Radikaler Kurswechsel bei Ebay: Das Auktionshaus schafft sein bisheriges Kontrollsystem ab. Verkäufer dürfen bald keine Bewertungen mehr über ihre Kunden abgeben. Das treibt Tausende Händler auf die Barrikaden, einige rufen bereits zum Boykott auf. Doch Ebay bleibt stur – und geht nun auch noch an die Gebühren ran.
Das Bewertungssystem ist fast so alt wie das Online-Auktionshaus Ebay selbst, seit 1996 ist es das wichtigste Instrument im Kampf gegen Betrüger. Das Prinzip ist einfach: Nach jedem abgeschlossenen Geschäft sagt der Käufer, ob er mit dem Verkäufer zufrieden war - und umgekehrt. Wer viele positive Bewertungen hat, gilt als ehrlich und erzielt höhere Umsätze. Nun schafft Ebay das System ab. Voraussichtlich ab Juni dürfen Verkäufer in Deutschland keine negativen Bewertungen mehr über ihre Kunden abgeben. Es ist eine der ersten wichtigen Entscheidungen des künftigen Ebay-Chefs John Donahoe, der im April die langjährige Vorstandsvorsitzende Meg Whitman ablösen wird. Donahoe will damit sogenannte Rachebewertungen unterbinden. Die waren in der Tat zuletzt ein Problem: Wer einen Verkäufer schlecht bewertete, musste befürchten, dass er im Gegenzug auch einen negativen Eintrag erhielt. Viele hatten sich deshalb mit Kritik zurückgehalten. Trotzdem stößt Donahoes Plan nun auf heftigen Widerstand.
"Die Käufer können jeden Verkäufer meiden, der nicht zu 99 Prozent positiv beurteilt wurde", schreibt ein Anbieter im Ebay-Forum. "Aber der Verkäufer darf keinerlei negative Bewertung über Käufer abgeben?" Der Hauptvorwurf: Verkäufer können zahlungssäumige und unfreundliche Kunden nun nicht mehr abwatschen. Tausende fordern deshalb, dass das Bewertungssystem so bleiben soll, wie es ist. Einige Händler rufen gar zum Ebay-Boykott für Ende Februar auf.
Das US-Unternehmen versucht zu beschwichtigen. "Unsere Mitarbeiter gehen in den Foren auf unzufriedene Kunden zu, um sie von den Änderungen zu überzeugen", sagt Sprecherin Maike Fuest. Sie verweist darauf, dass sich Verkäufer weiterhin bei Ebay über Kunden beschweren und deren Ausschluss verlangen können. "Nur passiert das eben nicht mehr öffentlich." Vielen Händlern reicht das aber nicht. Die Widerständler haben Ebay bereits alternative Vorschläge zu einem neuen Bewertungssystem gemacht. Beispiel: Verkäufer und Käufer könnten ihre Bewertungen zunächst geheim abgeben. Erst danach würden sie sehen, wie sie der andere beurteilt. Andere Verkäufer verlangen eine Änderung der Gebührenstruktur, die vor zahlungsunwilligen Kunden schützen soll. Bislang trägt nur der Händler die Ebay-Provision - die könnte allerdings auch auf den Käufer abgewälzt werden. "Dann hätte auch Ebay ein Interesse daran, Zahlungsausfälle zu verhindern", schreibt ein Verkäufer im Forum. Der Widerstand gegen Ebay könnte in den kommenden Tagen sogar noch zunehmen: Das Unternehmen will die Gebühren anheben. Ebays designierter Chef Donahoe verspricht zwar, die Anfangskosten für das bloße Anbieten der Produkte zu senken. Doch die bei einem erfolgreichen Verkauf fällige Provision soll steigen - was die Händler unterm Strich wohl stärker belasten würde. Detaillierte Pläne stellt Ebay am 11. Februar vor.
Die Boykottaufrufe dürften das Unternehmen indes kaum abschrecken, denn die gab es zuletzt bei fast jeder Gebührenrunde. Grund: Die gewerblichen Ebay-Händler sind kaum organisiert, teilweise sogar zerstritten. Gefährlicher ist für Ebay die schleichende Abwanderung der Profi-Verkäufer. Viele haben mittlerweile eine eigene Internetseite aufgebaut, über die sie ihre Produkte verkaufen.
