Enron: FBI greift ein

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calexa:

Enron: FBI greift ein

 
23.01.02 18:04
Nun ermittelt auch die US-Bundespolizei wegen der groß angelegten Schredder-Aktion bei dem Pleite-Konzern. Außerdem wurde bekannt, dass Chairman Kenneth Lay vor der Pleite massiv Aktien verkaufte.

Houston - Seit Dienstag ist die umfangreiche Aktenvernichtung im Zusammenhang mit der Enron-Pleite ein Fall für das FBI. Wie ein Anwalt des Konzerns mitteilte, hat die Bundespolizei mit Verhören begonnen, um zu klären, auf wessen Veranlassung tausende von Bilanz-Unterlagen vernichtet wurden.

Nach Angaben des Juristen hat Enron  sich selbst an das Justizministerium und an die US-Wertpapieraufsicht SEC gewandt und darum ersucht, aufzuklären, was geschehen ist. Eine ehemalige Enron-Managerin hatte zuvor dem Fernsehsender ABC berichtet, die Vernichtung der Dokumente habe im November - nach Beginn der staatlichen Ermittlungen - begonnen und sei bis letzte Woche weitergegangen.

Auch Andersen-Angestellte werden vorgeladen

Ermittler des US-Kongresses kündigten unterdessen in Washington an, dass führende Manager der für Enron tätigen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Arthur Andersen für eine Anhörung am Donnerstag vorgeladen werden. Ein ehemaliger Wirtschaftsprüfer hatte kürzlich zugegeben, dass Enron-bezogene Akten vernichtet wurden. Außerdem gibt es Vorwürfe, dass die Prüfer trotz Zweifel an den Bilanzpraktiken des Konzerns nicht aktiv wurden.

Die engen Verbindungen zu Enron könnten auch US-Präsident George W. Bush in Bedrängnis bringen. So hatte der Präsident des Unternehmens, Lawrence Whalley, im Finanzministerium um Hilfe bei den Verhandlungen mit den Banken gebeten. Enron gehörte zu den größten Geldgebern für den Präsidentschaftswahlkampf Bushs. Enron, einst das siebtgrößte Unternehmen der USA, hatte am 2. Dezember Konkurs angemeldet, nachdem Übernahmeverhandlungen mit Dynegy gescheitert waren.

Vor einigen Tagen war bekannt geworden, dass prominente Vertreter der Bush-Administration versucht hatten, für den bankrotten Energiekonzern Milliarden-Schulden in Indien einzutreiben. An der Aktion waren US-Vizepräsident Richard Cheney und weitere ranghohe Beamte beteiligt, hieß es.

Das geht aus Dokumenten hervor, die das Weiße Haus am Freitagabend in Washington veröffentlichte. Sprecher Ari Fleischer sagte zur Erklärung, Cheney habe sich lediglich um Schadensbegrenzung für die amerikanischen Steuerzahler bemüht.

Auch Schwiegermutter von Bush verlor Geld

US-Präsident George W. Bush, dessen Regierung wegen enger Verbindungen mit Enron in die Schusslinie geriet, charakterisierte seine Familie inzwischen als ein Opfer der Milliardenpleite vom vergangenen Dezember. Seine Schwiegermutter Jenna Welch habe als Besitzerin wertlos gewordener Aktien mehr als 8000 Dollar eingebüßt, sagte Bush am Dienstag (Ortszeit) in einer Rede im Bundesstaat West Virginia.

Unterdessen wurde bestätigt, dass auch die Bayerische Landesbank Girozentrale (BayernLB) vom Zusammenbruch des US-Energiekonzerns betroffen ist. Nach einem Bericht des Wirtschaftsmagazins "Capital" muss die Bank einen Betrag von über 100 Millionen Euro voll wertberichtigen.

Chairman verkaufte vor der Pleite massiv Aktien

Bekannt wurde außerdem, dass Kenneth Lay, Chairman der Enron Corporation, im September und Oktober Aktien seines Unternehmens im Wert von mehreren Millionen Dollar verkaufte, nachdem er seinen Mitarbeitern zum Halten der Anteile geraten hatte. Dies wurde vom ehemaligen SEC-Mitarbeiter Ira Lee Sorkin bestätigt.
(Quelle: manager-magazin.de)

So long,
Calexa

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Dan17:

Enron-Restwert

 
23.01.02 19:33
Aber der Laden kann Doch nicht ganz wertlos sein oder ?
HB_Männchen:

wer wird denn gleich in die Luft gehen?

