Neue Untersuchungen
Nachdem von Seiten der offiziellen Untersuchungskommission bereits zu Beginn der Ermittlungen immer wieder der Verdacht zu hören war, dass die Hauptschuld an dem Unglück wohl aufgrund von Konstruktionsmängeln dem Erbauer der Fähre, nämlich der Jos. L. Meyer-Werft in Papenburg zufallen würde, hat man auf dieser Seite reagiert und als Antwort darauf eine eigene Expertenkommission gebildet, die sich ebenfalls mit der Untersuchung des Untergangs der Estonia befasste. Für die Meyer-Werft geht es in diesem Fall nicht nur um Schadensersatz-forderungen in Millionenhöhe, die von den Hinterbliebenen gefordert werden, sondern man hat auch einen guten Ruf als Erbauer von RoRo-Fähren zu verteidigen.
Diese deutsche Expertenkommission kommt in ihrem Abschlussbericht zu dem Ergebnis, dass die Estonia aufgrund schlechter Pflege und Wartung beim Verlassen des Hafens von Tallinn überhaupt nicht seetüchtig gewesen ist. Aufgrund dieses Zustands konnte sich auf der in dieser Nacht recht rauhen Ostsee die Bugklappe - die sich nach Zeugenaussagen gar nicht mehr richtig verschliessen liess - lockern und schliesslich losreissen, was letztlich zum Untergang führte. Ausserdem wird von dieser Expertenkommission der offizielle Untersuchungbericht scharf kritisiert. Dieser würde den Leser in die Irre führen, ob nun absichtlich, oder aufgrund mangelnder Kompetenz derer Autoren bleibt der Entscheidung des Lesers dieses Berichts überlassen. Auch den abschliessenden Bericht der deutschen Expertenkommission kann man im Internet nachlesen:
www.estoniaferrydisaster.net/
In jüngster Zeit gibt es erneute Ermittlungen im Fall Estonia. Nach neuesten Berichten der Medien in den USA und in Estland gibt es neue Hinweise, die auf eine Bombenexplosion auf der Estonia hindeuten. Im August 2000 haben die deutsche Fernseh-Journalistin Jutta Rabe und der US-Unternehmer Gregg Bemis bei einer privaten Tauchexpedition zum Wrack der Fähre zwei Metallteile abtrennen lassen. Diese wurden inzwischen von der Materialprüfanstalt Brandenburg und dem Institut für Materialprüfung und Werkstofftechnik in Clausthal-Zellerfeld analysiert. Beide Anstalten kamen unabhängig voneinander zu dem Ergebnis, dass auf der Fähre zweifelsfrei eine Explosion stattgefunden habe. Die Ergebnisse von zwei weiteren Gutachten in den USA und Deutschland stehen bisher noch aus. Gegen Jutta Rabe und Gregg Bemis wurde inzwischen in Schweden Haftbefehl erlassen wegen Störung des Grabfriedens, d.h. bei einer Einreise nach Schweden droht ihnen die sofortige Festnahme.
Sollten sich die Vermutungen über eine Explosion und somit eine möglicherweise vorsätzlich herbeigeführte Havarie der Fähre bestätigen, müsste sich vermutlich bald auch die deutsche Staatsanwaltschaft mit dem Untergang der Estonia beschäftigen. Da sich unter den Toten auch fünf Deutsche befinden ist die Staatsanwaltschaft beim Verdacht einer kriminellen Handlung verpflichtet, Ermittlungen durchzuführen.
Neben den abgetrennten Metallteilen gibt es nun auch neue Videobilder, die während der Tauchaktion im August 2000 mit Hilfe eines ROV (Remotely Operated Vehicle) gemacht wurden. Auf diesen Bildern ist deutlich zu sehen, dass die Bugrampe der Fähre seit den letzten offiziellen Filmaufnahmen von 1996 bewegt - vermutlich geöffnet und wieder geschlossen - wurde. Darauf weisen Kratz- und Schleifspuren sowie diverse Bruchstellen an der Rampe hin, die vorher nicht vorhanden waren. Ausserdem wurden entlang der Aussenhülle des Wracks Sandaufschüttungen gefunden. Diese verdecken möglicherweise ein Loch in der Aussenhülle des Schiffes.
Über die Möglichkeit eines Lochs in der Aussenwand der Estonia berichtet auch Anders Björkman in seinen Untersuchungen. Mittels genauer Analysen der bekannten Daten zum Untergang hält er diese Ursache für am wahrscheinlichsten. Genaueres über seine Hypothese kann auf den Seiten von Björkman's Firma für Schiffssicherheit Heiwa Co. nachgelesen werden:
heiwaco.tripod.com/
Auch die IFG (=Independent Fact Group) befasst sich mit den ungeklärten Hintergründen des Untergangs der Estonia. Die FactGroup wurde Anfang 1999 gegründet, mit dem Ziel, die vielen ungeklärten Fragen zum Untergang der Estonia aufzuklären. Unter
www.factgroup.nu
gibt's neben einer sehr detailierten Rekonstruktion der letzten Fahrt der Estonia weitere Berichte, die aufgrund von bekannten Fakten die Auslegung der offiziellen Untersuchungskommission in mehreren Details in Frage stellen bzw. widerlegen.
