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Paul Krugman hat heute einen guten Kommentar in der NYT. Zum einen schildert er sehr prägnant den Hintergrund der Krise. Wie die Südeuropäer in der Vergangenheit nicht das Problem waren, sondern erst seit Ausbruch der Krise 2007 zum Problem wurden. Ihnen ist im Rahmen der Eurozone schlicht ihr Geschäftsmodell verloren gegangen.
“The fact is that three years ago none of the countries now in or near crisis seemed to be in deep fiscal trouble. Even Greece’s 2007 budget deficit was no higher, as a share of G.D.P., than the deficits the United States ran in the mid-1980s (morning in America!), while Spain actually ran a surplus. And all of the countries were attracting large inflows of foreign capital, largely because markets believed that membership in the euro zone made Greek, Portuguese and Spanish bonds safe investments.”
Dann kam die Krise – und der Kapitalstrom aus dem Ausland verebbte. In Griechenland bis auf Null. Was braucht Griechenland unter regulären Bedingungen? Eine Verbesserung seiner Wettbewerbsbedingungen. Eine echte Erkenntnis, könnte man spotten, aber die hat leider in der Logik des Euroraumes eine Konsequenz:
“Now that Greece and Germany share the same currency, however, the only way to reduce Greek relative costs is through some combination of German inflation and Greek deflation. And since Germany won’t accept inflation, deflation it is.”
Das hört man bei uns gar nicht gerne. Wir hören auf unsere Ökonomen, die immer noch glauben, dass wir alle in der EU nur wettbewerbsfähiger werden müssen. So erwirtschaften wir am Ende alle Exportüberschüsse, oder noch besser, durch Zauberei gibt es überall ausgeglichene Handelsbilanzen. Das nützt nur leider nichts den armen Griechen, Spaniern und Portugiesen: Sie müssen nämlich Überschüsse erwirtschaften, um irgendwann auch ausgleichen zu können. Das wird wohl nicht klappen, fürchtet Krugman:
” Hence the crisis. Greece’s fiscal woes would be serious but probably manageable if the Greek economy’s prospects for the next few years looked even moderately favorable. But they don’t. Earlier this week, when it downgraded Greek debt, Standard & Poor’s suggested that the euro value of Greek G.D.P. may not return to its 2008 level until 2017, meaning that Greece has no hope of growing out of its troubles.”
Dummerweise werden sie das also nicht können. Überschüsse erwirtschaften. Dafür sind wir Deutschen zuständig. Wir investieren dann in Island, Griechenland oder amerikanische Hypothekenkredite. In den betroffenen Eurostaaten können die Regierungen nicht mehr eingreifen, weil sie mit dem Eintritt in den Euroraum ihre Handlungsfähigkeit verloren haben. Ziemlich blöd, das Ganze. Das könnte – wenn alles schief läuft – bank runs auslösen und gewisse Vorsichtsmassnahmen erfordern, um aus dem Euro auszutreten. Das zitieren wir nicht, um niemanden zu beunruhigen. Aber Krugman zieht Lehren aus der europäischen Lektion:
“And when crisis strikes, governments need to be able to act. That’s what the architects of the euro forgot — and the rest of us need to remember.”
Auch wir in Europa sollten uns daran erinnern. Vor allem, wenn wir mit den Griechen heute über Konsolidierung verhandeln. Sie müssen die Chance haben, Überschüsse zu erwirtschaften. Wie das geht, erläutert Krugman. Also wo, wenn nicht bei uns?
http://www.nytimes.com/2010/04/30/opinion/30krugman.html?ref=opinion http://www.weissgarnix.de/2010/04/30/...self-in-danger-in-a-word-yes/
lese ich jetzt immer häufiger . Nun, in Anbetracht dieser und der letzten Wochen ist das nicht allzuweit hergeholt. Interessanterweise habe ich noch nirgendwo gelesen, dass wir hier im April das Jahrestop gesehen haben. Gut, ich habe jetzt noch nicht bei Prechter vorbeigeschaut, aber vielleicht hat selbst ihm die „Action“ der letzten Monate inzwischen den Schneid abgekauft. Worauf ich hinaus will: mein Eindruck ist, dass selbst Hardcore-Bären inzwischen weichgekocht sind (gut, das ist ja nicht nur irgendein Eindruck, die Sentiment-Daten unterstreichen dies ja auch, siehe bspw. wawidus Posting mit Verweis zu Ritholtz). Tenor: alles, was wir hier jetzt zu erwarten haben, ist eine Korrektur, danach geht es schön weiter.
