Der Alptraum vom Crash
von Jochen Steffens
Vorgeschichte:
Am Wochenende hatte ich mich mit der Aktie Du Pont beschäftigt, die in dem Depot der MakroStrategie zu finden ist. Hier soll es im Zusammenhang mit giftigen Stoffen in Teflon zu einer Klage in den USA kommen.
Solche Klagen machen natürlich etwas nervös. Da die Makrostrategie auf langfristige Investitionen zur nachhaltigen Vermögensmehrung ausgerichtet ist, gilt hier, überhastete Entscheidungen zu vermeiden. Ich habe den Kurs der Aktie beobachtet, er blieb vor den Zahlen von DuPont relativ stabil. Aus diesem Grund rechnete ich damit, dass wieder einmal institutionelle Investoren mehr wussten und die Zahlen von DuPont gut werden würden. Einen Tag vor den Zahlen hatte ich einen Traum, nämlich, dass DuPont extrem stark einbrechen würde.
Die DuPont Zahlen wurden veröffentlicht und sie waren überraschend schlecht. DuPont brach zwar nicht so stark ein, wie ich geträumt hatte, aber es blieb ein Minus von über 6 %.
Nun gut, dachte ich mir, du hast dich am Wochenende sehr mit der Aktie beschäftigt, im Traum verarbeitet man die Ereignisse des Tages, du hast einfach nur deine Sorge vor einem Einbruch verarbeitet.
Und dann kam es noch schlimmer
Soweit so gut. Sie können sich denken, dass ich diese Geschichte nicht hier erwähnen würde, wenn sie nicht eine weitere, verteufelte Wendung nähme ...
Heute Nacht träumte ich, dass ich nächste Woche Montag (das ist tatsächlich so gewesen, so seltsam sich das auch anhört) abends nach Hause komme und meine Mutter (die in der Realität schon seit vielen Jahren verstorben ist) mir aufgeregt mitteilte, dass es zu einem der "größten Börsencrashs aller Zeiten" gekommen sei. Aufgeregt ging ich auf einen Kollegen zu, der zufällig auch plötzlich in dem Raum war. Der blieb jedoch ganz gelassen, reagiert nicht, das regte mich derart auf, dass ich aufwachte ...
Ich weiß nicht, wie es Ihnen gegangen wäre, aber ich war plötzlich mitten in der Nacht hellwach. Ich denke, wenn diese Geschichte mit DuPont nicht gewesen wäre, ich hätte geschmunzelt und mich friedlich wieder ins Bett gelegt. So ließ mir der Traum jedoch keine Ruhe.
Ich habe dann angestrengt nachgedacht. Ja, ein Kollege hat mir am Tag einen Chart geschickt, indem er mir einen Einbruch Anfang August mit einem massiven Juli-Hoch gezeigt hatte. Gut, auch der Traum kann also auch nur eine Verarbeitung des Tagesgeschehens gewesen sein.
Jetzt wird es kompliziert
Nehmen wir an, es wäre tatsächlich eine einfache Verarbeitung eines Tagesgeschehens gewesen, keine hellsichtige Fähigkeit. Und was der Zufall will: Am Montag käme es zu einem Crash.
Mein Leben würde zu einem Horrorszenario werden. Denn ab diesem Zeitpunkt würde ich sicherlich alle meine Träume extrem überbewerten. Bei dem Mist, den man sich so zusammenträumt, könnte das ganz schön fies werden.
Nehmen wir an, es wäre ein hellsichtiger Traum gewesen, was soll ich tun? Alles verkaufen? Die Steuervorteile meine langfristigen Positionen riskieren, wegen einem Traum? Woher weiß ich, dass dieser eine Traum gerade ein hellsichtiger Traum gewesen sein soll? Würden Sie alles verkaufen?
Ich glaube nicht an hellsichtige Träume, auch wenn ich nun sicherlich viele E-Mails von Ihnen erhalten werden, in denen Sie mir andere Geschichten berichten. Es wird meine Meinung nicht ändern. Ich glaube daran, dass Tagesgeschehen in Träumen verarbeitet werden. Bei der Vielzahl von Träumen wird es bei 6 Mrd. Menschen häufig genug zufällig vorkommen, dass diverse Träume etwas mit der zeitlich folgende Realität zu tun haben. Für den Einzelnen sicherlich eine Bestätigung. Ein Beweis für hellsichtiges Träumen ist das jedoch nicht, ein Gegenbeweis natürlich auch nicht.
Ich würde nicht einmal daran glauben, wenn Montag ein Crash eintreten würde – hoffe ich.
Aber, Sie können mir glauben, ich wäre trotzdem dankbar, wenn es Montag nicht dazu kommen wird. Denn ich möchte nicht in die Zukunft schauen können, auch nicht in meinen Träumen. Warum sollte ich mir mein Jetzt durch die Zukunft beeinflussen lassen?
Dieser Kollege, der im Traum nicht auf die Nachricht vom Crash reagierte, sagte zu mir, als ich ihm von dem Traum erzählte: "Jochen, du brauchst Urlaub, wenn du schon von der Börse träumst!"
