Ackermann schickt sich selbst in Rente
Deutsche-Bank-Chef will 2010 aufhören und nicht Aufsichtsrat werden. Bis dahin sollen strategisch wichtige Unternehmen vor ausländischen Übernahmen geschützt werden.
Deutschland bekanntester und mächtigster Banker, Josef Ackermann, schickt sich selbst in die Rente. In einem Interview des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" kündigte der knapp 59-jährige Chef der Deutschen Bank an, er werde seine Karriere nach Auslaufen seines Vertrages im Jahr 2010 beenden und dann "sicher nicht in den Aufsichtsrat wechseln". Allerdings würde er seine Erfahrungen gern weitergeben, etwa an einer Uni oder im gesellschaftlichen Bereich, sagte der Schweizer. Im übrigen habe er viele andere Interessen und würde sich freuen, diese einmal wahrnehmen zu können.
Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) begrüßte, dass Ackermann nach Ablauf seines Vertrages im Jahr 2010 nicht in den Aufsichtsrat wechseln will. "Ackermann sollte ein Vorbild für andere Vorstandschefs sein", sagte DSW-Hauptgeschäftsführer Ulrich Hocker dem "Tagesspiegel am Sonntag". In 14 von 30 DAX-Unternehmen werde der Aufsichtsrat von ehemaligen Vorstandsvorsitzenden geleitet. Dies sei im Sinne guter Unternehmensführung sehr problematisch. "Die Ankündigung Ackermanns ist ein Signal", sagte Hocker.
Schutz vor ausländischen Übernahmen strategisch wichtiger Unternehmen
Zunächst jedoch will sich Ackermann in seinem Job weiter voll einsetzen. In dem Interview versprach er unter anderem, strategisch wichtige deutsche Unternehmen mit Hilfe der Deutschen Bank notfalls vor Übernahmen aus dem Ausland schützen. Es sei außerordentlich problematisch, "wenn unsere Unternehmen im Rüstungs- oder Telekommunikationsbereich, wahrscheinlich auch im Medienbereich, weitgehend unter Einflüsse kommen, die wir nicht mehr kontrollieren können", wurde der aus der Schweiz stammende Spitzenmanager zitiert.
Deshalb beteilige sich die Deutsche Bank auch daran, die EADS-Aktien, die DaimlerChrysler verkaufen wolle, in Deutschland zu halten. "Solange viele nationalstaatlich denken, finde ich es legitim, wenn einzelne Länder in bestimmten Bereichen mit defensiven Maßnahmen reagieren", erklärte Ackermann. Allerdings bezeichnete er es als wünschenswert, "wenn wir uns auf europäische und am Ende sogar auf globale Lösungen einigen könnten".
In Öffentlichkeit umstritten
Unter Ackermanns Führung hat die Deutsche Bank Gewinnsprünge in Milliardenhöhe. Die Eigenkapitalrendite stieg von 4 auf 26 Prozent. Erst Anfang November präsentierte er erneut einen Rekordgewinn für das dritte Quartal. Im Führungsgremium der Bank ist der Schweizer seit Herbst 1996 vertreten. Im Mai 2002 stieg er zum Vorstandssprecher auf. Dem Unternehmen verordnete er bald ehrgeizige Ziele: vor allem eine deutliche Steigerung der Rendite, um das Unternehmen vor einer feindlichen Übernahme zu schätzen.
Aber nicht immer hatte der Bankchef eine glückliche Hand. Vor allem sein Auftritt zu Beginn des ersten Mannesmann-Prozesses in Düsseldorf löste einen Sturm der Entrüstung aus. Das Foto, auf dem Ackermann zu Beginn des Verfahrens das Victory-Zeichen zeigte, wurde zum Inbegriff eines arroganten Managers. Anfang 2005 stand er erneut im Kreuzfeuer der Kritik, als die Deutsche Bank trotz Milliardengewinns einen Stellenabbau ankündigte. Auch wenn die Gehälter der Top-Etagen debattiert werden, ist Ackermanns Einkommen meist auch ein Thema. Immerhin gab der Manager sein Einkommen im Mannesmann-Prozess mit 15 bis 20 Mio. Euro brutto jährlich an.
Gruß
uS