Dicom Group plc - Interview
WKN: 931 486
erschienen am: 31.01.2001
Interviewpartner: Christoph Löslein, Executive Director / Vorstand
Nachdem Sie nun zwei Wochen lang in den Genuss eines äußerst ausführlichen Interviews mit Klaus Weinmann von CANCOM IT Systeme gekommen sind, möchten wir Sie heute schon wieder verwöhnen und zwar in Form eines hochinteressanten Interviews mit dem Executive Director von DICOM Group plc, Christoph Löslein. Leon Müller gewann in diesem Gespräche zahlreiche neue Erkenntnisse, aber lesen Sie selbst...
Leon Müller (DID): Es ist beinahe schon merkwürdig, aber wir haben unseren Lesern Ihr Unternehmen bislang noch nicht vorgestellt und möchten dies nun nachholen. Es wäre daher sehr nützlich, wenn Sie mit einigen Sätzen umreißen könnten, welche Bereiche die DICOM GROUP plc abdeckt, was es mit EDC auf sich hat und in welcher Form Ihr Unternehmen etwas mit Internet zu tun hat?
Christoph Löslein (DICOM): Wir sind ein führendes Unternehmen für die elektronische Informationserfassung, oder EDC, was für Electronic Data and Document Capture steht. EDC umfasst alle Produkte und Dienstleistungen, die es Unternehmen und staatlichen Organisationen ermöglichen, Daten und Dokumente schnell und intelligent zu erfassen und somit effizienteren Zugriff auf alle Informationen erlaubt. Von vielen werden Informationen generell als das wichtigste Wirtschaftsgut eines Unternehmens bezeichnet. DICOM bezeichnet sich als führendes EDC Unternehmen, weil wir mit 700 Mitarbeitern und 23 Standorten weltweit eine bessere Marktabdeckung haben als unsere Wettbewerber und weil unsere Produktpalette Alleinstellungsmerkmale aufweist bezüglich der Nutzung des Internets im Rahmen des EDC Prozesses. Der Erfassungsprozess kann unabhängig von Ort, Plattform und mit hoher Flexibilität, was die Ressourcen angeht, administriert werden.
Leon Müller (DID): Bevor wir richtig loslegen, möchten wir Ihnen noch zum einjährigen Bestehen am Frankfurter Neuen Markt gratulieren. An dieser Stelle wäre es vielleicht auch noch interessant, wenn Sie unseren Lesern erklären könnten, warum Sie sich für das Listing an der Technologiebörse Deutschlands entschieden haben?
Christoph Löslein (DICOM): Als wir 1998 uns entschieden hatten die bestehende Europäische Basis durch eine größere Akquisition in den USA auszubauen waren wir auf eine - für unsere Verhältnisse - große Kapitalerhöhung in Höhe von etwa 80 Mio. EURO angewiesen. Zum damaligen Zeitpunkt war in London (wir sind seit April 1996 an der London Stock Exchange notiert) an eine Kapitalerhöhung nicht zu denken. Technologiewerte, denen gegenüber der Englische Kapitalmarkt ein paar Jahre zuvor in London sehr postiv eingestellt war, waren nun "out of favour". Der Neue Markt erschien uns daher die ideale Plattform zur Unterstützung unserer Expansionspläne.
Leon Müller (DID): KOFAX war demnach der Grund für das Listing. Wie verlief die Integration des US-Amerikanischen Unternehmens und welche Gründe gab es für die Übernahme, war es die starke Marktstellung von KOFAX in den USA oder die Produkte? Wahrscheinlich werden Sie mit "sowohl als auch" antworten, aber was sind die Besonderheiten an KOFAX?
Christoph Löslein (DICOM): Vor der Akquisition war DICOM ein reines Service- und Vertriebsunternehmen ohne sogenanntes "Intellectual Property" mit hervorragender internationaler Präsenz. Kofax war lediglich in USA vertreten, aber im Besitz von hervorragenden Produkten mit nachgewiesenen hohen Qualitäts-Standards. Das Produkt Kofax Ascent wurde öfter verkauft als jedes andere Capture Produkt und die IP (Image Processing) Produkte "Adrenaline" und VirtualReScan" sind in der Industrie einzigartig.
Leon Müller (DID): Um uns nicht ewig mit KOFAX aufzuhalten, möchte ich Sie abschließend nur noch fragen, wieviel das Unternehmen zum Gesamtumsatz der Gruppe beiträgt und in Zukunft voraussichtlich beitragen wird?
