Die amerikanischen Regionalbörsen schlagen zurück

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EinsamerSam.:

Die amerikanischen Regionalbörsen schlagen zurück

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08.09.06 07:28
Börsenbetreiber

Die amerikanischen Regionalbörsen schlagen zurück

Unter amerikanischen Regionalbörsen und Investmentbanken formiert sich Widerstand gegen die Vorherrschaft der beiden großen Börsenbetreiber Nyse Group und Nasdaq. Die New Yorker Nyse und ihr elektronischer Erzrivale Nasdaq dominieren den Markt und wollen nach jüngsten Akquisitionen in den Vereinigten Staaten mittlerweile international wachsen.

Amerikanische Regionalbörsen, die nicht wie das Parkett der New York Stock Exchange an der Wall Street oder die bunte Kurstafel der Nasdaq am Times Square täglich im Licht der Öffentlichkeit stehen, schienen völlig ins Hintertreffen geraten zu sein. Seit gut einem Jahr jedoch investieren Investmentbanken verstärkt in kleinere Börsen. Damit wollen sich die Banken dagegen absichern, daß Nyse und Nasdaq zu mächtig werden.

Investmentbanken investieren in Regionalbörsen

Erst in dieser Woche haben sechs Wall- Street-Häuser rund 25 Millionen Dollar ausgegeben, um eine Mehrheitsbeteiligung an der in Chicago beheimateten National Stock Exchange (NSX) zu erwerben. Die elektronische Börse war früher als Cincinnati Stock Exchange bekannt, bevor sie ihr Hauptquartier nach Chicago verlegte. Im vergangenen Jahr hatten mehrere Investmentbanken und ein Hedge-Fonds Beteiligungen an der Philadelphia Stock Exchange erworben, die auch der viertgrößte Markt für Optionen ist.

Mit der Boston Stock Exchange schufen im vergangenen Jahr mehrere Wertpapierhäuser das Gemeinschaftsprojekt Boston Equities Exchange, ein ebenfalls elektronischer Aktienmarkt. In diesem Jahr folgten Beteiligungen am Chicago Stock Exchange als auch an den großen Optionsbörsen International Securities Exchange (ISE) und Chicago Board Options Exchange (CBOE), die ebenfalls einen Kassamarkt für Aktien aufbauen wollen. Insgesamt haben mehr als 20 Investmentbanken rund 160 Millionen Dollar investiert.

Gier spielt auch eine Rolle

„Sorgen um Kosten und Dienstleistungen wegen der Konsolidierung in der Branche haben eine starke Nachfrage nach einer technologisch hochwertigen und günstigen Alternative ausgelöst“, sagt der Vorstandschef des National Stock Exchange David Colker. Der NSX wolle diese Rolle spielen. Nachlassender Wettbewerb zwischen den Börsen, so die Furcht der Wertpapierhäuser, könnte zu höheren Gebühren sowie nachlassender Innovation führen. Mit den Investitionen in die Regionalbörsen halten sie sich ihre Optionen offen.

„Diese Investitionen wurden mehr von Angst als von Gier getrieben. Wir wollten keine Welt, in der es nur zwei Börsen gibt“, sagte Dan Mathisson, der bei der Bank Credit Suisse für elektronischen Handel verantwortlich ist, gegenüber dem „Wall Street Journal“. „Ohne Wettbewerber, die den großen zwei im Nacken sitzen, könnten die Gebühren für Wertpapierhäuser um 10 Millionen Dollar im Jahr steigen“, meint Seth Merrin, Chef der Online-Handelsplattform Liquidnet, über die Investmentbanken den Kauf und Verkauf großer Aktienpakete, sogenannte Block Trades, abwickeln. Gier spielt aber auch eine Rolle. Denn die Investitionen könnten sich für die Investmenthäuser auszahlen, wenn es zu einer weiteren Konsolidierung kommt.

„Regionalbörsen können nicht alleine überleben“

Die Investmentbank Goldman Sachs hatte sich 1999 zunächst mit 25 Millionen Dollar an der damals neugegründeten elektronischen Handelsplattform Archipelago beteiligt. Nach der Übernahme von Archipelago durch die Nyse in diesem Jahr ist der Anteil von Goldman Sachs mittlerweile 425 Millionen Dollar wert. In den neunziger Jahren waren zahlreiche elektronische Handelsplattformen (ECN) entstanden, die vor allem der Nasdaq starke Marktanteile beim Handel mit dort gelisteten Aktien abgenommen hatten. Mittlerweile haben diese Plattformen konsolidiert. Instinet, ein Konkurrent von Archipelago, war Ende des vergangenen Jahres von der Nasdaq geschluckt worden.

