Deutsche ziehen als Gastarbeiter ins Ausland
Angesichts der hohen Arbeitslosigkeit packen immer mehr Deutsche ihre Koffer und ziehen für einen Arbeitsplatz ins Ausland. Die Zentralstelle für Arbeitsvermittlung (ZAV) der Arbeitsagentur vermittelte in den ersten sieben Monaten des Jahres 6261 Menschen einen Job oder eine Praktikumstelle außerhalb Deutschlands.
Immer mehr deutsche Arbeitslose zieht es ins Ausland. Foto. dpa
kr DÜSSELDORF. Zum Vergleich: Im Jahr 2004 gab es insgesamt 9111 Vermittlungen, ein Jahr zuvor waren es 6498 Menschen, die über die ZAV ins Ausland gingen. Favorit unter den Auswanderern ist nach wie vor das deutschsprachige Ausland. In 2432 Fällen vermittelte die ZAV einen Arbeitsplatz in Österreich. Die Schweiz folgt mit 1583 vermittelten Personen auf Platz zwei.
Der große Zustrom deutscher Gastarbeiter in die südlichen Nachbarländer hat mehrere Gründe. Zum einen erleichtert die gemeinsame Sprache die Integration in der Fremde. Zudem macht die Nähe zu Deutschland den Schritt leichter - viele behalten ihren Wohnsitz in Deutschland und pendeln regelmäßig nach Hause. Und nicht zuletzt finden die Deutschen in den Alpenländern gerade in den Berufen eine Anstellung, die hierzulande nur noch einen geringen Stellenwert besitzen.
Neben den Berufen im Dienstleistungssektor sind vor allem Facharbeiter im Bauhaupt- und Baunebengewerbe sowie Handwerker in der Metall- und Holzverarbeitung sehr gefragt. Sie bilden die größte Gruppe der Ausreisewilligen. Sie finden in den Nachbarländern Zustände, von denen sie in Deutschland nur träumen können. Österreichische und schweizerische Baufirmen locken mit unbefristeten Arbeitsverträgen und einem Monatsgehalt von mehr als 2000 Euro netto plus Weihnachtsgeld. „Die Angebote sind lukrativ“, meint Berthold Langerbein von der ZAV.
In Westdeutschland beträgt der Mindestlohn im Baugewerbe 12,47 Euro pro Stunde. Bei einer Arbeitszeit von 160 Stunden im Monat verdienen die Arbeitnehmer nicht einmal brutto soviel wie in Österreich. Um eine der lukrativen Stellen im Ausland zu ergattern, müssten die Bewerber aber schon eine gute Ausbildung und langjährige Berufserfahrung mitbringen, meint Langerbein.
Dabei liegt die tatsächliche Zahl derer, die jedes Jahr ins Ausland abwandern, noch viel höher. Die ZAV erfasst nur diejenigen, die sich über das Arbeitsamt vermitteln lassen. Deutsche, die aus eigener Initiative einen Arbeitsplatz finden, von ihrem Arbeitgeber ins Ausland entsandt werden oder von einem privaten Anbieter vermittelt werden, sind nicht erfasst. Nach Berechnungen des Bundesamtes für Statistik verließen im vergangenen Jahr rund 150 000 Deutsche das Land – so viel wie noch nie zuvor. Doch auch diese Zahl ist nur bedingt aussagekräftig, da in ihr auch die Menschen erfasst sind, die ihren Lebensabend im Ausland verbringen wollen.
Dass aber der Trend zur Arbeitsaufnahme im Ausland unvermindert anhält, zeigt der Blick in die Statistiken der Nachbarländer. Allein in Österreich verdoppelte sich innerhalb von vier Jahren die Zahl der erwerbstätigen Deutschen. Nach Angaben des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger beschäftigten österreichische Unternehmen Ende Juli rund 48 000 Personen mit einem deutschen Pass.
