In jeder Hinsicht „konkurrenzlos“: Der Fall ComROAD
Die Handschellen um die Arme von Bodo Schnabel haben sich vor wenigen Tagen geschlossen. Der Gründer des Telematik-Unternehmens Comroad wurde wegen Betrugs und Insiderhandels zu einer Gefängnisstrafe von sieben Jahren verurteilt. Ob er, wenn die Stahltür ins Schloss fällt den Satz des Richters: „Sie haben das Vertrauen in die Ehrlichkeit der Börse mit erschüttert“ zum Nachdenken mit in die Zelle nimmt, ist ungewiss. Sicher ist jedoch, dass Schnabel wohl für den gewaltigsten Skandal am Neuen Markt verantwortlich war. Wie konnte das geschehen? Eine Frage, die zu wichtig ist – auch um solche für Kleinanleger und die gesamte Börsenlandschaft verheerende Geschehnisse künftig auszuschließen -, um sie in einem kurzen Artikel zu beantworten. Die wohl umfangreichste und detaillierteste Analyse des „Fall Comroad“ wurde nun von Thorsten Kamps in Partnerschaft mit BLUeBULL erstellt. Der folgende Text ist ein Ausschnitt aus der 43seitigen Studie: „ComROAD – Von den Anfängen bis zur Verurteilung“ unseres freien Mitarbeiters. Die umfassende Studie kann über florian.soellner@bluebull.com angefordert werden.
Die wundersame Geldvermehrung vor dem IPO
Ungefähr eine Million Euro strichen die beiden Konsortialbanken Concord Effekten und Hauck & Aufhäuser als Vergütung für die Begleitung der Emission ein, Concord Effekten nochmals zusätzlich etwa 600.000 Euro durch den Verkauf von 30.000 ComROAD-Aktien aus eigenen Beständen. Die beiden Banken sind natürlich nicht die einzigen Profiteure der Emission: Firmenchef Bodo Schnabel konnte sich nach der Emission über mehr als drei Millionen Euro in der privaten Portokasse freuen, seine Gattin Ingrid strich gut 1,3 Millionen Euro ein. Recht bescheiden nehmen sich da die Erlöse des langjährigen Kompagnons Schnabels, Hartmut Schwamm, und des Aufsichtsratsvorsitzenden Andreas Löhr aus, die jeweils etwa 320.000 bzw. 210.000 Euro aus der Abgabe eigener Anteile in die Emission einnahmen. Den Nettoemissionserlös bezifferte der Verkaufsprospekt seinerzeit auf 16,6 bis 19 Millionen Euro.
Doch schon weit vorher gibt es Interessantes von der ComROAD AG zu berichten: Hervorgegangen ist der selbsternannte Telematik-Weltmarktführer aus der im August 1994 mit einem Stammkapital von 50.000 Mark gegründeten Rain Vermögensverwaltungs GmbH. Diese Vorratsgesellschaft ist selber nie aktiv gewesen, alle Anteile wurden im Oktober 1995 von den Eheleuten Schnabel und einer in Atlanta ansässigen ComROAD Inc. gekauft, die Firma in ComROAD GmbH umgetauft. Kaum zwei Wochen später wurde aus der GmbH eine Aktiengesellschaft, das Grundkapital wurde auf 100.000 Mark aufgestockt, seinerzeit waren Bodo und Ingrid Schnabel und die amerikanische Briefkasten-ComROAD Inc. jeweils im Besitz von 1.250,500 beziehungsweise 250 Aktien zum Nennwert von 50 Mark.
(...) Zur Kapitalerhöhung im Juni 1999 – knapp fünf Monaten vor Börsengang also –, wurde das Grundkapital auf eine halbe Million Mark heraufgesetzt. Hierzu wurden 60.000 neue Aktien ausgegeben, von denen sich Bodo Schnabel 39.600 einverleibte, seine Gattin 16.500, und der Information Storage Gesellschafter Hartmut Schwamm immerhin 3.900 – alles zum Nennwert von 5 Mark, versteht sich.
