Der Einfluss von WorldCom auf die Internet-Backbones
[11.07.2002 11:49 ]
Eine mögliche Pleite des skandalgeschüttelten Carriers WorldCom[1] kann die Infrastruktur des Internet negativ beeinflussen. Darauf weist die US-Beratungsfirma TeleGeography[2] hin, die sich auf die Erstellung von Statistiken rund um das Internet[3], die Durchführung von Bandbreitenanalysen sowie die "Internet-Kartographie" spezialisiert hat. Die Frage, wie stark die Krise der Internet-Carrier die Netz-Infrastruktur in Mitleidenschaft ziehen kann, hat bereits bei der Insolvenz des niederländischen Carriers KPNQwest[4] eine Rolle gespielt. WorldCom betreibt ein etabliertes Sprach- und Datennetzwerk mit einem bedeutenden Marktanteil, betont nun Telegeography. Besonders UUNet, die Internet-Tochter von WorldCom, generierte im Jahr 2001 Umsätze in Höhe von 4,7 Milliarden US-Dollar mit Zugangs- und Hosting-Dienstleistungen.
Es sei angesichts der heftigen Konkurrenzsituation und dem komplexen Gewirr bei den US-Backbones im Internet schwierig, die Position von WorldCom/UUNet bei der Internet-Infrastruktur der USA richtig einzuschätzen. Trotzdem glaubt Telegeography, mit dem gerade veröffentlichten Bericht U.S. Internet Geography 2003[5] deutlich machen zu können, welche wichtige Rolle WorldCom bei den US-Backbones einnimmt. "WorldCom betreibt unter vielen Aspekten den größten Internet-Backbone und hat ein ausgedehntes internationales Netzwerk, eine große Kunden- und Umsatzbasis und sehr viele Interconnections", betonte Alan Mauldin von Telegeography. WorldCom sei auf Grund dieser starken Marktposition eigentlich in der Lage, recht hohe Preise für den Anschluss an das eigene Netzwerk verlangen zu können. Daher sieht das WorldCom-Management unter dem neuen Chef John Sidgmore, der früher für UUNet zuständig war, auch keine Veranlassung, die Internet-Tochter zur Sanierung des Konzerns zu verkaufen.
WorldCom bewältigt laut dem Report 30 Prozent der Bandbreite auf den 20 größten US-Internet-Routen -- "mehr als die vier nächstplatzierten Provider zusammen", wie Telegeography lakonisch kommentiert. Interessanterweise folgt als Zweitplatzierter hinter WorldCom mit einem Anteil von 8 Prozent der US-Konzern Qwest -- und Qwest, neben der niederländischen KPN der Hauptaktionär bei KPNQwest, ist selbst in finanziellen Schwierigkeiten und muss sich eine Ermittlung der US-Justiz wegen seiner Bilanzierungspraktiken gefallen lassen[6].
30 Prozent aller Umsätze mit Backbone-Anschlüssen in den USA verbucht WorldCom für sich; über den Carrier sind nach den Ergebnissen der Telegeography-Untersuchung mehr als 3400 Netzwerke weltweit an die Backbones angeschlossen. Kurz bevor der Bilanzierungsskandal bei dem Carrier publik wurde, öffnete WorldCom erst zwei neue Internet-Austauschknoten[7] in Chicago und New York, die zur Verbindung der Backbones und autonomen Systeme[8] im Internet dienen. Eine Pleite von WorldCom und eine etwaige Abschaltung der Backbones und Exchanges, wenn sich angesichts vorhandener Überkapazitäten und der Krise des Telecom-Sektors kein Investor findet, kann also einige Auswirkungen auf die Ausfalltoleranz und die erzielbaren Durchsatzraten im Internet haben.
