Die US-Wirtschaft scheint ihren Optimismus wiedergefunden zu haben
von Martin Halusa
New York - Alles wird gut, könnte man meinen: Präsident George W. Bush unterzeichnet eines der größten Steuersenkungsprogramme in der amerikanischen Geschichte, das FBI senkt die nationale Alarmstufe von orange auf gelb, die Zinsen sind so niedrig wie seit 41 Jahren nicht mehr, die Konjunktur - von den lähmenden Fesseln des Irakkriegs befreit - wächst stärker als ursprünglich gedacht. Und Wall Street legt den dritten Monat in Folge ein sattes Plus hin.
Die USA scheinen ihren Optimismus wieder gefunden zu haben. Die High-Tech-Börse Nasdaq ist in den vergangenen vier Monaten so stark gestiegen wie seit der zweiten Hälfte 1999 nicht mehr. In der abgelaufenen Woche zog der Dow Jones Index um 2,9 Prozent auf 8850 Punkte an. Der Standard & Poor's 500 stieg um 3,3 Prozent auf 963 Zähler, die Nasdaq um 5,7 Prozent auf 1595 Punkte. Seit Jahresbeginn hat der Dow Jones 6,1, der S&P 9,5 und die Nasdaq 19,5 Prozent dazu gewonnen. An der Börse geht schon die Furcht um, dass dieser Anstieg zu schnell erfolgt ist, dass viele Aktien wieder deutlich überbewertet sind und dass viele Anleger in Gier handeln - um nichts zu verpassen, dabei jedoch die Kurse auf ein überzogenes Niveau treiben. "Es ist schwer, nicht bullish zu sein", seufzt ein Händler.
Zwar sind die Ausgaben der Verbraucher im April leicht um 0,1 Prozent zurückgegangen, nachdem diese Rate im März noch um 0,8 Prozent gestiegen war. Doch ist sowohl der von der Universität von Chicago ermittelte Vertrauensindex von 86,0 auf 92,1 Punkte, als auch das Barometer der Einkaufsmanager gestiegen. Dieser Wert war von 47,6 auf 52,2 Punkte im Mai geklettert. Eine Quote oberhalb von 50 Punkten signalisiert wirtschaftliches Wachstum.
Präsident Bush kann diese guten Nachrichten gut gebrauchen, denn schon in wenigen Monaten wird die heiße Phase des Wahlkampfes eingeläutet. Auf außen- und sicherheitspolitischem Parkett erfreut sich Bush hoher Zustimmungsraten. Doch bei inneramerikanischen und Wirtschaftsthemen ist die Einschätzung der Wähler nicht sonderlich hoch. Bush II will vor allem die Fehler seines Vaters vermeiden, der der Konjunktur nicht genug Bedeutung beigemessen und gegen Bill Clinton verloren hatte.
Trotz der sonnigen Perspektive lauern Gefahren. Wie auch Europa droht den USA eine Preisspirale nach unten. Die Inflationsrate ist mit 1,3 Prozent auf den niedrigsten Stand seit Mitte der 60er Jahre gesunken, das Gespenst der Deflation hat auch an Wall Street an die Tür geklopft. Volkswirte rechnen damit, dass die Federal Reserve bei ihrer nächsten Sitzung Ende Juni die Kurzfristzinsen ein weiteres Mal kappen könnte. Derzeit steht die Federal Funds Rate bei 1,25 Prozent. Auch auf die langfristigen Zinsen wirkt sich dieser Leitzins aus: Die 30-jährigen Hypotheken sind mittlerweile auf einen Wert von 5,31 Prozent abgesunken. So tief stand dieser Zinssatz - der Millionen von Hausbesitzern bereits zu einer Umfinanzierung ihrer Hypothek veranlasst hat - seit mehr als 30 Jahren nicht mehr.
In dieser Woche dürfte das Bild über den Zustand der Konjunktur weiter an Kontur gewinnen. Zur Veröffentlichung stehen wichtige Zahlen über die Auftragslage in der Industrie und im Dienstleistungsbereich an. Darüber hinaus erwarten die Börsianer aktuelle Arbeitsmarktzahlen; bislang ist das Wachstum ohne den Aufbau von zusätzlicher Beschäftigung erfolgt. Die Arbeitslosenquote wird nach Einschätzung von Analysten von 6,0 auf 6,1 Prozent gestiegen sein. Und vieles deutet darauf hin, dass es bei diesem Trend vorerst bleiben wird.
von Martin Halusa
New York - Alles wird gut, könnte man meinen: Präsident George W. Bush unterzeichnet eines der größten Steuersenkungsprogramme in der amerikanischen Geschichte, das FBI senkt die nationale Alarmstufe von orange auf gelb, die Zinsen sind so niedrig wie seit 41 Jahren nicht mehr, die Konjunktur - von den lähmenden Fesseln des Irakkriegs befreit - wächst stärker als ursprünglich gedacht. Und Wall Street legt den dritten Monat in Folge ein sattes Plus hin.