Die wundersame Geldvermehrung bei ComROAD setzte dann am 30. Juli 1999 ein, als die Concord Effekten per Beteiligungsvertrag 113.800 Aktien zum Nennwert von einem Euro (das Grundkapital war mittlerweile auf Euro umgestellt und in 255.000 neue Aktien eingeteilt worden) für einen Preis von 1.745.000 Euro erwarb, rein rechnerisch ein Preis von 15,33 Euro je Aktie. Gleichzeitig verpflichteten sich die Eheleute Schnabel und Hartmut Schwamm, 1.745.000 neue Aktien zum Nennwert von einem Euro auszugeben. Auf diese Weise wurde das Grundkapital der Gesellschaft mal so eben von 255.000 Euro auf 2.000.000 Euro erhöht, und die Schnabels kamen erstmals in den Genuss eines rechnerischen Geldsegens, da sie statt ihrer 113.800 nun zusätzliche 1.745.000 zum Nennwert von einem Euro erworbene Aktien in Händen hielten. Damit nicht genug: Auch die Venture Capital-Gesellschaft TFG beteiligte sich an dem ambitionierten Unternehmen ComROAD und erwarb im September 1999 immerhin 56.800 Aktien zum Preis von fast 1,6 Millionen Euro (was einem Preis von über 28 Euro je Aktie entspricht) aus dem Besitz der Schnabels und Hartmut Schwamms. Gleichzeitig wurde das Grundkapital ein weiteres Mal um 1.745.000 Euro auf nun 3.745.000 Euro erhöht – und an dieser Kapitalerhöhung partizipierten nun auch Concord Effekten und die TFG: die wollten schließlich auch nicht bei ihrem hohen Einstiegspreis je Aktie hängen bleiben.
Nachdem auf diese Weise Bodo Schnabel mit weiteren 1.085.369, seine Frau Ingrid mit 407.035 und Hartmut Schwamm mit 103.747 Aktien bedacht wurden (wohl gemerkt: alles weiterhin zum Nennwert von einem Euro), bedienten sich also nun auch die Concord Effekten mit 99.291 Aktien und die TFG mit weiteren 49.558 Aktien.
(...) An dieser Stelle nun kommt langsam Kollege Börsenanleger ins Spiel. Denn nun, in einer vorläufig letzten Kapitalerhöhung, stockt man das Grundkapital noch mal schnell um eine Million Euro auf und bietet die entsprechenden Aktien zuzüglich bis zu 290.000 Aktien aus Altaktionärsbesitz, „einer breiten Öffentlichkeit“ per IPO am Neuen Markt an.
Diese Aktien gingen dann zu einem Emissionspreis von 20,50 Euro an die Zeichner. Fast sechs Millionen Euro konnten sich die Altaktionäre (Concord und TFG in diesem Fall mit eingeschlossen) in die Tasche stecken – damit wurden für Familie Schnabel und Hartmut Schwamm aus 400.000 Euro Investition eine Geldeinnahme von gut 5 Millionen Euro zuzüglich eines weiterhin enormen Beteiligungsgrads am Unternehmen (nämlich mehr als 3 Millionen der nun 4,745 Millionen Aktien).(...)
Tja da sieht man mal wieder wie fett die Banken mitspielen und uns verarschen
TomKatschi
Im Wein liegt die Wahrheit.
Die Handschellen um die Arme von Bodo Schnabel haben sich vor wenigen Tagen geschlossen. Der Gründer des Telematik-Unternehmens Comroad wurde wegen Betrugs und Insiderhandels zu einer Gefängnisstrafe von sieben Jahren verurteilt. Ob er, wenn die Stahltür ins Schloss fällt den Satz des Richters: „Sie haben das Vertrauen in die Ehrlichkeit der Börse mit erschüttert“ zum Nachdenken mit in die Zelle nimmt, ist ungewiss. Sicher ist jedoch, dass Schnabel wohl für den gewaltigsten Skandal am Neuen Markt verantwortlich war. Wie konnte das geschehen? Eine Frage, die zu wichtig ist – auch um solche für Kleinanleger und die gesamte Börsenlandschaft verheerende Geschehnisse künftig auszuschließen -, um sie in einem kurzen Artikel zu beantworten. Die wohl umfangreichste und detaillierteste Analyse des „Fall Comroad“ wurde nun von Thorsten Kamps in Partnerschaft mit BLUeBULL erstellt. Der folgende Text ist ein Ausschnitt aus der 43seitigen Studie: „ComROAD – Von den Anfängen bis zur Verurteilung“ unseres freien Mitarbeiters. Die umfassende Studie kann über florian.soellner@bluebull.com angefordert werden.
Die wundersame Geldvermehrung vor dem IPO
Ungefähr eine Million Euro strichen die beiden Konsortialbanken Concord Effekten und Hauck & Aufhäuser als Vergütung für die Begleitung der Emission ein, Concord Effekten nochmals zusätzlich etwa 600.000 Euro durch den Verkauf von 30.000 ComROAD-Aktien aus eigenen Beständen. Die beiden Banken sind natürlich nicht die einzigen Profiteure der Emission: Firmenchef Bodo Schnabel konnte sich nach der Emission über mehr als drei Millionen Euro in der privaten Portokasse freuen, seine Gattin Ingrid strich gut 1,3 Millionen Euro ein. Recht bescheiden nehmen sich da die Erlöse des langjährigen Kompagnons Schnabels, Hartmut Schwamm, und des Aufsichtsratsvorsitzenden Andreas Löhr aus, die jeweils etwa 320.000 bzw. 210.000 Euro aus der Abgabe eigener Anteile in die Emission einnahmen. Den Nettoemissionserlös bezifferte der Verkaufsprospekt seinerzeit auf 16,6 bis 19 Millionen Euro.
