Es war einmal Brokat: Ein Jahr nach der Pleite

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jack303:

Es war einmal Brokat: Ein Jahr nach der Pleite

 
18.11.02 15:10
HINTERGRUND: Es war einmal Brokat: Ein Jahr nach der Pleite des Software-Stars

Es war eines der spannendsten Kapitel in der Geschichte des Neuen Marktes: Der Aufstieg und Fall des Stuttgarter Software-Unternehmens Brokat Technologies AG. Die Vorstände hatten zwar keine Umsätze und Ad-hoc-Mitteilungen gefälscht oder standen wegen Insiderhandels vor Gericht. Doch ihre Überschätzung der eigenen Möglichkeiten setzte neue Maßstäbe. Für 2003 hatte der einstige Star der New Economy einen Umsatz von einer Milliarde DM angepeilt. Stattdessen musste die Brokat Technologies AG am 23. November 2001 wegen Überschuldung Insolvenz anmelden. Ein Jahr danach gibt es das Unternehmen nicht mehr, und um die früheren Vorstände ist es still geworden.


Über die ausufernden Dimensionen der Geschäfte aus der Zeit des Aktienrausches können Experten heute nur noch den Kopf schütteln. Für 1,7 Milliarden DM (0,9 Mrd Euro) hatte Brokat im Sommer 2000 in den USA zwei kleine Software-Schmieden übernommen, verkauft wurden sie ein Jahr später für 47 Millionen DM. Den Todesstoß versetzte Brokat jedoch eine Anleihe über 125 Millionen Euro, die eine Reihe von Banken dem aufstrebenden Unternehmen förmlich aufgedrängt hatten. Für sie mussten jedes Jahr 14 Millionen Euro Zinsen bezahlt werden, obwohl Brokat noch gar keine Gewinne erwirtschafte. "Eine ungewöhnliche Geschichte", wundert sich Insolvenzverwalter Volker Grub (65) noch heute. "Aber die jungen Leute haben genommen, was man ihnen gegeben hat."

AUFTEILUNG VON BROKAT - FIRMENGRÜNDER ZIEHEN SICH ZURÜCK

Grub verkaufte Brokat in zwei Teilen. Zahlreiche Jobs blieben erhalten, die Aktionäre gingen leer aus. Das klassische Geschäft mit Software für Internet-Banking übernahm die ebenfalls am Neuen Markt notierte Münchner DataDesign AG  - mit unerwünschten Folgen: Auf Grund der hohen Integrationskosten rutschte das Unternehmen im Sommer 2002 in die roten Zahlen. Die zweite Brokat-Hälfte, die zukunftsträchtige Sparte für das Bezahlen per Handy, erwarb ein amerikanischer Spezialist und taufte sie in Encorus Technologies um. Encorus übernahm von Brokat auch das Logo, allerdings in leicht abgewandelter Form: Die unglücklich gewählte Pusteblume ist einem abstrakteren Emblem gewichen.

Fünf Freunde, die sich von der Uni kannten, hatten das Unternehmen 1994 gegründet. Um die ehemaligen Brokat-Manager ist es inzwischen ruhig geworden. Der frühere Finanzvorstand Michael Janßen (36) ist noch in einem baden-württembergischen Beraterkreis für Informationstechnologie aktiv und dort zuständig für "spezielle Interessengruppen". Ex-Vorstandschef Stefan Röver (37) machte nur noch ein einziges Mal Schlagzeilen, als er in Stuttgarter Halbhöhenlage ein teures Grundstück mit Villa erstand. Den Job als Vorstandsvorsitzenden von Encorus, für den Röver ursprünglich einmal vorgesehen war, bekam er nicht. Dort setzten die amerikanischen Eigentümer auf einen wesentlich erfahreneren Manager./mi/DP/bl/fn ---von Alexander Missal, dpa---

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