Ein Treibstoff der anderen Art
Von HELMUT KIPP [15.12.2005; Börse Online Heft 51/2005]
AKTIEN AUS DEM BEREICH ALTERNATIVE ENERGIEN SIND IN. DAVON PROFITIEREN DIE BEIDEN HERSTELLER VON BIODIESEL, DIE IM NEUEN ENTRY STANDARD NOTIEREN. BÖRSE ONLINE UNTERSUCHT DIE AUSSICHTEN. BIODIESEL
Für einige Tage schien es, als seien Anleger dem Raps-Rausch verfallen. Die Aktien des Börsenneulings EOP Biodiesel schnellten um 130 Prozent nach oben. Mehr als der gesamte Streubesitz wurde täglich umgeschlagen. Doch der Hype verflog schnell wieder: Drei Monate nach der Erstnotierung liegt der Kurs nur noch um ein Fünftel über dem Ausgabepreis von 7,60 Euro.
Ruhiger verlief der Start des zweiten Newcomers Biopetrol Industries. Offenbar haben die Ausschläge bei EOP manchen Spekulanten abgeschreckt. Das Duo notiert im Entry Standard des Frankfurter Freiverkehrs. In beiden Fällen wurden die Aktien vom Finanzhaus Equinet über eine Privatplatzierung an institutionelle Investoren verkauft. Es erfolgte kein öffentliches Angebot, so dass Privatanleger bei der Emission außen vor blieben.
Auch wurde kein Prospekt erstellt, was erhebliche Einschränkungen bei der Transparenz bedeutet, zumal beide Gesellschaften nur über eine kurze Historie verfügen. Biopetrol will allerdings freiwillig den Berichtspflichten des Prime Standard folgen und demnächst in dieses Segment wechseln. Das in der Schweiz ansässige Unternehmen stellt in Schwarzheide in Brandenburg unter anderem 150000 Tonnen Biodiesel im Jahr her. Das entspricht etwa 7,5 Prozent der Inlandskapazität.
Das zweite Werk wird in Rostock gebaut. Zwei Anlagen in Süd- oder Westdeutschland sowie in Benelux sollen folgen. So soll die Kapazität bis 2008 auf 750000 Tonnen steigen.
Mittelfristig will Biopetrol zu den führenden fünf Anbietern in Europa zählen. Im laufenden Jahr sollten die Erlöse rund 80 Millionen Euro erreichen. In zwei Jahren dürften es bereits 300 Millionen Euro sein. Und der Gewinn je Aktie könnte auf mehr als 50 Cent emporschnellen.
Der deutlich kleinere Konkurrent EOP plant eine Vervierfachung der Kapazität auf 132500 Tonnen Biodiesel. Ursprünglich hatte EOP nur eine Verdoppelung angepeilt. Die neue Anlage soll Anfang 2007 in Betrieb gehen. Die Nummer eins hier zu Lande ist der US-Agro-Riese Archer Daniels Midland.
Dessen Tochter Oelmühle Hamburg notiert ebenfalls an der Börse. Allerdings sind die Handelsumsätze extrem gering, so dass Investments wenig sinnvoll scheinen. Dank der Förderung durch die Politik und der starken Ölverteuerung steht der aus Raps und anderen Pflanzen gewonnene Diesel vor seinem starken Wachstum. Eine Richtlinie der EU sieht vor, bis 2010 den Anteil von Bio-Kraftstoffen auf 5,75 Prozent zu erhöhen. Die Quote für 2005 beträgt zwei Prozent. Ölkonzerne mischen dem Normaldiesel vermehrt bis zu fünf Prozent Bio-Sprit bei. "Europa steht vor einem kontinuierlich steigenden Diesel-Defizit", warnt Christoph Dicks, Chief Executive Officer von Biopetrol.
Denn der Anteil der Dieselfahrzeuge nimmt stetig zu, doch die Herstellung des Kraftstoffs stößt an Grenzen. Raffinerien können Diesel nämlich nur in konstantem Verhältnis zu Ottokraftstoff produzieren.
Einzelne Länder wie Österreich schreiben die Beimischung von Biodiesel per Gesetz vor.
Auch die Bundesregierung plant eine solche Verpflichtung. Darüber hinaus bastelt die EU-Kommission an einem entsprechenden Vorstoß. In Deutschland könnte im Gegenzug die Befreiung von der Mineralölsteuer wegfallen. Das könnte kleine Hersteller, die Flottenbetreiber versorgen, in Bedrängnis bringen. Dicks hingegen sieht die Diskussion gelassen: "Für uns ist entscheidend, dass gefördert wird, weniger, wie die Förderung erfolgt." Gut möglich, dass dem Solar- ein Biodieselboom folgt. Doch die Risiken sind beträchtlich. So kann der rasante Ausbau zu Verwerfungen bei der Versorgung mit Ölsaaten führen. Auch können Veränderungen des politischen Rahmens für Turbulenzen sorgen. Die Bewertung erscheint sehr ambitioniert:
So zahlt die Börse für jeden der 63 Mitarbeiter von Biopetrol stolze fünf Millionen Euro.
"Wir stehen in Europa vor einem kontinuierlich steigenden Diesel-Defizit." Christoph Dicks, Chef Biopetrol
Biodiesel wird aus Raps oder anderen pflanzlichen Ölen hergestellt. In Deutschland darf fossilem Diesel seit Januar 2004 bis zu fünf Prozent Öko-Treibstoff beigemischt werden. Der Anteil dürfte in Zukunft steigen. An Tankstellen kostet reiner Biodiesel dank der steuerlichen Förderung zehn bis 15 Prozent weniger als Mineralöldiesel.
