EM.TV: Rotes Licht für Kirch
Von Thomas Clark, Hamburg
Der Einstieg der Kirch-Gruppe bei dem Medienunternehmen EM.TV läuft Gefahr, an einem Veto des Kartellamtes zu scheitern.
"Wir werden den Beteiligten in Kürze unsere Rechtsauffassung darlegen, und die wird sicher lauten, dass wir in der derzeitigen Situation von einer Untersagung ausgehen", sagte ein mit dem Fall vertrauter Beamter des Bundeskartellamtes der Financial Times Deutschland.
Den betroffenen Unternehmen bleiben zwar noch Möglichkeiten, die Auflagen zu erfüllen. Zumindest aber dürfte sich die Entscheidung des Kartellamtes verzögern. Weil bis dahin der Einstieg von Kirch beim angeschlagenen EM.TV nicht vollzogen werden kann, dürfte das seit Monaten vernachlässigte operative Geschäft bei EM.TV weiter brach liegen.
Das Bundeskartellamt besteht darauf, dass EM.TV im Falle eines Kirch-Einstieg seine Beteiligung an der Tele-München-Gruppe (TMG) verkauft. EM.TV hatte im Herbst 1999 45 Prozent an der TMG des Filmhändlers Herbert Kloiber für 800 Mio. DM gekauft. Kloiber ist aber der zweitgrößte Filmhändler nach Kirch, weshalb die Kartellwächter auf einer Trennung bestehen. Und Kloiber ist Erzrivale von Leo Kirch und will nicht, dass dieser nun über EM.TV Einblick in seine Geschäfte erhält.
Für den Verkauf der TMG-Anteile hat Kloiber aber ein Vetorecht. EM.TV-Chef Thomas Haffa hat bereits mehrere Vorschläge gemacht, die Kloiber nicht akzeptierte. Drei der Bieter und Angebote - alle weit unter 800 Mio. DM - sind der FTD bekannt: Es sind der Wiesbadener Verleger Klaus Helbert, dem unter anderem die Postille "Coupé" gehört, sowie die US-Investmenthäuser Hicks, Muse, Tate & Furst sowie Kohlberg Kravis Roberts. Kloiber will aber weder Softsex-Publizisten noch Investmentbanker, sondern einen operativen Partner wie die US-Kabelfirma Liberty, die Teile des TV-Kabelnetzes der Telekom kaufen will, oder AOL Time Warner.
Bis der Verkauf der TMG-Anteile gelöst ist, könnte EM.TV seine Beteiligung zwar von einem neutralen Treuhänder verwalten lassen. Eine Zustimmung des Kartellamtes wird es aber erst bei einer Lösung geben. Noch ist bei der Behörde das letzte Wort nicht gesprochen. Vor einer Entscheidung können die Parteien noch Vorschläge mit neuen Zugeständnissen unterbreiten. Analysten erwarteten bislang aber eine kartellrechtliche Genehmigung spätestens mit Fristablauf Ende Juni. Dies ist nun so gut wie unmöglich, die Frist dürfte verlängert werden.
EM.TV hatte im Dezember bekannt gegeben, dass Kirch mit 16,74 Prozent beim einstigen Börsenstar einsteigen und in Zukunft 25 Prozent der Stimmrechte kontrollieren wird. Nach zähen Verhandlungen einigten sich die Parteien Mitte Februar. Kirch stieg dabei auch bei der EM.TV-Tochter Speed ein, die Anteile an der Formel 1 hält. Während diese Beteiligung vom Kartellamt schnell abgesegnet wurde, deutet beim Einstieg bei EM.TV vieles auf eine Verschleppung hin. Ende März wurde der Fall angemeldet, geschehen ist bislang wenig.
Eine Sprecherin von EM.TV bestritt, dass die Verzögerung das Geschäft beeinträchtigen würde. "Natürlich ist es sehr wichtig, die Kirch-Gruppe als starken Partner im Mediengeschäft zu haben. Aber unsere Aufräumarbeiten sind abgeschlossen." Bei Kirch wollte sich ein Sprecher zum Verfahren nicht äußern. Er bestätigte aber, dass die Verträge für den Einstieg bei EM.TV noch nicht vollständig ausgearbeitet sind.