Christoph Löslein (DICOM): Die DICOM unterliegt - ähnlich wie bei Nasdaq gelisteten Unternehmen - Restriktionen was die Publikation von Prognosezahlen angeht. Insofern kann ich Ihnen keine exakte Angabe machen. Wir gehen jedoch aus, dass Kofax 35% des Geschäftsbereich EDC ausmacht. EDC beträgt etwa 70% des Gesamtumsatzes der DICOM.
Leon Müller (DID): Das gerade besprochene Thema gehört der Vergangenheit an, gehen wir stattdessen auf eine aktuelle Akquisition ein, nämlich die Beteiligung an der Entelagent Software Corporation, welche ebenfalls in den USA ansässig ist. Was können Sie unseren Lesern dazu sagen, was macht dieses Unternehmen, wie hoch ist die Beteiligung...?
Christoph Löslein (DICOM): E-Mail ist sicherlich eine der wichtigsten, wenn nicht sogar in Zukunft die wichtigste Kommunikationsform von Geschäftspartnern und Unternehmen untereinander (um nicht wieder die so oft verwendete Redewendung Business-to-Business zu erwähnen...). Schätzungen von Branchenexperten wie IDC gehen davon aus, dass allein in den USA 9.1 Milliarden e-mails an einem Tag verschickt werden. In vielen Fällen erfordern es Vorschriften, insbesondere in der Finanzdienstleistungsbranche, dass bestimmte Informationsflüsse aufgezeichnet oder überwacht werden. Wir gehen davon aus, dass es immer häufiger Anforderungen geben wird, wo Anwender und Administratoren e-mails auswerten und analysieren wollen oder müssen. Eine Automatisierung führt zu Kosteneinsparung und dazu, dass - im Falle einer Überwachung 2- keine persönliche Analyse stattfinden muss.
Leon Müller (DID): Sieben Prozent ist nicht gerade ein hoher Anteil, was führte zu exakt diesem Wert und wie sieht es mit einer Option auf eine Aufstockung des Anteils aus?
Christoph Löslein (DICOM): Entelagent befindet sich derzeit im Aufbau. Man hat bereits 10 namhafte Banken als Kunden gewonnen, so zum Beispiel die Chase Manhattan Bank. Das Interesse der DICOM war es, durch diese Beteiligung den Eintritt zu diesem EDC verwandten Markt zu ermöglichen. Übrigens ist Entelagent bisher nur auf dem amerikanischen Markt tätig, was weitere Expansionsmöglichkeiten für unsere Service und Vertriebsorganisation darstellt.
Leon Müller (DID): Nachdem man nun eine Million US-Dollar für diesen relativ geringen Anteil gezahlt hat, fragen sich viele, wieviel noch in der Kriegskasse zu sein vermag?
Christoph Löslein (DICOM): Die Kriegskasse füllt sich permanent wieder an, da wir seit Jahren Cash Flow positiv arbeiten. Derzeit kann ich Ihnen keine exakte Angabe machen, da wir uns in einer sogenannten "Quite Period" befinden. Wir veröffentlichen am 20. Februar unsere Halbjahreszahlen. Als Geschäftsführung sind wir daran gehalten in einem Zeitraum von einem Monat vor Ankündigung nicht mit eigenen Aktien zu handeln und keine Informationen zum Zahlenwerk zu publizieren, welches gerade in Vorbereitung ist.
Leon Müller (DID): Wie steht es um die Transparenz in der Aktionärsstruktur? Die Deutsche Börse AG wird wenigstens in dieser Hinsicht künftig deutlich mehr von den Unternehmen fordern, inwieweit ist das Listing an der LSE ein Vorteil für Sie?
Christoph Löslein (DICOM): Das wird sich erst noch herausstellen. Mit Sicherheit hat die LSE deutlich strengere Vorschriften als die Deutsche Börse (wie oben erwähnt). Ob deswegen der Aktionär in Deutschland bereit ist, mehr zu bezahlen für die DICOM Aktien, bezweifele ich. Ich denke, dass wir operativ besser positioniert sind, wenn die Deutsche Börse die Vorschriften verschärfen wird. Deshalb begrüßen wir diesen Schritt.
Leon Müller (DID): Dazu kann man ebenfalls nur gratulieren. Welche Ziele haben Sie sich für das Jahr 2001 gesteckt? Sind weitere Merger geplant, und falls ja, in welchem Bereich?
Christoph Löslein (DICOM): Es sind weitere Akquisitionen und Beteiligungen geplant. In erster Linie werden wir unsere Produktbasis ausweiten wollen, so wie wir das mit Cardiff Software und Entelagent bereits durchgeführt haben.
