EZB lässt Leitzinsen wie erwartet unverändert
FRANKFURT/WIEN (Dow Jones)--Die Europäische Zentralbank (EZB) hat das Niveau
der Leitzinsen im Euroraum wie erwartet bestätigt. Damit bleibt der zentrale
Satz für einwöchige Refinanzierungsgeschäfte bei 4,00%, wie die Notenbank am
Donnerstag nach der auswärtigen Sitzung ihres geldpolitischen
Entscheidungsgremiums in Wien mitteilte. Die Sätze für die Einlagen- und
Spitzenrefinanzierungsfazilität betragen damit weiterhin 3,00% bzw. 5,00%.
Ungeachtet der gegenwärtigen Verspannungen am Geldmarkt liegen die Euroraum-
Zinsen auf dem höchsten Stand seit August 2001.
Seit Dezember 2005 hat die EZB ihre Zinsen vor dem Hintergrund einer
robusten wirtschaftlichen Entwicklung und angesichts anhaltender
Inflationsrisiken in acht Schritten um insgesamt 200 Basispunkte erhöht, zuletzt
am 6. Juni. Wegen der Krise am Geldmarkt hatte die EZB allerdings bereits im
vergangenen Monat von einer zuvor noch signalisierten Zinserhöhung Abstand
genommen. Zwar hat sich die Entwicklung am ganz kurzen Ende des Geldmarkts
normalisiert und die Zinsen liegen hier gegenwärtig unter 4,00%, die Verzinsung
von Dreimonats- oder Sechsmonatsgeld liegt jedoch weiterhin deutlich über dem,
was beim aktuellen Leitzinsniveau üblich wäre.
Zudem hat der Euro im Zuge der US-Hypothekenkrise und einer kräftigen Fed-
Zinssenkung gegenüber dem US-Dollar deutlich aufgewertet und erst am Montag mit
1,4283 USD ein neues Rekordhoch markiert. Zwar fängt dies den derzeitigen
starken Anstieg der Rohstoffpreise auf, andererseits dürfte die Euro-Stärke aber
zunehmend ein Problem für das europäische Exportgeschäft werden und damit zu
einer Dämpfung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage führen. So haben sich vor
diesem Hintergrund und angesichts der internationalen Kreditkrise zuletzt auch
verschiedene Stimmungsindikatoren eingetrübt und Volkswirte ihre
Wachstumsprognosen für das kommende Jahr reduziert.
EZB-Präsident Jean-Claude Trichet wird den Zinsbeschluss wie üblich um 14.30
Uhr vor den Medien erläutern. Nach Einschätzung von Bankvolkswirten wird er sich
dabei verhalten mit Andeutungen über den weiteren EZB-Zinskurs präsentieren und
der Notenbank alle zinspolitischen Optionen offen halten. Allerdings dürfte
Trichet noch einmal vor den Aufwärtsrisiken für die Preisstabilität warnen und
die Geldpolitik als immer noch akkommodierend bezeichnen.
Dennoch rechnet nur noch eine Minderheit unter den EZB-Beobachtern damit,
dass die Notenbank ihre Leitzinsen in der kommenden Zeit noch einmal anheben
wird. In einer aktuellen Umfrage von Dow Jones Newswires äußerten lediglich 13
Bankvolkswirte die Einschätzung, dass die EZB ihren Leitzins bis zum Ende des
ersten Quartals um wenigstens 25 Basispunkte erhöhen wird. 33 rechneten hingegen
mit unveränderten Zinsen bis zum Frühjahr, sechs sagten sogar eine Zinswende
voraus. -Von Peter Trautmann, Dow Jones Newswires, +49 (0) 69/29 725-313,
Peter.Trautmann@dowjones.com
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October 04, 2007 07:45 ET (11:45 GMT)
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