Investment: Der Wert der Aktienanalysten
14. Mai 2001 Wenn vor zehn Jahren Analysten bei der Deutschen Bank angerufen haben, dann verband die Telefonzentrale die Fragenden mit der PR- oder der volkswirtschaftlichen Abteilung. „Heute füllen die sogenannten Grill-Partys mit den Analysten meinen Terminkalender“, hat Rolf E. Breuer, Vorstandssprecher der Deutschen Bank einmal eingeräumt. Und verdeutlicht damit die gestiegene Bedeutung der Zunft.
In dem Buch „Die Kursmacher“ untersuchen Manfred Schumacher und Dorothee Kagelmann die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit der Aktienanalysten.
Sind ihre Empfehlungen, die Anleger oft auf „Kaufen“, „Verkaufen“ oder „Halten“ reduzieren, das Resultat einer unabhängigen, fachkundigen und detaillierten Analyse? Oder sind Analysten eine überbezahlte Herde, die kopflos zu spät zum Einstieg und auch wieder zum Ausstieg bläst. Haben Sie vor allem das Wohl ihrer Kunden - sprich: der Anleger - im Auge oder geht es ihn hauptsächlich um das Interesse ihres Hauses?
„Halten“ heisst: Nichts wie raus
Die Autoren nähern sich dem Thema angenehm emotionslos. Sie verzichten auf Schwarz-Weiß-Malerei. Sie hinterfragen die Motive für Empfehlungen und erklären die verschlüsselte Sprache der Analysten. Ein Beispiel: Die Empfehlung „Halten“ ist der vornehme Ausdrück für Verkaufen.
Wer das nicht weiß, kann leicht den richtigen Zeitpunkt zum Ausstieg aus einem Werpapier verpassen.
Der Grund für diese vorsichtige Diktion: Analysten geben so gut wie nie Verkaufsempfehlungen, weil sie es sich nicht mit dem betreffenden Unternehmen. verscherzen wollen.
Schließlich sind sie bei ihrer Arbeit auf Informationen aus erster Hand angewiesen. Schweigen die Manager brüskiert, wird bei der nächsten Studie die Informationsbeschaffung für die Analysten ein Problem sein.
Überlastete Analysten
Die Autoren räumen auf mit dem Mythos der „besserwissenden“ Analysten. Sie beschreiben deren Alltag, und schnell wird dem Leser klar, dass nur wenige vermeintliche Experten ausreichend Zeit haben, um sich mit den Aktien bis ins letzte Detail zu beschäftigen.
Eine Ausnahme stellen vielleicht die großen internationalen Häuser dar, wo für jeden Analysten ein mehrköpfiges Team Informationen aufarbeitet. Bei den deutschen Durchschnittshäusern wollen die Investoren Expertenstimmen - und zwar möglichst schnell und zu möglichst vielen Unternehmen.
Ein extra Kapitel widmen die Autoren dem „Initial Public Offering“, die zeitweise als „Maschine zum Gelddrucken“ galt.
Die Performance-Entwicklung der Börsenneulinge von der Erstnotiz bis zum Dezember 2000 zeigt, wie schnell Stimmungen am Aktienmarkt umschlagen. Die Analysten sind natürlich nicht dafür verantwortlich zu machen, wenn Unternehmen den Gang an die Börse antreten, ohne dafür reif zu sein.
Gefährlich - darauf weisen Schumacher und Kagelmann mit Recht hin - ist es, wenn Analysten für Unternehmen werben, die sie selbst an die Börse bringen. .
Detaillierte Rankinglisten
Im Anhang gibt das Buch einen detaillierten Überblick über die Rankings von Analysten. Die Autoren hinterfragen den Sinn und Unsinn solcher Ranglisten. Ein umfassendes Glossar erleichtert das Verständnis von Fachbegriffen. Insgesamt ist das Buch vor allem deshalb zu empfehlen, weil es das kritische Bewusstsein der Anleger für Aktien-Studien schärft.
Manfred Schumacher/Dorothee Kagelmann: Die Kursmacher. Analysten - Astrologen oder neue Finanzelite. Gebunden, DVA 2001. DM 49,80
Habs mir gerade gekauft
jo.