Neueste Informationen:
Januar 2001: Seit Anfang Januar 2001 ermittelt nun auch die Hamburger Staatsanwaltschaft unter dem Aktenzeichen 7101 UJs 33/01 im Fall Estonia. Sie ist laut deutscher Strafprozessordnung für unklare Fälle auf hoher See zuständig und prüft jetzt, ob es hinreichende Anhaltspunkte für einen Sprengstoffanschlag auf dem Schiff gibt.
März 2001: Allem Anschein nach denkt die schwedische Regierung nun doch über eine neue Untersuchung des Estonia-Untergangs nach. Dies geht jedenfalls aus einem Artikel im Svenska Dagbladet vom 09.03.01 hervor. Die Assistentin des schwedischen Wirtschaftsministeriums Mona Sahlin lies demnach verlauten, dass noch vor Ende des Monats eine Entscheidung der Regierung über eine neue Untersuchung fallen soll.
Nachdem die schwedische Regierung bis vor kurzem noch den Standpunkt vertreten hatte, dass es auch nach den neuerlichen Tauchgängen im August des vorigen Jahres keine neuen Erkenntnisse gäbe, die ein erneutes Aufrollen des Falles rechtfertigen würden, gibt man nun möglicherweise doch den zahlreichen Forderungen nach einer neuen Untersuchung des Unglücks nach. Allerdings darf eine solche neue Untersuchung meines Erachtens auf keinen Fall von den Mitgliedern der JAIC (Joint Accident Investigation Commission = offizielle Untersuchungskommission) durchgeführt werden, da man diesen Befangenheit unterstellen muss. Zum Zwecke einer neutralen Ursachenforschung wäre die Bildung einer völlig neuen Expertenkommission erforderlich. Ob die Pläne der schwedischen Regierung jedoch in diese Richtung gehen, wage ich zu bezweifeln.
März 2001: Die schwedische Regierung erklärt, dass es keine neue Untersuchung geben wird. Wer hätte auch ernsthaft anderes erwartet.
August 2001: Am 22. und 23. August war die deutsche Journalistin Jutta Rabe nochmals mit Tauchern am Wrack der Estonia. Die Taucher bemerkten bei diesem neuen Tauchgang, daß sich die Estonia im Vergleich zum Jahr zuvor um ca. 1,50 Meter weiter auf den Kopf gedreht hat. Sollte sich diese Bewegung fortsetzen, so droht das Wrack der Estonia weiter Richtung Süden, auf den dort tiefer liegenden Meeresboden abzurutschen. Weitere Informationen zu den neuesten Tauchunternehmungen kann man nachlesen unter:
www.balticstorm.de
Ende September 2001: Die deutsche Journalistin Jutta Rabe fordert den schwedischen Ministerpräsidenten Göran Persson in einem öffentlichen Schreiben erneut auf, eine neue Untersuchung zum Untergang der Estonia anzuordnen.
8. Februar 2002: Über sieben Jahre nach dem Untergang der Estonia steht fest, dass es in Schweden keine juristische Klärung der Schuldfrage für den Tod der 852 Opfer geben wird. Der Oberste Gerichtshof in Stockholm hat die Klagen von Hinterbliebenen des Unglücks endgültig abgewiesen und sich für nicht zuständig erklärt.
22. Februar 2002: Die deutsche Journalistin Jutta Rabe erstattet bei der finnischen zentralen Kriminalpolizei und bei der Bezirkspolizei in Turku gleichzeitig Strafanzeige gegen Unbekannt wegen Mordes an dem estnischen Arbeiter Kalev Vahtras, der in der Unglücksnacht auf der Estonia in seinem Job als Lagerarbeiter tätig war. Vahtras war zunächst als Überlebender in den offiziellen Listen geführt worden, wenig später wurde dies von den Behörden jedoch korrigiert. Vahtras Leiche sei an der finnischen Küste angespült worden, frühere Meldungen seien ein Irrtum gewesen. Es gibt jedoch mehrere Hinweise, dass Vahtras nach dem Untergang der Estonia noch lebend finnischen Boden betreten hatte. Nähere Einzelheiten hierzu können auf www.balticstorm.de nachgelesen werden.
Ein Toter gibt Rätsel auf:
der Lagerarbeiter Kalev Vahtras
Auf den Listen der Überlebenden befand sich während der ersten Tage auch der Name Kalev Vahtras.
Er war Lagerarbeiter an Bord der ESTONIA.
Sein Arbeitstag hatte am 27. September wie immer um 7.00 Uhr früh begonnen und dauerte bis 19.00 Uhr.
Er versorgte die Läden, die Bars, die Restaurants und die Küche mit Nachschub.
Nach dem Untergang, kam am Mittag des 28.9.94 die erste offizielle Bestätigung über die Geretteten.
In Tallinn wurde über Rundfunk diese erste, vom estnischen Transportministerium autorisierte Liste vorgelesen.
Auch der Name Kalev Vahtras war dabei.
Ruth Vahtras, die Ehefrau, rief daraufhin das Krankenhaus der Seeleute in Tallinn an.
Dort versicherte man ihr, daß Kalev im Krankenhaus von Turku, in Finnland liege.