Leon Müller (DID): Sie gehören nicht gerade zu den Unternehmen, die vor Akquisitionen zurückschrecken. Das lässt bei manchen vielleicht den Verdacht aufkommen, dass Sie dadurch versuchen das geringe organische Wachstum zu vertuschen? Können Sie diesen Verdacht entkräften?
Christoph Löslein (DICOM): Wir sind in den letzten Jahren im Durchschnitt ca. 25% gewachsen, rein organisch. Auf der Ebene Operating Profit lag das Wachstum über 50%. Ich glaube nicht, dass wir uns mit diesen Zahlen verstecken müssen. Außerdem ist es unserer Auffassung nach ein Teil unser Kernkompetenz, Unternehmen zu erwerben und diese in unserer internationalen Organisation und Managementstrukturen zu integrieren.
Leon Müller (DID): Ehrlich gesagt, machen wir uns keine Sorgen um Ihr Wachstum, immerhin gab es im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2000/01 einen Umsatzanstieg in Höhe von soliden 39,4 Prozent. Wie sahen die anderen Werte aus?
Christoph Löslein (DICOM): Das Ergebnis vor Steuern konnte um 278% auf 1,41 Mio. Euro gesteigert werden. Das ist insbesondere von Bedeutung, da typischerweise unser erstes Quartal sehr schwach ist und wir im ersten Quartal erst seit letztem Jahr überhaupt profitabel waren.
Leon Müller (DID): Was sagen die Prognosen für die nächsten Quartale und Jahre? Können Sie sich dazu äußern?
Christoph Löslein (DICOM): Wir selber dürfen und wollen keine Prognosen abgeben. Die Analysten gehen von einem Umsatz in der Größenordnung von 210 bis 220 Mio. EURO aus, bei einer erheblich verbesserten Profitabilität nach absoluten (Betriebsergebnis und Jahresüberschuss) und relativen (Gewinn pro Aktie) Maßstäben.
Leon Müller (DID): Das war es auch schon. Wir bedanken uns bei Ihnen recht herzlich für dieses aufschlussreiche Interview und hoffen Sie in einiger Zeit erneut zu einem Gespräch begrüssen zu dürfen.
WKN: 931 486
erschienen am: 31.01.2001
Interviewpartner: Christoph Löslein, Executive Director / Vorstand
Nachdem Sie nun zwei Wochen lang in den Genuss eines äußerst ausführlichen Interviews mit Klaus Weinmann von CANCOM IT Systeme gekommen sind, möchten wir Sie heute schon wieder verwöhnen und zwar in Form eines hochinteressanten Interviews mit dem Executive Director von DICOM Group plc, Christoph Löslein. Leon Müller gewann in diesem Gespräche zahlreiche neue Erkenntnisse, aber lesen Sie selbst...
Leon Müller (DID): Es ist beinahe schon merkwürdig, aber wir haben unseren Lesern Ihr Unternehmen bislang noch nicht vorgestellt und möchten dies nun nachholen. Es wäre daher sehr nützlich, wenn Sie mit einigen Sätzen umreißen könnten, welche Bereiche die DICOM GROUP plc abdeckt, was es mit EDC auf sich hat und in welcher Form Ihr Unternehmen etwas mit Internet zu tun hat?
Christoph Löslein (DICOM): Wir sind ein führendes Unternehmen für die elektronische Informationserfassung, oder EDC, was für Electronic Data and Document Capture steht. EDC umfasst alle Produkte und Dienstleistungen, die es Unternehmen und staatlichen Organisationen ermöglichen, Daten und Dokumente schnell und intelligent zu erfassen und somit effizienteren Zugriff auf alle Informationen erlaubt. Von vielen werden Informationen generell als das wichtigste Wirtschaftsgut eines Unternehmens bezeichnet. DICOM bezeichnet sich als führendes EDC Unternehmen, weil wir mit 700 Mitarbeitern und 23 Standorten weltweit eine bessere Marktabdeckung haben als unsere Wettbewerber und weil unsere Produktpalette Alleinstellungsmerkmale aufweist bezüglich der Nutzung des Internets im Rahmen des EDC Prozesses. Der Erfassungsprozess kann unabhängig von Ort, Plattform und mit hoher Flexibilität, was die Ressourcen angeht, administriert werden.