14. Mai 2001 Wenn vor zehn Jahren Analysten bei der Deutschen Bank angerufen haben, dann verband die Telefonzentrale die Fragenden mit der PR- oder der volkswirtschaftlichen Abteilung. „Heute füllen die sogenannten Grill-Partys mit den Analysten meinen Terminkalender“, hat Rolf E. Breuer, Vorstandssprecher der Deutschen Bank einmal eingeräumt. Und verdeutlicht damit die gestiegene Bedeutung der Zunft.
In dem Buch „Die Kursmacher“ untersuchen Manfred Schumacher und Dorothee Kagelmann die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit der Aktienanalysten.
Sind ihre Empfehlungen, die Anleger oft auf „Kaufen“, „Verkaufen“ oder „Halten“ reduzieren, das Resultat einer unabhängigen, fachkundigen und detaillierten Analyse? Oder sind Analysten eine überbezahlte Herde, die kopflos zu spät zum Einstieg und auch wieder zum Ausstieg bläst. Haben Sie vor allem das Wohl ihrer Kunden - sprich: der Anleger - im Auge oder geht es ihn hauptsächlich um das Interesse ihres Hauses?
„Halten“ heisst: Nichts wie raus
Die Autoren nähern sich dem Thema angenehm emotionslos. Sie verzichten auf Schwarz-Weiß-Malerei. Sie hinterfragen die Motive für Empfehlungen und erklären die verschlüsselte Sprache der Analysten. Ein Beispiel: Die Empfehlung „Halten“ ist der vornehme Ausdrück für Verkaufen.
Wer das nicht weiß, kann leicht den richtigen Zeitpunkt zum Ausstieg aus einem Werpapier verpassen.
Der Grund für diese vorsichtige Diktion: Analysten geben so gut wie nie Verkaufsempfehlungen, weil sie es sich nicht mit dem betreffenden Unternehmen. verscherzen wollen.
Schließlich sind sie bei ihrer Arbeit auf Informationen aus erster Hand angewiesen. Schweigen die Manager brüskiert, wird bei der nächsten Studie die Informationsbeschaffung für die Analysten ein Problem sein.
Überlastete Analysten
Die Autoren räumen auf mit dem Mythos der „besserwissenden“ Analysten. Sie beschreiben deren Alltag, und schnell wird dem Leser klar, dass nur wenige vermeintliche Experten ausreichend Zeit haben, um sich mit den Aktien bis ins letzte Detail zu beschäftigen.
Eine Ausnahme stellen vielleicht die großen internationalen Häuser dar, wo für jeden Analysten ein mehrköpfiges Team Informationen aufarbeitet. Bei den deutschen Durchschnittshäusern wollen die Investoren Expertenstimmen - und zwar möglichst schnell und zu möglichst vielen Unternehmen.
Ein extra Kapitel widmen die Autoren dem „Initial Public Offering“, die zeitweise als „Maschine zum Gelddrucken“ galt.
Die Performance-Entwicklung der Börsenneulinge von der Erstnotiz bis zum Dezember 2000 zeigt, wie schnell Stimmungen am Aktienmarkt umschlagen. Die Analysten sind natürlich nicht dafür verantwortlich zu machen, wenn Unternehmen den Gang an die Börse antreten, ohne dafür reif zu sein.
Gefährlich - darauf weisen Schumacher und Kagelmann mit Recht hin - ist es, wenn Analysten für Unternehmen werben, die sie selbst an die Börse bringen. .
Detaillierte Rankinglisten
Im Anhang gibt das Buch einen detaillierten Überblick über die Rankings von Analysten. Die Autoren hinterfragen den Sinn und Unsinn solcher Ranglisten. Ein umfassendes Glossar erleichtert das Verständnis von Fachbegriffen. Insgesamt ist das Buch vor allem deshalb zu empfehlen, weil es das kritische Bewusstsein der Anleger für Aktien-Studien schärft.
Manfred Schumacher/Dorothee Kagelmann: Die Kursmacher. Analysten - Astrologen oder neue Finanzelite. Gebunden, DVA 2001. DM 49,80
Habs mir gerade gekauft
jo.