In der Schweiz standen nach Berechnungen der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung im Jahr 2004 rund 50 000 Deutsche in einem Arbeitsverhältnis mit einer Dauer von mindestens zwölf Monaten. Ein Jahr zuvor waren es 47 000. Dazu kommen die rund 35 000 Grenzgänger, die ihren Wohnsitz in Deutschland haben. In Südtirol, das als Arbeitsort bei den Deutschen ebenfalls sehr beliebt ist, stieg im vergangenen Jahr die Zahl der erwerbstätigen Deutschen von 1555 auf 1806 an.
Der Schritt ins Ausland ist für Arbeitslose hierzulande eine gute Gelegenheit für einen beruflichen Neuanfang. Denn während in Deutschland die Arbeitslosenquote seit Jahren auf hohem Niveau verharrt, boomt die Wirtschaft in anderen Industriestaaten und der Arbeitsmarkt in diesen Ländern ist wie leergefegt. Weil kaum noch einheimische Arbeitskräfte zu finden sind, werben die Länder inzwischen ganz ungeniert Arbeitskräfte bei uns ab. Dabei war Deutschland vor nicht allzu langer Zeit selbst noch auf der Suche nach ausländischen Fachkräften war. Es sind meist die jungen, mobilen und gut ausgebildeten Fachkräfte, die das Land verlassen. Bei der ZAV waren 60 Prozent der vermittelten Personen jünger als 40 Jahre.
Auch aus Ländern außerhalb Europas kommen Jobangebote. Jüngstes Beispiel ist Australien: Die Regierung in Canberra gab in diesem Monat den Startschuss für eine weltweit angelegte Werbekampagne, die innerhalb eines Jahres rund 20 000 Fachkräfte in das Land locken soll. Die Arbeitslosenquote in dem Land liegt mit fünf Prozent auf dem tiefsten Stand seit 28 Jahren. Australien bietet nicht nur hochqualifizierten Fachkräften eine Chance, sondern sucht auch Friseure, Kranken- und Altenpfleger sowie Handwerker. Das Angebot richtet sich auch an Arbeitssuchende aus Deutschland: Die Werbe-Karawane wird in Berlin Station machen.
Angesichts der hohen Arbeitslosigkeit packen immer mehr Deutsche ihre Koffer und ziehen für einen Arbeitsplatz ins Ausland. Die Zentralstelle für Arbeitsvermittlung (ZAV) der Arbeitsagentur vermittelte in den ersten sieben Monaten des Jahres 6261 Menschen einen Job oder eine Praktikumstelle außerhalb Deutschlands.
Immer mehr deutsche Arbeitslose zieht es ins Ausland. Foto. dpa
kr DÜSSELDORF. Zum Vergleich: Im Jahr 2004 gab es insgesamt 9111 Vermittlungen, ein Jahr zuvor waren es 6498 Menschen, die über die ZAV ins Ausland gingen. Favorit unter den Auswanderern ist nach wie vor das deutschsprachige Ausland. In 2432 Fällen vermittelte die ZAV einen Arbeitsplatz in Österreich. Die Schweiz folgt mit 1583 vermittelten Personen auf Platz zwei.
Der große Zustrom deutscher Gastarbeiter in die südlichen Nachbarländer hat mehrere Gründe. Zum einen erleichtert die gemeinsame Sprache die Integration in der Fremde. Zudem macht die Nähe zu Deutschland den Schritt leichter - viele behalten ihren Wohnsitz in Deutschland und pendeln regelmäßig nach Hause. Und nicht zuletzt finden die Deutschen in den Alpenländern gerade in den Berufen eine Anstellung, die hierzulande nur noch einen geringen Stellenwert besitzen.
Neben den Berufen im Dienstleistungssektor sind vor allem Facharbeiter im Bauhaupt- und Baunebengewerbe sowie Handwerker in der Metall- und Holzverarbeitung sehr gefragt. Sie bilden die größte Gruppe der Ausreisewilligen. Sie finden in den Nachbarländern Zustände, von denen sie in Deutschland nur träumen können. Österreichische und schweizerische Baufirmen locken mit unbefristeten Arbeitsverträgen und einem Monatsgehalt von mehr als 2000 Euro netto plus Weihnachtsgeld. „Die Angebote sind lukrativ“, meint Berthold Langerbein von der ZAV.