Daraufhin fuhr Ruth Vahtras gemeinsam mit einem Bekannten sofort nach Finnland, um sich um ihren Mann zu kümmern.
In Turku/Finnland angekommen, erhielt sie von den Krankenhausmitarbeitern die Auskunft, daß ihr Mann in einem Krankenhaus in Schweden liege.
Nach unzähligen Telefonaten stellte sich letztlich heraus, daß plötzlich die Leiche ihres Mannes gefunden worden war; angeschwemmt an der Küste Finnlands.
Ruth Vahtras identifizierte ihren Mann anhand eines Fotos, das ihr vorgelegt wurde.
Die Meldung über seine Rettungs akzeptierte sie als Irrtum und fuhr traurig wieder nach hause.
Kalev Vahtras Bruder begleitete den geschlossenen Sarg dann später von Finnland nach Estland. Alle Särge wurden in die Klinik für medizinische Soforthilfe in Tallinn gebracht, wo dann die Trauernden warten mußten, bevor man die Särge öffnete.
Als der Sarg von Kalev Vahtras geöffnet wurde, bot sich seinem Bruder ein grauenvoller Anblick.
Die Leiche war völlig entstellt.
Der Bruder wollte seiner Schwägerin aber weiteres Leid ersparen und sagte ihr nur, daß es einen himmelweiten Unterschied zwischen den Bildern der Polizei und der Wirklichkeit gäbe.
Als der Sarg dann einen Tag später in der heimischen Kapelle stand, faßte Ruth Vahtras sich ein Herz und öffnete den Sarg alleine.
Auch sie war schockiert.
Ihr Mann hatte eindeutig Stichwunden überall im Halsbereich.
"Er sah aus als wäre er gequält und geschlagen worden."
Im Gesicht waren starke Blutergüsse.
Die rechte Hand von Kalev Vahtras sah aus, als wenn sie immer noch etwas festhielt. Sein Arm war voller Blutstriemen und Streifen.
Das konnte nicht mit rechten Dingen zugehen.
In seinem Totenschein stand : ertrunken in der Ostsee.
Ruth Vahtras zweifelte die Todesursache an.
Am nächsten Tag holte sie den Sarg nach Hause und engagierte einen Berufsfotografen.
Später zeigte sie die Fotos einem Sachverständigen.
Dieser war ebenfalls der Meinung, daß man Spuren von Gewalt, wahrscheinlich Schlägen und Messerstichen ausgehen
muß.
Der Totenschein war von der finnischen Gerichtsmedizin ausgestellt worden.
Eine zweite Bescheinigung, die man Ruth Vahtras zusandte,
war ebenfalls in Finnland ausgestellt worden, aber von der estnischen Botschaft dort.
Darauf stand: ertrunken am 28. September am Schiff, ohne Zeitangabe.
Eine Bescheinigung aber, auf der alle äußeren und inneren Verletzungen aufgezählt gewesen wären, hatte Ruth Vahtras nicht erhalten.
Auch kein Protokoll oder einen Hinweis, wohin er gebracht worden war, nachdem man ihn aufgefunden hatte.
Ruth Vahtras wollte das alles nicht auf sich beruhen lassen.
Sie fragte bei den finnischen Behörden nach.
Aber von dort kamen nur ausweichende Antworten.
Angeblich erklärten sich die finnischen Gerichtsmediziner die Verletzungen von Vahtras so, daß seine Leiche mehrfach an kleinere scharfkantige Felsen geschlagen sei, bevor er an der finnischen Küste gefunden worden war.
Doch das schien alles nicht glaubwürdig, denn dann hätten die Verletzungen ganz anders aussehen müssen.
Außerdem hatte Ruth Vahtras auch die Kleidungsstücke ihres Mannes - ein kurzärmeliges helles Hemd und eine Hose - zurückbekommen.
Die Kleidungsstücke waren vollkommen heil, der Kragen vom Hemd war blutbeschmiert und auch auf der Hose befanden sich einige Blutflecken.
Wie konnte die Kleidung vollkommen heil sein, wenn man den finnischen Gerichtsmedizinern glauben schenken wollte?
Und wie hatten sich auf seinem Hemd und auf der Hose Blutflecke absetzen können, wenn Kalev Vahtras ertrunken war?
Bei einem Menschen, der sich mit Kleidung im Wasser befindet,
können sich keine Blutflecken festsetzen, auch wenn er blutende Wunden haben sollte.
Außerdem hatte der Überlebende Peeter Palgunov, der Koch auf der ESTONIA gewesen war, in einem Interview mit Jutta Rabe erklärt, daß er mit Kalev Vahtras zusammen auf eine Rettungsinsel gelangt war und das Kalev Vahtras noch gesund, unverletzt und am Leben war, als er selber von einem Helikopter gerettet wurde und das sich bereits ein weiterer Helikopter im Anflug auf die gemeinsame Rettungsinsel befand, als er selber bereits Richtung Finnland geflogen wurde.
Die Tatsache, daß sich Kalev Vahtras in einer Rettungsinsel befand, widerspricht ebenfalls den Erklärungen der finnischen Gerichtsmediziner, daß seine Leiche an scharfkantige Felsen geprallt sein könnte, denn er hätte nach Palgunovs Aussage vielmehr aus der Rettungsinsel tot geborgen werden müssen.