Die USA scheinen ihren Optimismus wieder gefunden zu haben. Die High-Tech-Börse Nasdaq ist in den vergangenen vier Monaten so stark gestiegen wie seit der zweiten Hälfte 1999 nicht mehr. In der abgelaufenen Woche zog der Dow Jones Index um 2,9 Prozent auf 8850 Punkte an. Der Standard & Poor's 500 stieg um 3,3 Prozent auf 963 Zähler, die Nasdaq um 5,7 Prozent auf 1595 Punkte. Seit Jahresbeginn hat der Dow Jones 6,1, der S&P 9,5 und die Nasdaq 19,5 Prozent dazu gewonnen. An der Börse geht schon die Furcht um, dass dieser Anstieg zu schnell erfolgt ist, dass viele Aktien wieder deutlich überbewertet sind und dass viele Anleger in Gier handeln - um nichts zu verpassen, dabei jedoch die Kurse auf ein überzogenes Niveau treiben. "Es ist schwer, nicht bullish zu sein", seufzt ein Händler.
Zwar sind die Ausgaben der Verbraucher im April leicht um 0,1 Prozent zurückgegangen, nachdem diese Rate im März noch um 0,8 Prozent gestiegen war. Doch ist sowohl der von der Universität von Chicago ermittelte Vertrauensindex von 86,0 auf 92,1 Punkte, als auch das Barometer der Einkaufsmanager gestiegen. Dieser Wert war von 47,6 auf 52,2 Punkte im Mai geklettert. Eine Quote oberhalb von 50 Punkten signalisiert wirtschaftliches Wachstum.
Präsident Bush kann diese guten Nachrichten gut gebrauchen, denn schon in wenigen Monaten wird die heiße Phase des Wahlkampfes eingeläutet. Auf außen- und sicherheitspolitischem Parkett erfreut sich Bush hoher Zustimmungsraten. Doch bei inneramerikanischen und Wirtschaftsthemen ist die Einschätzung der Wähler nicht sonderlich hoch. Bush II will vor allem die Fehler seines Vaters vermeiden, der der Konjunktur nicht genug Bedeutung beigemessen und gegen Bill Clinton verloren hatte.
Trotz der sonnigen Perspektive lauern Gefahren. Wie auch Europa droht den USA eine Preisspirale nach unten. Die Inflationsrate ist mit 1,3 Prozent auf den niedrigsten Stand seit Mitte der 60er Jahre gesunken, das Gespenst der Deflation hat auch an Wall Street an die Tür geklopft. Volkswirte rechnen damit, dass die Federal Reserve bei ihrer nächsten Sitzung Ende Juni die Kurzfristzinsen ein weiteres Mal kappen könnte. Derzeit steht die Federal Funds Rate bei 1,25 Prozent. Auch auf die langfristigen Zinsen wirkt sich dieser Leitzins aus: Die 30-jährigen Hypotheken sind mittlerweile auf einen Wert von 5,31 Prozent abgesunken. So tief stand dieser Zinssatz - der Millionen von Hausbesitzern bereits zu einer Umfinanzierung ihrer Hypothek veranlasst hat - seit mehr als 30 Jahren nicht mehr.
In dieser Woche dürfte das Bild über den Zustand der Konjunktur weiter an Kontur gewinnen. Zur Veröffentlichung stehen wichtige Zahlen über die Auftragslage in der Industrie und im Dienstleistungsbereich an. Darüber hinaus erwarten die Börsianer aktuelle Arbeitsmarktzahlen; bislang ist das Wachstum ohne den Aufbau von zusätzlicher Beschäftigung erfolgt. Die Arbeitslosenquote wird nach Einschätzung von Analysten von 6,0 auf 6,1 Prozent gestiegen sein. Und vieles deutet darauf hin, dass es bei diesem Trend vorerst bleiben wird.