Doch schon weit vorher gibt es Interessantes von der ComROAD AG zu berichten: Hervorgegangen ist der selbsternannte Telematik-Weltmarktführer aus der im August 1994 mit einem Stammkapital von 50.000 Mark gegründeten Rain Vermögensverwaltungs GmbH. Diese Vorratsgesellschaft ist selber nie aktiv gewesen, alle Anteile wurden im Oktober 1995 von den Eheleuten Schnabel und einer in Atlanta ansässigen ComROAD Inc. gekauft, die Firma in ComROAD GmbH umgetauft. Kaum zwei Wochen später wurde aus der GmbH eine Aktiengesellschaft, das Grundkapital wurde auf 100.000 Mark aufgestockt, seinerzeit waren Bodo und Ingrid Schnabel und die amerikanische Briefkasten-ComROAD Inc. jeweils im Besitz von 1.250,500 beziehungsweise 250 Aktien zum Nennwert von 50 Mark.
(...) Zur Kapitalerhöhung im Juni 1999 – knapp fünf Monaten vor Börsengang also –, wurde das Grundkapital auf eine halbe Million Mark heraufgesetzt. Hierzu wurden 60.000 neue Aktien ausgegeben, von denen sich Bodo Schnabel 39.600 einverleibte, seine Gattin 16.500, und der Information Storage Gesellschafter Hartmut Schwamm immerhin 3.900 – alles zum Nennwert von 5 Mark, versteht sich.
Die wundersame Geldvermehrung bei ComROAD setzte dann am 30. Juli 1999 ein, als die Concord Effekten per Beteiligungsvertrag 113.800 Aktien zum Nennwert von einem Euro (das Grundkapital war mittlerweile auf Euro umgestellt und in 255.000 neue Aktien eingeteilt worden) für einen Preis von 1.745.000 Euro erwarb, rein rechnerisch ein Preis von 15,33 Euro je Aktie. Gleichzeitig verpflichteten sich die Eheleute Schnabel und Hartmut Schwamm, 1.745.000 neue Aktien zum Nennwert von einem Euro auszugeben. Auf diese Weise wurde das Grundkapital der Gesellschaft mal so eben von 255.000 Euro auf 2.000.000 Euro erhöht, und die Schnabels kamen erstmals in den Genuss eines rechnerischen Geldsegens, da sie statt ihrer 113.800 nun zusätzliche 1.745.000 zum Nennwert von einem Euro erworbene Aktien in Händen hielten. Damit nicht genug: Auch die Venture Capital-Gesellschaft TFG beteiligte sich an dem ambitionierten Unternehmen ComROAD und erwarb im September 1999 immerhin 56.800 Aktien zum Preis von fast 1,6 Millionen Euro (was einem Preis von über 28 Euro je Aktie entspricht) aus dem Besitz der Schnabels und Hartmut Schwamms. Gleichzeitig wurde das Grundkapital ein weiteres Mal um 1.745.000 Euro auf nun 3.745.000 Euro erhöht – und an dieser Kapitalerhöhung partizipierten nun auch Concord Effekten und die TFG: die wollten schließlich auch nicht bei ihrem hohen Einstiegspreis je Aktie hängen bleiben.
Nachdem auf diese Weise Bodo Schnabel mit weiteren 1.085.369, seine Frau Ingrid mit 407.035 und Hartmut Schwamm mit 103.747 Aktien bedacht wurden (wohl gemerkt: alles weiterhin zum Nennwert von einem Euro), bedienten sich also nun auch die Concord Effekten mit 99.291 Aktien und die TFG mit weiteren 49.558 Aktien.
(...) An dieser Stelle nun kommt langsam Kollege Börsenanleger ins Spiel. Denn nun, in einer vorläufig letzten Kapitalerhöhung, stockt man das Grundkapital noch mal schnell um eine Million Euro auf und bietet die entsprechenden Aktien zuzüglich bis zu 290.000 Aktien aus Altaktionärsbesitz, „einer breiten Öffentlichkeit“ per IPO am Neuen Markt an.
Diese Aktien gingen dann zu einem Emissionspreis von 20,50 Euro an die Zeichner. Fast sechs Millionen Euro konnten sich die Altaktionäre (Concord und TFG in diesem Fall mit eingeschlossen) in die Tasche stecken – damit wurden für Familie Schnabel und Hartmut Schwamm aus 400.000 Euro Investition eine Geldeinnahme von gut 5 Millionen Euro zuzüglich eines weiterhin enormen Beteiligungsgrads am Unternehmen (nämlich mehr als 3 Millionen der nun 4,745 Millionen Aktien).(...)
Tja da sieht man mal wieder wie fett die Banken mitspielen und uns verarschen
TomKatschi
Im Wein liegt die Wahrheit.