EM.TV und Berater sehen Gewinnschwelle erst 2004
Hamburg/München, 09. Jun (Reuters) - Mit der Konzentration auf drei Kernbereiche und dem Verkauf von Beteiligungen will der angeschlagene Rechtehändler EM.TV & Merchandising innerhalb von drei Jahren die Gewinnzone erreichen. Zu diesem Schluss sei die Münchener Unternehmensberatung Roland Berger gekommen, die EM.TV in den vergangenen Monaten untersucht hatte, bestätigte eine EM.TV-Sprecherin am Samstag einen vorab veröffentlichten Bericht der "Welt am Sonntag". "Wir haben die Ziele gemeinsam erarbeitet", sagte sie. Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen solle schon in diesem Jahr wieder positiv ausfallen, sagte sie. Für einen 45-Prozent-Anteil an dem Film- und Fernsehproduzenten Tele München hat EM.TV nach Medienberichten offenbar mehrere Interessenten gefunden. Die Trennung von Tele München und dem Puppenfilmproduzenten Jim Henson ist Roland Berger zufolge auch Voraussetzung für die wirtschaftliche Sanierung von EM.TV. Bis 2004 könne in diesem Fall die Gewinnschwelle erreicht werden. Bisher war EM.TV nach dem Bericht der "Welt am Sonntag" von 2003 ausgegangen. Für 2001 rechnet EM.TV nach dem im Mai veröffentlichten Geschäftsbericht netto weiterhin mit roten Zahlen. Der schwache Geschäftsverlauf in den ersten Monaten und die Kosten der Sanierung belasteten das Ergebnis. Im vergangenen Jahr hatte EM.TV bei einem Verlust von 2,6 Milliarden DM allein 2,1 Milliarden DM auf die Formel 1, Jim Henson und Tele München abgeschrieben. EM.TV sehe sich in seiner Strategie von den Erkenntnissen der Berger-Berater unterstützt, sagte die Sprecherin. Danach soll sich das Unternehmen auf den Verkauf von Fernsehrechten, die Zusammenstellung von Kinderprogramm-Blöcken im europäischen Bezahlfernsehen und das Merchandising beschränken. "Wir werden sicher manche Empfehlung umsetzen", so die Sprecherin weiter. Für den amerikanischen Puppenfilm-Produzenten Jim Henson sucht EM.TV mit Hilfe der New Yorker Investmentbank Allen & Company einen Käufer. Nach Medienberichten will das Henson-Management die Firma übernehmen. Wie die "Welt am Sonntag" und der Börsenbrief "Platow Börse" übereinstimmend berichten, hat EM.TV-Chef Thomas Haffa dem Tele- München-Mehrheitseigentümer Herbert Kloiber mitgeteilt, konkrete Verkaufsgespräche zu führen. Kloiber wehre sich aber gegen einen Verkauf an Dritte ebenso wie gegen einen Rückkauf des Anteils. Er schließe "derzeit jede Möglichkeit des Rückerwerbs aus", heißt es in dem von der Sonntagszeitung zitierten Antwortbrief. EM.TV muss den Anteil nach einer Forderung des Bundeskartellamts aber verkaufen, damit die Kirch-Gruppe[KRCH.UL] - Konkurrent von Kloiber im Filmhandel - bei dem am Neuen Markt gelisteten, hoch verschuldeten Unternehmen wie vereinbart einsteigen darf. Kloiber war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Nach Ansicht von Branchenexperten versucht Kloiber diesen Schritt zu torpedieren. Zu seiner Bereitschaft zum Rückkauf der Anteile hatte er in den vergangenen Monaten widersprüchliche Angaben gemacht. Erst in dieser Woche hatte der Filmhändler bei der Bonner Kartellbehörde Einspruch gegen die Aufstockung von Kirchs Anteil an der Formel-1-Rennsportserie eingelegt. axh/ked '