewissen Kurven sind wir an der Grenze. Mit weniger PS wären wir da wieder drunter", erklärt der FIA-Präsident.
Kritik an Michael Schumacher
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·Indianapolis ohne Mosley
Bei allem Sicherheitsdenken will Mosley aber nicht vergessen, dass in der Formel 1 immer noch das Rennspektakel im Vordergrund steht. Vor dem Hintergrund dieser Einstellung blickt der Engländer auch auf die Ereignisse des letztjährigen Italien-GP in Monza zurück.
Auf Initiative von Michael Schumacher versuchten seiner Zeit viele Fahrer, einen "Nicht-Angriffspakt" für die ersten beiden Schikanen nach dem Start auszuhandeln. Damit sollten die für Monza fast üblichen Kollisionen in der ersten Kurve unterbunden werden.
Vor allem am Widerspruch von Jacques Villeneuve scheiterte dieser Versuch jedoch am Ende. Max Mosley übt im Nachhinein deutliche Kritik an Schumachers Initiative.
"Villeneuve hatte absolut Recht"
"Hätten die Fahrer ihre Forderungen durchgesetzt, hätten wir den Fall untersucht", betont Mosley. "Man kann es den Zuschauern gegenüber nicht verantworten, dass man sich vorher abspricht. In dieser Diskussion hatte Jacques Villeneuve absolut Recht."
Mosley, der selbst früher Rennen gefahren ist, appelliert an die Einstellung der Piloten zu ihrem Sport. "Wenn man kein Rennen fahren will, kann man es bleiben lassen. Wer aber mitmacht, sollte auch ein Rennen fahren", stellt der 61-Jährige klar.
Am meisten ärgerte den FIA-Präsident die seiner Ansicht nach übereilte Aktion der Fahrer. "Gäbe es ein Argument dafür, in Monza unter gelber Flagge zu starten, hätte man das vorher in Ruhe besprechen können. Aber eine Stunde vor dem Start kann man solche Entscheidungen nicht treffen", erklärt Mosley.
Alexander Mey
www.sport1.de/coremedia/generator/...r_20sicherheit_20mel.html
Max Mosley will die Formel 1 mit allen Mitteln ausbremsen. Jetzt spricht er sogar von Dieselmotoren
München - FIA-Präsident Max Mosley wurde im Oktober wiedergewählt. Für seine nächste Amtsperiode hat er sich vor allem die Verbesserung der Sicherheit in der Formel 1 auf die Fahnen geschrieben.
Im Interview mit der Fachzeitschrift "auto motor und sport" äußert der 61-Jährige konkrete Vorstellungen, wie er die Boliden in der Königsklasse besser einbremsen kann.
"Dieselmotoren wären sehr schön"
Dabei setzt der Engländer aber nicht auf Altbewährtes, sondern will ganz neue Wege gehen. "Man kann relativ schnell über die Aerodynamik eingreifen. Besser wäre es, die Motorleistung zu reduzieren", schlägt Mosley vor, um der Entwicklung zu immer stärkeren Aggregaten entgegenzuwirken.
"Als wir Ende 1994 den Hubraum von 3,5 auf drei Liter reduzierten, haben uns die Konstrukteure 600 PS als absolute Grenze versprochen. Jetzt liegen wir knapp an 900 PS. Uns schwebt eine Leistung von rund 700 PS vor", so der FIA-Chef.
Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, ist Mosley sogar bereit, revolutionäre Wege bei den Motorenkonzepten zu gehen. "Dieselmotoren wären sehr schön", schlägt Mosley überraschender Weise vor. "Das Problem ist, dass der Motor dann nur 7000 Umdrehungen hat. Das wäre nicht Formel-1-like."
Limitierte Motorenzahl
Im Moment ist eine maximale Drehzehl von bis zu 18.000 U./min. in der Königsklasse Usus. Da Mosley sich aber gegen künstliche Begrenzungen der Motorleistung wehrt, richtet er sein Augenmerk auch auf andere Möglichkeiten, den "Entwicklungswahn" im Motorensektor einzubremsen.
"Es gäbe noch einen anderen Vorschlag: Wenn man vorschreibt, dass pro GP-Wochenende und Auto nur ein Motor verwendet werden darf. Wem im Training der Motor platzt, der muss sich beim Start hinten anstellen", so der Engländer.
Mosley: "Es geht um die Geschwindigkeit"
Eine solche Regelung hätte zur Folge, dass die Teams bei der Motorenentwicklung noch stärker auf Zuverlässigkeit achten müssten und deshalb nicht in die extremen Leistungsbereiche vordringen könnten. Die Rundenzeit sollte laut Mosley dadurch um zwei bis drei Sekunden langsamer werden. Das ist aber nicht der wesentliche Vorteil.
"Es geht weniger um die Rundenzeit als vielmehr um die Geschwindigkeiten in den kritischen Streckenpassagen. In gewissen Kurven sind wir an der Grenze. Mit weniger PS wären wir da wieder drunter", erklärt der FIA-Präsident.
Kritik an Michael Schumacher
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·Michael Schumacher fordert strengere Sicherheitsvorschriften
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Bei allem Sicherheitsdenken will Mosley aber nicht vergessen, dass in der Formel 1 immer noch das Rennspektakel im Vordergrund steht. Vor dem Hintergrund dieser Einstellung blickt der Engländer auch auf die Ereignisse des letztjährigen Italien-GP in Monza zurück.
Auf Initiative von Michael Schumacher versuchten seiner Zeit viele Fahrer, einen "Nicht-Angriffspakt" für die ersten beiden Schikanen nach dem Start auszuhandeln. Damit sollten die für Monza fast üblichen Kollisionen in der ersten Kurve unterbunden werden.
Vor allem am Widerspruch von Jacques Villeneuve scheiterte dieser Versuch jedoch am Ende. Max Mosley übt im Nachhinein deutliche Kritik an Schumachers Initiative.
"Villeneuve hatte absolut Recht"
"Hätten die Fahrer ihre Forderungen durchgesetzt, hätten wir den Fall untersucht", betont Mosley. "Man kann es den Zuschauern gegenüber nicht verantworten, dass man sich vorher abspricht. In dieser Diskussion hatte Jacques Villeneuve absolut Recht."
Mosley, der selbst früher Rennen gefahren ist, appelliert an die Einstellung der Piloten zu ihrem Sport. "Wenn man kein Rennen fahren will, kann man es bleiben lassen. Wer aber mitmacht, sollte auch ein Rennen fahren", stellt der 61-Jährige klar.
Am meisten ärgerte den FIA-Präsident die seiner Ansicht nach übereilte Aktion der Fahrer. "Gäbe es ein Argument dafür, in Monza unter gelber Flagge zu starten, hätte man das vorher in Ruhe besprechen können. Aber eine Stunde vor dem Start kann man solche Entscheidungen nicht treffen", erklärt Mosley.
Alexander Mey
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