MILLIARDEN-DEFIZIT
Der Kurssturz an den Weltbörsen hat ein Milliardenloch in die Siemens-Pensionskasse gerissen. Nun hat der Konzern durch eine hohe Sonderüberweisung versucht, den Schaden zu mindern. München - Ende Juli, diese Zahlen sind offiziell bekannt, belief sich die Unterdeckung im Fonds auf 5,1 Milliarden Euro. In den vergangenen Monaten sei diese Lücke weiter gewachsen, räumte Siemens-Finanzchef Heinz-Joachim Neubürger jetzt ein. Schuld seien die weltweite Krise an den Aktienmärkten und das niedrigen Zinsniveau.
Der Konzern habe daher "eine recht hohe Sonderdotierung" der Pensionspläne für Deutschland, Großbritannien und die USA vorgenommen, sagte Neubürger der Mitarbeiterzeitschrift "SiemensWelt". Genauere Zahlen werde man im November bei der Vorlage der vorläufigen Geschäftszahlen veröffentlichen. Neubürger betonte, in jedem Fall seien die Firmenrenten der Mitarbeiter sicher. Im Inland stehe Siemens für die Pensionsverpflichtungen direkt ein.
Bei Siemens gibt es für die deutschen Mitarbeiter und die Mehrheit der ausländischen Beschäftigten Pensionspläne. Die Pensionskassen investieren in internationale Aktien und festverzinsliche Wertpapiere. Besonders stark ist das Engagement bei Infineon. Siemens hatte knapp 12,55 Prozent der Anteile an dem Chip-Ableger an den eigenen Pensionsfonds verkauft.
Durch den drastischen Kursverfall bei Infineon vergrößerte sich die Unterdeckung zuletzt noch einmal. "Dass der anhaltende Pessimismus für Technologieaktien noch zu solchen Verwerfungen bei den Aktienkursen führt, konnte wohl niemand vorhersehen", rechtfertigte Neubürger das Infineon-Engagement. Die Transaktion habe "dem Haus eine Vielzahl von Vorteilen an anderer Stelle gebracht". Im Übrigen liege der Wertanteil der Infineon-Beteiligung am Gesamtvermögen des Fonds nur bei fünf bis sechs Prozent.
Ende Juni beliefen sich die geschätzten zukünftigen Versicherungs- Verpflichtungen bei Siemens auf 18,7 Milliarden Euro, der Wert der Vermögenswerte betrug 13,6 Milliarden Euro. Damit lag die Unterdeckung bereits bei 27 Prozent. Bei einer Lücke von mehr als 10 Prozent zum Geschäftsjahresende muss der Konzern die Differenz nach den US-Bilanzrichtlinien GAAP über 15 Jahre abschreiben.