Die mysteriöse Macht der Börsenflüsterer

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Die mysteriöse Macht der Börsenflüsterer

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13.02.06 17:13
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13. Februar 2006Druckversion | Versenden | Leserbrief
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AKTIEN-STRATEGIE

Die mysteriöse Macht der Börsenflüsterer

Von Marc Pitzke, New York

Lange geahnt, endlich belegt: Eine Uni-Studie hat ermittelt, dass Mundpropaganda und Laienprognosen über Aktien oft einen höheren Wert haben als die Tipps hochbezahlter Börsenanalysten.

<New York - Sie waren die anonymen Propheten der Boomjahre vor 2001 und zugleich die Künder des kommenden Crashs. Sie waren "sowohl erstaunlich nützlich als auch beängstigend mysteriös", wie es der Wall-Street-Experte Mark Gimein formulierte. Sie kamen und sie gingen, aber so richtig verschwunden sind sie nie: die "Whisperer" - anonyme, geheimnisvolle Börsenflüsterer.

Und jetzt drängeln sie sich plötzlich wieder ins Rampenlicht, stärker und einflussreicher denn je, doch nicht minder mysteriös als damals. So fühlen sie sich für den kürzlichen Kurssturz bei Google Die mysteriöse Macht der Börsenflüsterer 2385559 mitverantwortlich, und diese Woche bangen Dell, Hewlett-Packard Die mysteriöse Macht der Börsenflüsterer 2385559 und der Satellitenradiokonzern Sirius den Flüster-Zahlen entgegen.

"Whisper Numbers" sind eine alte Wall-Street-Legende. Sie funktionieren ähnlich wie die offiziellen Erwartungszahlen ("Estimates"), die Aktienanalysten als Messlatte abgeben, kurz bevor ein Konzern seine Bilanzergebnisse vorlegt. Mit einem Unterschied: Hinter den inoffiziellen "Flüsterzahlen" stecken keine hochbezahlten, hochqualifizierten, namentlich bekannten Mitarbeiter von Investmentbanken, sondern meist ganz normale, anonym bleibende Investoren, die oft etwas andere Einschätzungen und Prognosen haben als die Profis. Sprich: "Whisper Numbers" sind ein numerischer Ausdruck des Hörensagens, des Net-Geflüsters, der brodelnden Gerüchteküche.

"Wonach soll man sich richten?"

Seit dem Dotcom-Crash galt so etwas als Anlagehilfe als verpönt oder zumindest unseriös. Jetzt aber hat sich erstmals eine wissenschaftliche Studie des Börsengeflüsters angenommen - und nachgewiesen: "Whisper Numbers" sind, was die Reaktion der Börse auf Bilanzen angeht, konstant zuverlässiger als die sonst überall zitierten Analystenerwartungen.

Mit anderen Worten: Der gemeine Investor ist den Fachleuten um eine Nasenlänge voraus. Das Geflüster ist mehr als nur das - es ist ein besserer Indikator für den Verlauf von Kursen.

"Wir wussten ja immer schon, dass unsere Informationen schlagkräftig sind", schmunzelt John Scherr, der Mitgründer und Präsident von WhisperNumber.com, einer von mehreren Websites, die Flüsterzahlen veröffentlichen. "Doch das durch eine Untersuchung bestätigt zu bekommen, das ist ziemlich befriedigend."

Die renommierte Finanzprofessorin Janis Zaima und ihre Kollege Maretno Harjoto von der kalifornischen San Jose State University waren dabei der Frage nachgegangen: "Flüster- und Analystenprognosen - wonach soll man sich richten?" Dazu verglichen sie über vier Jahre hinweg die Bilanzerwartungen der tollen Wall-Street-Experten einerseits und die von WhisperNumber.com andererseits mit den tatsächlichen Ergebnissen der Konzerne.

Mysteriöses Brunnenloch

Die Studie, veröffentlicht im Branchenblatt "Financial Decisions", kam unter anderem zu dem Fazit: "Wenn sich Flüsterer und Analysten in ihrer Meinung über Konzernumsätze unterscheiden, reagiert - oder 'hört' - die Aktie in der Regel eher auf das Geflüster." Zum Beispiel Google - der Kurs implodierte vor zwei Wochen vor allem, weil der Jahresgewinn 2005 pro Aktie (1,54 Dollar) so weit unter der "Whisper Number" (1,99 Dollar) gelegen hatte. Das erinnert an Erkenntnisse aus der Marktforschung: Mundpropaganda ist demnach bekanntlich effektiver als klassische Werbung.

