Quelle: Süddeutsche Zeitung
Kurze Episode am Neuen Markt
Die Kölmels und Haffas sind an sich selbst gescheitert
Von Klaus Ott
München –Die Kinowelt AG hat alle Genres auf Lager, die der Filmmarkt bietet: Thriller, Abenteuer, Western, Komödie, Romantik und anderes mehr. Nichts fehlt, auch nicht die Gattung Horrorfilm. Einem solchen gleicht inzwischen auch das Medienunternehmen der Brüder Michael und Rainer Kölmel; zumindest gibt es Börsenanalysten, die das so sehen und so sagen. Die Liquiditätslage der Kinowelt sei ein „Horrorfilm“, erklärten kürzlich namhafte Aktien-Experten. Der finanzielle Zustand des in München ansässigen Filmhandelsunternehmens, das in den vergangenen Jahren mehr als eine halbe Milliarde DM an der Börse einsammelte und damit in Hollywood auf Einkaufstour ging, sei sehr angespannt.
Nach dem tiefen Fall von EM.TV ist nun auch die Kinowelt nicht mehr in der Lage, ihr Geschäft aus eigener Kraft weiter zu betreiben. Das zweite große, am Neuen Markt an der Frankfurter Börse notierte Medienunternehmen, das den Konzernen Kirch und Bertelsmann Konkurrenz machen wollte, braucht ebenfalls fremde Hilfe. Und die soll, wie bei EM.TV, ausgerechnet von den beiden Großkonzernen kommen, die den kommerziellen Film- und Fernsehmarkt wieder fest im Griff haben.
Die Konzerne dominieren
Bei EM.TV mussten die Brüder Florian und Thomas Haffa, die inzwischen beide das Unternehmen verlassen haben, die Kirch-Gruppe als Partner und Finanzier aufnehmen. Michael und Rainer Kölmel klopfen neuerdings überall an, um Geld aufzutreiben; bei Kirch, bei der RTL Group von Bertelsmann, bei EM. TV und weiteren Medienhäusern (die SZ berichtete). Das ist eine unternehmenspolitische Bankrotterklärung der Kinowelt, die nun ihre Eigenständigkeit aufgeben muss, um zu überleben.
Der Versuch der Haffes und Kölmels und anderer Neulinge im Film- und Fernsehgeschäft, mit Kapital vom Neuen Markt einen ernsthaften Wettbewerb beim Handel mit Spielfilmen, Serien und Sportübertragungsrechten in Gang zu bringen, ist endgültig fehlgeschlagen. Es war halt nur eine Episode, die kürzer dauerte als manche Seifenoper in den TV-Programmen.
Gescheitert sind die früheren Hoffnungsträger der Börsianer aber nicht an den Konzernen, die angeblich keinen Wettbewerb zulassen, sondern vor allem an sich selbst. Kinowelt und EM.TV wollten zu schnell zu groß werden; das gilt auch für kleinere Medientitel am Neuen Markt wie Intertainment, Advanced Medien oder Senator Film, die in den vergangenen Monaten ebenfalls wegen finanzieller Probleme wiederholt in die Schlagzeilen gerieten.
„Verrücktestes Jahr“
Statt die Millionen und Milliarden ihrer Aktienkäufer vernünftig anzulegen, warfen viele der neuen Medienunternehmen in Hollywood mit dem vielen Geld um sich. Die Kölmels kauften bei Warner Brothers für mehr als 500 Millionen DM ein großes Filmpaket und überboten dabei Kirch und Bertelsmann, um die teure Ware anschließend den Sendern der beiden Konzerne zu noch höheren Preisen anzubieten. Das musste schief gehen, nun ist die Not bei der Kinowelt groß. Mit dem Englischen Patienten schaffte die Kinowelt einst den Durchbruch, inzwischen ist das Medienunternehmen selbst zum Pflegefall geworden.
Die Intendanten und Filmeinkäufer von ARD und ZDF finden das alles sehr bedauerlich. In den öffentlich-rechtlichen Anstalten hatte man gehofft, es könnten sich ein paar neue Mitspieler im Markt festsetzen, damit die Vormachtstellung der im Filmhandel führenden Kirch-Gruppe etwas angekratzt werde. Dieser Traum ist vorbei. Die Kölmels seien „nett, aber leider auch naiv“, heißt es in den Führungsetagen der Anstalten.
Der Filmchef der Kirch-Gruppe, Jan Mojto, sieht sich im Nachhinein bestätigt. Mojto hat die Preistreiberei durch die neue Konkurrenz vom Neuen Markt als „vorübergehende Erscheinung“ betrachtet. 2000 sei das „verrückteste Jahr“ im Filmhandel gewesen. Nun kehre der Markt „zur Vernunft zurück“.
