28.02.12 10:11 dpa-AFX: Griechenland: Vorentscheidung zu Kreditausfallversicherungen angekündigt
FRANKFURT (dpa-AFX) - Ob Kreditausfallversicherungen auf griechische
Staatsanleihen ausgezahlt werden müssen, könnte schon in Kürze geklärt werden.
Bereits am Mittwoch soll sich entscheiden, ob die Sonderstellung der
Europäischen Zentralbank (EZB) beim griechischen Schuldenschnitt und
rückwirkende Umschuldungsklauseln griechischer Bonds die sogenannten 'Credit
Default Swaps' (CDS) auslösen könnten. Die Frage war in den Vordergrund gerückt,
nachdem das pleitebedrohte Euroland am Montagabend von der Ratingagentur
Standard & Poor's als 'teilweiser Zahlungsausfall' (Selective Default) bewertet
worden ist.
Die Entscheidung muss von der International Swaps and Derivatives
Association (ISDA) getroffen werden. Die ISDA - ein Branchenverband, indem
sowohl Investoren als auch Emittenten organisiert sind - hat auf ihrer
Internetseite eine Entscheidung für Mittwochnacht (17.00 Uhr nach US-Zeit)
angekündigt. Dabei soll jedoch zunächst nur darüber befunden werden, ob der Fall
überhaupt weiter geprüft wird. Hintergrund sind die Besonderheiten des
griechischen Schuldenschnitts. In der vergangenen Woche hat Athen ein Gesetz
verabschiedet, das die Möglichkeit eröffnet, alte Anleihen rückwirkend mit
Umschuldungsklauseln auszustatten. Auf diese Weise könnte eine Minderheit von
Investoren zum Forderungsverzicht gezwungen werden, sofern mindestens zwei
Drittel sich freiwillig daran beteiligen.
Um sich vor einem eventuellen zwangsweisen Schuldenschnitt zu schützen,
tauschen die Notenbanken der Eurozone ihre Anleihen in neue Papiere mit
geänderten Wertpapierkennnummern. Dadurch werden sie quasi in den Status
vorrangiger Gläubiger gegenüber privaten Investoren erhoben. Die ISDA muss nun
entscheiden, ob dies ausreicht, um CDS fällig werden zu lassen. Die Organisation
hat bereits angekündigt, dass die bloße Option, Gläubiger zum Schuldenschnitt zu
zwingen, noch nicht zwingend zum Kreditereignis führen muss. Sollten die
Umschuldungsklauseln jedoch tatsächlich angewandt werden, wäre dieser Fall
jedoch kaum zu vermeiden. Dafür müsste jedoch zunächst abgewartet werden, wie
viele private Gläubiger sich freiwillig am Forderungsverzicht beteiligen. Die
Frist endet am 9. März. Die Zeit drängt: Wenig später muss Griechenland Schulden
in Höhe von 14,5 Milliarden Euro zurückzahlen.
Darüber hinaus hat die EZB am Dienstagmorgen angekündigt,
dass sie von Griechenland garantierte Wertpapiere aufgrund der S&P-Herabstufung
vorübergehend nicht mehr als Sicherheiten für Zentralbankgeld akzeptieren wird.
Die EZB will Griechenland dennoch weiter mit frischem Geld versorgen. Zunächst
soll der Mittelbedarf über die Notfall-Liquiditätslinien des Eurosystems
('Emergency Liquidity Assistance') gewährleistet werden. Notenbankchef Mario
Draghi hat jedoch bereits angekündigt, dass für griechisches Kollateral eine
Sonderregelung gefunden werden könnte. Dabei würden der EZB zusätzliche
Sicherheiten durch den EFSF gestellt./hbr/bgf
Finanzielle Probleme lassen sich am besten mit anderer Leute Geld regeln. (J. Paul Getty)