EUROGAS

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de Sade:

EUROGAS

 
24.02.03 17:12

Märchenhafte Versprechungen des Unternehmens führen immer wieder zu wilden Kurssprüngen der im deutschen und amerikanischen Freiverkehr gehandelten Eurogas. Doch viele Ungereimtheiten lassen die Zweifel an der Glaubwürdigkeit wachsen.

Die meisten Firmenpräsentationen sind wie Bikinis: Das Wichtigste wird verhüllt. Das hier war allerdings eher ein viktorianischer Badeanzug. Niederschmetterndes Fazit eines Teilnehmers an der Eurogas-Präsentation in Frankfurt. Obwohl als Informationsveranstaltung angekündigt, blieben zum Schluß mehr offene Fragen als schlüssige Antworten. Die recherchierte BÖRSE ONLINE dann doch lieber nach und zwar anderweitig.

Die Unternehmens-Story liest sich beim ersten Hinsehen ganz gut. Die 1994 gegründete Eurogas mit Sitz in New York kauft Konzessionen für Erdgasfelder, auf denen entweder Vorkommen vermutet werden oder bereits nachgewiesen sind. Diese Vorkommen und 16 Millionen Dollar Bares bilden das Firmenvermögen. Bislang hält Eurogas Konzessionen in Kanada, Polen, Slowakei, der Ukraine und in Rußland. Mangels ausreichender Information vermag jedoch niemand zu sagen, wieviel diese Ausbeutungsvorkommen und damit das Unter nehmen tatsächlich wert sind (über die Infrastruktur auf den Gasfeldern wollte Eurogas-Präsident Paul Hinterthür ebensowenig sagen wie über die Aktionärsstruktur). Dieses Versteckspiel ist einer realistischen Beurteilung des Gasunternehmens nicht gerade dienlich, denn die Nutzungsrechte werden ausschließlich durch die Ausgabe neuer Aktien finanziert.

In den USA werden Gesellschaften aus Zukunftsbranchen wie Biotechnologie oder Software mit dem acht- bis 13fachen des erwarteten Cash Flow bewertet. Phantasie und der mögliche Zukunftswert sind die wichtigsten Faktoren. Eurogas ist mit den Achtfachen des erwarteten Cash-Flow ein gestuft und hat einen Börsenwert von run' 611 Millionen Mark. Doch um diese Bewertung transparent zu machen, müßten die einzelnen Projekte genau durchleuchtet werden.

Die Bayerische Landesbank wurde Von Eurogas immer wieder als der populärste Aktionär vorgestellt. Dort laufen nun die Telefone heiß, weil Vertreter der Dorfsparkasse bis hin zu Redakteuren bekannter Nachrichtenmagazine verläßliche Informationen über die Projekte suchen. Allerdings kann die Landesbank auch nicht helfen "Schon seit über einem halben Jahr habe wir keine Aktien mehr. Wir hatten Anfang 1997 lediglich 5000 Stück aus einer Privatplazierung und nicht 2,5 Millionen Anteile, wie behauptet wurde" , so ein Mitarbeiter der Landesbank.

Auftrieb erfuhr der Kurs, als Eurogas im Dezember verkündete, daß die Produktion auf einigen Gasfeldern gestartet werde, Eines davon ist Beaver River in British Columbia, Kanada. Dort war die renonmierte Öl- und Gasgesellschaft Amoco Ende der siebziger Jahre ausgestiegen, weil Wasserschäden den Abbau unwirtschaftlich gemacht hatten. Eurogas will nun dort 30 Prozent des für 1998 erwarteten Cash Flow erwirtschaften.

Das Zaubermiitel dafür sei ein Verfahren, das das amerikanische Öl und Gasunternehmen Occidental Petroleum entwickelt haben soll. Damit könne trotz Wasserschäden wirtschaftlich produziert werden, meint Eurogas Chef Paul Hinterthür. "Würde ein solches Verfahren marktreif werden, hätte sich das in der Branche herumgesprochen wie ein Lauffeuer" , heißt es dagegen aus Kreisen der deutschen Erdgasindustrie. Es gibt noch nicht einmal ein Patent." Auch Occidental zeigt sich bedeckt. ,.Wir testen dieses Verfahren erst, ob es funktioniert, wissen wir bislang nicht", so ein Firmensprecher.

Genauso dubios wie das kanadische ist ein zweites großes Eurogas Projekt in Sibirien. Dort fehlt bisher jegliche Infrastruktur, die es erst ermöglicht. das Gas zu vermarkten. Zwar wurde vor zwei Monaten eine Absichtserklärung über den Bau einer Gaspipeline zwischen Rußland und China geschlossen. Allerdings steht die Finanzierung des auf rund vier Milliarden Dollar veranschlagten Projekts noch nicht. Außer dem: "Mit Rußland Verträge abzuschließen ist eine Sache, diese Verträge dann aber auch zu realisieren, ist eine andere" . meint ein österreichischer Industrieexperte. Liegen konkrete Gaslieferverträge vor, dauert es in der Regel ein bis zwei Jahre, bevor die Finanzierung für ein Vorhaben dieser Größenordnung steht. Mindestens vier Jahre beträgt dann noch die Bauzeit für eine Pipeline in einem derart unwirtlichen Gebiet wie Sibirien. Eurogas verkündet hingegen vollmundig, daß das Projekt bis zum Jahr 2002 fertiggestellt sein werde. Branchenexperten halten das für unmöglich. Vor allem, weil nichts über Gaslieferungsverträge bekannt ist, ohne die kein Investor dieser Erde auch nur einen Finger krümmt.

Außerdem hoffen die beiden Länder auf Unterstützung durch Japan und Südkorea, doch die haben seit der Asien-Krise vorerst ganz sicher andere Sorgen, als solche Vorhaben mitzufinanzieren. Auch müßten dann weitere Pipelines gebaut werden. Folge: Die Projektkosten würden sich nahezu verdreifachen.

Die vielen offenen Fragen und Unstimmigkeiten legen den Schluß nahe, man solle von dieser Aktie, die schon immer zu den höchst spekulativen Werten gehörte, die der deutsche Freiverkehr zu bieten hat, die Finger lassen. Aktionäre sollten sich nicht einen gestrengen Badeanzug als Bikini verkaufen lassen.

MARION VOGELBAUER --- BÖRSE ONLINE vom 29.1.98

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