Viel Glück
V2000
Kurze Episode am Neuen Markt
Die Kölmels und Haffas sind an sich selbst gescheitert
Von Klaus Ott
München –Die Kinowelt AG hat alle Genres auf Lager, die der Filmmarkt bietet: Thriller, Abenteuer, Western, Komödie, Romantik und anderes mehr. Nichts fehlt, auch nicht die Gattung Horrorfilm. Einem solchen gleicht inzwischen auch das Medienunternehmen der Brüder Michael und Rainer Kölmel; zumindest gibt es Börsenanalysten, die das so sehen und so sagen. Die Liquiditätslage der Kinowelt sei ein „Horrorfilm“, erklärten kürzlich namhafte Aktien-Experten. Der finanzielle Zustand des in München ansässigen Filmhandelsunternehmens, das in den vergangenen Jahren mehr als eine halbe Milliarde DM an der Börse einsammelte und damit in Hollywood auf Einkaufstour ging, sei sehr angespannt.
Nach dem tiefen Fall von EM.TV ist nun auch die Kinowelt nicht mehr in der Lage, ihr Geschäft aus eigener Kraft weiter zu betreiben. Das zweite große, am Neuen Markt an der Frankfurter Börse notierte Medienunternehmen, das den Konzernen Kirch und Bertelsmann Konkurrenz machen wollte, braucht ebenfalls fremde Hilfe. Und die soll, wie bei EM.TV, ausgerechnet von den beiden Großkonzernen kommen, die den kommerziellen Film- und Fernsehmarkt wieder fest im Griff haben.
Die Konzerne dominieren
Bei EM.TV mussten die Brüder Florian und Thomas Haffa, die inzwischen beide das Unternehmen verlassen haben, die Kirch-Gruppe als Partner und Finanzier aufnehmen. Michael und Rainer Kölmel klopfen neuerdings überall an, um Geld aufzutreiben; bei Kirch, bei der RTL Group von Bertelsmann, bei EM. TV und weiteren Medienhäusern (die SZ berichtete). Das ist eine unternehmenspolitische Bankrotterklärung der Kinowelt, die nun ihre Eigenständigkeit aufgeben muss, um zu überleben.
Der Versuch der Haffes und Kölmels und anderer Neulinge im Film- und Fernsehgeschäft, mit Kapital vom Neuen Markt einen ernsthaften Wettbewerb beim Handel mit Spielfilmen, Serien und Sportübertragungsrechten in Gang zu bringen, ist endgültig fehlgeschlagen. Es war halt nur eine Episode, die kürzer dauerte als manche Seifenoper in den TV-Programmen.
Gescheitert sind die früheren Hoffnungsträger der Börsianer aber nicht an den Konzernen, die angeblich keinen Wettbewerb zulassen, sondern vor allem an sich selbst. Kinowelt und EM.TV wollten zu schnell zu groß werden; das gilt auch für kleinere Medientitel am Neuen Markt wie Intertainment, Advanced Medien oder Senator Film, die in den vergangenen Monaten ebenfalls wegen finanzieller Probleme wiederholt in die Schlagzeilen gerieten.
„Verrücktestes Jahr“
Statt die Millionen und Milliarden ihrer Aktienkäufer vernünftig anzulegen, warfen viele der neuen Medienunternehmen in Hollywood mit dem vielen Geld um sich. Die Kölmels kauften bei Warner Brothers für mehr als 500 Millionen DM ein großes Filmpaket und überboten dabei Kirch und Bertelsmann, um die teure Ware anschließend den Sendern der beiden Konzerne zu noch höheren Preisen anzubieten. Das musste schief gehen, nun ist die Not bei der Kinowelt groß. Mit dem Englischen Patienten schaffte die Kinowelt einst den Durchbruch, inzwischen ist das Medienunternehmen selbst zum Pflegefall geworden.
Die Intendanten und Filmeinkäufer von ARD und ZDF finden das alles sehr bedauerlich. In den öffentlich-rechtlichen Anstalten hatte man gehofft, es könnten sich ein paar neue Mitspieler im Markt festsetzen, damit die Vormachtstellung der im Filmhandel führenden Kirch-Gruppe etwas angekratzt werde. Dieser Traum ist vorbei. Die Kölmels seien „nett, aber leider auch naiv“, heißt es in den Führungsetagen der Anstalten.
Der Filmchef der Kirch-Gruppe, Jan Mojto, sieht sich im Nachhinein bestätigt. Mojto hat die Preistreiberei durch die neue Konkurrenz vom Neuen Markt als „vorübergehende Erscheinung“ betrachtet. 2000 sei das „verrückteste Jahr“ im Filmhandel gewesen. Nun kehre der Markt „zur Vernunft zurück“.
Viel Glück
V2000