Die 5 Illusionen des Vermögensaubaus

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Silberlöwe:

Die 5 Illusionen des Vermögensaubaus

 
05.03.06 21:31
Bericht stammt von Silberinfo

Es kommt nicht darauf an, die Zukunft vorherzusagen,
sondern auf die Zukunft vorbereitet zu sein
Perikles

Der Drang seinen Wohlstand zu vermehren, ist eine der entscheidenden Triebfedern menschlichen Handelns. Die Aussicht nach Jahren der schweißtreibenden Arbeit und der damit einhergehenden Entbehrungen einen höheren Lebensstandard zu erreichen, spornt Individuen zu Höchstleistungen an. Die umsichtige Anlage des mühselig Ersparten kann die Dauer des Vermögensaufbaus deutlich reduzieren. Allerdings bedrohen zwei grundverschiedene Gefahrenherde diesen Aufbau. Der eine ist mikroökonomischer Natur und im Prinzip nicht auszuschalten, der zweite, tendenziell makroökonomisch, hingegen schon. Ersterer basiert auf der Unsicherheit der Zukunft. Welche Produkte morgen von den Konsumenten nachgefragt werden und damit spezifischen Unternehmen hohe Gewinne und damit dem Anleger eine hohe Rendite bringen, kann nur erahnt werden. Der dänische Physiker Niels Bohr brachte diesen Aspekt der menschlichen Existenz in folgendem Bonmot auf den Punkt: "Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen.“
Die zweite Risikoquelle speist sich hingegen aus ökonomischen Illusionen, also aus Vorstellungen über den wirtschaftlichen Ablauf, die nicht mit der Realität in Einklang stehen. Im Prinzip bedeutet das nichts anderes, als dass die gewählten Mittel der Zielerreichung nicht dienlich sind. Ein auf Illusionen basierender Vermögensaufbau muss daher letzten Endes scheitern. Die folgenden fünf Illusionen zählen zu den am weitesten verbreiteten, aber lange nicht einzigen Trugschlüssen im Bereich des Vermögensaufbaus.
Silberlöwe:

Illusion N. 1:

 
05.03.06 21:33
Illusion Nr. 1: Wohlstand fällt wie Manna vom Himmel.
So hart und unangenehm es klingen mag, aber es gibt nur einen Weg zum nachhaltigen Vermögensaufbau: Arbeit und Sparen. Denn, wie der Volksmund zu sagen pflegt, „Von nichts kommt nichts.“ Neben dieser Einsicht, dass materieller Wohlstand nicht einfach wie Manna vom Himmel fällt, bedarf es einer vernünftigen Anlagestrategie, um das hart Ersparte nicht leichtfertig aufs Spiel zu setzen. Insofern unterscheidet sich eine umsichtige Vermögensverwaltung nicht entscheidend von den Anforderungen des normalen Arbeitslebens. Beide verlangen eine abgeklärte und schrittweise Umsetzung der individuellen Zielvorstellung. Eine stetige, langfristig orientierte Anlageplanung mag durchaus kurzfristige Profitchancen mindern, sie garantiert dem Anleger jedoch die notwendige Sicherheit zur langfristigen Erhöhung des Wohlstands. Daher gilt es den vermeintlichen Segnungen einer „neuen Epoche“, in der Wohlstandsgenerierung durch Spekulation versprochen wird, mit der notwendigen Nüchternheit entgegenzutreten.