 
23.01.02 19:54
aber sei froh, dass Aktionäre nicht auch für die Schulden zahlen müssen, die Enron-Aktien sind wertlos, 0,01 $ ist noch zu viel, aber die 0,39 € ganz bestimmt!

HB
Brummer:

Der Chef tritt ab

 
24.01.02 08:03
Kenneth Lay ist in der Nacht zurückgetreten. Der Enron-Chef und Busenfreund von Präsident Bush hinterlässt einen Scherbenhaufen. Banken sitzen auf geplatzten Milliardenkrediten. Tausende verloren ihren Job. Auch politisch birgt die größte Pleite der US-Firmengeschichte noch einigen Sprengstoff.

Houston - "Dies war eine Entscheidung, die der Vorstand und ich in Übereinstimmung mit dem Gläubigerausschuss getroffen haben", hieß es in der in Houston veröffentlichten Erklärung. Die Ermittlungen der Behörden ließen ihm zu wenig Zeit für die Umstrukturierung und Führung des Unternehmens, teilte Lay mit.

Der Energiehandelskonzern ist in die bisher größte Firmenpleite der US-Geschichte verwickelt. Er steht im Verdacht, Aktionären und Angestellten die schwierige Lage verschwiegen zu haben. Unter Beschuss geriet auch die Wirtschaftsprüfungsfirma Arthur Andersen, weil sie nicht rechtzeitig Alarm geschlagen hat. Andersen-Angestellte sollen ebenfalls Akten vernichtet haben.

Am Dienstag hatte das FBI Ermittlungen wegen des Verdachts auf Aktenvernichtung aufgenommen. Lay selbst soll am 4. Februar vor zwei Ausschüssen des US-Kongresses aussagen. Justiz- und Arbeitsministerium haben ebenfalls Untersuchungen eingeleitet. Wer Lay als Vorstandsvorsitzender des einst siebtgrößten US-Unternehmens folgen soll, wurde zunächst nicht bekannt gegeben.

"Ich will Enron überleben sehen, und dafür brauchen wir jemanden an der Spitze, der sich 100-prozentig auf die Anstrengungen zur Umstrukturierung der Firma konzentrieren kann", hieß es in Lays Erklärung weiter. Nach gescheiterten Übernahmeverhandlungen mit Dynegy hatte Enron am 2. Dezember Konkurs angemeldet.

Im November vergangenen Jahres räumte das texanische Unternehmen ein, dass der Gewinn in den vergangenen vier Jahren um rund 20 Prozent zu hoch angegeben worden war und ein Großteil der Schulden von 15 Milliarden Dollar (17,04 Milliarden Euro) nicht in den Bilanzen ausgewiesen wurde.

Politische Brisanz erhält der Fall durch die enge Verbindung Enrons zur Regierung von George W. Bush. So räumte das Weiße Haus ein, dass Lay, ein langjähriger Freund des Präsidenten, kurz vor dem Zusammenbruch des Unternehmens zwei Kabinettsmitglieder anrief: Finanzminister Paul O'Neill und Handelsminister Don Evans.

Das Justizministerium leitete Ermittlungen ein, die zeigen sollen, ob bei dem Konkurs Investoren betrogen und nicht über die wirkliche Lage des Unternehmens informiert wurden. Justizminister John Ashcroft zog sich allerdings von den Ermittlungen zurück, da Enron für seine Bewerbung um einen Sitz im Senat im Jahr 2000 mehr als 50.000 Dollar gespendet hatte.

Wie eng die Freundschaft zwischen den Texanern Lay und Bush wirklich war oder ist, steht nicht fest. Bush gab Lay den Spitznamen "Kenny Boy" und bezeichnete ihn als Förderer. Das Weiße Haus und Enron erklärten jedoch, beiden hätten sich nicht sehr nahe gestanden.

Bush erhielt im Verlauf seiner politischen Karriere rund 550.000 Dollar Spenden von Enron. Lay setzte sich für eine Deregulierung des Energiemarktes ein; Bush unterzeichnete 1999 als Gouverneur von Texas ein entsprechendes Gesetz und ebnete Enron damit den Weg in neue Märkte.

© manager-magazin.de 2002

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