Finanzexperte: "Der US-Dollar muss noch weiter fallen", vermutlich wie Herbstlaub! *grins*
Und der Dollar wird unter 30 Eurocent je Dollar fallen.
Der Tag wird kommen wie das Amen.
WELT ONLINE: Professor Feldstein, die Finanzkrise wird die Treffen der G7-Finanzminister und des Internationalen Währungsfonds (IWF) dominieren. Werden dabei alle mit dem Finger auf die USA zeigen, von deren Immobilienmarkt die Krise ausgegangen ist?
Martin Feldstein: Schuldzuweisungen sind dort nicht angebracht. Der Chef des IWF, Dominique Strauss-Kahn, hat ja bereits den Ton für die Treffen vorgegeben. Er meint, dass Regierungen rund um die Welt auf koordinierte Weise handeln müssen. Aber er hat sich mit Details zurückgehalten.
WELT ONLINE: Was glauben Sie, wird es tatsächlich zu weltweit abgestimmten Reaktionen kommen?
Feldstein: Meiner Meinung nach werden sich die Länder gegenseitig ermutigen, entschlossen zu handeln – zu Hause, aber nicht grenzübergreifend.
WELT ONLINE: Aber die Vertrauenskrise hat die Kreditmärkte weltweit erfasst. Da wäre doch eine globale Antwort nur logisch.
Feldstein: Eine koordinierte Aktion könnte sinnvoll sein, wenn es eine weltweite Rezession gäbe. Dann könnten etwa wichtige Länder gleichzeitig Konjunkturprogramme anstoßen. Doch eine solche Situation gibt es derzeit nicht. Stattdessen gibt es Probleme, die von Land zu Land zu verschieden sind. Einige Staaten haben unabhängig von den USA Probleme mit ihren Immobilienmärkten, um die sie sich kümmern müssen. In anderen müssen Banken besonders große Verluste hinnehmen. Die Aufsichtsbehörden müssen sich daher die Lage im jeweiligen Land anschauen und bewerten.
WELT ONLINE: Aber etliche Finanzprodukte, die auf amerikanischen Immobiliendarlehen basierten, haben weltweit Schäden angerichtet.
Feldstein: Natürlich hat es weitreichende Auswirkungen für die Kreditmärkte und die übrige Wirtschaft, wenn Banken große Verluste hinnehmen. Dennoch wird es auch in Zukunft den Regierungen und Behörden in jedem einzelnen Land obliegen, besser zu überwachen, was für Produkte ihre Finanzinstitute kaufen. Die USA müssen zudem etwa verhindern, dass immer mehr Hauseigner in Zahlungsverzug geraten. Die technischen Aspekte und die Gesetzgebung können aber wohl kaum von den G7 oder dem IWF diskutiert werden. Das muss im amerikanischen Kongress geschehen.
WELT ONLINE: Die meisten Länder scheinen sich einig darüber zu sein, dass eine strengere Regulierung der Finanzmärkte nötig ist.
Feldstein: Tatsächlich müssen etwa die sogenannten Basel-Richtlinien zur Bankenregulierung überarbeitet werden. Denn die hatten Banken ermöglicht, unkontrolliert Kapital außerhalb der Bilanz in sogenannten SIVs zu führen. Das war eindeutig ein Fehler. Ansonsten ist vor allem eine qualitativ bessere Aufsicht nötig, nicht unbedingt mehr Regulierung. Die Finanzbehörden müssen darauf pochen, dass Banken ihre Portfolios reduzieren, andere Werte ankaufen oder schlichtweg mehr Kapital aufnehmen, wenn ihnen etwas nicht behagt. Das ist eigentlich Standardarbeit, die aber nicht ausreichend geleistet wurde. Das gilt nicht nur für die USA.
WELT ONLINE: Gerade in Europa und Deutschland wächst der Unmut über die Schwäche des Dollar, weil diese die Ausfuhren in die USA belastet. Könnte es wie in den Achtzigerjahren zu einer abgestimmten Aktion kommen, um den Dollar zu stützen?
Feldstein: Eine Intervention wäre ein Fehler, denn der Dollar muss noch weiter fallen. Ich sage bereits seit mehreren Jahren, dass sich die europäischen Länder auf einen fallenden Dollar einstellen müssen. Denn die USA müssen ihr Handelsdefizit weiter abbauen. Es ist zwar bereits von sechs auf fünf Prozent der Wirtschaftskraft geschrumpft, doch das ist immer noch zu viel. Das bedeutet für alle großen Handelspartner niedrigere Exporte in die USA. Die europäischen Regierungen müssen sich darauf einstellen und stattdessen fragen, wie sie die Inlandsnachfrage ankurbeln können.
WELT ONLINE: Auch in den USA wird immer wieder der „starke Dollar“ gefordert.
Feldstein: Es macht keinen Sinn, den Dollar zu stützen. Denn in dieser Phase, wo die amerikanische Wirtschaft geschwächt ist, bedeutet der Dollarkurs einen Schub für die US-Exporte. Das ist extrem nützlich.
WELT ONLINE: Trotz des Exportwachstums stecken die USA Ihrer Ansicht nach seit Januar in einer Rezession. Wie lange wird sie dauern?
Feldstein: Die letzten beiden Rezessionen haben acht Monate gedauert. Diesmal könnte es länger werden, denn während der letzten Rezessionen gab es nicht solche strukturellen Probleme mit dem Kredit- und Immobilienmarkt.
http://www.welt.de/finanzen/article1892007/...noch_weiter_fallen.htmlhttp://www.welt.de/multimedia/archive/00545/..._DW_Wirtsc_545408g.jpg