Denn Anlageoptionen, die binnen kurzem das große Vermögen versprechen, sind meist auf Luftschlössern gebaut und ähneln mehr einem Glücksspiel als einer von Vernunft geleiteten Anlagestrategie. Wie jedes Glücksspiel läßt auch der Kasinokapitalismus die Spieler vom Paradies auf Erden träumen, allerdings nur unter der permanenten Gefahr, dem Anleger die finanzielle Existenzbasis zu entziehen. Am Ende dieses Traums vom schnellen Reichtum steht fast unausweichlich der Absturz in tiefe Armut. Nicht von ungefähr stammt der Begriff „Millionär“ aus der Zeit des Papiergeldexperiments John Laws im Frankreich des frühen 18.Jahrhunderts. Von den in Aussicht gestellten Wahnsinnsgewinnen der französischen Compagnie de la Louisiane ou d'Occident (Mississippi-Kompanie) geblendet, begannen über Nacht selbst Menschen ohne jegliches Hintergrundwissen mit dieser Aktie zu spekulieren. Jeglicher Bezug zur Realität war verloren. Sie, wie viele Mitglieder des Bürgertums und der Aristokratie, glaubten plötzlich, dass Wohlstand ohne Arbeit erreichbar wäre. Die Ernüchterung folgte prompt als das Unausweichliche geschah und die Spekulationsblase platzte. Der jähe Verlust des vermeintlichen Reichtums lies unzählige Menschen verzweifeln und destabilisierte die französische Gesellschaft auf Jahrzehnte.
Silberlöwe:

Illosion Nr. 2

 
05.03.06 21:35
Illusion Nr. 2: Der Masse zu folgen reduziert ihr Anlagerisiko.

Wie in nahezu jedem Lebensbereich hat das Gros der Bevölkerung vom A und O des Anlegens keine Ahnung und ist daher für Illusionen besonders anfällig, wie der französische Arzt Gustave Le Bon Anfang des 20. Jahrhunderts treffend bemerkte: „Die von den Massen angenommenen Urteile sind nur eingeflößte, niemals geprüfte Urteile.“ Nur unter Berücksichtigung dieser Einsicht läßt sich die oben erwähnte Hysterie um die Compagnie de la Louisiane ou d'Occident erklären. Ein weiteres Beispiel aus den USA illustriert wunderbar, welche Symptome auf eine Massenhysterie an den Börsen hindeuten und wie man dieser vernünftigerweise begegnet. Vom Vater des späteren US-Präsidenten John F. Kennedy, Joseph Kennedy, ist folgende Anekdote überliefert: Als der spätere erste Vorsitzende der amerikanischen Börsenaufsichtsbehörde (SEC, Security and Exchange Commission) eines schönen Tages im Jahre 1929 seine Schuhe putzen ließ, begann ihm der jugendliche Schuhputzer Anlagetips zu geben. Am nächsten Tag verkaufte Joseph Kennedy seine Aktien und wenig später krachte die Börse am „Schwarzen Donnerstag“ (und nicht am „Schwarzen Freitag“, wie gemeinhin angenommen.) Wenn sogar schon Schuhputzer Anlagetips verbreiten, so J.F.K.s Vater, dann könne mit der Börse etwas nicht mehr stimmen. Denn wer sich bei seinen Investments nur von Gefühlen leiten läßt und der Masse nachhechle - ökonomisches Wissen konnte der Schuhputzer keines haben - verliert die Realität aus den Augen. In seinem Anlageverhalten – Lemmingen gleich – der Masse hinterher zu trappeln, ist daher ein sicherer Schritt ins Verderben. (Eine Einsicht, die übrigens nicht nur für die Vermögensverwaltung gilt.)
Silberlöwe:

Illosion Nr. 3

 
05.03.06 21:36
Illusion Nr. 3: Die staatlichen Sozialversicherungssysteme stehen auf einem soliden Fundament.

Fast jeder weiß es, doch kaum jemand handelt danach. Die staatlichen Sozialversicherungssysteme, allen voran die umlagefinanzierten Pensions- und Krankenversicherungen stehen kurz vor dem Bankrott, weil jedes Pyramidenspiel früher oder später kollabieren muss. In der aktuellen politischen Debatte geht es daher nur mehr darum, den Kelch des finanziellen Desasters an die nächste Generation weiterzureichen. Dass damit das Leid der nächsten Generationen nur noch verschlimmert wird, interessiert in einer immer kurzfristiger denkenden und handelnden Gesellschaft kaum noch jemanden. Das politische „Schwarze-Peter-Spiel“ und die Weigerung der Politik, dem Wähler reinen Wein einzuschenken, führt seit Jahren zu im besten Falle kosmetischen Reformen, doch „Die Novellierung von Unsinn ist Unsinn.“ (Erich Staudt). Der für die Politik angenehmere Weg liegt in einer Erhöhung der Verschuldung oder in einer „sozial gerechten“ Anhebung der Sozialversicherungsbeiträge. Das perfide an diesen Maßnahmen ist, dass das Pyramidenspiel nach dem Tropf auch noch an die Herz-Lungen-Maschine gehängt wird, und derart das Leiden des Patienten potenziert; institutionalisierte Verantwortungslosigkeit eben.