Peinlicher noch für die Wall-Street-Profis: Eine Investmentstrategie, die sich auf "Whispers" stützte, brächte nach Angaben der Professoren sechs bis acht Prozent mehr Rendite als der übliche Marktindex. "Wir waren ganz schön beeindruckt", erklärte selbst Expertin Zaima.

Das dürfte nun natürlich eine alte Debatte neu entfachen. Wie genau sich "Whisper Numbers" zusammensetzen, woher sie kommen, ob sie tatsächlich auf Laienprognosen basieren und wie sie etwa vor Manipulation durch Insider geschützt werden, das ist bis heute nicht ganz klar. Salon.com bezeichnete sie schon 1999 abfällig als "Waschsalon" für Zahlen nebulöser Provenienz: "Niemand ist vollends beruhigt bei dem Gedanken, dass Informationen aus einem mysteriösen Brunnenloch hoch brodeln, aus einer Kollektion von Internet-Quellen, denen man unmöglich nachgehen kann."

Rache des kleinen Mannes

WhisperNumber.com wurde 1997 von den Marketingdirektoren John Scherr und Paul Hauck gegründet, doch sieht sich erst jetzt erstmals ernst genommen. Seine Zahlen "ergeben sich aus den Erwartungen individueller Investoren" - mal nur eine Hand voll, mal Hunderte, je nach Popularität des jeweiligen Konzerns. Das geschieht, indem WhisperNumber.com mit einer Suchmaschine alle möglichen Message Boards, Online-Artikel und Chat Rooms durchkämmt. Besucher der Website können ihre Meinung ebenfalls zu Protokoll geben, indem sie "Enter Your Whisper" anklicken. Die Durchschnittswerte werden dann kostenlos veröffentlicht, die tieferen Analysen daraus aber nur per Abogebühr.

Dass private Anleger selbst anonymen Quellen mehr Glauben schenken als den verbrieften Analysten, kann im Zuge der jüngsten Insider-Skandale an der Wall Street kaum überraschen: Es ist eine Art Rache des kleinen Mannes. Doch inzwischen zitieren selbst die großen Agenturen wie AP und Reuters und der Börsendienst Marketwatch.com mit schöner Regelmäßigkeit auch die "Whisper Numbers".

"Totaler Bullshit"

Diese Woche knöpfen sich die "Whisperer" erneut ein paar namhafte Konzerne vor. Beim Computergiganten Dell stimmt die Gerüchteküche aber ausnahmsweise mal mit dem Experten-Einschätzungen überein: Hier erwarten sowohl die Analysten wie auch WhisperNumber.com 41 Cents Gewinn pro Aktie. Sirius sehen die Flüsterer dagegen mit einem Verlust von 18 Cents nicht ganz so negativ wie die Profis (minus 21 Cents). Noch dramatischer ist die Diskrepanz beim Stahlkonzern Mittal Die mysteriöse Macht der Börsenflüsterer 2385559 76 Cents plus erwarten die Analysten - und 90 Cents die Flüstertüten.

Eine weitere "Whisper"-Website ist EarningsWhispers.com. Auf deren Message Board können sich Investoren nicht nur Tipps geben, sondern sich auch ordentlich fetzen. So fühlte sich einer namens inet6 bei der Lektüre zu dem Kommentar veranlasst: "Totaler Bullshit." Und eine "Mrs. Esterhouse" klagte: "Ich bin es leid, diesen Müll zu lesen. Selten ist die Diskussion hier so intelligent, dass sie einem was nützt."

Was den Verdacht nahe legt, dass die beiden vergrätzte Analysten sein könnten.

 

http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,400517,00.html

Mme.Eugenie:

Na Müll zu lesen gibt es auch auf Ariva

 
22.04.07 12:39

"Eine weitere "Whisper"-Website ist EarningsWhispers.com. Auf deren Message Board können sich Investoren nicht nur Tipps geben, sondern sich auch ordentlich fetzen. So fühlte sich einer namens inet6 bei der Lektüre zu dem Kommentar veranlasst: "Totaler Bullshit." Und eine "Mrs. Esterhouse" klagte: "Ich bin es leid, diesen Müll zu lesen. Selten ist die Diskussion hier so intelligent, dass sie einem was nützt."

Wo soll da der unterscheid sein?

 

Nur sind wir so fein und schreiben das nicht immer, weil es ja auch eine Beleidigung ist,.

 

Jedenfalls bin ich Mitglied im Flüsterverein, da man ohne login nicht rein kommt, und ich vor langer Zeit mich dort angemeldet hatte, wußte ich nicht mehr genau um was es hier ging.

 

Danke Ecki für den Beitrag, so findet sich doch für alles eine Er- und Aufklärung.

 

__________________________________________________ "Malo mori quam foederari - Lieber sterben als sich entehren"

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