Die Beteiligungen der Investmentbanken an mehreren Börsen könnten möglicherweise zu einer Konsolidierung der Regionalbörsen führen und einen stärkeren Konkurrenten zu den Platzhirschen Nyse und Nasdaq schaffen. „Alle Regionalbörsen können nicht alleine für sich überleben“, sagt Meyer Frucher, Vorstandschef der Börse Philadelphia. Auch im Rennen ist die drittgrößte amerikanische Börse, die American Stock Exchange, die einen Börsengang vorbereitet und sich auf die Listings kleinerer sowie internationaler Unternehmen spezialisieren will. Die Amex, wie die Nyse eine Parkettbörse, baut zudem ihren elektronischen Handel aus.

Platz für eine dritte große Aktienhandelsplattform

Die kleinen Börsen erhoffen sich zusätzliches Geschäft von neuen Regularien der Börsenaufsicht, die im kommenden Jahr in Kraft treten sollen. Die Regeln verlangen, daß Börsen ihre besten Kurse elektronisch ausweisen und die Brokerhäuser die Aufträge dort ausführen müssen, wo der beste Kurs gestellt wird. Wenn also ein Broker eine Kauforder über 100 Aktien von Exxon Mobil an die Nyse schickt, in Philadelphia aber ein besserer Preis gestellt wird, muß die Nyse die Order nach Philadelphia weiterleiten. Dadurch entsteht praktisch ein virtueller nationaler Gesamtmarkt, in dem alle Aktienbörsen miteinander verbunden sind.

„Ab dem kommenden Jahr werden wir nicht mehr als regionale Börsen existieren, sondern als Marktzentren innerhalb eines nationalen Systems“, sagte Michael Curran, Chef der Börse Boston, dem Fachblatt „Institutional Investor“. Fachleute glauben, daß eine oder mehrere dieser kleinen Börsen zu einem starken Herausforderer für die Nyse oder die Nasdaq werden könnten und daß die Regionalbörsen ihnen bis zu 25 Prozent des Marktanteils streitig machen könnten. Der Marktanteil regionaler Aktienmärkte am Handel mit Aktien, die an der Nyse gelistet sind, ist seit Anfang 2004 von 8 Prozent auf nur mehr 2,3 Prozent zurückgegangen.

„Es gibt Platz für eine dritte große Aktienhandelsplattform“, ist sich Josh Galper sicher, der Chef der Beratungsgesellschaft Vodia Group. „Es gibt keinen Grund, warum eine gut mit Kapital ausgestattete Regionalbörse mit der richtigen Führung, Geschäftsstruktur und Technologie nicht diese Rolle spielen könnte.“

Nyse-Chef kritisiert TCI

Der Vorstandschef des New Yorker Börsenbetreibers Nyse Group, John Thain, hat sich in einem Interview zuversichtlich gezeigt, daß die geplante Fusion mit der europäischen Mehrländerbörse Euronext Anfang des kommenden Jahres abgeschlossen wird. Gleichzeitig kritisierte er den britischen Hedge-Fonds TCI, der die Euronext zu einer Fusion mit der Deutschen Börse drängen will. TCI ist sowohl an der Deutschen Börse als auch an Euronext beteiligt. „TCI, wie alle Hedge-Fonds, wirbt einfach für seine eigenen Interessen“, sagte Thain dem „Wall Street Journal“. Er räumte ein, daß das Angebot der Deutschen Börse derzeit besser aussehe als das der Nyse. Unterdessen will der zweitgrößte amerikanische Börsenbetreiber Nasdaq Stock Market einen eigenen Markt für Optionen aufbauen. Die Nasdaq reagiert damit auf ihren Rivalen Nyse Group, der durch die Übernahme der elektronischen Börse Archipelago ins stark wachsende Optionsgeschäft vorgestoßen war. Das Handelsvolumen bei Optionen ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Der Optionsmarkt der Nasdaq soll ab September 2007 in Betrieb gehen. Bisher hatte die Nasdaq ihren Kunden eine Verbindung zu den wichtigsten Optionsbörsen in Amerika angeboten. Die Nasdaq hatte sich jüngst verschuldet, um eine Minderheitsbeteiligung an der Londoner Börse zu erwerben.


Quelle: faz.net

Euer

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