Der russische Ölkonzern Rosneft will in einer Woche an die Börse gehen. Nach einem zögerlichen Beginn zieht die Nachfrage offenbar an. Auch der britische Ölkonzern BP will angeblich Rosneft-Akien kaufen.
Das berichtete die russische Wirtschaftszeitung "Wedomosti" und berief sich dabei auf Insider von BP. Der Konzern wolle demnach einen Preis über dem Marktniveau zahlen und im Gegenzug günstigere Konditionen für seine Projekte in Russland fordern, schreibt die Zeitung. Die Briten betreiben seit einigen Jahren das Gemeinschaftsunternehmen TNK-BP in Russland, das rund ein Viertel zur Öl- und Gasförderung von BP beiträgt.
Damit schlägt BP offenbar einen ähnlichen Weg wie der chinesische Energiekonzern China National Petroleum (CNPC) ein. CNPC will laut Zeitungsberichten Rosneft-Aktien für bis zu drei Milliarden Dollar kaufen. Allerdings fordern auch die Chinesen eine Gegenleistung: Im Gespräch seien die Ausdehnung eines langfristigen Rohöl-Liefervertrages oder die Beteiligung an der Erschließung an ostsibirischen Erdölvorkommen.
Mittlerweile haben Investoren mehr Rosneft-Aktien geordert als angeboten werden, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Personen, die mit dem Börsengang befasst sind. Ein Großteil der Papiere hätten Ölkonzerne gezeichnet, den Rest Fondsmanager und Privatinvestoren.
Staat hat das Sagen
Derzeit kontrolliert die russische Regierung Rosneft über die 100-prozentige Beteiligung Rosneftegaz, eine so genannte Zweckgesellschaft ("special purpose vehicle").
Rosneftegaz bietet 14,3 Prozent ihrer Rosneft-Papiere zwischen 5,85 und 7,85 US-Dollar an. Damit wird Rosneft mit 60 bis 80 Milliarden Dollar bewertet. Der Emissionserlös liegt bei bis zu 11,6 Milliarden Dollar. Mittlerweile wurde die Zeichnungsfrist für Privatanleger um zwei Tage bis zum 12. Juli verlängert - angeblich wegen der hohen Nachfrage. Für Profi-Investoren läuft die Zeichnungsfrist nach wie vor bis zum 13. Juli. Die Wertpapiere sollen an den beiden wichtigsten Moskauer Handelsplätzen sowie der London Stock Exchange (LSE) notiert werden.
Mit dem Emissionserlös könnten Rosneft bzw. Rosneftegaz einen 7,5-Milliarden schweren Kredit an ein Bankenkonsortium zurückzahlen, an dem Geldgeber wie ABN Amro, Barcleys Capital, Dresdner Kleinwort Wasserstein, J.P. Morgan und Morgan Stanley beteiligt sind.
Erhebliche Risiken
Als Risiko für Rosneft gelten Klagen des Konkurrenten Yukos, der Ende 2004 vom russischen Staat zerschlagen worden war. Damals hatte Rosneft über die Briefkastenfirma Baikalfinanzgruppe die wertvollste Beteiligung von Yukos, Juganskneftegaz, weit unter Wert ersteigert.
Bereits zu diesem Zeitpunkt hatte eine namensähnliche Aktie stark profitiert - Rosneftegazstroy. Die Hinterlegungsscheine (American Depository Receipts) des Unternehmens konnten sich damals mehr als verfünffachen, obwohl Rosneftegazstroy gar nichts mit Rosneft zu tun hat.