So reihte sich eine Merkwürdigkeit an die andere.
In einer Liste der Geretteten, die Ruth Vahtras später zu Gesicht bekam und die aus dem Turku Krankenhaus stammte, war nicht nur Kalevs Name verzeichnet sondern auch seine Körpertemperatur.
Aber angeblich war das ja alles ein Irrtum. Die finnische Polizei unternahm jedenfalls nichts.
Als Ruth Vahtras ihre Geschichte einem Reporter in Tallinn erzählte und dieser den ganzen Sachverhalt veröffentlichte, bekam sie Drohanrufe. Sie sollte die Sache auf sich beruhen lassen, wurde ihr immer wieder geraten.
Auch Jutta Rabe gegenüber erklärte sie, daß sie blanke Angst um ihr Leben hat.
Die Aussage des Wachmatrosen Silver Linde
Im Frühjahr 2001 machte der Wachmatrosen der ESTONIA Silver Linde während eines Interviews gegenüber Jutta Rabe dann eine ganz bemerkenswerte Aussage:
er war nach seiner Rettung in das Krankenhaus von Turku/Finnland gebracht und dort in ein Zimmer einquartiert worden, in dem sich bereits Kalev Vahtras befand.
Kalev Vahtras und Silver Linde waren Kollegen auf der ESTONIA gewesen. Eine Verwechslung war also nicht möglich.
Vahtras war zu diesem Zeitpunkt am Leben und hatte auch keine besonderen Verletzungen. Seine Körpertemperatur war noch sehr niedrig und man hatte ihn in warme Decken gehüllt.
Silver Linde unterhielt sich eine Weile mit Kalev. Da Silver Linde dann aber nach anderen Kollegen schauen wollte, insbesondere nach seinem Kollegen Victor Psnetsnoi, der in einem anderen Krankenzimmer lag, ließ er Kalev alleine in dem Zimmer zurück.
Nachdem er dann Psnetsnoi gefunden und ihm erzählt hatte, daß er mit Kalev zusammen in einem Zimmer liegt, begaben sich beide in das Zimmer von Linde und Vahtras.
Doch Kalev Vahtras war weg.
Auch sein Bett war nicht mehr da.
Der verwunderte Silver Linde fragte daraufhin eine der Schwestern wo sein Kollege Vahtras abgeblieben sei und bekam die Auskunft, daß man ihn in ein anderes Krankenhaus hatte verlegen müssen.
Als er später näheres von Ruth Vahtras über die merkwürdigen Umstände des Auffindens der Leiche von Kalev Vahtras erfuhr, hatte er ihr die Begebenheit erzählt.
Als Ruth Vahtras dann bedroht wurde, hielt es auch Silver Linde für besser, nicht mehr darüber zu reden.
Weitere Recherchen
Recherchen im Krankenhaus in Turku ergaben weitere verdächtige Anhaltspunkte.
So wußte der damalige ärztliche Leiter des Krankenhauses Dr. Antti Järskalainen zu berichten, daß er sich über einen speziellen Fall gewundert hatte.
Für einen männlichen Patient, so hatte ihm später sein Oberarzt berichtet, sei wegen einer Verlegung nach Stockholm extra ein Hubschrauber angefordert worden.
Über die Art der Verletzung und warum diese angeblich nicht im Krankenhaus von Turku behandelt werden konnte, wußte Järskalainen nichts näheres. Er betonte, daß auch sein Stellvertreter ihm damals auf Nachfrage nichts konkretes hatte sagen können, was er selber auch als sehr unbefriedigend empfand.
Järskalainen erinnerte sich aber, im Protokoll gelesen zu haben, daß dieser Überlebende dann noch vor Ankunft des Hubschraubers gestorben war.
Was Järskalainen selber wunderte, war dann aber die Tatsache, daß der Tote trotzdem noch mit dem Hubschrauber weggeflogen wurde.
Tote werden nämlich normalerweise nicht mehr mit dem Hubschrauber geflogen, denn Eile aus medizinischer Sicht ist nicht mehr
geboten.
Außerdem verstand Järskalainen selber nicht, warum ein Toter nach Stockholm geflogen wurde, wo doch die Sammelstelle für die Leichen in Helsinki beim zentralen Identifizierungsteam, dem DVI-Team der finnischen Gerichtsmedizin eingerichtet worden war.
Järskalainen schien über diesen ungeklärten Vorgang selber einigermaßen besorgt und empfahl eine Nachfrage bei der Gerichtsmedizin in Helsinki.
Leider verweigerte man dort jegliche Auskunft mit dem Hinweis auf Datenschutz.
Doch nun ist es genug mit all diesen fadenscheinigen Begründungen und halbherzigen Erklärungen.
Am 22.2.2002 erstattete Jutta Rabe bei der finnischen zentralen Kriminalpolizei und bei der Bezirkspolizei in Turku gleichzeitig Strafanzeige gegen Unbekannt wegen Mordes an Kalev Vahtras.
Jetzt werden sich die finnischen Ermittlungsbehörden mit dem Fall beschäftigen müssen.
