Die total normale Deutsche Bank

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Die total normale Deutsche Bank

 
31.10.02 13:09
Von Carsten Matthäus

Bisher spielte die Deutsche Bank noch in einer anderen Liga als der krisengeschüttelte Rest der Finanzbranche. Damit ist es vorerst vorbei.

Im Sog der Krise: Deutsche Bank in Frankfurt


Frankfurt am Main - Das wird noch ein weiter Weg. Bis Ende 2003 wolle der den Aktienkurs auf 120 Euro steigern, sagte Josef Ackermann Anfang Mai, drei Wochen vor seinem Amtsantritt als Chef der Deutschen Bank  . Damals notierte das Dax-Papier noch bei 77 Euro.
Am Donnerstagmorgen nach den Zahlen zum dritten Quartal rutschten die Aktie zu Handelsbeginn nochmal um fünf Prozent ab und notierte bei mageren 41 Euro, gerade mal ein Drittel des für Enden nächsten Jahres angepeilten Zielwertes. Bis zum Mittag kam das Papier dann wieder auf Kurse um 44 Euro zurück. Auf dem Frankfurter Parkett macht sich Enttäuschung breit. Die Zahlen seien "nicht gut und unter den Erwartungen", sagt ein Händler. Christian Schmidt von der Helaba, formuliert es noch drastischer: "Die Zahlen der Deutschen Bank sind jenseits von Gut und Böse."

Was ist passiert? Bis Donnerstagfrüh hatten Analysten noch die Hoffnung, dass sich wenigstens der Branchenprimus weiter gegen den Sog der "schlimmsten Branchenkrise der Nachkriegszeit" ("Handelsblatt") stemmen kann. Zuvor hatte schon die HypoVereinsbank  schockierende Verluste melden müssen. Bei der zweitgrößten deutschen Bank hatte sich in nur drei Monaten ein Betriebsverlust von 684 Millionen Euro angehäuft. Auch bei der Commerzbank  - deren Aktienkurs nach Gerüchten über Liquiditätsengpässe regelrecht abstürzte - wird für das Gesamtjahr von den Analysten mit einem bitteren Verlust im operativen Geschäft gerechnet. Und die Dresdner Bank hat sich für die Käuferin Allianz  längst als schwerer Mühlstein entpuppt: Im zweiten Quartal fiel ein Verlust von mehr als einer Milliarde Euro an.

Wenigstens die Zahlen der Deutschen Bank sollten wieder ein paar Hoffnungsschimmer in die gebeutelte Finanzwelt bringen. Doch das Gegenteil war der Fall. Bankchef Josef Ackermann musste einen Vorsteuerverlust von 181 Millionen Euro bekannt geben. Eine Zahl, die er selbst "eindeutig nicht zufrieden stellend" nannte. Die Ursachen der Misere sind schnell aufgezählt:


Die Investmentbanker haben zu wenig zu tun. In Boomzeiten haben die Banken - allen voran Deutsche und Dresdner Bank - für das Geschäft mit Börsengängen und Fusionen riesige Mitarbeiterstäbe aufgebaut und fürstliche Gehälter gezahlt. Angesichts der Börsenflaute liegen diese Kapazitäten brach und kosten natürlich trotzdem. Das führte dazu, dass das operative Ergebnis im Bereich Corporate and Investment Bank von einem Gewinn von 760 Millionen Euro im Vorjahresquartal auf ein Minus von 238 Millionen Euro zurückfiel.

Das Geschäft mit Aktien bringt weniger ein. Zwar machen Banken auch in schlechten Börsenzeiten Gewinne im Aktien- und Derivatehandel. Sie fallen jedoch in der Regel nicht so üppig aus wie im Boom. Bei der Deutschen Bank brach das Handelsergebnis in einem Jahr um mehr als eine Milliarde Euro ein: Im dritten Quartal 2001 kam die Bank noch auf 1,993 Milliarden Euro, in den vergangenen drei Monaten waren es nur noch 904 Millionen Euro.

Die Risikovorsorge muss drastisch aufgestockt werden. Auch für die Deutsche Bank ist die miserable Verfassung der Konjunktur in Deutschland mittlerweile hochgradig gefährlich. Ein Pleitenrekord jagt den nächsten, laut Creditreform gehen in diesem Jahr täglich 110 Unternehmen pleite. Damit steigt auch die Zahl der Kredite, die die Banken abschreiben müssen. Besonders hart erwischt es hier die HypoVereinsbank, die ihr Kreditportfolio mittlerweile mit einer Risikovorsorge von 3,3 Milliarden Euro absichern muss. Doch auch die Deutsche Bank muss nachlegen: 753 Millionen Euro müssen auf die hohe Kante, im Vorjahresquartal waren es noch 135 Millionen Euro.
Die einzige Therapie in dieser misslichen Lage ist nach Ackermanns Ansicht ein radikaler Sparkurs. Bis Ende 2003 sollen mehr als 14.000 Arbeitsplätze wegfallen, insgesamt will der Deutsche-Bank-Chef die Kosten um rund zwei Milliarden Euro senken. Nach eigenen Angaben kommt er hier "schneller als geplant" voran, 10.000 Mitarbeiter seien bereits ausgeschieden. Dies macht sich auch in den Zahlen bemerkbar: Der Gesamtaufwand der Deutschen Bank sank von auf 4,892 Milliarden Euro, ein Jahr zuvor waren es noch 6,043 Milliarden Euro.

Doch die ganze Sanierungsarbeit wird nicht helfen, wenn Konjunktur und Börse weiter in Agonie verharren. Das ist auch Ackermann klar: "Um unsere Ziele zu erreichen, brauchen wir auch eine Erholung der Märkte", hatte er schon bei der Vorlage der Halbjahreszahlen gesagt. Von den großen, selbsbewussten Tönen, die man bisher der Deutschen Bank hörte, war das meilenweit entfernt. Auch in seinem jetziges Fazit ist von der einstigen Größe des Branchenprimus nichts mehr übrig: Man sei zuversichtlich, ein zufrieden stellendes Ergebnis für das Gesamtjahr vorlegen zu können, schrieb der Bankchef in seinem Aktionärsbrief.

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