Konsequenterweise muss man zu den staatlichen Sozialversicherungssystemen auch sämtliche „staatlichen Vorsorgeprodukte“ wie die Riester-Rente in Deutschland oder die „prämienbegünstigte Zukunftsvorsorge“ in Österreich rechnen. Das liegt daran, dass diese Produkte der 3. Säule einen Großteil des Ansparvermögens in vermeintlich sichere Staatsanleihen (siehe Illusion 4) oder von Bürokraten auserkorenen Aktientitel anlegen müssen. Ansonsten qualifiziert man sich nicht für die staatliche Prämie. Aber wie kann man dem Staat seine private Pensionsvorsorge anvertrauen, wenn dieser nicht einmal sein eigenes Haus in Ordnung halten kann?
Silberlöwe:

Illusion Nr. 4

 
05.03.06 21:38
Illusion Nr. 4: Staatsanleihen sind sicher.

Aktien versprechen eine hohe Rendite bei hohem Risiko. Staatsanleihen seien hingegen sicher, dafür niedrig verzinst. Diese Betrachtungsweise ist stark verkürzt. Nur weil der Staat als Schuldner prinzipiell das gesamte Vermögen seiner Steuerobjekte per Steuererlass konfiszieren kann, um seine Schulden zu begleichen, treten viele Anleger dem Staat als Schuldner sehr gutgläubig entgegen. Doch gerade Staaten gehen mit erschreckender Regelmäßigkeit bankrott und reißen mit ihrer Zahlungsunfähigkeit noch dazu die gesamte Gesellschaft mit. So war die französische Revolution eine direkte Folge der unmäßigen Budgetpolitik Ludwig XVI.

Mit derselben desaströsen Wirkung für Anleihenbesitzer können Staaten dem juristischen Bankrott mit der exzessiven Benutzung der Notenpresse entgehen. Dass diese Geldscheine dann keinen Wert mehr haben - denn wie jedes Gut hängt auch der Wert des Geldes von seiner relativen Knappheit ab - bekamen sehr viele Gläubiger des Staates in den unzähligen Hyperinflationen des 20. Jahrhunderts zu spüren. Die bekannteste Hyperinflation ist sicherlich die Deutschlands in den frühen 1920er Jahren, deren Ursache in der ungezügelten Ausgabe von Kriegsanleihen während des 1. Weltkrieges zu finden ist. Als die Anleihen fällig wurden, sah sich die Regierung nicht im Stande, diese aus den laufenden Einnahmen zu decken und warf die Notenpresse an. Die Folge? Eine historisch einmalige Hyperinflation, die wie jede Inflation den Gläubiger (Staat) auf Kosten des Schuldners (Anleihenbesitzer) schuldenfrei stellte. Das Deutsche Reich hätte seine Kriegsschulden, die vor der Inflation rund 154 Milliarden Mark ausmachten, mit 15 Vorkriegspfennigen zurückzahlen können.

