Finale für Premiere?

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Finale für Premiere?

 
08.05.02 05:55
Die PayTV-Sparte des angeschlagenen Medienkonzerns ist nach Angaben aus Branchenkreisen zahlungsunfähig und wird höchstwahrscheinlich am Mittwochmorgen einen Antrag auf Insolvenz stellen.

München - Ein Insolvenzantrag von KirchPayTV, der Muttergesellschaft des Senders Premiere, werde wahrscheinlich am Mittwochvormittag beim Amtsgericht in München eingereicht, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters am Dienstagabend aus Branchenkreisen. In KirchPayTV sind neben Premiere noch diverse Call-Center und weitere Tochtergesellschaften gebündelt.

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Der Bezahlsender Premiere selbst will aber offensichtlich (noch) nicht aufgeben. Als Tochter könnte der Sender von einem Antrag ausgespart bleiben, verlautete am Abend aus den Branchenkreisen.

Die Gläubigerbanken seien über den bevorstehenden Schritt bereits informiert worden. Sprecher von Premiere und der Kirch-Gruppe lehnten einen Kommentar ab. Von den Premiere-Gläubigerbanken HypoVereinsbank und Bayerische Landesbank war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

Hinter der Kulissen wurde hektisch verhandelt

Schon einmal hatte der Sender in letzter Minute den Kopf aus der Schlinge gezogen: Bereits vor einem Monat hatte die neue KirchMedia-Geschäftsführung vor laufenden Kameras einen Insolvenzantrag für Premiere angekündigt. Der Sender dementierte umgehend und kämpft seitdem um seine Existenz.

Hinter den Kulissen arbeitete der umtriebige Premiere-Chef Georg Kofler unter Hochdruck daran, einen starken Partner für den Sender zu finden. Später hatten Gerüchte die Runde gemacht, Kofler habe sich gegen den Versuch der KirchMedia-Sanierer, van Betteray und Hans-Joachim Ziems gewehrt, den Einfluss auch auf KirchPayTV auszuweiten und den Insolvenzexperten Hubert Görg als Geschäftsführer bei KirchPayTV einzusetzen.

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Georg Kofler
 
In Branchenkreisen hieß es, die Chancen stünden gut, dass das PayTV-Geschäft trotz des Insolvenzantrags bald verkauft werden könnte. So habe Murdoch, der über den britischen Sender BSkyB mit 22 Prozent an KirchPayTV beteiligt ist, anhaltendes Interesse an einer Kontrolle des deutschen PayTV-Marktes. Auch mit dem Bertelsmann-Konzern laufen nach Angaben aus Branchenkreisen Gespräche.

Premiere ist mit rund einer Milliarde Euro verschuldet und hatte im vergangenen Jahr vor Steuern und Zinsen einen Verlust von 865 Millionen Euro verbucht. Der seit Februar für das Geschäft verantwortliche Kofler hatte angekündigt, den Sender mit einem rigorosen Sparkurs bis 2004 in die schwarzen Zahlen bringen zu wollen.

Ein entsprechender Restrukturierungsplan wurde im März vorgestellt. Unter anderem sollten mindestens 800 der 2.400 Stellen gestrichen werden. Außerdem sollen die Kosten massiv gesenkt werden. Sie waren im vergangenen Jahr mit 1,8 Milliarden Euro doppelt so hoch wie die Einnahmen.

Kofler plante nach damaligen Angaben zudem, die Einnahmen von 0,8 auf 1,5 Milliarden Euro im Jahr 2005 zu verdoppeln. Um sich den dazu notwendigen Massenmarkt zu erschließen, sollte ab Mai mit einem Billig-Abo für fünf Euro im Monat gelockt werden.

Im vergangenen Jahr machte der Sender 989 Millionen Euro Verlust. Die roten Zahlen des Senders gelten als der wichtigste Grund für die 6,5 Milliarden Euro Schulden und die Liquiditätsprobleme des Kirch-Konzerns.

Leo Kirch soll als Berater verpflichtet werden

Unterdessen hieß es in Bankenkreisen, die Gläubiger der insolventen KirchMedia hätten sich darauf geeinigt, Firmengründer Leo Kirch, der der Zerschlagung seines über fünf Jahrzehnte errichteten Medienimperiums zusehen muss, und Kirch-Manager Dieter Hahn als Berater zu engagieren.

Mit ihrer Erfahrung im Mediengeschäft und mit der komplexen Kirch-Gruppe sollten sie der neuen KirchMedia-Geschäftsführung zur Seite stehen. Kirch und Hahn würden voraussichtlich für einen Zeitraum von eineinhalb bis zwei Jahren verpflichtet und erhielten dafür zusammen rund fünf Millionen Euro. Der 75-jährige Kirch werde den größeren Teil dieser Summe erhalten.

Einige wenige Details müssten noch geklärt werden, bevor die Verträge unterschrieben werden könnten, hieß es weiter. Die Gewerkschaft verdi und ihr Medienableger connexx.av kritisierten die künftige Beratertätigkeit der Kirch-Manager.