Vielleicht hat er Recht und bald werde ich auch Urlaub machen. Aber vielleicht wollte mich die letzte Szene aus dem Traum nur darauf hinweisen, dass seine gelassene Reaktion auf meine Erzählung die falsche Reaktion ist – gruselig, oder?
von Jochen Steffens
Vorgeschichte:
Am Wochenende hatte ich mich mit der Aktie Du Pont beschäftigt, die in dem Depot der MakroStrategie zu finden ist. Hier soll es im Zusammenhang mit giftigen Stoffen in Teflon zu einer Klage in den USA kommen.
Solche Klagen machen natürlich etwas nervös. Da die Makrostrategie auf langfristige Investitionen zur nachhaltigen Vermögensmehrung ausgerichtet ist, gilt hier, überhastete Entscheidungen zu vermeiden. Ich habe den Kurs der Aktie beobachtet, er blieb vor den Zahlen von DuPont relativ stabil. Aus diesem Grund rechnete ich damit, dass wieder einmal institutionelle Investoren mehr wussten und die Zahlen von DuPont gut werden würden. Einen Tag vor den Zahlen hatte ich einen Traum, nämlich, dass DuPont extrem stark einbrechen würde.
Die DuPont Zahlen wurden veröffentlicht und sie waren überraschend schlecht. DuPont brach zwar nicht so stark ein, wie ich geträumt hatte, aber es blieb ein Minus von über 6 %.
Nun gut, dachte ich mir, du hast dich am Wochenende sehr mit der Aktie beschäftigt, im Traum verarbeitet man die Ereignisse des Tages, du hast einfach nur deine Sorge vor einem Einbruch verarbeitet.
Und dann kam es noch schlimmer
Soweit so gut. Sie können sich denken, dass ich diese Geschichte nicht hier erwähnen würde, wenn sie nicht eine weitere, verteufelte Wendung nähme ...
Heute Nacht träumte ich, dass ich nächste Woche Montag (das ist tatsächlich so gewesen, so seltsam sich das auch anhört) abends nach Hause komme und meine Mutter (die in der Realität schon seit vielen Jahren verstorben ist) mir aufgeregt mitteilte, dass es zu einem der "größten Börsencrashs aller Zeiten" gekommen sei. Aufgeregt ging ich auf einen Kollegen zu, der zufällig auch plötzlich in dem Raum war. Der blieb jedoch ganz gelassen, reagiert nicht, das regte mich derart auf, dass ich aufwachte ...
Ich weiß nicht, wie es Ihnen gegangen wäre, aber ich war plötzlich mitten in der Nacht hellwach. Ich denke, wenn diese Geschichte mit DuPont nicht gewesen wäre, ich hätte geschmunzelt und mich friedlich wieder ins Bett gelegt. So ließ mir der Traum jedoch keine Ruhe.
Ich habe dann angestrengt nachgedacht. Ja, ein Kollege hat mir am Tag einen Chart geschickt, indem er mir einen Einbruch Anfang August mit einem massiven Juli-Hoch gezeigt hatte. Gut, auch der Traum kann also auch nur eine Verarbeitung des Tagesgeschehens gewesen sein.
Jetzt wird es kompliziert
Nehmen wir an, es wäre tatsächlich eine einfache Verarbeitung eines Tagesgeschehens gewesen, keine hellsichtige Fähigkeit. Und was der Zufall will: Am Montag käme es zu einem Crash.
Mein Leben würde zu einem Horrorszenario werden. Denn ab diesem Zeitpunkt würde ich sicherlich alle meine Träume extrem überbewerten. Bei dem Mist, den man sich so zusammenträumt, könnte das ganz schön fies werden.
Nehmen wir an, es wäre ein hellsichtiger Traum gewesen, was soll ich tun? Alles verkaufen? Die Steuervorteile meine langfristigen Positionen riskieren, wegen einem Traum? Woher weiß ich, dass dieser eine Traum gerade ein hellsichtiger Traum gewesen sein soll? Würden Sie alles verkaufen?
Ich glaube nicht an hellsichtige Träume, auch wenn ich nun sicherlich viele E-Mails von Ihnen erhalten werden, in denen Sie mir andere Geschichten berichten. Es wird meine Meinung nicht ändern. Ich glaube daran, dass Tagesgeschehen in Träumen verarbeitet werden. Bei der Vielzahl von Träumen wird es bei 6 Mrd. Menschen häufig genug zufällig vorkommen, dass diverse Träume etwas mit der zeitlich folgende Realität zu tun haben. Für den Einzelnen sicherlich eine Bestätigung. Ein Beweis für hellsichtiges Träumen ist das jedoch nicht, ein Gegenbeweis natürlich auch nicht.
Ich würde nicht einmal daran glauben, wenn Montag ein Crash eintreten würde – hoffe ich.
Aber, Sie können mir glauben, ich wäre trotzdem dankbar, wenn es Montag nicht dazu kommen wird. Denn ich möchte nicht in die Zukunft schauen können, auch nicht in meinen Träumen. Warum sollte ich mir mein Jetzt durch die Zukunft beeinflussen lassen?
Dieser Kollege, der im Traum nicht auf die Nachricht vom Crash reagierte, sagte zu mir, als ich ihm von dem Traum erzählte: "Jochen, du brauchst Urlaub, wenn du schon von der Börse träumst!"
Vielleicht hat er Recht und bald werde ich auch Urlaub machen. Aber vielleicht wollte mich die letzte Szene aus dem Traum nur darauf hinweisen, dass seine gelassene Reaktion auf meine Erzählung die falsche Reaktion ist – gruselig, oder?