Die PayTV-Sparte des angeschlagenen Medienkonzerns ist nach Angaben aus Branchenkreisen zahlungsunfähig und wird höchstwahrscheinlich am Mittwochmorgen einen Antrag auf Insolvenz stellen.
München - Ein Insolvenzantrag von KirchPayTV, der Muttergesellschaft des Senders Premiere, werde wahrscheinlich am Mittwochvormittag beim Amtsgericht in München eingereicht, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters am Dienstagabend aus Branchenkreisen. In KirchPayTV sind neben Premiere noch diverse Call-Center und weitere Tochtergesellschaften gebündelt.
Der Bezahlsender Premiere selbst will aber offensichtlich (noch) nicht aufgeben. Als Tochter könnte der Sender von einem Antrag ausgespart bleiben, verlautete am Abend aus den Branchenkreisen.
Die Gläubigerbanken seien über den bevorstehenden Schritt bereits informiert worden. Sprecher von Premiere und der Kirch-Gruppe lehnten einen Kommentar ab. Von den Premiere-Gläubigerbanken HypoVereinsbank und Bayerische Landesbank war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.
Hinter der Kulissen wurde hektisch verhandelt
Schon einmal hatte der Sender in letzter Minute den Kopf aus der Schlinge gezogen: Bereits vor einem Monat hatte die neue KirchMedia-Geschäftsführung vor laufenden Kameras einen Insolvenzantrag für Premiere angekündigt. Der Sender dementierte umgehend und kämpft seitdem um seine Existenz.
Hinter den Kulissen arbeitete der umtriebige Premiere-Chef Georg Kofler unter Hochdruck daran, einen starken Partner für den Sender zu finden. Später hatten Gerüchte die Runde gemacht, Kofler habe sich gegen den Versuch der KirchMedia-Sanierer, van Betteray und Hans-Joachim Ziems gewehrt, den Einfluss auch auf KirchPayTV auszuweiten und den Insolvenzexperten Hubert Görg als Geschäftsführer bei KirchPayTV einzusetzen.
Georg Kofler
In Branchenkreisen hieß es, die Chancen stünden gut, dass das PayTV-Geschäft trotz des Insolvenzantrags bald verkauft werden könnte. So habe Murdoch, der über den britischen Sender BSkyB mit 22 Prozent an KirchPayTV beteiligt ist, anhaltendes Interesse an einer Kontrolle des deutschen PayTV-Marktes. Auch mit dem Bertelsmann-Konzern laufen nach Angaben aus Branchenkreisen Gespräche.
Premiere ist mit rund einer Milliarde Euro verschuldet und hatte im vergangenen Jahr vor Steuern und Zinsen einen Verlust von 865 Millionen Euro verbucht. Der seit Februar für das Geschäft verantwortliche Kofler hatte angekündigt, den Sender mit einem rigorosen Sparkurs bis 2004 in die schwarzen Zahlen bringen zu wollen.
Ein entsprechender Restrukturierungsplan wurde im März vorgestellt. Unter anderem sollten mindestens 800 der 2.400 Stellen gestrichen werden. Außerdem sollen die Kosten massiv gesenkt werden. Sie waren im vergangenen Jahr mit 1,8 Milliarden Euro doppelt so hoch wie die Einnahmen.
Kofler plante nach damaligen Angaben zudem, die Einnahmen von 0,8 auf 1,5 Milliarden Euro im Jahr 2005 zu verdoppeln. Um sich den dazu notwendigen Massenmarkt zu erschließen, sollte ab Mai mit einem Billig-Abo für fünf Euro im Monat gelockt werden.
Im vergangenen Jahr machte der Sender 989 Millionen Euro Verlust. Die roten Zahlen des Senders gelten als der wichtigste Grund für die 6,5 Milliarden Euro Schulden und die Liquiditätsprobleme des Kirch-Konzerns.
Leo Kirch soll als Berater verpflichtet werden
Unterdessen hieß es in Bankenkreisen, die Gläubiger der insolventen KirchMedia hätten sich darauf geeinigt, Firmengründer Leo Kirch, der der Zerschlagung seines über fünf Jahrzehnte errichteten Medienimperiums zusehen muss, und Kirch-Manager Dieter Hahn als Berater zu engagieren.
Mit ihrer Erfahrung im Mediengeschäft und mit der komplexen Kirch-Gruppe sollten sie der neuen KirchMedia-Geschäftsführung zur Seite stehen. Kirch und Hahn würden voraussichtlich für einen Zeitraum von eineinhalb bis zwei Jahren verpflichtet und erhielten dafür zusammen rund fünf Millionen Euro. Der 75-jährige Kirch werde den größeren Teil dieser Summe erhalten.
Einige wenige Details müssten noch geklärt werden, bevor die Verträge unterschrieben werden könnten, hieß es weiter. Die Gewerkschaft verdi und ihr Medienableger connexx.av kritisierten die künftige Beratertätigkeit der Kirch-Manager.
Protest gegen Millionenverträge
"Nun sollen diejenigen, die den Karren in den Dreck gefahren haben, Millionenverträge erhalten, um die selbst geschaffenen Verflechtungen zu entflechten", erklärte connexx-Sprecher Steffen Schmidt. Die KirchMedia-Mitarbeiter hätten sich am Montagabend für die Gründung eines Betreibsrats ausgesprochen.