In Westdeutschland beträgt der Mindestlohn im Baugewerbe 12,47 Euro pro Stunde. Bei einer Arbeitszeit von 160 Stunden im Monat verdienen die Arbeitnehmer nicht einmal brutto soviel wie in Österreich. Um eine der lukrativen Stellen im Ausland zu ergattern, müssten die Bewerber aber schon eine gute Ausbildung und langjährige Berufserfahrung mitbringen, meint Langerbein.
Dabei liegt die tatsächliche Zahl derer, die jedes Jahr ins Ausland abwandern, noch viel höher. Die ZAV erfasst nur diejenigen, die sich über das Arbeitsamt vermitteln lassen. Deutsche, die aus eigener Initiative einen Arbeitsplatz finden, von ihrem Arbeitgeber ins Ausland entsandt werden oder von einem privaten Anbieter vermittelt werden, sind nicht erfasst. Nach Berechnungen des Bundesamtes für Statistik verließen im vergangenen Jahr rund 150 000 Deutsche das Land – so viel wie noch nie zuvor. Doch auch diese Zahl ist nur bedingt aussagekräftig, da in ihr auch die Menschen erfasst sind, die ihren Lebensabend im Ausland verbringen wollen.
Dass aber der Trend zur Arbeitsaufnahme im Ausland unvermindert anhält, zeigt der Blick in die Statistiken der Nachbarländer. Allein in Österreich verdoppelte sich innerhalb von vier Jahren die Zahl der erwerbstätigen Deutschen. Nach Angaben des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger beschäftigten österreichische Unternehmen Ende Juli rund 48 000 Personen mit einem deutschen Pass.
In der Schweiz standen nach Berechnungen der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung im Jahr 2004 rund 50 000 Deutsche in einem Arbeitsverhältnis mit einer Dauer von mindestens zwölf Monaten. Ein Jahr zuvor waren es 47 000. Dazu kommen die rund 35 000 Grenzgänger, die ihren Wohnsitz in Deutschland haben. In Südtirol, das als Arbeitsort bei den Deutschen ebenfalls sehr beliebt ist, stieg im vergangenen Jahr die Zahl der erwerbstätigen Deutschen von 1555 auf 1806 an.
Der Schritt ins Ausland ist für Arbeitslose hierzulande eine gute Gelegenheit für einen beruflichen Neuanfang. Denn während in Deutschland die Arbeitslosenquote seit Jahren auf hohem Niveau verharrt, boomt die Wirtschaft in anderen Industriestaaten und der Arbeitsmarkt in diesen Ländern ist wie leergefegt. Weil kaum noch einheimische Arbeitskräfte zu finden sind, werben die Länder inzwischen ganz ungeniert Arbeitskräfte bei uns ab. Dabei war Deutschland vor nicht allzu langer Zeit selbst noch auf der Suche nach ausländischen Fachkräften war. Es sind meist die jungen, mobilen und gut ausgebildeten Fachkräfte, die das Land verlassen. Bei der ZAV waren 60 Prozent der vermittelten Personen jünger als 40 Jahre.
Auch aus Ländern außerhalb Europas kommen Jobangebote. Jüngstes Beispiel ist Australien: Die Regierung in Canberra gab in diesem Monat den Startschuss für eine weltweit angelegte Werbekampagne, die innerhalb eines Jahres rund 20 000 Fachkräfte in das Land locken soll. Die Arbeitslosenquote in dem Land liegt mit fünf Prozent auf dem tiefsten Stand seit 28 Jahren. Australien bietet nicht nur hochqualifizierten Fachkräften eine Chance, sondern sucht auch Friseure, Kranken- und Altenpfleger sowie Handwerker. Das Angebot richtet sich auch an Arbeitssuchende aus Deutschland: Die Werbe-Karawane wird in Berlin Station machen.