Der Rat des Welt-Währungs-Experten, boerse.de

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jack303:

Der Rat des Welt-Währungs-Experten, boerse.de

 
14.10.02 09:17
Albrecht O. Pfeiffer



Kürzlich erschien im Wallstreet Journal die Karikatur von zwei Personen, die sich über Probleme der Altersvorsorge unterhielten. Der Text unter dem Bildchen lautete: „Als Anlageberater empfehle ich Ihnen, Ihr Geld unter die Matratze zu legen.“. Natürlich ist dieser törichte Vorschlag absolut kontraproduktiv, denn die Aufgabe eines Finanzdienstleisters besteht in erster Linie darin, Spargroschen unter den Matratzen hervorzuholen, um es sogleich in die Geldkanäle von Banken, Brokern, Versicherungskonzernen, Investmentfonds usw. umzuleiten.

Nur wenn der Berater diese Aufgabe erfolgreich löst, ist er in der Lage, auf diese Weise den Lebensunterhalt für sich und seine Familie zu verdienen. Die Beratung ist immer kostenlos, denn die Provision ist stets in den Produkten einkalkuliert, die er der Kundschaft verkauft.

Vor einiger Zeit erwischte ein Reporter den berühmten Franz Pick, wie er in einem feudalen Schuhgeschäft in New York für 200 Dollar ein paar neue Schuhe kaufte. Auf die erstaunte Frage des Reporters erwiderte der Meister: „Junger Freund, ich kaufe nie etwas, das Zinsen einbringt.“

Franz Pick war zu seiner Zeit der berühmteste Währungs-Experte der Welt. Er war Herausgeber des „Franz Pick’s World Currency Yearbook“ und galt als absolute Autorität in allen Fragen, was Geld anbelangt. Seine Kenntnisse hatte er sich durch persönliche Erfahrungen angeeignet, denn sein gesamtes Vermögen hatte er in den Nachkriegswirren und Währungskatastrophen nach dem 1. Weltkrieg in der k. und k. Donaumonarchie restlos verloren.

Der Meister behielt jedoch sein Wissen nicht für sich, sondern gab es freizügig weiter. Wie er es in Amerika gelernt hatte, machte er es natürlich nicht umsonst. Er verlangte für seine Geldberatung jedoch keine Dollars, sondern nur einen einzigen Krüger-Rand. Die Empfehlung, die er seinen Hilfe suchenden Klienten übermittelte: „Tauschen Sie Ihre demnächst schrottreifen Papier-Dollars restlos in wertbeständige Krüger-Rand.

Was ist überhaupt ein Krüger-Rand? Er ist die bekannteste und weitverbreiteste Goldmünze der Welt mit dem Goldgehalt von genau einer Feinunze nämlich 31,1035 Gramm. Durch die zusätzliche Beimengung von etwas Kupfer erhält er ein etwas höheres Gewicht (33,93) und eine rötliche Färbung. Dadurch wird das weiche Gold gehärtet und lässt sich nicht so leicht abnutzen. Die Münze ist gesetzliches Zahlungsmittel der Südafrikanischen Union, dem größten Goldproduzenten der Welt.

Falls Sie Ihren Krüger-Rand in Paris, Peking, Rio, Kuala Lumpur oder Wladiwostok zum Umtausch in die Landeswährung auf einen Bankschalter legen wird man Ihnen gerne einen Haufen Papiergeld überlassen. Das dürfte bequem ausreichen, für eine Woche Ihren Lebensunterhalt mit feinstem Essen, Trinken nebst Unterkunft zu garantieren. Diese Pi-mal-Daumen-Quote dürfte auch in den kommenden 50, 100 oder 5000 Jahren noch gültig sein. Probieren Sie dieses Kunststück einmal mit Ihren Aktien!

Zudem ist der Krüger-Rand absolut fälschungssicher, denn er hat von allen Goldmünzen oder Medaillen das geringste Agio, d.h. den kleinsten Aufpreis gegenüber dem Preis für Barrengold. Die Empfehlung von Franz Pick stammt aus dem Jahre 1971. Damals tobte der Korea-Krieg, die Inflation explodiere, der Papier-Dollar wurde zum letzten Dreck und die Münchner Taxifaher weigerten sich, Dollarscheine als „Geld“ zu akzeptieren.

Die ganze Welt war eifrig damit beschäftigt, ihre Papier-Dollars in Gold umzutauschen. Dann kam der 15. August des Jahres 1971. Die Londoner Regierung hatte geordert, die gewaltige Summe von 3 Milliarden Dollar in Gold zu konvertieren. Da brüllte der amerikanische Präsident Richard Nixon seine Zentralbanker an: „So etwas kommt überhaupt nicht in Frage! Wir behalten unser Gold! Schließlich können wir so viele Dollars drucken, wie wir Lust haben! Ab sofort wird der Goldumtausch für Staatsbanken gesperrt!“ Und das gilt noch bis heute.

Der Rat unserers Währungs-Spezialisten hat während der letzten dreißig Jahre recht gut funktioniert. Es ist zu erwarten, dass sich in Zukunft wenig daran ändert.

Albrecht O. Pfeiffer 11.10.2002
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