Von Thomas Clark, Hamburg
Der Einstieg der Kirch-Gruppe bei dem Medienunternehmen EM.TV läuft Gefahr, an einem Veto des Kartellamtes zu scheitern.
"Wir werden den Beteiligten in Kürze unsere Rechtsauffassung darlegen, und die wird sicher lauten, dass wir in der derzeitigen Situation von einer Untersagung ausgehen", sagte ein mit dem Fall vertrauter Beamter des Bundeskartellamtes der Financial Times Deutschland.
Den betroffenen Unternehmen bleiben zwar noch Möglichkeiten, die Auflagen zu erfüllen. Zumindest aber dürfte sich die Entscheidung des Kartellamtes verzögern. Weil bis dahin der Einstieg von Kirch beim angeschlagenen EM.TV nicht vollzogen werden kann, dürfte das seit Monaten vernachlässigte operative Geschäft bei EM.TV weiter brach liegen.
Das Bundeskartellamt besteht darauf, dass EM.TV im Falle eines Kirch-Einstieg seine Beteiligung an der Tele-München-Gruppe (TMG) verkauft. EM.TV hatte im Herbst 1999 45 Prozent an der TMG des Filmhändlers Herbert Kloiber für 800 Mio. DM gekauft. Kloiber ist aber der zweitgrößte Filmhändler nach Kirch, weshalb die Kartellwächter auf einer Trennung bestehen. Und Kloiber ist Erzrivale von Leo Kirch und will nicht, dass dieser nun über EM.TV Einblick in seine Geschäfte erhält.
Für den Verkauf der TMG-Anteile hat Kloiber aber ein Vetorecht. EM.TV-Chef Thomas Haffa hat bereits mehrere Vorschläge gemacht, die Kloiber nicht akzeptierte. Drei der Bieter und Angebote - alle weit unter 800 Mio. DM - sind der FTD bekannt: Es sind der Wiesbadener Verleger Klaus Helbert, dem unter anderem die Postille "Coupé" gehört, sowie die US-Investmenthäuser Hicks, Muse, Tate & Furst sowie Kohlberg Kravis Roberts. Kloiber will aber weder Softsex-Publizisten noch Investmentbanker, sondern einen operativen Partner wie die US-Kabelfirma Liberty, die Teile des TV-Kabelnetzes der Telekom kaufen will, oder AOL Time Warner.
Bis der Verkauf der TMG-Anteile gelöst ist, könnte EM.TV seine Beteiligung zwar von einem neutralen Treuhänder verwalten lassen. Eine Zustimmung des Kartellamtes wird es aber erst bei einer Lösung geben. Noch ist bei der Behörde das letzte Wort nicht gesprochen. Vor einer Entscheidung können die Parteien noch Vorschläge mit neuen Zugeständnissen unterbreiten. Analysten erwarteten bislang aber eine kartellrechtliche Genehmigung spätestens mit Fristablauf Ende Juni. Dies ist nun so gut wie unmöglich, die Frist dürfte verlängert werden.
EM.TV hatte im Dezember bekannt gegeben, dass Kirch mit 16,74 Prozent beim einstigen Börsenstar einsteigen und in Zukunft 25 Prozent der Stimmrechte kontrollieren wird. Nach zähen Verhandlungen einigten sich die Parteien Mitte Februar. Kirch stieg dabei auch bei der EM.TV-Tochter Speed ein, die Anteile an der Formel 1 hält. Während diese Beteiligung vom Kartellamt schnell abgesegnet wurde, deutet beim Einstieg bei EM.TV vieles auf eine Verschleppung hin. Ende März wurde der Fall angemeldet, geschehen ist bislang wenig.
Eine Sprecherin von EM.TV bestritt, dass die Verzögerung das Geschäft beeinträchtigen würde. "Natürlich ist es sehr wichtig, die Kirch-Gruppe als starken Partner im Mediengeschäft zu haben. Aber unsere Aufräumarbeiten sind abgeschlossen." Bei Kirch wollte sich ein Sprecher zum Verfahren nicht äußern. Er bestätigte aber, dass die Verträge für den Einstieg bei EM.TV noch nicht vollständig ausgearbeitet sind.