Ich stelle nachfolgend mal zwei Charts von Robert Rethfeld ein (aus seiner – kostenpflichtigen – Frühausgabe, ich hoffe, es ist vertretbar, wenn ich das alle Jubeljahre mal mache). Rethfeld arbeitet u.a. mit Durchschnittsverläufen. Diese folgenden zwei Charts stellen zwei dieser Durchschnittsverläufe dar. Das eine ist ein Durchschnittsverlauf („0-er Jahre, die gleichzeitig Zwischenwahljahre sind“, das andere ein Blasenverlaufschart (also der Verlauf nach Platzen einer Assetblase). Man mag gerade den ersten Ansatz für Spökenkram halten, meine Erfahrung mit Rethfelds Durchschnittsverläufen ist, dass sie eine hohe Trefferquote haben). Rethfeld hat bereits vor ca. einem Jahr ein wichtiges Hoch für den Zeitraum April/Mai 2010 prognostiziert und in letzter Zeit auf April bis Juni erweitert. Rethfeld selbst sieht die Verläufe als Orientierungshilfe und nicht als Blaupause für die zukünftige Entwicklung (nicht, dass da jetzt ein falscher Eindruck entsteht).
Niemand weiß, wie es weitergeht, vielleicht gehen wir wirklich nur bis 1150 im S&P 500 runter und danach sehen wir neue Hochs (ein Fehlausbruch über die 1230 und dann Abschmieren wäre auch schön). Es kann auch noch weiter hoch gehen. Aber da m.E. derzeit wirklich kaum noch jemand daran glaubt, dass wir das Jahreshoch gesehen haben, wollte ich noch mal auf diese Möglichkeit hinweisen.
Schönen Sonntag noch!
FTD - Das Kapital
Vom Leben in zwei Universen
Klar, die Zahlen von Bayer, BASF, Siemens und MAN waren nicht schlecht. Dass allerorten aber die Stimmungsbarometer auf Rekordhoch stehen will uns nicht einleuchten, wo doch die Gefahren hoher Staatsverschuldungen immer deutlicher werden.
Auch wenn die Erwartungskomponente des Ifo wieder auf dem Vorkrisenniveau vom Sommer 2007 steht, gibt es doch einen Unterschied zwischen heute und damals: Damals kannten alle Indizes, Märkte, Erwartungen, Unternehmensdaten und Stimmungsbarometer nur eine Richtung - nach oben. Wer wollte, und viele wollten, konnte die Welt rosarot sehen und die Gefahren aus globalen Ungleichgewichten, Überschuldung, Kapitalfehlallokation oder Demografie übersehen.
Heute ist das anders. Auch wenn viele Banken und Investoren wieder so weitermachen wie vor der Krise, hat diese doch jedem gezeigt, wie unzuverlässig Risikomodelle sind, wie nutzlos oder gar schädlich Ratingagenturen sind, wie flüchtig Liquidität sein kann und wie schnell sich Brandherde in dieser vernetzten Welt ausbreiten können.
Und zumindest seit diesem Monat dürfte auch jedem die reale Gefahr einer Staatspleite bewusst sein. Im Gegensatz zu 2008, als bereits mit ersten Staatspleiten gerechnet wurde, geht es heute nicht "nur" um kurzfristige Liquiditäts-, sondern um längerfristige, strukturelle Finanzierungsprobleme.
Spätestens seit regelmäßig öffentlich vorgerechnet wird, was es für die griechischen Bürger, den Konsum, die Investitionen und die Staatsausgaben kurzfristig für unangenehme Folgen hat, wenn man eine Staatsschuld abzutragen hat, müsste sich eigentlich jeder ausmalen können, was auf Europa und Amerika noch zukommt. Eigentlich hätte Griechenland das für viele eher abstrakte Gefahrenpotenzial hoher staatlicher Verschuldung plastisch machen sollen.
Doch stattdessen werden auf beiden Seiten des Atlantiks rekordverdächtige Stände von Stimmungsindizes gemeldet. Nicht nur in der Industrie, sondern auch unter den Anlegern. In den USA ist die Stimmung so gut wie Ende 2007, es gibt laut Investors Intelligence dreimal mehr Bullen als Bären.
Immerhin blicken die Bullen auf ein erfolgreiches Jahr zurück, und ihnen scheinen Unternehmensdaten wie die vom Donnerstag von MAN , Siemens , BASF , Bayer oder Visa auch recht zu geben. Die Ergebnisschätzungen würden derzeit schneller nach oben korrigiert als die Aktienkurse anziehen, frohlocken die Strategen der Banken. Doch der Blick auf Griechenland, Staatsschulden und Anleihenrenditen lässt uns befürchten, dass hier zwei Welten einfach nicht zueinanderfinden wollen.
http://www.ftd.de/finanzen/maerkte/marktberichte/:das-kapital-vom-leben-in-zwei-universen/50107881.html
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