Nachdem von Seiten der offiziellen Untersuchungskommission bereits zu Beginn der Ermittlungen immer wieder der Verdacht zu hören war, dass die Hauptschuld an dem Unglück wohl aufgrund von Konstruktionsmängeln dem Erbauer der Fähre, nämlich der Jos. L. Meyer-Werft in Papenburg zufallen würde, hat man auf dieser Seite reagiert und als Antwort darauf eine eigene Expertenkommission gebildet, die sich ebenfalls mit der Untersuchung des Untergangs der Estonia befasste. Für die Meyer-Werft geht es in diesem Fall nicht nur um Schadensersatz-forderungen in Millionenhöhe, die von den Hinterbliebenen gefordert werden, sondern man hat auch einen guten Ruf als Erbauer von RoRo-Fähren zu verteidigen.
Diese deutsche Expertenkommission kommt in ihrem Abschlussbericht zu dem Ergebnis, dass die Estonia aufgrund schlechter Pflege und Wartung beim Verlassen des Hafens von Tallinn überhaupt nicht seetüchtig gewesen ist. Aufgrund dieses Zustands konnte sich auf der in dieser Nacht recht rauhen Ostsee die Bugklappe - die sich nach Zeugenaussagen gar nicht mehr richtig verschliessen liess - lockern und schliesslich losreissen, was letztlich zum Untergang führte. Ausserdem wird von dieser Expertenkommission der offizielle Untersuchungbericht scharf kritisiert. Dieser würde den Leser in die Irre führen, ob nun absichtlich, oder aufgrund mangelnder Kompetenz derer Autoren bleibt der Entscheidung des Lesers dieses Berichts überlassen. Auch den abschliessenden Bericht der deutschen Expertenkommission kann man im Internet nachlesen:
www.estoniaferrydisaster.net/
In jüngster Zeit gibt es erneute Ermittlungen im Fall Estonia. Nach neuesten Berichten der Medien in den USA und in Estland gibt es neue Hinweise, die auf eine Bombenexplosion auf der Estonia hindeuten. Im August 2000 haben die deutsche Fernseh-Journalistin Jutta Rabe und der US-Unternehmer Gregg Bemis bei einer privaten Tauchexpedition zum Wrack der Fähre zwei Metallteile abtrennen lassen. Diese wurden inzwischen von der Materialprüfanstalt Brandenburg und dem Institut für Materialprüfung und Werkstofftechnik in Clausthal-Zellerfeld analysiert. Beide Anstalten kamen unabhängig voneinander zu dem Ergebnis, dass auf der Fähre zweifelsfrei eine Explosion stattgefunden habe. Die Ergebnisse von zwei weiteren Gutachten in den USA und Deutschland stehen bisher noch aus. Gegen Jutta Rabe und Gregg Bemis wurde inzwischen in Schweden Haftbefehl erlassen wegen Störung des Grabfriedens, d.h. bei einer Einreise nach Schweden droht ihnen die sofortige Festnahme.
Sollten sich die Vermutungen über eine Explosion und somit eine möglicherweise vorsätzlich herbeigeführte Havarie der Fähre bestätigen, müsste sich vermutlich bald auch die deutsche Staatsanwaltschaft mit dem Untergang der Estonia beschäftigen. Da sich unter den Toten auch fünf Deutsche befinden ist die Staatsanwaltschaft beim Verdacht einer kriminellen Handlung verpflichtet, Ermittlungen durchzuführen.
Neben den abgetrennten Metallteilen gibt es nun auch neue Videobilder, die während der Tauchaktion im August 2000 mit Hilfe eines ROV (Remotely Operated Vehicle) gemacht wurden. Auf diesen Bildern ist deutlich zu sehen, dass die Bugrampe der Fähre seit den letzten offiziellen Filmaufnahmen von 1996 bewegt - vermutlich geöffnet und wieder geschlossen - wurde. Darauf weisen Kratz- und Schleifspuren sowie diverse Bruchstellen an der Rampe hin, die vorher nicht vorhanden waren. Ausserdem wurden entlang der Aussenhülle des Wracks Sandaufschüttungen gefunden. Diese verdecken möglicherweise ein Loch in der Aussenhülle des Schiffes.
Über die Möglichkeit eines Lochs in der Aussenwand der Estonia berichtet auch Anders Björkman in seinen Untersuchungen. Mittels genauer Analysen der bekannten Daten zum Untergang hält er diese Ursache für am wahrscheinlichsten. Genaueres über seine Hypothese kann auf den Seiten von Björkman's Firma für Schiffssicherheit Heiwa Co. nachgelesen werden:
heiwaco.tripod.com/
Auch die IFG (=Independent Fact Group) befasst sich mit den ungeklärten Hintergründen des Untergangs der Estonia. Die FactGroup wurde Anfang 1999 gegründet, mit dem Ziel, die vielen ungeklärten Fragen zum Untergang der Estonia aufzuklären. Unter
www.factgroup.nu
gibt's neben einer sehr detailierten Rekonstruktion der letzten Fahrt der Estonia weitere Berichte, die aufgrund von bekannten Fakten die Auslegung der offiziellen Untersuchungskommission in mehreren Details in Frage stellen bzw. widerlegen.
