Die Ängste des Fondsmanagers Kaldermorgen!

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Die Ängste des Fondsmanagers Kaldermorgen!

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02.03.07 21:22
News - 02.03.07 19:30
Die Ängste des Fondsmanagers Kaldemorgen

DWS-Chef Klaus Kaldemorgen übt überraschend scharfe Kritik an Indexfonds. Der Aktienexperte bezeichnet den auf börsengehandelte Indexfonds spezialisierten Anbieter aufgrund seines passiven Fondsmanagements als "Trittbrettfahrer der aktiven Manager".



FRANKFURT. Die Auseinandersetzung mit aufstrebenden kleinen Gesellschaften beschäftigt die DWS stärker als erwartet. Wie sehr, das wird in einem Handelsblatt-Gespräch mit Klaus Kaldemorgen deutlich. Seit einem Vierteljahrhundert arbeitet der 53-Jährige bei der DWS. Und heute ist er seit genau 90 Tagen als Sprecher der Geschäftsführung bei der größten deutschen Fondsgesellschaft im Amt.

Auch Privatanlegern ist Kaldemorgen ein Begriff. Seit langem managt er Flaggschiffe wie den milliardenschweren Vermögensbildungsfonds oder den Akkumula. Und das erfolgreich, wie auch seine Konkurrenten neidlos anerkennen. Kein anderer Manager prägt das Erscheinungsbild der DWS in der Öffentlichkeit so wie er.

Deshalb hat seine Meinung besonderes Gewicht. Beim Gesprächsthema Konkurrenzlage konzentriert sich Kaldemorgen überraschenderweise weder auf die klassischen Gegner wie den Sparkassenanbieter Deka Investment oder Union Investment, das Fondshaus der genossenschaftlichen Bankengruppe, noch auf ausländische Wettbewerber. Er spricht stattdessen über ein vermeintliches Leichtgewicht: die Indexchange, ein auf börsengehandelte Indexfonds spezialisierter Anbieter, den sich jüngst Barclays Global Investors einverleibte.

"Mich beunruhigt der Mittelzufluss bei der Indexchange", sagt Kaldemorgen. Beide Häuser sind absolut entgegengesetzten Anlagestilen verpflichtet. Manager Kaldemorgen versucht stets, die besten Aktien zu finden, um mit ihnen überdurchschnittliche Erträge zu erzielen - betreibt also ein aktives Fondsmanagement.

Passive Indexfonds, die schablonenartig die Struktur einer Börsenmesslatte wie den Dax widerspiegeln, liegen außerhalb seiner Welt. Daher beunruhigt ihn der Absatzerfolg der jetzt knapp 17 Mrd. Euro betreuenden Indexchange. Das Haus sammelte 2006 - pro einer Milliarde Euro an verwaltetem Vermögen Ende des Vorjahres - netto 442 Mill. Euro ein (siehe "Die etwas andere Hitliste"). Das ist Rekord und stellt die gängigen Absatzstatistiken auf den Kopf. Selbst der Champion bei den absoluten Nettozuflüssen ist in dieser Betrachtung hoffnungslos abgeschlagen: Die jetzt 122 Mrd. Euro große DWS holte zwar fast sechs Mrd. Euro ins Haus, aber pro verwalteter Milliarde waren das nur 52 Mill. Euro.

Kaldemorgen kritisiert: "Wo wären wir denn, wenn alle passiv arbeiten würden? Gute und schlechte Unternehmen wären dann gleich bewertet." Für ihn ist Indexchange "nur ein Trittbrettfahrer der aktiven Manager, dazu stehe ich". Die aktiven Manager erzeugten mit ihren Kauf- und Verkaufsorders Kurse, damit den Gesamtmarkt und den Index, auf den Anbieter wie Indexchange dann ihre Produkte auflegten. Kaldemorgen: "Ich sehe das Thema emotional."