Anteil der Provider an der Kapazität der 20 größten Internet-Routen
(Quelle: TeleGeography, U.S. Internet Geography 2003, Stand: Juni 2002) Firma Anteil
WorldCom 29%
Qwest 8%
Cogent 7%
Level 3 7%
Genuity 6%
Sprint 6%
France Telecom 5%
XO 5%
AT&T 4%
Cable & Wireless 4%
Einen ausführlichen Report zur Krise der Internet-Carrier, ihrer Auswirkung auf die Internet-Struktur und die technische Entwicklung der Backbones bringt c't[9] in Ausgabe 15/2002 (ab dem 15. Juli im Handel). (jk[10]/c't)
[11.07.2002 11:49 ]
Eine mögliche Pleite des skandalgeschüttelten Carriers WorldCom[1] kann die Infrastruktur des Internet negativ beeinflussen. Darauf weist die US-Beratungsfirma TeleGeography[2] hin, die sich auf die Erstellung von Statistiken rund um das Internet[3], die Durchführung von Bandbreitenanalysen sowie die "Internet-Kartographie" spezialisiert hat. Die Frage, wie stark die Krise der Internet-Carrier die Netz-Infrastruktur in Mitleidenschaft ziehen kann, hat bereits bei der Insolvenz des niederländischen Carriers KPNQwest[4] eine Rolle gespielt. WorldCom betreibt ein etabliertes Sprach- und Datennetzwerk mit einem bedeutenden Marktanteil, betont nun Telegeography. Besonders UUNet, die Internet-Tochter von WorldCom, generierte im Jahr 2001 Umsätze in Höhe von 4,7 Milliarden US-Dollar mit Zugangs- und Hosting-Dienstleistungen.
Es sei angesichts der heftigen Konkurrenzsituation und dem komplexen Gewirr bei den US-Backbones im Internet schwierig, die Position von WorldCom/UUNet bei der Internet-Infrastruktur der USA richtig einzuschätzen. Trotzdem glaubt Telegeography, mit dem gerade veröffentlichten Bericht U.S. Internet Geography 2003[5] deutlich machen zu können, welche wichtige Rolle WorldCom bei den US-Backbones einnimmt. "WorldCom betreibt unter vielen Aspekten den größten Internet-Backbone und hat ein ausgedehntes internationales Netzwerk, eine große Kunden- und Umsatzbasis und sehr viele Interconnections", betonte Alan Mauldin von Telegeography. WorldCom sei auf Grund dieser starken Marktposition eigentlich in der Lage, recht hohe Preise für den Anschluss an das eigene Netzwerk verlangen zu können. Daher sieht das WorldCom-Management unter dem neuen Chef John Sidgmore, der früher für UUNet zuständig war, auch keine Veranlassung, die Internet-Tochter zur Sanierung des Konzerns zu verkaufen.
WorldCom bewältigt laut dem Report 30 Prozent der Bandbreite auf den 20 größten US-Internet-Routen -- "mehr als die vier nächstplatzierten Provider zusammen", wie Telegeography lakonisch kommentiert. Interessanterweise folgt als Zweitplatzierter hinter WorldCom mit einem Anteil von 8 Prozent der US-Konzern Qwest -- und Qwest, neben der niederländischen KPN der Hauptaktionär bei KPNQwest, ist selbst in finanziellen Schwierigkeiten und muss sich eine Ermittlung der US-Justiz wegen seiner Bilanzierungspraktiken gefallen lassen[6].
30 Prozent aller Umsätze mit Backbone-Anschlüssen in den USA verbucht WorldCom für sich; über den Carrier sind nach den Ergebnissen der Telegeography-Untersuchung mehr als 3400 Netzwerke weltweit an die Backbones angeschlossen. Kurz bevor der Bilanzierungsskandal bei dem Carrier publik wurde, öffnete WorldCom erst zwei neue Internet-Austauschknoten[7] in Chicago und New York, die zur Verbindung der Backbones und autonomen Systeme[8] im Internet dienen. Eine Pleite von WorldCom und eine etwaige Abschaltung der Backbones und Exchanges, wenn sich angesichts vorhandener Überkapazitäten und der Krise des Telecom-Sektors kein Investor findet, kann also einige Auswirkungen auf die Ausfalltoleranz und die erzielbaren Durchsatzraten im Internet haben.
Anteil der Provider an der Kapazität der 20 größten Internet-Routen
(Quelle: TeleGeography, U.S. Internet Geography 2003, Stand: Juni 2002) Firma Anteil
WorldCom 29%
Qwest 8%
Cogent 7%
Level 3 7%
Genuity 6%
Sprint 6%
France Telecom 5%
XO 5%
AT&T 4%
Cable & Wireless 4%
Einen ausführlichen Report zur Krise der Internet-Carrier, ihrer Auswirkung auf die Internet-Struktur und die technische Entwicklung der Backbones bringt c't[9] in Ausgabe 15/2002 (ab dem 15. Juli im Handel). (jk[10]/c't)