EdF auf großer Einkaufstour: Wachstum um (fast) je

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sir charles:

EdF auf großer Einkaufstour: Wachstum um (fast) je

 
25.02.02 10:40
EdF auf großer Einkaufstour: Wachstum um (fast) jeden Preis

Der Strommonopolist Electricité de France (EdF) ist bei seiner forcierten Einkaufstour von China über Italien bis Mexiko bereits hohe Risiken eingegangen.


PARIS. Der staatliche französische Stromversorger Electricité de France (EdF) ist nicht nur im Inland an die Wachstumsgrenzen gestoßen. Ihm schwant auch, daß seine Tage als alleiniger und unumschränkter Anbieter in Frankreich gezählt sind. Daher hat das monopolistische Unternehmen mit seiner prall gefüllten Kriegskasse auch schon längst die "Flucht nach außen" angetreten.

Sein Appetit auf Auslandsengagements schien dem 25-Prozent-Eigentümer der steirischen Estag zumindest bis zum jüngsten Ausstieg - als letztem übriggebliebenen Kandidat - für die Übernahme der tschechischen CEZ unstillbar. Denn das Ziel, bis 2005 mindestens die Hälfte des Umsatzes im Ausland zu tätigen, wurde bislang stets über alle anderen Erwägungen gestellt.

Waren es also nur die überzogenen finanziellen Forderungen Prags, die die Franzosen bewogen haben, auf die Erschließung eines neuen Marktes letztlich zu verzichten? Oder waren es doch die ersten Mahnungen von verschiedenen Seiten, die Expansion im Ausland besser zu überdenken, die Wirkung gezeigt haben? Diese Fragen stellt man sich in Pariser Analysten-Kreisen, nachdem bis hin zum französischen Wirtschafts- und Finanzministerium Sorgen über mögliche Zeitbomben in den Bilanzen des staatlichen Energieversorgers laut geworden sind.

Unbill in Brasilien

Vor allem ein Brasilien-Geschäft gemahnt an die Unbill, an denen etwa der Credit Lyonnais zugrunde gegangen wäre, wenn Paris nicht mit Steuergeld eine Rettungsoperation unternommen hätte. EdF übernahm den hoch verschuldeten Stromversorger des Staates Rio de Janeiro, Light, und legte dafür 1,5 Mrd. Euro aus. Eine Abwertung des brasilianischen Real und die ohne Versicherung gegen Währungsschwankungen in Dollar notierten Schulden von Light bescherten EdF einen Abgang von 1,6 Mrd. Euro.

In China hat EdF gemeinsam mit Alstom ein aus eigenen Mitteln finanziertes Kohlekraftwerk um 700 Mill. Euro errichtet, das seit seiner verspäteten Fertigstellung im Jahr 2000 erst einmal Pönalezahlungen in der Höhe eines Zehntels der Baukosten verursachte und seither pannenbedingt noch kaum Strom produzieren konnte.

Noch schlimmer könnte es EdF nun in Mexiko ergehen, wo es für seinen Kunden "Comisión Federal de Electricidad" ein Gaskraftwerk finanziert und errichtet. Um den Zuschlag zu bekommen, haben die Franzosen den Mexikanern eine Verfügbarkeit der Anlage von 96 Prozent versprochen. Bei Nichteinhaltung dieser von Kennern als "Himmelfahrtskommando" bezeichneten Verfügbarkeit wird der Stromverkaufspreis entsprechend gesenkt. Auch hier befürchten so manche, daß sich ein Milliardengrab anbahnt, das nicht einmalig zu bleiben droht, zumal zwei ähnliche Projekte in Ägypten lanciert wurden.

Frankreichs Staatselektriker scheinen sich zumindest eine Atempause im Expansionsdrang verordnet zu haben: EdF-Boß François Roussely bezeichnete 2002 als "Jahr der Konsolidierung". Die Expansion sei deswegen aber keineswegs zu Ende, 40 Stromgesellschaften mit 20 Mill. Kunden auf vier Kontinenten sind ihm nicht genug. Bis 2003 sollen denn auch noch weitere 19 Mrd. Euro in die Schlacht geworfen werden.


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