Dunkle Wolken ziehen auf

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Dunkle Wolken ziehen auf

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13.08.05 10:08

Freitag, 12. August 2005

Dunkle Wolken ziehen auf ...

von Jochen Steffens

Mir gefällt nicht, was der Ölpreis macht. Mir gefällt nicht, was im Iran passiert. Mir gefällt nicht, dass ich zunehmend den Eindruck habe, dass beide großen Parteien bewusst, gewollt, also vorsätzlich, auf eine große Koalition hinsteuern. (Mir gefällt auch nicht, dass ich noch eine Woche arbeiten "muss", bevor endlich mein Urlaub anfängt, das dürfte jedoch eher keine Auswirkungen auf die Börse haben.)

Nun muss man wissen, dass Börsen an der Angst entlang steigen. Würden diese Faktoren wegfallen, würde alle in den Markt springen, es käme zum Blow off und die Rallye wäre vorbei. Angst ist immer der heimliche Begleiter einer Rallye!

Die Märkte steigen, in der Hoffnung, dass es BESSER WIRD, nicht aber dass es GUT IST. Wenn alles gut wäre, dann kann es im Prinzip nur schlechter werden, die Börse nimmt immer die Zukunft vorweg: die Kurse würden fallen.

Dunkle Wolken sind gut, aber ...

Dunkle Wolken sind demnach gut, sie bremsen die Euphorie. Zu viele dunkle Wolken können aber auch Regen bringen und der kann die Kurse in den Keller spülen.

Ganz besonders gefällt mir die Geschichte mit dem Iran nicht. Hier bahnt sich eine Auseinandersetzung an, die massive Auswirkungen auf die Weltmärkte haben kann. Die Frage ist, welche Möglichkeiten gibt es jetzt noch?

Die internationale Weltengemeinschaft ist sich, so scheint es, überwiegend einig, dass das Atomprogramm des Irans eine große Gefährdung darstellt. Nun könnte es zu einer Sanktionspolitik kommen. Das würde aber das iranische Öl dem Weltmarkt entziehen, mit großen Folgen für den Ölpreis und die Weltwirtschaft.

Das weiß der Iran und fühlt sich deswegen sicher genug, seinen Weg zu gehen. Wie wird die UNO, der Weltsicherheitsrat darauf reagieren? Gibt es noch diplomatischen Spielraum?

Und damit sind wir bei weiteren Gefahren: Es ist durchaus nicht auszuschließen, dass Israel, sofern es zu keiner Einigung kommt, die Initiative ergreifen könnte und aus Sorge vor einem atomaren Angriff, den Iran selbst angreift. In diesem Fall dürfte ein Flächenbrand in der Region ausgemachte Sache sein. Das Bedrohliche dabei ist, dass durch Verkettungen von Zufällen daraus eine weltweite militärische Krise entstehen könnte. Wie gesagt "könnte".

Nun bin ich nicht der Freund von Horrorszenarien, schließlich sind daneben noch alle denkbaren und undenkbaren Szenarien möglich. Häufig genug geschieht sowieso etwas, womit keiner gerechnet hat.

Was tun sprach Zeus, dunkle Wolken will ich schicken ...

Wie verhält sich ein Investor in einer Situation, in der er dunkle Wolken aufziehen sieht. Das erste ist: Ruhe bewahren. Der internationale Konflikt mit dem Iran steckt noch in der Anfangsphase, es gibt genauso viele denkbare Szenarien, die diesen Konflikt im Keim ersticken lassen. In diesem Jahr wird hier höchst wahrscheinlich nichts mehr passieren (Sonst würden die Märkte auch schon anders reagieren).

Zweitens: Genau aufpassen, was die Märkte machen!

Drittens: Zwischenzeitlich noch einmal erinnern, dass ein gewisses Maß an Angst GUT für die Märkte ist.

Viertens: Den Ölpreis beobachten! Es wird ein bestimmtes Niveau geben, an dem der Ölpreis den Markt abwürgt. Ich habe das Gefühl, dass der Ölpreis seit einem Jahr versucht, dieses Niveau zu finden, auszutesten. So wie die Märkte immer austesten, was geht, was die Investoren noch mitmachen (das könnte man sich als eine Charaktereigenschaft der Börse merken: Die Börse ist neugierig und testet wie ein kleines Kind ihre Grenzen aus).

Charttechnisch ist der Ölpreis in einer klaren Überhitzungsphase. Allerdings hat er auch noch Platz bis 74 Dollar (sweet crude light oil). Aktuell steht er schon bei 66 Dollar.

Ich befürchte, je weiter der Dax steigt, desto größer wird sein Rückschlag-, sein Konsolidierungspotenzial. Die letzte Konsolidierung wurde wieder viel zu früh ausgebremst. Das gefällt mir nicht. Wenn man sich die Erholungen verweigert, dann wird das Leben einem irgendwann die Erholung um die Ohren schlagen. Das gilt im Leben, wie im Dax.

Der Dax kann also so etwas, wie ein "Burning Out" Syndrom erleben. Irgendwann MUSS er sich erholen, dann wahrscheinlich nachhaltiger.

Also was tun?

Ein alter Kollege rief heute an, ehemaliger Trader, der an dem 2000er Crash gescheitert ist, gerade arbeitslos. Er erzählte mir, dass er mit bescheidenen Einsätzen in letzter Zeit gute Gewinne gemacht hat: "Ich habe eins gelernt, ich werde nie wieder gegen eine Trend traden, seitdem funktioniert es!"

Börse im einfachen Modus, nur wie lange noch?

Der Trend ist im Dax aufwärtsgerichtet. Alles andere ist so lange egal, bis der Dax eindeutige bearishe Signale generiert. Im Moment sehe ich noch keine. Zudem glaube ich, dass der Dax noch die 5000er noch erreichen wird. Trotzdem wird die Luft nach oben dünner.

Im Moment favorisiere ich zwei ungefähr gleich wahrscheinlichen Szenarien: Der Dax steigt noch kurz über die 5000er Marke, bis knapp an die 5100 Punkte und setzt dann zu einer größeren Konsolidierung an.

Der Dax schafft das nicht, fällt bis 4660 Punkte dreht dort und macht dann weiter mit lustig.

Hoffentlich macht der Dax nicht genau dann Urlaub im Süden, wenn ich in den Norden gehe ...

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