Leon Müller (DID): Bevor wir richtig loslegen, möchten wir Ihnen noch zum einjährigen Bestehen am Frankfurter Neuen Markt gratulieren. An dieser Stelle wäre es vielleicht auch noch interessant, wenn Sie unseren Lesern erklären könnten, warum Sie sich für das Listing an der Technologiebörse Deutschlands entschieden haben?
Christoph Löslein (DICOM): Als wir 1998 uns entschieden hatten die bestehende Europäische Basis durch eine größere Akquisition in den USA auszubauen waren wir auf eine - für unsere Verhältnisse - große Kapitalerhöhung in Höhe von etwa 80 Mio. EURO angewiesen. Zum damaligen Zeitpunkt war in London (wir sind seit April 1996 an der London Stock Exchange notiert) an eine Kapitalerhöhung nicht zu denken. Technologiewerte, denen gegenüber der Englische Kapitalmarkt ein paar Jahre zuvor in London sehr postiv eingestellt war, waren nun "out of favour". Der Neue Markt erschien uns daher die ideale Plattform zur Unterstützung unserer Expansionspläne.
Leon Müller (DID): KOFAX war demnach der Grund für das Listing. Wie verlief die Integration des US-Amerikanischen Unternehmens und welche Gründe gab es für die Übernahme, war es die starke Marktstellung von KOFAX in den USA oder die Produkte? Wahrscheinlich werden Sie mit "sowohl als auch" antworten, aber was sind die Besonderheiten an KOFAX?
Christoph Löslein (DICOM): Vor der Akquisition war DICOM ein reines Service- und Vertriebsunternehmen ohne sogenanntes "Intellectual Property" mit hervorragender internationaler Präsenz. Kofax war lediglich in USA vertreten, aber im Besitz von hervorragenden Produkten mit nachgewiesenen hohen Qualitäts-Standards. Das Produkt Kofax Ascent wurde öfter verkauft als jedes andere Capture Produkt und die IP (Image Processing) Produkte "Adrenaline" und VirtualReScan" sind in der Industrie einzigartig.
Leon Müller (DID): Um uns nicht ewig mit KOFAX aufzuhalten, möchte ich Sie abschließend nur noch fragen, wieviel das Unternehmen zum Gesamtumsatz der Gruppe beiträgt und in Zukunft voraussichtlich beitragen wird?
Christoph Löslein (DICOM): Die DICOM unterliegt - ähnlich wie bei Nasdaq gelisteten Unternehmen - Restriktionen was die Publikation von Prognosezahlen angeht. Insofern kann ich Ihnen keine exakte Angabe machen. Wir gehen jedoch aus, dass Kofax 35% des Geschäftsbereich EDC ausmacht. EDC beträgt etwa 70% des Gesamtumsatzes der DICOM.
Leon Müller (DID): Das gerade besprochene Thema gehört der Vergangenheit an, gehen wir stattdessen auf eine aktuelle Akquisition ein, nämlich die Beteiligung an der Entelagent Software Corporation, welche ebenfalls in den USA ansässig ist. Was können Sie unseren Lesern dazu sagen, was macht dieses Unternehmen, wie hoch ist die Beteiligung...?
Christoph Löslein (DICOM): E-Mail ist sicherlich eine der wichtigsten, wenn nicht sogar in Zukunft die wichtigste Kommunikationsform von Geschäftspartnern und Unternehmen untereinander (um nicht wieder die so oft verwendete Redewendung Business-to-Business zu erwähnen...). Schätzungen von Branchenexperten wie IDC gehen davon aus, dass allein in den USA 9.1 Milliarden e-mails an einem Tag verschickt werden. In vielen Fällen erfordern es Vorschriften, insbesondere in der Finanzdienstleistungsbranche, dass bestimmte Informationsflüsse aufgezeichnet oder überwacht werden. Wir gehen davon aus, dass es immer häufiger Anforderungen geben wird, wo Anwender und Administratoren e-mails auswerten und analysieren wollen oder müssen. Eine Automatisierung führt zu Kosteneinsparung und dazu, dass - im Falle einer Überwachung 2- keine persönliche Analyse stattfinden muss.
Leon Müller (DID): Sieben Prozent ist nicht gerade ein hoher Anteil, was führte zu exakt diesem Wert und wie sieht es mit einer Option auf eine Aufstockung des Anteils aus?
Christoph Löslein (DICOM): Entelagent befindet sich derzeit im Aufbau. Man hat bereits 10 namhafte Banken als Kunden gewonnen, so zum Beispiel die Chase Manhattan Bank. Das Interesse der DICOM war es, durch diese Beteiligung den Eintritt zu diesem EDC verwandten Markt zu ermöglichen. Übrigens ist Entelagent bisher nur auf dem amerikanischen Markt tätig, was weitere Expansionsmöglichkeiten für unsere Service und Vertriebsorganisation darstellt.