Protest gegen Millionenverträge

"Nun sollen diejenigen, die den Karren in den Dreck gefahren haben, Millionenverträge erhalten, um die selbst geschaffenen Verflechtungen zu entflechten", erklärte connexx-Sprecher Steffen Schmidt. Die KirchMedia-Mitarbeiter hätten sich am Montagabend für die Gründung eines Betreibsrats ausgesprochen.

Leo Kirch war nach dem Insolvenzantrag der KirchMedia aus seiner Position als Geschäftsführer der Gesellschaft ausgestiegen. Er und Hahn sind aber weiter in der Geschäftsführung der Kirch-Dachgesellschaft TaurusHolding tätig.

mm.de
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KirchPayTV: Insolvenzantrag gestellt

 
08.05.02 12:31
In der maroden KirchGruppe geht der Pleite-Dominoeffekt weiter: Die Premiere-Mutter KirchPayTV hat beim Amtsgericht die Insolvenz beantragt. Der Abo-Kanal sendet zwar weiter, doch der Stellen-Abbau gewinnt an Tempo.

München - Ein Sprecher des Amtsgerichtes München sagte am Vormittag, der Antrag auf Einleitung des Insolvenzverfahrens sei eingegangen. Auch eine Sprecherin der KirchGruppe bestätigte, dass die Insolvenz angemeldet worden sei. In der Dachgesellschaft KirchPayTV sind rund 250 Mitarbeiter beschäftigt.
Der Chef von KirchPayTV und Premiere, Georg Kofler, stellte klar, der Abosender sei von dem Insolvenzantrag der Muttergesellschaft nicht unmittelbar betroffen. "Der Sendebetrieb von Premiere ist nicht gefährdet", so Kofler. Premiere erhalte nun im Gegenteil die Chance, den Ballast der Vergangenheit abzuwerfen. In den kommenden Wochen werde die Geschäftsführung von Premiere mit allen Geschäftspartnern in Verhandlungen treten, um die Kosten drastisch zu senken. Die Zahl der Beschäftigten solle um 1000 auf 1400 gesenkt werden. Bislang hatte Premiere vom Abbau von mehr als 800 Stellen gesprochen.

Zwei weitere Insolvenz-Kandidaten

Ein Insolvenzantrag zu einem späteren Zeitpunkt sei aber für Premiere dennoch nicht ausgeschlossen, hatte zuvor aus unternehmensnahen Kreisen geheißen. Die Gespräche mit möglichen Investoren für den Sender dauerten an. Vor einem Monat hatte die KirchGruppe bereits einen Insolvenzantrag für ihr Kerngeschäft KirchMedia gestellt. Mit KirchPayTV haben nun zwei der drei Geschäftssparten der KirchGruppe Insolvenzantrag gestellt. Auch für die dritte Sparte, die KirchBeteiligungen, wird dieser Schritt nicht ausgeschlossen.

Die Milliardeninvestitionen in Premiere gelten als Hauptursache für die finanzielle Schieflage der gesamten KirchGruppe. Seit dem Insolvenzantrag der KirchMedia haben die Gläubigerbanken zusammen mit dem Kirch-Management nach einer Lösung für die PayTV-Sparte mit Premiere gesucht. Als ein Kandidat wird seit einigen Wochen der Medienriese Bertelsmann gehandelt. Nach wie vor soll aber auch Medienmogul Rupert Murdoch Interesse am Ausbau seiner Beteiligung an Premiere haben. Über seinen britischen Pay-Kanal BSkyB ist Murdoch mit 22 Prozent an der KirchPayTV beteiligt, die Kirch-Dachgesellschaft TaurusHolding besitzt 69,75 Prozent. Für die Beteiligung hatte Murdoch Ende 1999 knapp 1,5 Milliarden Euro gezahlt und Kirch so dringend benötigte Liquidität verschafft. Weitere Gesellschafter der KirchPayTV sind die Kingdom Holding von Prinz al-Walid (3,12 Prozent) und Finanzinvestoren.

Warten auf Rupert M.

Schon einmal hatte der Sender in letzter Minute den Kopf aus der Schlinge gezogen: Bereits vor einem Monat hatte die neue KirchMedia-Geschäftsführung vor laufenden Kameras einen Insolvenzantrag für Premiere angekündigt. Premiere dementierte umgehend und kämpft seitdem um seine Existenz. Premiere-Chef Kofler verspricht, Premiere müsse und werde seine Kosten massiv senken. Sie seien im vergangenen Jahr mit 1,8 Milliarden Euro doppelt so hoch gewesen wie die Einnahmen. Im vergangenen Jahr machte der Sender 989 Millionen Euro Verlust. Die Zahl der Abonnenten stagnierte bei 2,4 Millionen Kunden und blieb damit weit hinter den ursprünglichen Planungen zurück.

KirchPayTV gehört unter anderem auch eine 40-Prozent-Beteiligung am Teleclub. Bei dem Schweizer Bezahlsender hatte Kirch schon 1984 erstmals mit dem Abo-Fernsehen experimentiert.

spiegel.de
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