Neueste Informationen:
Januar 2001: Seit Anfang Januar 2001 ermittelt nun auch die Hamburger Staatsanwaltschaft unter dem Aktenzeichen 7101 UJs 33/01 im Fall Estonia. Sie ist laut deutscher Strafprozessordnung für unklare Fälle auf hoher See zuständig und prüft jetzt, ob es hinreichende Anhaltspunkte für einen Sprengstoffanschlag auf dem Schiff gibt.
März 2001: Allem Anschein nach denkt die schwedische Regierung nun doch über eine neue Untersuchung des Estonia-Untergangs nach. Dies geht jedenfalls aus einem Artikel im Svenska Dagbladet vom 09.03.01 hervor. Die Assistentin des schwedischen Wirtschaftsministeriums Mona Sahlin lies demnach verlauten, dass noch vor Ende des Monats eine Entscheidung der Regierung über eine neue Untersuchung fallen soll.
Nachdem die schwedische Regierung bis vor kurzem noch den Standpunkt vertreten hatte, dass es auch nach den neuerlichen Tauchgängen im August des vorigen Jahres keine neuen Erkenntnisse gäbe, die ein erneutes Aufrollen des Falles rechtfertigen würden, gibt man nun möglicherweise doch den zahlreichen Forderungen nach einer neuen Untersuchung des Unglücks nach. Allerdings darf eine solche neue Untersuchung meines Erachtens auf keinen Fall von den Mitgliedern der JAIC (Joint Accident Investigation Commission = offizielle Untersuchungskommission) durchgeführt werden, da man diesen Befangenheit unterstellen muss. Zum Zwecke einer neutralen Ursachenforschung wäre die Bildung einer völlig neuen Expertenkommission erforderlich. Ob die Pläne der schwedischen Regierung jedoch in diese Richtung gehen, wage ich zu bezweifeln.
März 2001: Die schwedische Regierung erklärt, dass es keine neue Untersuchung geben wird. Wer hätte auch ernsthaft anderes erwartet.
August 2001: Am 22. und 23. August war die deutsche Journalistin Jutta Rabe nochmals mit Tauchern am Wrack der Estonia. Die Taucher bemerkten bei diesem neuen Tauchgang, daß sich die Estonia im Vergleich zum Jahr zuvor um ca. 1,50 Meter weiter auf den Kopf gedreht hat. Sollte sich diese Bewegung fortsetzen, so droht das Wrack der Estonia weiter Richtung Süden, auf den dort tiefer liegenden Meeresboden abzurutschen. Weitere Informationen zu den neuesten Tauchunternehmungen kann man nachlesen unter:
www.balticstorm.de
Ende September 2001: Die deutsche Journalistin Jutta Rabe fordert den schwedischen Ministerpräsidenten Göran Persson in einem öffentlichen Schreiben erneut auf, eine neue Untersuchung zum Untergang der Estonia anzuordnen.
8. Februar 2002: Über sieben Jahre nach dem Untergang der Estonia steht fest, dass es in Schweden keine juristische Klärung der Schuldfrage für den Tod der 852 Opfer geben wird. Der Oberste Gerichtshof in Stockholm hat die Klagen von Hinterbliebenen des Unglücks endgültig abgewiesen und sich für nicht zuständig erklärt.
22. Februar 2002: Die deutsche Journalistin Jutta Rabe erstattet bei der finnischen zentralen Kriminalpolizei und bei der Bezirkspolizei in Turku gleichzeitig Strafanzeige gegen Unbekannt wegen Mordes an dem estnischen Arbeiter Kalev Vahtras, der in der Unglücksnacht auf der Estonia in seinem Job als Lagerarbeiter tätig war. Vahtras war zunächst als Überlebender in den offiziellen Listen geführt worden, wenig später wurde dies von den Behörden jedoch korrigiert. Vahtras Leiche sei an der finnischen Küste angespült worden, frühere Meldungen seien ein Irrtum gewesen. Es gibt jedoch mehrere Hinweise, dass Vahtras nach dem Untergang der Estonia noch lebend finnischen Boden betreten hatte. Nähere Einzelheiten hierzu können auf www.balticstorm.de nachgelesen werden.
Ein Toter gibt Rätsel auf:
der Lagerarbeiter Kalev Vahtras
Auf den Listen der Überlebenden befand sich während der ersten Tage auch der Name Kalev Vahtras.
Er war Lagerarbeiter an Bord der ESTONIA.
Sein Arbeitstag hatte am 27. September wie immer um 7.00 Uhr früh begonnen und dauerte bis 19.00 Uhr.
Er versorgte die Läden, die Bars, die Restaurants und die Küche mit Nachschub.
Nach dem Untergang, kam am Mittag des 28.9.94 die erste offizielle Bestätigung über die Geretteten.
In Tallinn wurde über Rundfunk diese erste, vom estnischen Transportministerium autorisierte Liste vorgelesen.
Auch der Name Kalev Vahtras war dabei.
Ruth Vahtras, die Ehefrau, rief daraufhin das Krankenhaus der Seeleute in Tallinn an.
Dort versicherte man ihr, daß Kalev im Krankenhaus von Turku, in Finnland liege.
