Ein Eierkarton kann viele Fragen beantworten
Fantasienamen wie "Landeier" machen noch keine Qualität, so die Bonner Verbraucherzentrale - Wie frisch ist das Ei, wie schwer, woher kommt es? Ein genauer Blick auf die Verpackung kann viel verraten
Von Kathrin Becker
Bonn. Ob die Henne zuerst da war, spielt für den Verbraucher kaum eine Rolle: Hauptsache das Ei liegt irgendwann im Laden. Nicht unwichtig dagegen ist, was genau im Einkaufskorb landet: wie frisch das Ei ist, wie groß und wo es herkommt - aus welchem Land, aus welcher Form der Hühnerhaltung? All das zeigt ein Blick auf den Eierkarton.
Auch Ostereier müssen Richtlinien entsprechen. Foto: ddp
--------------------------------------------------
Im Handel angeboten werden üblicherweise nur Eier der Güteklasse A. Das sind frische Eier mit sauberer, unverletzter Schale, deren Luftkammer an der Ei-Unterseite höchstens sechs Millimeter hoch sein darf.
Wie groß diese Kammer ist, wird stichprobenartig mittels Durchleuchtung getestet. Ganz besonders frisch sind Eier, wenn eine Banderole an der Verpackung sie als Klasse A "extra" ausweist. Dann nämlich dürfen sie nicht älter als neun Tage nach Legedatum beziehungsweise sieben Tage nach Verpackungsdatum sein.
Außer der Güteklasse müssen auch die Gewichtsklasse und das Mindesthaltbarkeitsdatum auf der Verpackung angegeben sein. Dabei gilt für das Gewicht die europäische Vorschrift, dass der Buchstabe S Eier unter 53 Gramm bezeichnet, M für solche zwischen 53 und 63 Gramm steht, L die Eier als 63 bis 73 Gramm schwer ausweist und XL als über 73 Gramm schwer.
Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist auf den 28. Tag nach dem Legedatum begrenzt, verkauft werden darf ein Ei nur bis zum 21. Tag. Im Küchenschrank halten sich Eier eine Woche, in einer zehn bis 15 Grad kühlen Speisekammer zwei Wochen und im Kühlschrank bis zu vier Wochen.
Ein genauer Blick auf die Verpackung kann viel verraten Foto: ddp
--------------------------------------------------
Wer wissen will, aus welcher Haltungsform seine Eier kommen, braucht meist nur außen auf die Verpackung zu schauen. "Alternative Haltungsformen sind in der Regel ausgewiesen und wenn nichts drauf steht, kann man davon ausgehen, dass die Eier aus Käfighaltung stammen", sagt Ute Krüger von der Verbraucherzentrale Bonn. Manchmal würden Käfigeier allerdings auch unter Fantasienamen wie Bauerneier oder Landeier angeboten.
Bei der Freilandhaltung stehen jedem Huhn mindestens zehn Quadratmeter Auslauf zur Verfügung. "Allein eine grüne Wiese auf der Eierverpackung macht aber noch keine Freilandhaltung", mahnt Krüger.
Wegen solch laut Bundesverband der Verbraucherzentralen "irreführender Werbung" muss sich seit Anfang des Jahres der Lebensmittelkonzern Rewe vor dem Wiesbadener Landgericht verantworten. Mehr als die mindestens zehn Quadratmeter Auslauf garantiert die Kennzeichnung Freilandhaltung aber nicht.
Bestimmte Futterschriften müssen dagegen eingehalten werden, damit ein Ei als Bio- oder Öko-Ei verkauft werden kann. Für diese rechtlich geschützten Titel müssen die Legehennen mit Futter aus ökologischem Anbau gefüttert werden und dürfen weder vorbeugende Arzneimittel noch leistungsfördernde Antibiotika bekommen.
Außerdem müssen jedem Tier mindestens vier Quadratmeter Auslauf zur Verfügung stehen: Einstreu, Sitzstangen und Tageslicht inklusive. Solche Öko-Eier gebe es nicht nur im Bioladen, sondern unter Handelsmarken wie zum Beispiel Füllhorn, Grünes Land oder Naturkind auch im Supermarkt, sagt Krüger.
Eier aus Bodenhaltung stammen von Hennen, die im Stall gehalten werden mit höchstens sieben Tieren pro Quadratmeter. Bei der Käfighaltung teilen sich drei bis fünf Tiere einen Käfig und haben darin Platz etwa in der Größe eines DIN-A4-Blattes. Nach Angaben der Verbraucher-Zentrale stammen knapp 90 Prozent der deutschen Eier von Hühnern aus Käfighaltung.
Der Aufdruck D/D/D auf dem Eierkarton sichert dem Kunden zu, dass die Eier in Deutschland gelegt wurden und von Legehennen stammen, die in Deutschland geschlüpft und aufgewachsen sind. Auch auf der Eierschale findet sich manchmal ein Aufdruck mit Nationalitätenkennzeichen und einer sechsstelligen Identifikationsnummer, anhand derer jedes einzelne Ei eindeutig bis zur Legefarm zurückverfolgt werden kann.
Eine solche Codierung ist allerdings zur Zeit noch freiwillig und es gibt verschiedene Systeme, weshalb auch auf jeder einzelnen Verpackung erklärt sein muss, wie der Code zu lesen ist, sprich: welche Zahlen bei welchen Ziffern für was stehen. Ab 1. Januar 2004 wird es eine EU-weit einheitliche Pflicht-Codierung geben.
Nach den Statistiken der Markt- und Preisberichtsstelle musste ein Verbraucher in Deutschland im Februar dieses Jahres für ein Ei der Klasse M aus Käfighaltung, zehn Cent bezahlen. Ein vergleichbares Ei aus Bodenhaltung kostete 16,6 Cent eines aus Freilandhaltung 17,4 Cent. Während die Eier aus Käfig- und Bodenhaltung damit gegenüber dem Vorjahr um 0,3 Cent teurer geworden sind, kostete ein Freilandei einen Cent weniger als im Februar 2001.