Leo Kirch war nach dem Insolvenzantrag der KirchMedia aus seiner Position als Geschäftsführer der Gesellschaft ausgestiegen. Er und Hahn sind aber weiter in der Geschäftsführung der Kirch-Dachgesellschaft TaurusHolding tätig.
mm.de
München - Ein Insolvenzantrag von KirchPayTV, der Muttergesellschaft des Senders Premiere, werde wahrscheinlich am Mittwochvormittag beim Amtsgericht in München eingereicht, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters am Dienstagabend aus Branchenkreisen. In KirchPayTV sind neben Premiere noch diverse Call-Center und weitere Tochtergesellschaften gebündelt.
Der Bezahlsender Premiere selbst will aber offensichtlich (noch) nicht aufgeben. Als Tochter könnte der Sender von einem Antrag ausgespart bleiben, verlautete am Abend aus den Branchenkreisen.
Die Gläubigerbanken seien über den bevorstehenden Schritt bereits informiert worden. Sprecher von Premiere und der Kirch-Gruppe lehnten einen Kommentar ab. Von den Premiere-Gläubigerbanken HypoVereinsbank und Bayerische Landesbank war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.
Hinter der Kulissen wurde hektisch verhandelt
Schon einmal hatte der Sender in letzter Minute den Kopf aus der Schlinge gezogen: Bereits vor einem Monat hatte die neue KirchMedia-Geschäftsführung vor laufenden Kameras einen Insolvenzantrag für Premiere angekündigt. Der Sender dementierte umgehend und kämpft seitdem um seine Existenz.
Hinter den Kulissen arbeitete der umtriebige Premiere-Chef Georg Kofler unter Hochdruck daran, einen starken Partner für den Sender zu finden. Später hatten Gerüchte die Runde gemacht, Kofler habe sich gegen den Versuch der KirchMedia-Sanierer, van Betteray und Hans-Joachim Ziems gewehrt, den Einfluss auch auf KirchPayTV auszuweiten und den Insolvenzexperten Hubert Görg als Geschäftsführer bei KirchPayTV einzusetzen.
Georg Kofler
In Branchenkreisen hieß es, die Chancen stünden gut, dass das PayTV-Geschäft trotz des Insolvenzantrags bald verkauft werden könnte. So habe Murdoch, der über den britischen Sender BSkyB mit 22 Prozent an KirchPayTV beteiligt ist, anhaltendes Interesse an einer Kontrolle des deutschen PayTV-Marktes. Auch mit dem Bertelsmann-Konzern laufen nach Angaben aus Branchenkreisen Gespräche.
Premiere ist mit rund einer Milliarde Euro verschuldet und hatte im vergangenen Jahr vor Steuern und Zinsen einen Verlust von 865 Millionen Euro verbucht. Der seit Februar für das Geschäft verantwortliche Kofler hatte angekündigt, den Sender mit einem rigorosen Sparkurs bis 2004 in die schwarzen Zahlen bringen zu wollen.
Ein entsprechender Restrukturierungsplan wurde im März vorgestellt. Unter anderem sollten mindestens 800 der 2.400 Stellen gestrichen werden. Außerdem sollen die Kosten massiv gesenkt werden. Sie waren im vergangenen Jahr mit 1,8 Milliarden Euro doppelt so hoch wie die Einnahmen.
Kofler plante nach damaligen Angaben zudem, die Einnahmen von 0,8 auf 1,5 Milliarden Euro im Jahr 2005 zu verdoppeln. Um sich den dazu notwendigen Massenmarkt zu erschließen, sollte ab Mai mit einem Billig-Abo für fünf Euro im Monat gelockt werden.
Im vergangenen Jahr machte der Sender 989 Millionen Euro Verlust. Die roten Zahlen des Senders gelten als der wichtigste Grund für die 6,5 Milliarden Euro Schulden und die Liquiditätsprobleme des Kirch-Konzerns.
Leo Kirch soll als Berater verpflichtet werden
Unterdessen hieß es in Bankenkreisen, die Gläubiger der insolventen KirchMedia hätten sich darauf geeinigt, Firmengründer Leo Kirch, der der Zerschlagung seines über fünf Jahrzehnte errichteten Medienimperiums zusehen muss, und Kirch-Manager Dieter Hahn als Berater zu engagieren.
Mit ihrer Erfahrung im Mediengeschäft und mit der komplexen Kirch-Gruppe sollten sie der neuen KirchMedia-Geschäftsführung zur Seite stehen. Kirch und Hahn würden voraussichtlich für einen Zeitraum von eineinhalb bis zwei Jahren verpflichtet und erhielten dafür zusammen rund fünf Millionen Euro. Der 75-jährige Kirch werde den größeren Teil dieser Summe erhalten.
Einige wenige Details müssten noch geklärt werden, bevor die Verträge unterschrieben werden könnten, hieß es weiter. Die Gewerkschaft verdi und ihr Medienableger connexx.av kritisierten die künftige Beratertätigkeit der Kirch-Manager.
Protest gegen Millionenverträge
"Nun sollen diejenigen, die den Karren in den Dreck gefahren haben, Millionenverträge erhalten, um die selbst geschaffenen Verflechtungen zu entflechten", erklärte connexx-Sprecher Steffen Schmidt. Die KirchMedia-Mitarbeiter hätten sich am Montagabend für die Gründung eines Betreibsrats ausgesprochen.
Leo Kirch war nach dem Insolvenzantrag der KirchMedia aus seiner Position als Geschäftsführer der Gesellschaft ausgestiegen. Er und Hahn sind aber weiter in der Geschäftsführung der Kirch-Dachgesellschaft TaurusHolding tätig.
mm.de