Daraufhin fuhr Ruth Vahtras gemeinsam mit einem Bekannten sofort nach Finnland, um sich um ihren Mann zu kümmern.
In Turku/Finnland angekommen, erhielt sie von den Krankenhausmitarbeitern die Auskunft, daß ihr Mann in einem Krankenhaus in Schweden liege.
Nach unzähligen Telefonaten stellte sich letztlich heraus, daß plötzlich die Leiche ihres Mannes gefunden worden war; angeschwemmt an der Küste Finnlands.
Ruth Vahtras identifizierte ihren Mann anhand eines Fotos, das ihr vorgelegt wurde.
Die Meldung über seine Rettungs akzeptierte sie als Irrtum und fuhr traurig wieder nach hause.
Kalev Vahtras Bruder begleitete den geschlossenen Sarg dann später von Finnland nach Estland. Alle Särge wurden in die Klinik für medizinische Soforthilfe in Tallinn gebracht, wo dann die Trauernden warten mußten, bevor man die Särge öffnete.
Als der Sarg von Kalev Vahtras geöffnet wurde, bot sich seinem Bruder ein grauenvoller Anblick.
Die Leiche war völlig entstellt.
Der Bruder wollte seiner Schwägerin aber weiteres Leid ersparen und sagte ihr nur, daß es einen himmelweiten Unterschied zwischen den Bildern der Polizei und der Wirklichkeit gäbe.
Als der Sarg dann einen Tag später in der heimischen Kapelle stand, faßte Ruth Vahtras sich ein Herz und öffnete den Sarg alleine.
Auch sie war schockiert.
Ihr Mann hatte eindeutig Stichwunden überall im Halsbereich.
"Er sah aus als wäre er gequält und geschlagen worden."
Im Gesicht waren starke Blutergüsse.
Die rechte Hand von Kalev Vahtras sah aus, als wenn sie immer noch etwas festhielt. Sein Arm war voller Blutstriemen und Streifen.
Das konnte nicht mit rechten Dingen zugehen.
In seinem Totenschein stand : ertrunken in der Ostsee.
Ruth Vahtras zweifelte die Todesursache an.
Am nächsten Tag holte sie den Sarg nach Hause und engagierte einen Berufsfotografen.
Später zeigte sie die Fotos einem Sachverständigen.
Dieser war ebenfalls der Meinung, daß man Spuren von Gewalt, wahrscheinlich Schlägen und Messerstichen ausgehen
muß.
Der Totenschein war von der finnischen Gerichtsmedizin ausgestellt worden.
Eine zweite Bescheinigung, die man Ruth Vahtras zusandte,
war ebenfalls in Finnland ausgestellt worden, aber von der estnischen Botschaft dort.
Darauf stand: ertrunken am 28. September am Schiff, ohne Zeitangabe.
Eine Bescheinigung aber, auf der alle äußeren und inneren Verletzungen aufgezählt gewesen wären, hatte Ruth Vahtras nicht erhalten.
Auch kein Protokoll oder einen Hinweis, wohin er gebracht worden war, nachdem man ihn aufgefunden hatte.
Ruth Vahtras wollte das alles nicht auf sich beruhen lassen.
Sie fragte bei den finnischen Behörden nach.
Aber von dort kamen nur ausweichende Antworten.
Angeblich erklärten sich die finnischen Gerichtsmediziner die Verletzungen von Vahtras so, daß seine Leiche mehrfach an kleinere scharfkantige Felsen geschlagen sei, bevor er an der finnischen Küste gefunden worden war.
Doch das schien alles nicht glaubwürdig, denn dann hätten die Verletzungen ganz anders aussehen müssen.
Außerdem hatte Ruth Vahtras auch die Kleidungsstücke ihres Mannes - ein kurzärmeliges helles Hemd und eine Hose - zurückbekommen.
Die Kleidungsstücke waren vollkommen heil, der Kragen vom Hemd war blutbeschmiert und auch auf der Hose befanden sich einige Blutflecken.
Wie konnte die Kleidung vollkommen heil sein, wenn man den finnischen Gerichtsmedizinern glauben schenken wollte?
Und wie hatten sich auf seinem Hemd und auf der Hose Blutflecke absetzen können, wenn Kalev Vahtras ertrunken war?
Bei einem Menschen, der sich mit Kleidung im Wasser befindet,
können sich keine Blutflecken festsetzen, auch wenn er blutende Wunden haben sollte.
Außerdem hatte der Überlebende Peeter Palgunov, der Koch auf der ESTONIA gewesen war, in einem Interview mit Jutta Rabe erklärt, daß er mit Kalev Vahtras zusammen auf eine Rettungsinsel gelangt war und das Kalev Vahtras noch gesund, unverletzt und am Leben war, als er selber von einem Helikopter gerettet wurde und das sich bereits ein weiterer Helikopter im Anflug auf die gemeinsame Rettungsinsel befand, als er selber bereits Richtung Finnland geflogen wurde.
Die Tatsache, daß sich Kalev Vahtras in einer Rettungsinsel befand, widerspricht ebenfalls den Erklärungen der finnischen Gerichtsmediziner, daß seine Leiche an scharfkantige Felsen geprallt sein könnte, denn er hätte nach Palgunovs Aussage vielmehr aus der Rettungsinsel tot geborgen werden müssen.