Heute stehen wir vor einer mindestens ebenso dramatischen Situation wie zu Beginn der 1920er Jahre. Die ausufernden Staatsausgaben für sogenannte „Sozialtransfers“ haben die Staatsverschuldung auf in Friedenszeiten ungekannte Dimensionen anwachsen lassen. Statistische Tricksereien, die hochoffiziell von anderen Bürokratien genehmigt werden (z.B. die Maastricht-Kriterien), können im Augenblick das wahre Ausmaß der Schuldenfalle noch verschleiern. Denn würde man die staatliche Buchhaltung denselben Anforderungen wie Unternehmen unterwerfen, wäre die Verschuldung Deutschlands heutzutage bei mindestens 300% des BIP. Aber da das Budget eigentlich nur eine bessere Gewinn- und Verlustrechnung ist, müssen Rückstellungen für die gegebenen Pensionsversprechungen im Budget nicht gesondert aufgeführt werden. Diese 300% verdoppeln sich dann ganz rasch, wenn man den Schuldenstand nicht am BIP mißt, sondern an der Steuer- und Abgabenquote, den staatlichen Einnahmen. Die unglaubliche Dimension des angehäuften Schuldenberges verdeutlichen exemplarisch zwei weitere Ziffern. So betrug die amerikanische Staatsverschuldung Anfang 2004 mit 36 Billionen mehr als das Welt-BIP und allein 70% der jährlichen Weltersparnisse werden benötigt, um die Neuverschuldung der USA zu decken.

Dieser enorme Verschuldungsgrad läßt sich nur mit einem weiteren Pyramidenspiel erklären, dem staatlichen Papiergeld. Im Gegensatz zum früher üblichen Goldstandard, als jede Banknote zu 100% mit Gold gedeckt sein musste, können heute die Zentralbanken fast ungeniert die Geldmenge ausweiten. Unter dem fast 19-jährigen Vorsitz von Alan Greenspan erhöhte sich die Geldmenge M3 in den USA um stolze 180% auf mehr als 10.000 Milliarden US-Dollar. Dass Alan Greenspan von der Masse als geldpolitischer Held verehrt wird, bestätigt Illusion 2 nachdrücklich. Doch zurückzuzahlen sind diese Schulden nicht mehr, vor allem, weil jede Ausweitung des ungedeckten Papiergeldes die Verschuldung nur noch weiter erhöht. Heutiges ungedecktes Papiergeld ist letzten Endes nichts anderes als eine verzinste Schuldverschreibung, die mit weiteren Schuldverschreibungen, also noch mehr Papiergeld, zurückgezahlt wird. Dieses Spielchen kann solange getrieben werden, bis die Bevölkerung diesem Pyramidenspiel das Vertrauen entzieht und aus der Währung flieht. Es ist daher kein Zufall, dass das 20. Jahrhundert als das Jahrhundert der Zentralbanken, das Jahrhundert der Staatsverschuldung und gleichzeitig das Jahrhundert der Hyperinflationen in die Geschichte eingehen wird. Nichts deutet bis dato darauf hin, dass das 21. Jahrhundert dem 20. Jahrhundert diesbezüglich nachstehen wird.
Silberlöwe:

Illusion Nr. 5

 
05.03.06 21:40
Illusion Nr. 5: Steueroptimierung gehört sich nicht.

Neben den unzähligen Risken des Anlagegeschäfts, beeinträchtigt der Finanzminister den langfristigen Vermögensaufbau, wobei insbesondere die Steuern auf Kapitalerträge eine fatale Auswirkung auf den langfristigen Vermögensaufbau haben. Da Kapitalertragssteuern jährlich fällig werden, reduzieren sie über die Jahre gerechnet den Zinseszinseffekt beträchtlich. Der Grenzsteuersatz kann so bei Kapitalanlagen leicht auf über 80% anwachsen. Doch auch die Lohn- und Einkommenssteuer, die Mehrwertsteuer - um nur die größten Posten zu nennen - führen zu einer dramatischen Absenkung Ihres Vermögens und zu einer signifikanten Verlangsamung des Vermögensaufbaus. Wer Steuerschlupflöcher sucht, findet und nutzt, schadet nicht dem Allgemeinwohl, sondern verhindert zu Recht den Zugriff Dritter auf sein Vermögen und kann dank deutlich höherer Renditen seinen Vermögensaufbau beschleunigen. Da Kapitalbildung einer Gesellschaft ebenso viel nutzt, wie ihr politische Geldverschwendung schadet, ist dabei ein schlechtes Gewissen vollkommen fehl am Platz.
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