Leon Müller (DID): Nachdem man nun eine Million US-Dollar für diesen relativ geringen Anteil gezahlt hat, fragen sich viele, wieviel noch in der Kriegskasse zu sein vermag?
Christoph Löslein (DICOM): Die Kriegskasse füllt sich permanent wieder an, da wir seit Jahren Cash Flow positiv arbeiten. Derzeit kann ich Ihnen keine exakte Angabe machen, da wir uns in einer sogenannten "Quite Period" befinden. Wir veröffentlichen am 20. Februar unsere Halbjahreszahlen. Als Geschäftsführung sind wir daran gehalten in einem Zeitraum von einem Monat vor Ankündigung nicht mit eigenen Aktien zu handeln und keine Informationen zum Zahlenwerk zu publizieren, welches gerade in Vorbereitung ist.
Leon Müller (DID): Wie steht es um die Transparenz in der Aktionärsstruktur? Die Deutsche Börse AG wird wenigstens in dieser Hinsicht künftig deutlich mehr von den Unternehmen fordern, inwieweit ist das Listing an der LSE ein Vorteil für Sie?
Christoph Löslein (DICOM): Das wird sich erst noch herausstellen. Mit Sicherheit hat die LSE deutlich strengere Vorschriften als die Deutsche Börse (wie oben erwähnt). Ob deswegen der Aktionär in Deutschland bereit ist, mehr zu bezahlen für die DICOM Aktien, bezweifele ich. Ich denke, dass wir operativ besser positioniert sind, wenn die Deutsche Börse die Vorschriften verschärfen wird. Deshalb begrüßen wir diesen Schritt.
Leon Müller (DID): Dazu kann man ebenfalls nur gratulieren. Welche Ziele haben Sie sich für das Jahr 2001 gesteckt? Sind weitere Merger geplant, und falls ja, in welchem Bereich?
Christoph Löslein (DICOM): Es sind weitere Akquisitionen und Beteiligungen geplant. In erster Linie werden wir unsere Produktbasis ausweiten wollen, so wie wir das mit Cardiff Software und Entelagent bereits durchgeführt haben.
Leon Müller (DID): Sie gehören nicht gerade zu den Unternehmen, die vor Akquisitionen zurückschrecken. Das lässt bei manchen vielleicht den Verdacht aufkommen, dass Sie dadurch versuchen das geringe organische Wachstum zu vertuschen? Können Sie diesen Verdacht entkräften?
Christoph Löslein (DICOM): Wir sind in den letzten Jahren im Durchschnitt ca. 25% gewachsen, rein organisch. Auf der Ebene Operating Profit lag das Wachstum über 50%. Ich glaube nicht, dass wir uns mit diesen Zahlen verstecken müssen. Außerdem ist es unserer Auffassung nach ein Teil unser Kernkompetenz, Unternehmen zu erwerben und diese in unserer internationalen Organisation und Managementstrukturen zu integrieren.
Leon Müller (DID): Ehrlich gesagt, machen wir uns keine Sorgen um Ihr Wachstum, immerhin gab es im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2000/01 einen Umsatzanstieg in Höhe von soliden 39,4 Prozent. Wie sahen die anderen Werte aus?
Christoph Löslein (DICOM): Das Ergebnis vor Steuern konnte um 278% auf 1,41 Mio. Euro gesteigert werden. Das ist insbesondere von Bedeutung, da typischerweise unser erstes Quartal sehr schwach ist und wir im ersten Quartal erst seit letztem Jahr überhaupt profitabel waren.
Leon Müller (DID): Was sagen die Prognosen für die nächsten Quartale und Jahre? Können Sie sich dazu äußern?
Christoph Löslein (DICOM): Wir selber dürfen und wollen keine Prognosen abgeben. Die Analysten gehen von einem Umsatz in der Größenordnung von 210 bis 220 Mio. EURO aus, bei einer erheblich verbesserten Profitabilität nach absoluten (Betriebsergebnis und Jahresüberschuss) und relativen (Gewinn pro Aktie) Maßstäben.
Leon Müller (DID): Das war es auch schon. Wir bedanken uns bei Ihnen recht herzlich für dieses aufschlussreiche Interview und hoffen Sie in einiger Zeit erneut zu einem Gespräch begrüssen zu dürfen.