So reihte sich eine Merkwürdigkeit an die andere.
In einer Liste der Geretteten, die Ruth Vahtras später zu Gesicht bekam und die aus dem Turku Krankenhaus stammte, war nicht nur Kalevs Name verzeichnet sondern auch seine Körpertemperatur.
Aber angeblich war das ja alles ein Irrtum. Die finnische Polizei unternahm jedenfalls nichts.
Als Ruth Vahtras ihre Geschichte einem Reporter in Tallinn erzählte und dieser den ganzen Sachverhalt veröffentlichte, bekam sie Drohanrufe. Sie sollte die Sache auf sich beruhen lassen, wurde ihr immer wieder geraten.
Auch Jutta Rabe gegenüber erklärte sie, daß sie blanke Angst um ihr Leben hat.
Die Aussage des Wachmatrosen Silver Linde
Im Frühjahr 2001 machte der Wachmatrosen der ESTONIA Silver Linde während eines Interviews gegenüber Jutta Rabe dann eine ganz bemerkenswerte Aussage:
er war nach seiner Rettung in das Krankenhaus von Turku/Finnland gebracht und dort in ein Zimmer einquartiert worden, in dem sich bereits Kalev Vahtras befand.
Kalev Vahtras und Silver Linde waren Kollegen auf der ESTONIA gewesen. Eine Verwechslung war also nicht möglich.
Vahtras war zu diesem Zeitpunkt am Leben und hatte auch keine besonderen Verletzungen. Seine Körpertemperatur war noch sehr niedrig und man hatte ihn in warme Decken gehüllt.
Silver Linde unterhielt sich eine Weile mit Kalev. Da Silver Linde dann aber nach anderen Kollegen schauen wollte, insbesondere nach seinem Kollegen Victor Psnetsnoi, der in einem anderen Krankenzimmer lag, ließ er Kalev alleine in dem Zimmer zurück.
Nachdem er dann Psnetsnoi gefunden und ihm erzählt hatte, daß er mit Kalev zusammen in einem Zimmer liegt, begaben sich beide in das Zimmer von Linde und Vahtras.
Doch Kalev Vahtras war weg.
Auch sein Bett war nicht mehr da.
Der verwunderte Silver Linde fragte daraufhin eine der Schwestern wo sein Kollege Vahtras abgeblieben sei und bekam die Auskunft, daß man ihn in ein anderes Krankenhaus hatte verlegen müssen.
Als er später näheres von Ruth Vahtras über die merkwürdigen Umstände des Auffindens der Leiche von Kalev Vahtras erfuhr, hatte er ihr die Begebenheit erzählt.
Als Ruth Vahtras dann bedroht wurde, hielt es auch Silver Linde für besser, nicht mehr darüber zu reden.
Weitere Recherchen
Recherchen im Krankenhaus in Turku ergaben weitere verdächtige Anhaltspunkte.
So wußte der damalige ärztliche Leiter des Krankenhauses Dr. Antti Järskalainen zu berichten, daß er sich über einen speziellen Fall gewundert hatte.
Für einen männlichen Patient, so hatte ihm später sein Oberarzt berichtet, sei wegen einer Verlegung nach Stockholm extra ein Hubschrauber angefordert worden.
Über die Art der Verletzung und warum diese angeblich nicht im Krankenhaus von Turku behandelt werden konnte, wußte Järskalainen nichts näheres. Er betonte, daß auch sein Stellvertreter ihm damals auf Nachfrage nichts konkretes hatte sagen können, was er selber auch als sehr unbefriedigend empfand.
Järskalainen erinnerte sich aber, im Protokoll gelesen zu haben, daß dieser Überlebende dann noch vor Ankunft des Hubschraubers gestorben war.
Was Järskalainen selber wunderte, war dann aber die Tatsache, daß der Tote trotzdem noch mit dem Hubschrauber weggeflogen wurde.
Tote werden nämlich normalerweise nicht mehr mit dem Hubschrauber geflogen, denn Eile aus medizinischer Sicht ist nicht mehr
geboten.
Außerdem verstand Järskalainen selber nicht, warum ein Toter nach Stockholm geflogen wurde, wo doch die Sammelstelle für die Leichen in Helsinki beim zentralen Identifizierungsteam, dem DVI-Team der finnischen Gerichtsmedizin eingerichtet worden war.
Järskalainen schien über diesen ungeklärten Vorgang selber einigermaßen besorgt und empfahl eine Nachfrage bei der Gerichtsmedizin in Helsinki.
Leider verweigerte man dort jegliche Auskunft mit dem Hinweis auf Datenschutz.
Doch nun ist es genug mit all diesen fadenscheinigen Begründungen und halbherzigen Erklärungen.
Am 22.2.2002 erstattete Jutta Rabe bei der finnischen zentralen Kriminalpolizei und bei der Bezirkspolizei in Turku gleichzeitig Strafanzeige gegen Unbekannt wegen Mordes an Kalev Vahtras.
Jetzt werden sich die finnischen Ermittlungsbehörden mit dem Fall beschäftigen müssen.