Das Bewertungssystem ist fast so alt wie das Online-Auktionshaus Ebay selbst, seit 1996 ist es das wichtigste Instrument im Kampf gegen Betrüger. Das Prinzip ist einfach: Nach jedem abgeschlossenen Geschäft sagt der Käufer, ob er mit dem Verkäufer zufrieden war - und umgekehrt. Wer viele positive Bewertungen hat, gilt als ehrlich und erzielt höhere Umsätze. Nun schafft Ebay das System ab. Voraussichtlich ab Juni dürfen Verkäufer in Deutschland keine negativen Bewertungen mehr über ihre Kunden abgeben. Es ist eine der ersten wichtigen Entscheidungen des künftigen Ebay-Chefs John Donahoe, der im April die langjährige Vorstandsvorsitzende Meg Whitman ablösen wird. Donahoe will damit sogenannte Rachebewertungen unterbinden. Die waren in der Tat zuletzt ein Problem: Wer einen Verkäufer schlecht bewertete, musste befürchten, dass er im Gegenzug auch einen negativen Eintrag erhielt. Viele hatten sich deshalb mit Kritik zurückgehalten. Trotzdem stößt Donahoes Plan nun auf heftigen Widerstand.
"Die Käufer können jeden Verkäufer meiden, der nicht zu 99 Prozent positiv beurteilt wurde", schreibt ein Anbieter im Ebay-Forum. "Aber der Verkäufer darf keinerlei negative Bewertung über Käufer abgeben?" Der Hauptvorwurf: Verkäufer können zahlungssäumige und unfreundliche Kunden nun nicht mehr abwatschen. Tausende fordern deshalb, dass das Bewertungssystem so bleiben soll, wie es ist. Einige Händler rufen gar zum Ebay-Boykott für Ende Februar auf.
Das US-Unternehmen versucht zu beschwichtigen. "Unsere Mitarbeiter gehen in den Foren auf unzufriedene Kunden zu, um sie von den Änderungen zu überzeugen", sagt Sprecherin Maike Fuest. Sie verweist darauf, dass sich Verkäufer weiterhin bei Ebay über Kunden beschweren und deren Ausschluss verlangen können. "Nur passiert das eben nicht mehr öffentlich." Vielen Händlern reicht das aber nicht. Die Widerständler haben Ebay bereits alternative Vorschläge zu einem neuen Bewertungssystem gemacht. Beispiel: Verkäufer und Käufer könnten ihre Bewertungen zunächst geheim abgeben. Erst danach würden sie sehen, wie sie der andere beurteilt. Andere Verkäufer verlangen eine Änderung der Gebührenstruktur, die vor zahlungsunwilligen Kunden schützen soll. Bislang trägt nur der Händler die Ebay-Provision - die könnte allerdings auch auf den Käufer abgewälzt werden. "Dann hätte auch Ebay ein Interesse daran, Zahlungsausfälle zu verhindern", schreibt ein Verkäufer im Forum. Der Widerstand gegen Ebay könnte in den kommenden Tagen sogar noch zunehmen: Das Unternehmen will die Gebühren anheben. Ebays designierter Chef Donahoe verspricht zwar, die Anfangskosten für das bloße Anbieten der Produkte zu senken. Doch die bei einem erfolgreichen Verkauf fällige Provision soll steigen - was die Händler unterm Strich wohl stärker belasten würde. Detaillierte Pläne stellt Ebay am 11. Februar vor.
Die Boykottaufrufe dürften das Unternehmen indes kaum abschrecken, denn die gab es zuletzt bei fast jeder Gebührenrunde. Grund: Die gewerblichen Ebay-Händler sind kaum organisiert, teilweise sogar zerstritten. Gefährlicher ist für Ebay die schleichende Abwanderung der Profi-Verkäufer. Viele haben mittlerweile eine eigene Internetseite aufgebaut, über die sie ihre Produkte verkaufen.