Indexfonds unterschlagen seiner Meinung nach, dass sie wegen der anfallenden Kosten bis zu einem halben Prozentpunkt unter ihrer Benchmark liegen - gemessen an der Jahresrendite. Und dann gebe es Themen, die von den Indexfonds gar nicht eingefangen würden. "Welcher passive Fonds hat beispielsweise in chinesische Bankaktien investiert?", fragt er. "Und in Indien sind wir seit über zehn Jahren dabei, lange bevor die ersten passiven Anbieter da waren."

Glücklich kann Kaldemorgen deshalb auch mit dem Einstieg der eigenen Mutterhauses in das Indexfondsgeschäft nicht sein. Angesprochen auf die Lancierung mehrerer Produkte durch die Deutsche Bank zu Jahresbeginn, zögert er mit der Antwort und sagt: "Fair enough". Das Wörterbuch lässt verschiedene Interpretationen zu: In Ordnung, schön und gut, meinetwegen. Dann übernimmt Kaldemorgen die Deutungshoheit: "Immer noch besser, die Konkurrenz kommt aus dem eigenen Haus als von Dritten." Aber der inhäusige Konkurrent muss sich anstrengen. Knapp 180 Mill. Euro hat er bis jetzt eingesammelt - gemessen an der Indexchange ein Klacks.

In der Auseinandersetzung mit dem schnell wachsenden Wettbewerber aus München übt Kaldemorgen sogar den Schulterschluss mit den traditionellen großen Gegnern. Auch der Hinweis auf verbesserte Anlageleistungen gerade bei der Deka lässt ihn kalt. Im Gegenteil, er sieht eher Gemeinsamkeiten: "Als aktive Manager sitzen wir mit Gesellschaften wie der Deka und der Union in einem Boot."

Vier Fragen an Götz Kirchhoff, Vorstandssprecher von Indexchange

Sie haben mit börsengehandelten Indexfonds im vergangenen Jahr 4,6 Milliarden Euro eingesammelt. Aber fühlen Sie sich tatsächlich als Trittbrettfahrer der aktiven Manager, wie manche Anlagestrategen behaupten?

Natürlich, das ist vollkommen richtig, und ich verstehe das gar nicht abschätzig. Ein Aktien- oder Anleihemarkt und damit ein Index ist letztlich das Ergebnis aller Kauf- und Verkaufsentscheidungen der Marktteilnehmer. In diese Entscheidungen fließen alle Researchergebnisse der Analysten ein. Man kann es auch so sehen: Wir haben alle diese Researchkapazitäten mit unseren Produkten im Einsatz.

Wie beurteilen Sie in diesem Licht die Fehlprognosen der meisten Analysten?

In der Tat liefern genau deshalb die meisten Verwalter schlechtere Anlageergebnisse ab als ihr Vergleichsindex. Wenn Investoren dieses durchschnittliche Versagen der aktiven Verwalter vermeiden wollen, sind sie mit Indexprodukten gut aufgehoben.

Aber erreichen Sie denn den Indexertrag?

Sicher, wir haben Kosten. Aber die halten sich zum einen in Grenzen. Für die Produkte beispielsweise auf den Dax oder Euro Stoxx 50 belasten wir die Fondsvermögen mit jährlich 0,15 Prozent. Aber das ist nicht das Ende der Geschichte. Wir steigern die Erträge etwa durch Wertpapierleihegeschäfte oder durch schnellere Quellensteuer-Erstattungen. Deswegen lagen wir mit dem Euro-Stoxx-50-Fonds im vergangenen Jahr sogar einen Tick über dem Index.

Wohin geht der Trend in ihrem Geschäft?

Das Wachstumspotenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft - gerade in Deutschland. Ein großes Thema werden Produkte auf Strategieindizes. So haben wir im vergangenen Jahr mit dem Euro-Stoxx-50-Fonds 18,4 Prozent Ertrag erreicht, mit dem Produkt auf die dividendenstärksten europäischen Titel dagegen 37,7 Prozent.

Die Fragen stellte Ingo Narat.



Quelle: Handelsblatt.com

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