US-Börsen: Die Notenbank könnte die Rettung der Märkte verweigern
Der Ruf nach aggressiven Zinssenkungen durch die US-Notenbank wird an der Wall Street immer lauter. Die dramatischen Kursverluste an der Börse machen nach Meinung vieler Anleger und Analysten einen solchen Schritt zwingend nötig. Doch die Fed möchte deutlich machen, dass sie nicht für die Rettung der Börsen zuständig ist. Wenn sich diese Idee nämlich erst bei den Investoren festsetzt, werden sie zu große Risiken eingehen, so Richard Berner von Morgan Stanley Dean Witter gegenüber der New York Times.
Diese Problematik rührt zum Teil auch von der Vorgehensweise der US-Notenbanker her. Als Alan Greenspan 1987 das Ruder übernahm, senkte er direkt nach dem Oktober-Absturz die Zinsen, und während der Krise der russischen Finanzmärkte senkte die Fed die Zinsen schnell mehrmals um jeweils 25 Basispunkte. Ganz zu schweigen von der Zinssenkung um insgesamt 100 Basispunkte im Januar dieses Jahres. Das führt zu einer paradoxen Denkweise vieler Anleger und damit auch zu entsprechenden Kursverläufen.
Die US-Wirtschaft hat im Februar z.B. 135.000 neue Stellen geschaffen und damit fast doppelt so viel wie zuvor erwartet. Eine gute Nachricht, die andeutet, dass die Konjunktur sich eventuell doch nicht so deutlich abschwächt. Die Reaktion der Märkte? Verkäufe, weil man nun dachte, eine Zinssenkung würde unwahrscheinlicher.
Wenn die US-Notenbank nun auf ihrer Sitzung am kommenden Dienstag die Medizin in einer kleineren Dosis verabreicht, also die Zinsen um 50 oder gar nur 25 Punkte senkt, dürfte die Reaktion heftig ausfallen. Und die Möglichkeit besteht. Zum einen äußerte sich Notenbank-Chef Alan Greenspan in verschiedenen Ansprachen vor Finanzausschüssen des amerikanischen Parlaments zuversichtlich zur grundlegenden Stärke der US-Wirtschaft, zum anderen ist es nach seiner Aussage noch zu früh, um zu beurteilen, ob die schwachen Börsen bereits einen negativen Einfluss auf die Realwirtschaft ausüben.
Nicht dass die Notenbanker die Märkte nicht genau beobachteten, aber sie könnten mit einem kleinen Zinsschritt deutlich zeigen, dass sie, wie oft betont, zuerst die Wirtschaft und dann die Börsen im Auge haben. Für Spannung vor der Sitzung des Entscheidungsgremiums der Notenbank, des Offenmarktausschusses, am 20. März ist also gesorgt.
Autor: Björn Junker, 14:13 18.03.01
P.S.
Wenn dieses Szenario so eintreffen sollte, haben wir letzte Woche eine
"Nichzinssenkungspsychose" erlebt und sehen diese Woche eine "Nichtgenügendzissenkungspsychose"!
mfg tom :-(