Aktionäre sollten es von dieser Aktie zu Kursen ÜBER 10 € auch tun,
VOLKSAKTIE hin oder her.
Prozess wird langwierig und teuer für die Dt. Telekom.
News - 07.04.08 08:09
Telekom rückt von Volksaktie ab
Die Anwälte der Anleger bereiten sich zum Prozessauftakt im Musterverfahren gegen die Deutsche Telekom vor dem Oberlandesgericht (OLG) Frankfurt auf eine neue Argumentationsstrategie des Konzerns vor. Diese lautet ganz anders als der einstige Werbeslogan.
In einem Schriftsatz, den die Telekom beim OLG eingereicht hat, argumentieren die Juristen des Unternehmens, die Anleger hätten bei der dritten Aktienplatzierung im Jahr 2000 "in einem von der New Economy geprägten Börsenumfeld", gehandelt. Zwar handle es sich bei der Telekom nicht um ein Unternehmen der New Economy. Die seinerzeit "sehr hohen Wachstumserwartungen" hätten sich aber unmittelbar auch auf die Erwartungen an die Geschäftsentwicklung der Telekom ausgewirkt.
Damit distanziert sich der Konzern von der Stilisierung der Telekom-Papiere als vermeintlich sichere "Volksaktie", als die die Titel bei den drei Platzierungen 1996, 1999 und 2000 beworben worden waren. Zugleich eröffnet die Telekom mit der Argumentation eine neue Kampflinie. Bisher hatte sich die Argumentation des Bonner Konzerns darauf konzentriert, dass in dem Börsenprospekt "zu jedem Zeitpunkt alles korrekt" dargestellt gewesen sei.
Die Klägeranwälte wollen beweisen, dass der Prospekt zur dritten Aktienplatzierung 2000 in 33 Punkten falsch informiert habe - und so zum Kauf einer Aktie verleitet habe, die seither den Großteil ihres Wertes verloren hat: 2000 zum Preis von jeweils 63,50 Euro angeboten, kostete die T-Aktie am Freitag noch 11,18 Euro - ein Wertverlust von 82,4 Prozent.
16.000 Kleinaktionäre fordern Schadensersatz, heute geht der Prozess in seine entscheidende Phase. Die Schadensersatzforderungen belaufen sich auf insgesamt 80 Mio. Euro. Nach Aussagen der Telekom sind auf Seiten der Kläger mehr als 900 Anwaltskanzleien mit dem Fall beschäftigt. Das Musterverfahren finden deshalb nicht im Gericht, sondern in einem großen Bürgersaal statt.
Das OLG hat bisher 17 Verhandlungstage angesetzt. Als Zeugen geladen sind unter anderen die ehemaligen Konzernchefs Ron Sommer und Kai-Uwe Ricke sowie Karl-Gerhard Eick, damals wie heute Finanzvorstand des Konzerns.
Auch den Vorwurf zu hoch bewerteter Immobilien kontert die Telekom nun neu: "Für den Kapitalmarkt spielten 2000 Buchwerte bei der Bewertung von Unternehmen aus dem Bereich Telekommunikation, Medien und Technologie keine Rolle", heißt es in dem Schriftsatz weiter. Allein Wachstums- und Gewinnerwartungen seien entscheidend gewesen. Der Vorwurf zu hoch bewerteter Immobilien sei "bloßer Vorwand zur Begründung des Prospektfehlers" und damit haltlos.
"Für Millionen von T-Aktionären, die auch für den dritten Börsengang mit einer monatelangen, massiven Werbekampagne zur angeblich mündelsicheren Volksaktie geködert wurden, ist der Vortrag des Konzerns zum Prozessbeginn ein Schlag ins Gesicht", sagte Klägeranwalt Peter Gundermann von der Kanzlei Tilp. Die Telekom äußerte sich zum Thema Strategiewechsel nicht. "Wir führen das Verfahren vor Gericht, nicht in der Presse", sagte ein Sprecher.
Von Astrid Maier (Frankfurt)
Quelle: Financial Times Deutschland
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