Von HELMUT KIPP [15.12.2005; Börse Online Heft 51/2005]
AKTIEN AUS DEM BEREICH ALTERNATIVE ENERGIEN SIND IN. DAVON PROFITIEREN DIE BEIDEN HERSTELLER VON BIODIESEL, DIE IM NEUEN ENTRY STANDARD NOTIEREN. BÖRSE ONLINE UNTERSUCHT DIE AUSSICHTEN. BIODIESEL
Für einige Tage schien es, als seien Anleger dem Raps-Rausch verfallen. Die Aktien des Börsenneulings EOP Biodiesel schnellten um 130 Prozent nach oben. Mehr als der gesamte Streubesitz wurde täglich umgeschlagen. Doch der Hype verflog schnell wieder: Drei Monate nach der Erstnotierung liegt der Kurs nur noch um ein Fünftel über dem Ausgabepreis von 7,60 Euro.
Ruhiger verlief der Start des zweiten Newcomers Biopetrol Industries. Offenbar haben die Ausschläge bei EOP manchen Spekulanten abgeschreckt. Das Duo notiert im Entry Standard des Frankfurter Freiverkehrs. In beiden Fällen wurden die Aktien vom Finanzhaus Equinet über eine Privatplatzierung an institutionelle Investoren verkauft. Es erfolgte kein öffentliches Angebot, so dass Privatanleger bei der Emission außen vor blieben.
Auch wurde kein Prospekt erstellt, was erhebliche Einschränkungen bei der Transparenz bedeutet, zumal beide Gesellschaften nur über eine kurze Historie verfügen. Biopetrol will allerdings freiwillig den Berichtspflichten des Prime Standard folgen und demnächst in dieses Segment wechseln. Das in der Schweiz ansässige Unternehmen stellt in Schwarzheide in Brandenburg unter anderem 150000 Tonnen Biodiesel im Jahr her. Das entspricht etwa 7,5 Prozent der Inlandskapazität.
Das zweite Werk wird in Rostock gebaut. Zwei Anlagen in Süd- oder Westdeutschland sowie in Benelux sollen folgen. So soll die Kapazität bis 2008 auf 750000 Tonnen steigen.
Mittelfristig will Biopetrol zu den führenden fünf Anbietern in Europa zählen. Im laufenden Jahr sollten die Erlöse rund 80 Millionen Euro erreichen. In zwei Jahren dürften es bereits 300 Millionen Euro sein. Und der Gewinn je Aktie könnte auf mehr als 50 Cent emporschnellen.
Der deutlich kleinere Konkurrent EOP plant eine Vervierfachung der Kapazität auf 132500 Tonnen Biodiesel. Ursprünglich hatte EOP nur eine Verdoppelung angepeilt. Die neue Anlage soll Anfang 2007 in Betrieb gehen. Die Nummer eins hier zu Lande ist der US-Agro-Riese Archer Daniels Midland.
Dessen Tochter Oelmühle Hamburg notiert ebenfalls an der Börse. Allerdings sind die Handelsumsätze extrem gering, so dass Investments wenig sinnvoll scheinen. Dank der Förderung durch die Politik und der starken Ölverteuerung steht der aus Raps und anderen Pflanzen gewonnene Diesel vor seinem starken Wachstum. Eine Richtlinie der EU sieht vor, bis 2010 den Anteil von Bio-Kraftstoffen auf 5,75 Prozent zu erhöhen. Die Quote für 2005 beträgt zwei Prozent. Ölkonzerne mischen dem Normaldiesel vermehrt bis zu fünf Prozent Bio-Sprit bei. "Europa steht vor einem kontinuierlich steigenden Diesel-Defizit", warnt Christoph Dicks, Chief Executive Officer von Biopetrol.
Denn der Anteil der Dieselfahrzeuge nimmt stetig zu, doch die Herstellung des Kraftstoffs stößt an Grenzen. Raffinerien können Diesel nämlich nur in konstantem Verhältnis zu Ottokraftstoff produzieren.
Einzelne Länder wie Österreich schreiben die Beimischung von Biodiesel per Gesetz vor.
Auch die Bundesregierung plant eine solche Verpflichtung. Darüber hinaus bastelt die EU-Kommission an einem entsprechenden Vorstoß. In Deutschland könnte im Gegenzug die Befreiung von der Mineralölsteuer wegfallen. Das könnte kleine Hersteller, die Flottenbetreiber versorgen, in Bedrängnis bringen. Dicks hingegen sieht die Diskussion gelassen: "Für uns ist entscheidend, dass gefördert wird, weniger, wie die Förderung erfolgt." Gut möglich, dass dem Solar- ein Biodieselboom folgt. Doch die Risiken sind beträchtlich. So kann der rasante Ausbau zu Verwerfungen bei der Versorgung mit Ölsaaten führen. Auch können Veränderungen des politischen Rahmens für Turbulenzen sorgen. Die Bewertung erscheint sehr ambitioniert:
So zahlt die Börse für jeden der 63 Mitarbeiter von Biopetrol stolze fünf Millionen Euro.
"Wir stehen in Europa vor einem kontinuierlich steigenden Diesel-Defizit." Christoph Dicks, Chef Biopetrol
Biodiesel wird aus Raps oder anderen pflanzlichen Ölen hergestellt. In Deutschland darf fossilem Diesel seit Januar 2004 bis zu fünf Prozent Öko-Treibstoff beigemischt werden. Der Anteil dürfte in Zukunft steigen. An Tankstellen kostet reiner Biodiesel dank der steuerlichen Förderung zehn bis 15 Prozent weniger als Mineralöldiesel.